Histologie in Semis: Pankreas, Leber, Uterus, Niere, Thymus, Lunge, Hoden

Begonnen von Holger Adelmann, Juni 11, 2010, 13:38:15 NACHMITTAGS

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Holger Adelmann

Liebe Kollegen,

heute poste ich ein Foto vom Thymus. Der hinter dem Brustbein liegende Thymus ist besonders in der Kindheit aktiv in der Reifung und immunologischen Praegung von Lymphozyten. Im Erwachsenenalter erfolgt eine fettige Rueckbildung.

Das Bild habe ich von einem Schnitt aufgenommen, den unser Forum-Kollege Dieter Stoffels gemacht hat. Diesmal handelt es sich um eine  Kombinationsfärbung aus alkalischem Methylenblau und basischem Fuchsin. Es zeigt den Markbereich mit diverse Immunzellen sowie das Aequivalent zu einem Hassall'schen Koerperchen (Konzentrischer Bereich mit degenerierenden Zellen), dessen Funktion noch immer nicht aufgeklaert ist.

Die hohe Farbdichte ist sehr schoen anzusehen, erfordert aber einen hohen Dynamikbereich in der Bildaufzeichnung und hat meine Kamera das erste Mal vor Probleme gestellt, welche ich aber durch eine virtuelle Erweiterung des Dynamikbereiches mittels 3 Aufnahmen verschiedener Belichtung und Anwendung eines HDR Programmes (Photomatix Pro) gemeistert habe. Durch das Tonwertmappen auf RGB24 im geposteten JPEG erscheint das Bild mit etwas harten Farbuebergaengen.

Gute Beschreibung des Thymus in der englischsprachigen WikiPedia:
http://en.wikipedia.org/wiki/Thymus

Fortsetzung folgt ...

Herzliche Gruesse
Holger




Holger Adelmann

#16
... (korrigierte) Ergänzung zur Leber: In der Leber gibt es fünf Gefässe: Lebervenen, Leberarterien, Pfortadervenen, Gallengänge und Lymphgefässe. Die letzteren drei (Leberarterien, Pfortadervenen, Gallengänge) sind zu Strängen gebündelt, welche zwischen den Lebergewebeläppchen liegen. Diese Stränge nennt man nach dem Englischen Anatom Francis Glisson die Glisson'sche Trias (Trias = "Dreiheit"). Allerdings gehören hierzu auch noch Lymphgefässe, sodass man (lt. Alfons Renz) eigentlich von einem Quartär sprechen muss  ;D

Bild 1 zeigt die Glisson'sche Trias (das "Glisson'sche Quartär") in der Übersicht mit Gallengang (G), Arterie (A), Pfortadervenenast (V), Lymphkapillaren (L), Bild 2 zeigt den Gallengang im Detail mit seinem einschichtigen prismatischen Epithel.

Viel Spass beim Ansehen
Holger










Ronald Schulte

Holger,

Wahnsinn!

Hast du schon nachgefragt was das Farbprotokol ist?

Bin gerade dabei um Schnitte zu machen und komme schon zu 2µ. Ca 1cm² groß und schön flach.
Ein Tipp von Carsten Dittmayer war um die Blöcke im Kühlschrank zu kühlen und das wirkt. Das Paraplast wird dann harter und das ist eine unbedingte 'input' für semidunn.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Jürgen H.

Hallo Holger,

ich geb mein Hobby auf. Und Du bist schuld, bzw. Deine fantastischen Aufnahmen von den Kunststoffschnitten! ;-) Wunderbar klar und detailreich sind sie. Und ich werkele mit meinem alten Leitz Mikrotömchen herum und bin glücklich, wenn mir damit ein 5µ Schnitt gelingt, also ein Schnitt der 10 mal so dick ist wie Deine. Hinzu kommt, dass beim Kunststoffschnitt alles schön am Platz bleibt, nichts so schrumpft wie beim Paraffin, wobei die Schrumpfungen bei meinen Insekten besonders ärgerlich sind, da die Chitinhülle nicht entsprechend mitschrumpft und sich so ständig irgendwelche Abrisse von der Chitinhülle im Präparat befinden. Ich neige ja sonst nicht zu Neidgefühlen, aber hier!!

