Botanik: Der Eidechsenschwanz (Houttuynia cordata) *

Begonnen von Fahrenheit, August 01, 2010, 23:08:35 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

wegen seiner hübschen mehrfarbigen Blätter (die ihm auch den Namen Chamäleonpflanze eingebracht haben) und der schönen weißen Blüten hat der Eidechsenschwanz Einzug in unseren Garten gehalten.

Der Eidechsenschwanz (Houttuynia cordata) ist eine feuchtigkeitsliebende Gewürz- und Heilpflanze aus dem ostasiatischen Raum (Vietnamesischer Koriander) und stammt aus der Familie der Saururaceae (Eidechsen­schwanz­gewächse aus der Ordnung Piperales - Pfefferartige).
Es handelt sich um eine zweijährige bis ausdauernde krautige Pflanze, deren natürliche Form rein grüne Blätter hat. Der Name soll von den spitz geformten Blättern stammen, was sich mir bei unserem Exemplar nicht wirklich erschließt. Natürlich kommt die Pflanze in einem weiten Gebiet von Nepal über Thailand bis Korea vor. In Europa und den USA wird sie als Zierpflanze gezogen.

Der wissenschaftliche Name der Pflanze erinnert an Maarten Houttuyn (1720 – 1798), einen holländischen Naturforscher. Chamäleonpflanze bezeichnet eigentlich nur die im Westen verbreitete variegierte Kulturform, deren dreifarbige Blätter an die Farbgebung eines Phanterchamäleons erinnern.

Von der Art gibt es zwei chemische Rassen, das heißt, Chemotypen mit gleichem Aussehen, aber verschiedenen Inhalts­stoffen und daher verschiedenem Aroma. Der chinesisch/viet­namesische Chemotyp riecht koriander­artig, während bei dem japanische Chemotyp ein eigentümlicher Zitronen- oder Orangenduft vorherrscht, der auch manchmal mit Ingwer verglichen wird. Der Geschmack ist aromatisch und erinnert sehr an den vietnamesischen Koriander, jedoch mit einer herben und adstringierenden Komponente.
Im japanischer Chemotyp findet sich neben reichlich Flavonoiden, Flavonoid­glycosiden (Afzerin, Quercitrin, Iso­quercitrin) und Alkaloiden der Pyridin­reihe ein ätheri­sches Öl, dessen Haupt­bestand­teile Capryl­aldehyd (Decanal), Lauryl­aldehyd (Do­decanal) und Methyl­nonyl­keton (2-Hen­decanon) sind.
Im chinesisch/viet­namesischen Chemotyp fanden sich Myrcen, 2-Hendecanon, Limonen und Decanoyl-acet­aldehyd (3-Keto­dodecanal). Die letztere Verbindung scheint den Geruch zu dominieren; sie besitzt starke anti­bakterielle Eigenschaften, der die Pflanze ihre Verwendung in der chinesischen Medizin verdankt. (Planta Medica 61, 237, 1995)

Wer mehr lesen möchte, kann zum Beispiel bei dem Artikel zu den Eidechsenschwanzgewächsen in der Wikipedia einsteigen.

Einige Bilder unserer Pflanzen:

Bild 1: Die Pflanze in der Übersicht


Bild 2: eine der letzten Blüten neben den namensgebenden Blättern


Bild 3: ein "Chamäleonblatt" in der Nahaufnahme


Bild 4: diesmal habe ich leider nur eine einfache schwarzweiße Illustration gefunden, die aber - wie ich finde- auch ihre Reize hat.


Präpariert habe ich den Spross und den Blattstiel des Eidechsenschwanzes. Beide Pflanzenteile wurden nach der Fixierung in AFE mit Handzylindermikrotom und Einmalklinge (Leica) auf eine Dicke von ca. 50 µm geschnitten. Die anschließende Färbung nach Wacker (W3A) erfolgte für beide Schnittarten gemeinsam nach der Eckhardschen "Eintopfmethode" in einem gemeinsamen Uhrglas (Acridinrot 1% in Ethanol 50% für ca. 8 Minuten; Acriflavin 1% in Aqua dest. für ca. 20 Sekunden, Astrablau 1% in Aqua dest. mit einem Tropfen Acriflavin für ca. 30 Sekunden). Eingedeckt habe ich über Isopropanol in Euparal.

