Botanik: Frauenschuh (Paphiopedilum insigne) Blütenstängel *

Begonnen von Fahrenheit, April 11, 2010, 19:51:35 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

hier ein weiteres Präparat aus dem letzten Workshop der Bonner mit Rolf-Dieter Müllers neuer Färbung.

Es handelt sich um den Querschnitt eines Blütenstängels vom Frauenschuh Paphiopedilum insigne. Die Pflanze wurde 1819 vom Leiter des Botanischen Gartens in Kalkutta, Nathaniel Wallish, in Bangladesh entdeckt und beschrieben und schon ein Jahr später erstmals in Kalkutta kultiviert.
P. insignie ist eine Erdorchidee und kommt in Süd-Ost-Asien in Höhen zwischen 1200 und 2000 Metern an feuchten Standorten auf kalkhaltigen Böden vor.
Die auffällige Lippe der Blüte bildet eine Falle für Insekten, die für einen intensiveren Kontakt mit den Staubbeuteln und dem Stempel sorgt und somit die Befruchtung begünstigt.

Die Pflanzen aus der Gattung Paphiopedilum waren lange Zeit die bekanntesten Zimmerorchideen und sind sicher auch wegen ihrer eindrucksvollen Blüten noch immer häufig im Fachhandel zu finden.

Bild 1: Die Blüte in voller Pracht (Orchi, GFDL)


Bild 2: Eine sehr schöne Illustration von P. insigne von Sarah Maria Curtis (Curtis's Botanical Magazine" vol. 62, 1835, gemeinfrei)


Bild 3: Auch Ernst Haeckel hat in einer seiner großartigen Zeichnungen eine P. insigne verewigt (Kunstformen der Natur - 1904, gemeinfrei)

Es ist die Blüte am rechten Bildrand in der Mitte.

Nun zu den Schnitten (Schlittenmikrotom, Rolf-Dieter Müller, 30 µm), gefärbt in 3 Stufen mit Diamantfuchsin/Safranin, Astrablau/Acriflavin und Chrysoidin. Einschluss in Euparal.

Bild 4/5: Übersicht, Vergrößerung 50x, Stapel aus 18 Bildern


Ep : Epidermis
Rp : Rindenparenchym
SR : Sklerenchymring
H  : mehrzelliges Haar
LB : Leitbündel mit Xylem (rot) und Phloem (blaugrün)
Mp: Markparenchym

Bild 6: Sklerenchymring mit innenliegenden Leitbündeln, Vergrößerung 100x, Stapel aus 7 Bildern


Bild 7: zwei mehrzellige Haare, Vergrößerung 200x, Stapel aus 21 Bildern

Das längerer der beiden Haare ist ca. 200 µm lang.

Bild 8: ich finde die Genauigkeit der botanischen Zeichnungen immer wieder frappierend: die behaarten Blatt- und Blütenstängel finden sich auch in der Illustration von Frau Curtis wieder


Bild 9: zum Schluss noch ein einzelnes Leitbündel aus dem zentralen Mark des Stängels, Vergrößerung 400x, Stapel aus 4 Bildern

Der Durchmesser an der breitesten Stelle beträgt etwa 130 µm.

Vielen Dank fürs Lesen, Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg

Edit: verlorene Bilder wiederhergestellt.
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Jürgen H.

Wunderschön kommen die Sklerenchymzellen im letzten Bild heraus, lieber Jörg.

Die alten botanischen Zeichnungen liebe ich auch sehr. In vielen Fällen vermitteln sie neben wissenschaftlicher Genauigkeit auch einen besonderen malerischen ästhetischen Reiz.

Schau einmal hier: Da beschäftigt man sich an der Uni Bern mit solchen alten Zeichnungen aus dem 18. und 19 Jahrhundert:

http://penelope.unibe.ch/docuserver/compago/projekt/projekt_bot.html

Und so etwas in Aquarelltechnik...Es ist einfach bewundernswert.