Nein im Ernst: ich freue mich sehr an diesen wunderbaren Aufnahmen und nicht zuletzt auch an Deinen Anmerkungen und Erläuterungen.

Mikrogrüße

Jürgen




Ronald Schulte

Jürgen,

Insekten schneiden ist auch sehr schwierig. Nehme mal ein weicheres teil z.B. Lunge, Speicheldrüse oder Pancreas. Schneidet sich viel leichter und damit werden die Präparaten auch schöner.

Grüße Ronald 
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Holger Adelmann

Liebe Kollegen,

vielen Dank für das nette Feedback !

@ Ronald:
Die Färbung ist wiederum Toluidinblau (genauer: 1% in 2,5% wässriger Natriumcarbonat-Lösung 30 min bei Zimmertemparatur, evt. mikroskopische Kontrolle und Nachfärbung möglich falls zu schwach - ist etwas gewebeabhängig).

@ Jürgen:
Lieber Jürgen, von Deinen Fähigkeiten bin ich doch noch Meilenweit entfernt !! Natürlich bin ich fasziniert von der Klarheit und dem Detailreichtum der Semidünnschnitte. Deswegen fotografiere ich sie ja auch ständig und möchte auch die Technik selbst noch lernen. Was ich bisher von Dir an selbst gefertigten, gefärbten UND fotografierten Insektenschnitten gesehen habe ist Spitze [hab ich Dir schon mal geschrieben  ;D ]. Freue mich auf mehr Insektenmaterial von Dir.

Aber wo ich schon mal am Schreiben bin:
Heute zeige ich ein endzündliches Infiltrat in der Leber. Diese Infiltrate sind gar nicht selten und wahrscheinlich eine Reaktion auf Substanzen oder auch Keime, welche aus dem Darm über die Pfortader in die Leber gelangen. Man sieht mehrere Lymphozyten (kleine, rundliche Kerne), Macrophagen (Fresszellen - grosse längliche Kerne), sowie einen neutrophilen Granulozyt (dunkelblau - gelappter Kern).

Herzliche Grüsse
Holger





Holger Adelmann

Liebe Kollegen, zum Thema Niere noch eine Ergänzung:
Heute poste ich Details zum sogenannten juxtaglomerulären Apparat ("juxtaglomerulär" meint "nahe des Glomerulums").
Der juxtaglomeruläre Apparat ist eine bestimmte Funktionseinheit von Zellen am Nierenkörperchen (= Glomerulum = kleinste Filtereinheit der Niere). Der juxtaglomeruläre Apparat spielt in der Salzregulation und der Blutdruckregulation eine Hauptrolle.
Bild 1 zeigt eine Übersicht des Glomerulums mit zu (oder abführender ?) Arteriole, Bild 2 zeigt Details des juxtaglomerulären Apparates (Mi = Mittelstück des Tubulus (mit gelbem Umriss), MD = Macula densa hiervon, JG = juxtaglomeruläre Zellen, MA = Mesangiumzellen, Art = Arteriole welches dem Filter das Blut zuführt). Die Macula densa ist ein chemosensitives Feld, das aus hochprismatischen, dicht stehenden Epithelzellen in der Wand des gewundenen distalen Tubulus ("Mittelstück") besteht. Die juxtaglomerulären Zellen produzieren das Enzym Renin welches bei niedrigem Blutdruck oder zu geringem Natriumgehalt in der Niere ausgeschüttet wird. Die Mesangiumzellen sind Zellen eines besonderen Bindegewebes, welches die Glomerulumkapillaren stützt und auch der Signalweiterleitung im juxtaglomerulären Apparat dient.