Die Technik wie immer Leica DME mit C- und N-Plan Objektiven, Photos mit der Canon A520 über den Herrmannschen Adapter am Leica Periplan Okular.

Zunächst der Spross:

Bild 5: Übersicht, Vergrößerung 40x, Stapel aus 11 Bildern

Der Durchmesser des Sprosses beträgt an der Schnittstelle ca. 2,5 mm. Unter dem Rindenparenchym wird ein ausgeprägter Sklerenchymring (dickwandige rote Zellen) sichtbar, an den die Leitbündel innen angelegt sind.

Bild 6a/b: Ein Ausschnitt mit Beschriftung (Bild 6b), Vergrößerung 100x, Stapel aus 8 Bildern


EP  : Epidermis
RP  : Rindenparenchym
Sk  : Sklerenchym
Pl   : Phloem
Xl   : Xylem
LBS : Leitbündelscheide
MP  : Markparenchym

Es gibt zwei Arten von Leitbündeln: der kleinere Typ hat eine ausgeprägte Leitbündelscheide aus stark sklerifizierten Zellen (Bild 7), beim größere Typ ist die Leitbündelscheide nicht so stark ausgeprägt (Bild 8 ).

Bild 7: Kleines Leitbündel mit sklerifizierter Leitbündelscheide, Vergrößerung 200x, Stapel aus 6 Bildern

Hier handelt es sich um ein geschlossen kollaterales Leitbündel ohne Cambium zwischen Xylem und Phloem, wie es nicht nur bei Monokotylen sondern auch bei krautigen Dikotylen vorkommt.
Interessant ist, dass das Xylem mit den großen Tracheen das Phloem halb umschließt.
Das Leitbündel hat einschließlich des Sklerenchymrings und der Leitbündelscheide einen radialen Durchmesser von ca. 220 µm.

Bild 8: Großes Leitbündel ohne die ausgeprägt sklerifizierte Leitbündelscheide, Vergrößerung 200x, Stapel aus 8 Bildern

Auffällig hier auch das Fehlen der großen Gefäße (Tracheen). Wieder ein geschlossen kollaterales Leitbündel ohne Cambium.
Das Leitbündel hat einschließlich des Sklerenchymrings einen radialen Durchmesser von ca. 330 µm.

Bild 9: Ein weiteres Leitbündel mit einer weitgehend leiterförmigen (scalariformen) Perforationsplatte als Übergang zwischen zwei Gefäßzellen, Vergrößerung 200x, Stapel aus 24 Bildern


Bild 10: Epidermis und Cuticula, Vergrößerung 400x, Stapel aus 3 Bildern

Die Epidermis des Eidechsenschwanzes besteht nur aus einer Zellreihe. Die unregelmäßig großen Zellen sind zwischen 15 und 40 µm breit und haben eine warzige oder gestreifte Oberfläche (das ist im Querschnitt nicht zu beurteilen, die Erhebungen sind ca. 2 µm hoch). Wie bei einer feuchtigkeitsliebenden Pflanze zu erwarten, ist die Cuticula nur ca. 0,5 bis 1 µm dick.

Zum Schluss der Blattstiel:

Bild 11: Herz- oder V-förmiger Querschnitt in der Übersicht, Vergrößerung 40x, Stapel aus 17 Bildern

Der Durchmesser des Blattstiels beträgt hier ca. 2 mm. Er ist von 9 Leitbündel durchzogen und enthält keine stabilisierenden Sklerenchyme.

Bild 12: Das Hauptleitbündel des Blattstiels, Vergrößerung 200x, Stapel aus 17 Bildern  

Auch das Xylem enthält keine ausgeprägt lignifizierten Tracheen.