Mikrogrüße

Jürgen

Holger Adelmann

Sehr schöne Schnitte, Jörg, ganz ohne Zerreissungen !
Du beherrschst das Scheiden wirklich sehr schön.

Einzig der ungleich illuminierte Hintergrund wäre noch zu verbessern - erlaubt Deine Kamera eine Hintergrundsubtraktion ?

Herzliche Grüsse
Holger

Fahrenheit

#3
Lieber Jürgen, lieber Holger,

vielen Dank für Euer Lob!

Die Schnitte sind von Rolf-Dieter Müller, ich arbeite nicht mit einem Schlittenmikrotom, sondern mit einem Zylindermikrotom und komme damit selten unter 30 µm. Das Lob bezüglich der Schnittqualität werde ich also gerne weitergeben.  :)

Dir, lieber Jürgen, vielen Dank für den interessanten Link zur Uni Bern. Ich habe schon mal grob drüber gelesen, aber da lohnt es sich, mehr Zeit zu investieren.

Die alte A520 beherrscht - zumindest soweit es mir bekannt ist - keine Hintergrundsubtraktion. Ich stacke mit dem Zerene Stacker - vielleicht bietet das Programm irgendwo im Optionen-Keller eine entsprechende Möglichkeit.
Ursache für die Vignettierung ist der etwas lockere Sitz des Kameraokulars in der Okularaufnahme des Tubus.
Durch das Gewicht der Kamera verkantet die Konstruktion ein wenig, sodass Kamera und Okular nicht auf einer optischen Achse sitzen.
Diverse Experimente mit Alufolie haben bisher nicht das gewünschte Ergebnis gebracht ...

Herzliche Grüße
Jörg
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Jürgen H.

Lieber Jörg,

wenn das Okular stets am Platz bleibt: Eine bis ein paar Lagen des breiten Tesafilms?

Mikrogrüße

Jürgen

Fahrenheit

Lieber Jürgen,

danke für Deinen Hinweis. Leider bleibt das Okular nicht an seinem Platz. Wenn ich Bilder machen möchte, tausche ich eines der Beobachtungsokulare gegen das Photookular aus. An dem hängt dann per Herrmannschem Kameraadapter die A520.  ;D

Bei Einzelbildern stört das ganze auch nicht so sehr - wenn man nicht zwei gleiche direkt untereinander postet. Zusammengesetzte Aufnahmen, wie Sie einige hier zeigen, kann ich damit natürlich vergessen.

Herzliche Grüße
Jörg
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elmar

eine gelungene bilderserie. macht spass und lust auf mehr und selbst. ...ich arbeite dran.
liebe grüsse   elmar
gerne biete ich allen forummitgliedern das DU an.

Fahrenheit

Lieber Elmar,

auch Dir vielen Dank für Dein Lob!

Herzliche Grüße
Jörg
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Eckhard

Lieber Jörg,

Eine schöne bunte Färbung!

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Fahrenheit

Lieber Eckhard,

schön, mal wieder von Dir zu hören. Stehst Du noch am westlichen oder schon wieder am östlichen Ufer?  :)

Das schöne Bunt haben wir Rolf-Dieter zu verdanken - ich nehme an, Du hast den Link "Färbung" in meinem Eingangsposting gefunden?
Rolf-Dieter hat uns Bonnern im März wieder einen sehr vergnüglichen Abend bereitet, an dem wir uns nach einem interessanten Vortrag an seiner Neuentwicklung austoben konnten.

Herzliche Grüße
Jörg
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Mila

Guten Morgen :)

lieber Jörg,

das ist wirklich eine schöne Bilderserie und eine feine Dokumnetation unserer Arbeit im Färbeworkshop.

Die Färbung ist wirklich sehr gut durchführbar und sicher in den Ergebnissen. Zwei meiner Schülerinnen waren ebenfalls dabei und erfreuen sich an den gut gelungenen Präparaten.

Die einzelnen Gewebearten können so gut differenziert dargestellt werden. Danke auch an Rolf-Dieter Müller, der die Färbung entwickelte und die Schnitte zur Verfügung stellte

Viele Grüße
Mila