Bild 3 zeigt den schematischen Aufbau (aus Wikipedia): http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Renal_corpuscle.svg. Die Lage des Mittelstücks ist gut an der kleinen Schemazeicnung des Glomerulums in der linken oberen Ecke zu sehen, der juxtaglomeruläre Apparat ist der als D zusammengefasste Komplex.
Bild 4 die Legende hierzu.

Viel Spass
Holger

PS: Ich habe, Dank Alfons Renz  ;D, auch noch die Angaben zur Glisson'schen Trias korrigieren / verfeinern können, siehe dort.













Jürgen H.

#22
@Holger

vielen Dank, lieber Holger, für das neue tolle Bild vom Dünnschnitt und Deine Erläuterungen dazu.

@Ronald: Weißt Du, ich bin ein wenig starrköpfig. Gerade die Insekten reizen mich und ich will noch nicht einsehen, dass sich die Schwierigkeiten mit dem Paraffinschnittverfahren nicht beseitigen lassen. Die Kunststoffeinbettung steht mir allerdings nun einmal nicht zur Verfügung; sie wäre gerade hier fantastisch.

Ich verfolge zur Zeit zwei denkbare Lösungsansätze, was die Paraffineinbettung angeht.

Einer davon ist eine vorherige Celloidinbehandlung. (Doppelte Einbettung, erst in Celloidin, dann in Paraffin, um die Serienschnittmöglichkeit zu erhalten) Darauf  werde ich sicher noch einmal in diesem Forum zurückkommen.

Der zweite Ansatz ist der, von dem Du auch berichtest: Die Kühlung. Nur kann ich mir zur Zeit noch nicht vorstellen, mit einer vorherigen Kühlung des Blockes im Kühlschrank einheitlich gute Schnittserien zu fertigen, weil das Blöckchen außerhalb des Kühlschrankes sukzessive auftaut. Ich könnte mir vielleicht damit behelfen, auf das Blöcken immer wieder ein Eisstückchen aufzulegen. Ich schneide ja im Unterschied zu Dir am Schlittenmikrotom, da steht der Block senkrecht in die Höhe. Das sich bildende Wasser soll sogar vorteilhaft sein, so lese ich, es soll die Härte des Materials - nicht des Paraffins -  etwas erweichen. Probieren kann ich es zur Zeit nicht, da mein linker Arm wegen eines Bruchs ziemlich bewegungsunfähig ist. Stellst Du Deinen Block einfach in den Kühlschrank und spannst ihn dann ein?

Eine weitere Variante der Kühlmethode wäre vielleicht, den Block auf die Kühlseite eines kleines Peltierelement aufzuschmelzen. Das Element müsste mit der warmen Seite auf einem Kühlkörper befestigt werden, wie wir ihn vom Computer kennen. Dann könnte man den Block mit der kalten Seite des Elements vorsichtig und gesteuert herunterkühlen. Ich denke, das müsst funktionieren. Ich habe nur noch keine Idee, wie das Peltierelement gut auf dem Kühlkörper (Kupfer) zu befestigen wäre... Any idea?

Mikrogrüße

Jürgen

Ronald Schulte

Jürgen,

Carsten hat mich mal die Idee vom Kühlschrank erzählt und Gestern habe ich fünf verschiedene Blöcke auf diese weise geschnitten und ziemlich einfach 2µm erreicht (A&O Rotation Mikrotom mit einmal Klingeln von Leica).
Das Kühlen nimmt mehrere Stunden ein und natürlich taucht es auf aber man soll danach auch kein Kaffee trinken sondern schneiden.
So schneide ich meist zehn Coupes und strecke sie auf warmes Wasser. Dann suche ich mich die schönsten aus und fische drei bis vier auf ein OT auf.
Morgen Farbe ich einige mit Pyronin und Toluidin und Fixiere die Färbung mit Ammoniummolybdat weil diese Farbstoffe schnell mit Ethanol aufgelöst werden (Romeis).
Wenns mir gelingt poste ich einige Bilder.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Jürgen H.

