Penardiella interrupta

[Martin Kreutz]

Liebes Forum,

heute möchte ich hier den seltsamen Ciliaten Penardiella interrupta zeigen. Dieser Ciliat ist haptorid (= mit Extrusomen Beute fangend) und ich finde ihn im Simmelried in der obersten (noch aeroben) Schlammschicht in ca. 50 cm Tiefe. Er war vor ca. 5 Jahren noch häufiger zu finden, aber im Jahre 2009 musste ich mich mit diesem einen, gezeigten Exemplar zufrieden geben.

Er ist für den Laien etwas schwierig zu identifizieren, da die Zeichnung im Kahl nicht besonders aussagekräftig ist. Aber die von Kahl beschriebenen Merkmale machen die Zuordnung sicher.

Dies ist das exakt 100 µm lange Exemplar von Penariella interrupta von rechts. Im Inneren sind neben den Zoochlorellen (ZO) auch eine Anhäufung von ringförmigen Granula (RG), mit einem Durchmesser von 2,3 µm, zu erkennen. Das könnten die Reste der letzten Mahlzeit sein, wahrscheinlich Dexiotricha granulosa:

EX= Extrusomen
ZO = Zoochlorellen
RG = ringförmiges Granula
KV = kontraktile Vakuole
MA = Makronukeus



Penardiella ist mit den Spathidien verwandt und hoch spezialisiert. Man darf nicht vergessen, dass einige Millionen Jahre Evolution und unzählige Teilungen zu dieser Form geführt haben. Wie Spathidium besitzt Penardiella einen mit Extrusomen bewehrten Mundwulst mit einem Mundspalt (MS). Vom Mundspalt zieht sich ventral nun ein breites, doppeltes Extrusomenband (EB) um den Körper. Um dies zu sehen, muss man den Ciliaten auf den Rücken drehen:

EB = Extrusomenband
MS = Mundspalt



Es umrundet den Körper jedoch nicht komplett! Vielmehr hört es genau in der Mitte der Rückseite auf. Um dies zu sehen, muss man den Ciliaten nun wieder auf den Bauch drehen und man bekommt die schöne Rückfront zu Gesicht. Man erkennt deutlich, wie das Extrusomenband (EB) auf halber Höhe endet, genau wie Kahl es beschreibt:



Auf der Rückseite erkennt man auch die für viele Ciliaten typische Dorsalbürste (DB), die im ,,Nacken" des Ciliaten sitzt. Ihre Form und Größe ist bei vielen Ciliaten Bestimmungsmerkmal. In der folgenden Ansicht von links erkennt man den Aufbau etwas besser. Im ,,Nacken" die Dorsalbürste (DB) und ventral die kurzen Extrusomen, welches das umlaufende Extrusomenband ausbilden.

D = Dorsal
V = Ventral
EB = Extrusomenband



Zum Schluss habe ich P. interrupta doch noch etwas pressen müssen, um das Innenleben zu studieren. Man erkennt im Bereich des Mundspaltes zwei Sorten von Extrusome. Die langen, ca. 10 µm langen, welche nur dort vorkommen und die ca. 3 µm langen, welche das Extrusomenband (EB) bilden. In dieser Schichtdicke erkennt man erst den Mikronukleus (Mi), welcher einem diffusen Makronukleus (Ma) angelagert ist.



Allen einen schönen Abend und viel Spass beim anschauen !

Martin Kreutz

[Michael Plewka]

hallo Martin,
da hast Du ja mal wieder einen exotischen Fund ausgegraben! Natürlich habe ich so ein Viech noch nie vorher gesehen, und dann wieder in dieser super Qualität!  Dieses Extrusomenband ist wirklich spektakulär!
besten Dank und beste Grüße Michael

[steffenclauss]

Hallo Martin,

danke für den interessanten Beitrag!
Dem Vieh bin ich auch noch nie begegnet..

viele Grüße
Steffen Clauss

[Eckhard]

Hallo Martin,

tolle Bilder, vielen Dank. Das Extrusomenband auf dem zweiten Bild ist wirklich erstaunlich. Ich bin immer wieder verwundert, wie Du die Ciliaten umdrehst

Herzliche Grüsse
Eckhard

[Martin Kreutz]

Hallo zusammen,

vielen Dank für Lob und Anerkennung!

Das mit dem drehen der Ciliaten geht eigentlich ganz leicht. Funktioniert auch mit anderen Viechern. Ich werde mal versuchen ein Video davon zu drehen. Vielleicht am kommenden WE (jetzt bitte aber keine Erwartungshaltung einnehmen!).

Schönen Abend!

Martin

[Holger Adelmann]

Auch von mir ein dickes Lob, Martin.

Das breite Extrusomenband ist ja der Knaller ! Super in Szene gesetzt.

Herzliche Gruesse
Holger

[Muschelbluemchen]

Deine Beiträge für mich ein Grund regelmäßig hier vorbei zu schauen!
You made my day!

herzliche Mikrogrüße
Leopold