Vielen Dank fürs Lesen, Kommentare und Kritik sind wie immer willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg



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-JS-

Hallo Jörg,
eine sehr gelungene botanisch-morphologische Demo. Chapeau!
Zu Deinem Bild 7: wäre es möglich, ein einzelnes Teilblid aus dem "Stapel aus 6 Bildern" zu zeigen?
Ich habe nämlich so langsam die Befürchtung, dass es hier in Zukunft kaum mehr möglich sein wird, ohne Zugriff auf welch auch immer gut oder nicht so gut funktionierende Stacking-Programme Abbildungen zu zeigen, wie sie sich dem Auge des Betrachtes bei der ursprünglichen mikroskopischen Beobachtung eigentlich gar nicht darstellen können. Dies ist aber - wohlgemerkt - MEINE Meinung.
Sehr schön die Perforationsplatte in Bild 9. Die ist ja in der Regel aber dermassen filigran strukturiert, dass deren optische Wiedergabe kaum einer Mehrfachaufnahme bzw, eines Stackings bedürfte, es sei denn, dass der Winkel zur Ebene der bildlichen Darstellung extrem verzerrt ist.
Jörg: Du merkst sicher, dass ich von Stacking in bestimmten Bereichen nicht allzu viel halte  ;)
Das soll aber der guten Qualität der Darstellung Deiner hier gezeigten Objekte keinerlei Abbruch tun..

Noch eine leise Kritik am Rande, mit Seitenblick auf die zweifellos zahlreich vertretene Anfänger-Leserschaft dieses Forums.
Erfahrene Mikroskopiker mögen mit Termen wie 'AFE' oder 'W3A' sowie dem 'Herrmannschen Adapter' ganz entspannt und völlig locker umgehen können.
Neulinge in diesem Forum allerdings sicher eher weniger.
Die müssen dann stundenlang googeln (Und: Sei so lieb und such im Zusammenhang bitte mal einigermassen erfolgreich nach dem Term 'Herrmannscher Adapter'  ;D )
Daher die höflich vorgetragene Bitte, einige, in Fachkreisen sicher bekannte Ausdrücke kurz und knapp zu definieren oder aber mit entsprechenden kleinen und markanten Querverweisen zu erläutern.
Generationen von Newbees werden es zu danken wissen. (Ich mit Sicherheit übrigens auch...).
Danke für's Zulesen.
Freundlichen Gruß
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

Mila

Lieber Jörg,

wieder ein sehr schöner Beitrag von Dir.

Eine interessante Pflanze habt Ihr da aufgetan und ein wirklich schöne Demo ist das, wie Jürgen schon schrieb.
Super das Bild mit der Cuticula. Beeindruckend ist die ungewöhnliche Form des Blattstiels.

Würdest Du evtl. noch einen Lackabdruck oder Flächenschnitt der Blätter machen, um die cyclocytischen Stomata zu zeigen? Das wäre perfekt :)

Herzliche Grüße
Mila

Jan Kros

Lieber Jörg,

Wieder ein sehr schöner Beitrag von Dir.
Ich freue mich immer wieder auf deine ausführliche Beiträge.
Ich habe alles gleich ausgedruckt.

Herzlichen Gruss
Jan

Hans-Jürgen Koch

Halo Jörg,

sehr schöne Aufnahmen und super Schnitte. Leider geht die Beschriftung im Bild etwas unter.

Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Fahrenheit

#5
Liebe Freunde,

herzlichen Dank für Euer Lob und Eure Anregungen!

Lieber Joachim,

gerne zeige ich auch ein Einzelbild aus dem Stapel, den ich zur Aufnahme 7 verrechnet habe (ich setze übrigens Zeren Stacker ein):

Bild 13: Einzelaufnahme aus dem Stapel von Bild 7, Vergrößerung 200x; zum Vergleich direkt darunter nochmals Bild 7 (ein Stapel aus 6 Bildern)


Wie man sieht, sind die Unterschiede hier nicht so gravierend, sie liegen hauptsächlich im Detail, wie z.B. bei den in der gestackten Aufnahme deutlicheren Tüpfeln in den großen Bastzellen am Übergang zum Markparenchym (unterer Bildrand, 6:30 Uhr). Dabei spielt natürlich auch die weitere Bildbearbeitung (leichtes Nachschärfen nach dem Runterrechnen auf 800*600 Bildpunkte) eine Rolle.

Teilweise kann ich Deinen Argumenten bezüglich des Stackings folgen, wobei der optische Eindruck beim Mikroskopieren in der Regel schon ähnlich ist, da man die Schärfe mit dem Feintrieb ständig nachregelt, so dass im betrachteten Bildausschnitt ein scharfes Bild entsteht.