Hallo Ronald,

ZitatSo schneide ich meist zehn Coupes und strecke sie auf warmes Wasser. Dann suche ich mich die schönsten aus und fische drei bis vier auf ein OT auf.

Bei nur 10 Schnitten kommst Du natürlich schnell wieder zu Deinem Kaffee

Bei mir dauert das schon ein wenig länger. Meist beschicke ich einen OT mit ca 16 Schnitten (zwei Reihen untereinander von je 8, die Tierchen sind ja recht schmal). Und meist mache ich so 4 bis 5 OT am Stück. Am Schlittenmikrotom sitzt Du dann schon eine ganze Weile, bei 60 bis 80 Schnitten.

Ich bin gespannt auf Deine neuen Dünnschnitte! Viel Erfolg!

beste groeten

Jurgen

Holger Adelmann

Liebe Kollegen,

noch ein paar Details zur Leber, genauer - zu den Lebersinusoiden. Dort haben die Leberzellen Kontakt mit dem zirkulierenden Blut. Und zwar nicht direkt: Die Leberzelloberfläche die fein aufgefaltet ist (Mikrovilli - Oberflächenvergrösserung) ragt in den sogenannten Disse'schen Raum herein, einen feinen Spalt unter dem dünnen Sinusoid-Endothel. Das Sinusoid-Endothel ist stark gefenstert und nur eine Barriere für zelluläre Bilutbestandteile.
Im Disse'schen Raum befinden sich auch die sog. Ito-Zellen, welche u.a. Vitamin A speichern, sowie bei grösseren Sinusoiden auch collagene und elastische Fasern.
Im Blutraum sind dem Sinusoid-Endothel Fresszellen (Macrophagen, hier als Kupffer'sche Sternzellen) aufgelagert, wie bereits weiter unten im Post gezeigt.

Legende zu Bild 1: Der Disse'sche Raum (Di) ist grün umrandet, in ihm finden sich hier collagene Fasern (Co) und Ito Zellen (Ito); Er wird zum Sinusoid hin durch ein dünnes Endothel begrenzt, der Kern einer Endothelzelle ist sichtbar (E); Kern eines Hepatozyten (Hep Nu), beachte die unruhige Oberfläche der Hepatozyten zum Disse'schen Raum hin; Eine Kupffer Zelle (Ku) ist dem Sinusoid-Endothel aufgelagert.

Bild 2 = Bild 1 ohne Legende, Bilder 3 bis 5 zeigen ähnliches. Der Masstab is 10 µm.

Details zur funktionellen Histologie des Disse-Raums sind hier kurz erklärt mit netter Skizze: http://www.unifr.ch/anatomy/elearningfree/allemand/biochemie/verdauung/leber/d-leber.php

Wie immer wünsche ich viel Spass beim Anschauen.
Holger












Ronald Schulte

Jurgen und andere Freunde für dunne Schnitte ,

Habe mich nochmal den Beitrag von Carsten aus 2009 aufgesucht. Hier erklärt er sehr gut wie und warum er die Blöcke kuhlt.

Grusse Ronald Schulte

Zitat--------------------------------------------------------------------------------
Hallo,