Das funktioniert bei Strukturen, die eine deutliche Ausdehnung in z-Richtung haben, natürlich nur bedingt. Womit wir bei den Perforationsplatten der Tracheen (Gefäße - ich hatte fälschlicherweise Tracheiden geschrieben, der Fehler ist korrigiert) wären.
Diese liegen bei vielen Pflanzen deutlich schräg zur Schnittebene, insbesondere wenn es sich um leiterförmige oder netzförmige Platten handelt. Ich vermute, dass dies einer zusätzlichen Stabilisierung dient und außerdem den nutzbaren Querschnitt nicht so sehr einengt, wie es bei einer orthogonal zum Gefäßverlauf liegenden Perforationsplatte der Fall wäre.  
Daher ist hier eine brauchbare Abbildung nur durch Stacking möglich (das Bild 9 besteht denn auch aus 24 Einzelbildern).

Bild 14: Einzelbild 12 aus dem 24er-Stapel zur Perforationsplatte, Vergrößerung 200x, direkt darunter wieder Bild 9, der gleiche Ausschnitt als Stapel aus 24 Bildern


Während man sich beim Bild 7 noch um Sinn des Stackings streiten kann (auch das Einzelbild ist m.E. von guter Qualität), kommt man hier ums Stacking nicht herum. In einem Einzelbild sind die Perforationsplatte und die umliegenden Gewebe nicht gleichzeitig mit guter Schärfe abbildbar.

Bild 15: Zur Lage einer scalariformen Perforationsplatte in einer Trachee noch einmal eine kleine Illustration


Wie Du vielleicht in einem meiner Beiträge gelesen hast, nutze ich den Zeren Stacker hauptsächlich, weil ich aufgrund meiner nicht ganz optimalen Kameraadaption ansonsten mit Randunschärfen zu kämpfen habe. Ich bezahle dafür mit einer gewissen 'Pixeligkeit' meiner hier gezeigten Bilder, denn der Stackingalgorithmus hinterlässt natürlich seine Spuren.

Nun zu den verwendeten Fachbegriffen ...

Bei Herrmannschen Kameraadapter hast Du Recht: mit der Suche findet man unter diesem Begriff nichts brauchbares. Allerdings haben unsere Admins im Bereich Mikro-Know-How eine schöne Linksammlung zum Thema Kameraadaption angelegt, in der auch Klaus Herrmann mit einem bebilderten Thread aus dem alten Forum zu Wort kommt.

Zum Fixiermittel AFE und anderen Mixturen gibt es ebenfalls einen Link auf die sehr gut gemachte Seite von Armin Eisner. Auch die Wackerfärbung ist dort beschrieben.

Aus meiner Sicht macht es keinen Sinn, solche wiederkehrenden Begriffe in jedem Beitrag aufs Neue zu definieren. Ein bisschen muss man sich schon auf den Stoff einlassen  ;); zumal es mir hier ja nicht um einen Anfängerlehrgang geht, sondern um die Vorstellung der präparierten Pflanze.
Wenn sich anhand der verkürzten Darstellung aber Fragen ergeben, antworte ich natürlich gerne.

Etwas Anderes ist es mit den jeweiligen Einwirkzeiten der Farbstoffe, also dem konkret angewandten Rezept. Die Farbwirkung der Präparate hängt natürlich zu allererst vom Aufbau der enthaltenen Gewebe ab. An zweiter Stelle kommt aber gleich das Rezept. Hier kann es durchaus Abweichungen geben und deshalb bin ich bemüht, diese Angaben zur Färbung immer mit zu liefern.

Liebe Mila,

mit den Thema Lackabdruck muss ich mich noch beschäftigen und vielleicht wage ich mich auch mal an einen Flächenschnitt. Die cyclocytischen Stomata habe ich bisher auch nur auf Zeichnungen in den diversen Büchern gesehen.
Ich bitte also um ein wenig Geduld und einen gedrückten Daumen fürs Gelingen.  :)

Lieber Hans-Jürgen,

danke für Deinen Hinweis auf die schlecht lesbare Beschriftung in Bild 6b, ich habe sie korrigiert.

Allen herzliche Grüße
Jörg
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-JS-

Lieber Jörg,
danke für Deine sehr ausführliche Stellungnahme.
Ohne nun Deine wirklich guten Bilder noch einmal 'nachzuplappern', mag ein Hinweis genügen.
Mit Stacking erstellte Bilder stellen oftmals Tatsachen in recht 'gerade gebogener' Art dar,
welche in einer Art visualisiert werden, wie sie sich in der Realität überhaupt nicht
darstellen.
Die von Dir in der Zeichnung (sattsam bekannt, wahrscheinlich noch von Nultsch oder
Straßburger höchstselbst mit akribischem Fleiß auf Papier gebannt  :D ) dargestellte Situation
einer axial schräg ausgerichteten Leiterplatte ist hierfür ein zweifellos sehr schönes Beispiel.
Wenn Deine mit Stacking erstellte Abbildung im Vergleich herangezogen wird, sehen wir
sofort einen völlig anderen (und dann leider falschen) Eindruck. Die Leiterplatte füllt in
Deinem Bild zu ca. 70% das Lumen aus und erscheint vollkommen plan.
Dies entspricht aber nun nicht der Realität.
Ohne nun den schulmeisterlich-mahnenden Zeigefinger schwingen zu wollen:
Manchmal wäre es schön, die mit Stacking erstellten Bilder zu ergänzen.
Nämlich so wie Du es nun in Deiner Stellungnahme ja auch getan hast.
Mit einer einfachen, erläuternden Skizze.
Da sieht dann jeder, was gemeint (und dargestellt) sein wollte. Und dies ist dann 'rund',
weil es die Ästhetik in der dargestellten Abbildung und natürliche Realität in Symbiose
visualisiert. Mehr wollen wir doch nicht, oder?
Und: Deine grandiosen Aufnahmen würden deswegen nicht schlechter sein.
Wirklich: Ganz im Gegenteil.
Freundlichen Gruß,
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

Bernhard Lebeda

#7
Zitat von: -JS- in August 02, 2010, 23:34:45 NACHMITTAGS
L
Die von Dir in der Zeichnung (sattsam bekannt, wahrscheinlich noch von Nultsch oder
Straßburger höchstselbst mit akribischem Fleiß auf Papier gebannt  :D ) dargestellte Situation
einer axial schräg ausgerichteten Leiterplatte ist hierfür ein zweifellos sehr schönes Beispiel.
Wenn Deine mit Stacking erstellte Abbildung im Vergleich herangezogen wird, sehen wir
sofort einen völlig anderen (und dann leider falschen) Eindruck. Die Leiterplatte füllt in
Deinem Bild zu ca. 70% das Lumen aus und erscheint vollkommen plan.
Dies entspricht aber nun nicht der Realität.


Hallo Stackdiskutanten

meiner Ansicht nach wird man sich Joachims Argumentation an dieser Stelle nicht verschließen können, der Einwand ist berechtigt. Ich darf vielleicht daran erinnern, dass es zwei verschiedene Stack Arten gibt:
den Fokusstack und den Tiefenschärfestack! Die Krux ist hier dass Jörg beide Formen vermischt hat! Der Fokusstack hat zum Ziel Unebenheiten im Präparat auszugleichen, ab einer bestimmten Vergrösserung finde ich diese nicht ehrenrührig oder gar schlampig, sondern die Tiefenschärfe nimmt eben so rapide ab, dass man nur sehr selten alles was in eine Ebene gehört auch im gleichen Fokus erwischt. Genau genommen stackt man hier ja nicht, sondern man stitched die verschiedenen Fokusebenen die in EINE Ebene gehören. Das Tiefenschärfestacking kommt klassisch aus der Makrofotografie und ist selbsterklärend: Objekte mit räumlicher Tiefenausdehnung können als ganzes dargstellt werden, ich finde einer der faszinierendsten Aspekte der Digitalfotografie.

Die Perforationsplatte gehört klar in letztere Kategorie und so gesehen ist der Stack so eigentlich nicht zulässig, weil er in der Tat eine falsche Bildaussage hat. Bei 24 Einzelbildern sollte es vielleicht möglich sein, alle Fokusebenen des Gewebes zu erwischen und die Perforationsplatte nur anzudeuten und in der Unschärfe abtauchen zu lassen. Das schafft dann eher den reellen Eindruck der Dimension in die Tiefe.