das mit dem Schneiden ist immer etwas kniffelig. Der Block musste wirklich immer sehr kalt sein und blieb es nicht lange. Wenn man das mal mit Kältespray ausprobiert wird man den Unterschied merken. Ich würde den Block vorher aber trotzdem ins Kühlfach legen, dann fallen die nämlich fast nie vom Stempel.
Wenn der Block eingespannt und angeschnitten wurde kommt er wieder für ca. 5min ins Eisfach. Man kann das etwas beschleunigen wenn man die glatte Seite auf einen Objektträger legt und diesen dann auf das Metall des Eisfachs.
Wenn der Block schön durchgekühlt ist kann man ihn einspannen und mit einem neuen Einmalmesser (nicht das vom Anschneiden benutzen) mit 2-5µm den Block anschneiden bis man den ihn erreicht hat.
Beim ersten Anschneiden sollte man nicht mehr als 10µm einstellen, sonst können eher Strukturen im Block zerstört werden. Außerdem "poliere" ich den Block bevor ich ihn das zweite Mal ins Eisfach stelle nochmal indem ich erst mit ca. 5µm, dann mit 2µm und zum Schluss mit 0,5µm einige Male schneide. Dann bekomme ich natürlich keine Schnitte, der Block ist aber feiner angeschnitten.
Für diese Vorgehensweise braucht man natürlich diese Schnellspannkassetten, das lohnt sich aber auch. Zur Not (bei HOlzklotz etc.) kann man nach einigen Minuten im Eisfach später nur mit Eisspray arbeiten, aber nicht den Rest des Blocks vergessen einzusprühen, sonst fällt der noch leichter ab als sonst schon (ist dann ja härter vorne). Vor allem beim Anschneiden muss man vorsichtig sein. Und ich würde den Block nicht direkt ansprühen, sondern einen OT vorhalten.

Außerdem:
- Für besonders dünne Schnitte benutze ich dann immer ein neues Messer, und da auch nur die Mitte, den Rest kann man für andere Schnitte noch verwenden, aber das ist evtl. auch etwas esoterisch.
- Wichtige Stellen von Paraffin befreien. Z.B. dort wo man die Kassette einklemmt oder den Block einspannt sollte nicht viel Paraffin sein, das ist eher weich und der Block ist dann evtl. nicht optimal stabilisiert. (gilt auch für das Einspannen des Einmalmessers)
- Das Einmalmesser sollte genau aufliegen, deswegen drücke ich es an beiden Seiten vor dem Einspannen nochmal nach unten.
- Alle Hebel kräftig anziehen damit nichts locker ist
- Der Winkel ist oft entscheidend. Auch wenn alles stimmt kann der Winkel zu schlechten Schnitten führen. Das kommt aber auf das Mikrotom an welchen man einstellt. Bei einem ist genau 6° für die meisten Schnitte am besten, bei einem anderen 0°. Da kann man mit einem Probeblock etwas spielen.
- Für gute Schnitte ist genug Paraffin um das Präparat herum wichtig, es stabilisiert und man hat etwas Spielraum um den Pinsel anzusetzen

Vorstrecken
- Ich strecke auf einem kalten Wasserbad vor, evtl. auch bei schweren Schnitten davor noch eins aus 5-10% Ethanol.
- Beim Trennen der Schnittbänder bietet sich bei sehr dünnen Schnitten ein Deckglas an, mit der "scharfen" Seite lassen sich viele Bänder zerschneiden, mit der Spitze steche ich dafür in kleinen Abständen auf die Trennlinie ein.

Strecken
- Mache ich mit Eiweißglycerin, ca. 15-30ml pro 1,6L Streckbad bei 41-45°C
- Das Eiweißglycerin verbesser eigentlich alle Eigenschaften des Wassers. Die Schnitte bewegen sich nicht mehr so schnell. Luftblasen steigen sehr langsam auf und man überträgt mit der Zeit auch immer etwas Eiweißglycerin in das kalte Vorstreckbad. Dadurch lassen sich meine Schnitte besser mit dem Deckglas trennen.
- Das Wasser vorher abkochen (danke für den Tipp Sascha :-) ). Dann hat man eigentlich gar keine Luftblasen, auch bilden sich später unter dem Schnitt meist keine.
- Mit dem Eiweißglycerin sammelt sich später kein Wasser zwischen Schnitt und Objektträger. Saubere Objektträger muss man auch nicht vorher putzen, solche gibt es (ist drin was draufsteht, leider selten so).

Ich lasse die Objektträger nach dem Aufziehen für ca. 5-10min auf einem Papier an eine Wand angelehnt stehen (hochkant). Das Wasser kann dann so ablaufen. Anschließend für 15-30min in einen Wärmeschrank. Je nachdem ob der gut durchlüftet ist oder einfach nur heizt braucht es länger oder muss auch heißer eingestellt werden. Ich benutze einen gut belüfteten Schrank bei ca. 63°C. 70°C geht aber auch. Das Ziel ist es das Wasser komplett zu verdampfen, das Paraffin anzuschmelzen (kann auch etwas nach unten laufen) und bei Eiweißglycerin das Eiweiß zu denaturieren (soweit ich weiß).
Mir schwimmen so von 1000 Schnitten evtl. 1-2 ab, dann eigentlich auch nur wenn das Präparat schlecht ist.
In den letzten 2-3 Monaten habe ich ca. 1700 Präparate gefärbt (1000 davon maschinell), und davon sind soweit ich weiß weniger als 3 abgeschwommen.

Demnächst kann ich auch einige Fotos machen wie ich eindecke, ist fast narrensicher und es gibt fast nie Luftblasen (aber eine gleichmäßige Verteilung des Eindeckmittels). Gute Erfahrungen habe ich mit Cytoseal 60 gemacht, sehr dünnflüssig, Tropfen sind mit Xylol leicht zu entfernen und es härtet schnell ohne viel Schwund.

Zusammenfassend die Punkte für dünne Schnitte:
- Alles festziehen und säubern
- Kalter Block
- Neue Klinge, am besten die Mitte benutzen
- Pusten und gleichmäßig schneiden (sollte nicht zu langsam sein, eher etwas schneller), dabei wenn nötig mit dem Pinsel den Schnitt an das Messer drücken
- Glatte, parallel zur Messerkante zeigende Blockecken
- Die Bewegung zwischen den Schnitten schnell ausführen damit der Block sich in der Zeit nicht so stark ausdehnen kann

Es kann natürlich immer sein, dass das Mikrotom für so dünne Schnitte nicht geeignet ist, 0,5µm ist für ein sehr altes Rotationsmikrotom evtl. zu dünn (für neue natürlich auch) . Aber da kann ich keine Vergleiche machen weil ich fast nur mit einem neueren Gerät arbeite.

Ich kann davon sonst auch mal ein Video machen, wird aber etwas dauern.

Nähere Angaben zum Paraffin kann ich noch nicht machen, das Umblocken beschreibe ich dann später.
Zum Grössenvergleich bieten sich die Zellkerne an, die haben meist (wenn es nicht sehr langgestreckte Muskelzellkerne sind) 5-9µm. Erythrozyten 7µm und viele Leukozyten um die 10µm.

Viele Grüße,
Carsten


« Letzte Änderung: Oktober 12, 2009, 13:38:03 von CaDi »

Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Holger Adelmann

Liebe Kollegen,

heute habe ich mich mal an die lichtmikroskopische Darstellung von Gallenkapillaren gewagt. Diese sind winzig, eine eigentliche Wand haben sie nicht, sondern werden von den Zellmembranen der angrenzenden Hepatozyten begrenzt. In das winzige Lumen ragen Mikrovilli der Hepatozyten, die ich Lichtmikroskopisch nicht auflösen konnte. In diese Kapillaren werden die Abfallprodukte der Hepatozyten als Gallenflüssigkeit abgegeben.
Dennoch ist die winzige Gallenkapillare gut dargestellt, wie ich finde, wenn auch durch Diffraktionseffekte vermutlich etwas aufgebläht. Sie ist von sog. tight junctions begrenzt (= Desmosom - die dunklen Körperchen in der Zellmembran auf beiden Seiten der Kapillare), welche eine dichte, besonders feste Verbindung der Zellmembranen darstellt und somit die Wand der Kapillare festigt.
Die hauchfeinen Zellmembranen der 3 aneinandergrenzenden Hepatozyten sind auch sehr schön zu sehen. Sie sind real nur etwa 50 nm stark, werden aber durch den Diffraktionseffekt mit etwa 150 nm Stärke dargestellt, was in etwa dem kleinsten Durchmessers des Airy-Scheibchen entspricht, welches ich mit der blauvioletten Beleuchtung erzeugen konnte - immerhin. Demnächst versuche ich es mal mit UV, ich hoffe meine Hamamatsu CCD Kamera schafft das noch.

Hier im Internet finden sich zum Vergleich die elektronenmikroskopischen Bilder - sehr interessant im Vergleich, da man dann besser erkennt, was man sehen soll  ;)
http://www.google.de/imgres?imgurl=http://www.uni-mainz.de/FB/Medizin/Anatomie/workshop/EM/eigeneEM/Leber/Le15Gg.jpg&imgrefurl=http://www.uni-mainz.de/FB/Medizin/Anatomie/workshop/EM/EMLeber.html&usg=__bkpZqzvyvQJq4GEropafoAoQc5Y=&h=432&w=650&sz=97&hl=de&start=7&um=1&itbs=1&tbnid=iELf12NVJXUQtM:&tbnh=91&tbnw=137&prev=/images%3Fq%3Dgallenkapillare%26um%3D1%26hl%3Dde%26sa%3DN%26tbs%3Disch:1

Schön sind die Gallenkapillaren im Schema 17 auf der folgenden Seite zu sehen:
http://www.unifr.ch/anatomy/elearningfree/allemand/biochemie/verdauung/leber/d-leber.php

Leitz Orthoplan, Pl Apo 63/1.40, HBO 50 W, Interferenzfilter 435-20, Hamamatsu Argus-20 VEC Prozessor, Massstrich = 5 µm
(K = Gallenkapillare, Des = Gürteldesmosom, Hep Nu = Zellkern benachbarter Hepatozyten)


Holger Adelmann

#28
... und hier noch die Übersichtsaufnahme zum vorherigen Post im weissen Licht aufgenommen.
Man sieht, dass der untere Hepatozyt regelrecht von Gallenkanälchen (oder interzellulären Ausläufern des Disse Raumes, was im Schnitt im LM nicht eindeuting zu klären ist) umgeben ist.
H




Holger Adelmann

Liebe Kollegen,

bei der Durchsicht eines Schnittes vom Knie der Maus, habe ich neben dem Synovialepithel (SE) auch ein nettes Mastzellen-Pärchen gefunden. Doch zunächst zum SE:
Das Synovialepithel (Bild 1) sondert die Synovialflüssigkeit ("Gelenkschmiere") ab, welche auch zur Ernährung des Knorpels mittels Diffusion beiträgt und als Stoss-Dämpfer wirkt. Das SE ist bei der rheumatischen Arthritis (Gelenkrheuma) der Schauplatz starker Entzündungen auf autoimmuner Basis, d.h. das Immunsystem greift körpereigenes Gewebe an. Ein schöner Weblink hierzu: http://www.medizinfo.de/rheuma/arthritis/rheumatoide_arthritis_gelenkzerstoerung.shtml

Die Mastzellen (Bild 2) sind Teil des Immunsystems und liegen überall im Bindegewebe. Sie sind bei der allergischen Reaktion massgeblich beteiligt. Bei Vorhandensein eines Allergens entleeren Sie ihre Granula (Körnchen). Diese enthalten "pure Chemie", unter anderem das Histamin, welches für Gewebeschwellungen, Rötungen, laufende Nasen etc. verantwortlich ist. Schöner EM Weblink: http://www.uni-mainz.de/FB/Medizin/Anatomie/workshop/EM/EMMastzellen.html

Der 1.5 µm Schnitt ist wiederum mit Toluidinblau gefärbt, welches im Falle der Mastzellgranula die schon von mir hier im Post beschriebene Metachromasie zeigt.

Viel Spass
Holger