Du kannst doch noch mal einige Kombinationen unter den 24 Bilder ausprobieren, Jörg. Manchmal ist weniger mehr.


Viele gestackte Mikrogrüsse

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Rawfoto

Guten Tag

Wie immer bewundere ich Deine Ergebnisse, einfach Spitze:-))

Zur Ehre der Anfänger, ich sehe mich als solchen da ich noch nie einen Schnitt selbst gemacht habe und mich mit dem Thema Mikroskopie erst seit Jänner auseinandersetze. Die Fachausdrücke sind aus meiner Sicht vollkommen o.k. und das Forum bietet in Richtung Nachforschung sehr viel. Auch diverse Bücher wie z. B. der neue Romeis helfen weiter und man kann ja immer bei Bedarf immer noch nachfragen. Meiner Meinung kann ein Fachforum Dinge voraussetzen und genau das finde ich hier toll. Wenn dann die Mitglieder auch noch hilfreich unter die Arme greifen ist das einfach optimal. Beides ist hier gegeben ==> Danke an Dich & alle anderen ...

Für mich sind Deine/Eure Beiträge eine echte Bereicherung :-))

Grüße aus den Heute verregneten Wien

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Fahrenheit

#9
Lieber Gerhard,

vielen Dank für Dein Lob! Und gerne geschehen! - Ich freue mich immer, wenn meine kleinen Dokumentationen gut ankommen.
Danke auch für Dein Feedback zu den Fachbegriffen.

Lieber Bernhard, lieber Joachim,

vielleicht habt Ihr Recht. Bei meinen ersten Bild (Bild 9) war nur anhand der hohen Anzahl Bilder im Stapel darauf zu schließen, dass die Perforationsplatte nicht in der Bildebene liegt - und natürlich daran, dass sie angeschnitten ist. Ein einzelnes Bild finde ich aber ebenfalls unbefriedigend.
Daher bin ich einmal Bernhards Tipp gefolgt und habe die ersten 13 Bilder meines Stapels gestacked, so dass die ins Unscharfe auswandernden Konturen der Perforationsplatte erkennen lassen, dass diese nicht parallel zur Bildebene liegt.

Bild 16: Perforationsplatte in einer Trachee, Vergrößerung 200x, Stapel aus 13 Bildern.


Ansonsten gelobe ich Besserung und werde zukünftig deutlicher darauf hinweisen, wenn ich mal wieder exzessiv in z-Richtung gestacked habe, um bestimmte Strukturen in Gänze scharf abzubilden.

Allen herzliche Grüße
Jörg
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Fahrenheit

#10
Liebe Pflanzenfreunde,

nun noch ein paar 'UHU-Abdrücke' von der Blattunterseite des Eidechsenschwanzes auf der Spur der cyclocytischen Stomata.

Dies sind meine ersten Versuche mit Abdrücken und ich habe mich an die kurze Anleitung der Berliner gehalten (Methodenblatt 4) (achtung, fast 5 MB ...). Den UHU Hart habe ich dabei unverdünnt verwendet und mir einige Luftblasen eingefangen.
Laut Anleitung ist eine Verdünnung mit Essigether (Ethansäureethylester) im Verhältnis 1:1 möglich. Ich war da etwas vorsichtig, Essigester (Essigsäureethylester) wäre das Lösungsmittel mit dem typischen Kleber-Geruch ...

Den Kleber habe ich mit dem Pinsel satt auf ein Teil der Blattunterseite aufgetragen. Nach einer Trockenzeit von ca. 15 Minuten ließ sich die Kleberschicht mit der Pinzette sehr einfach abziehen. Wie empfohlen, habe ich das Häutchen dann unter einem Deckglas fixiert - Deckglas auflegen und mit Klebefilm am Objektträger ankleben. Wirklich plan bekommt man die Kleberschicht nicht - es darf gestacked werden.  ;D

Hier nun zunächst eine Übersicht:

Bild 17: UHU-Abdruck der Blattunterseite, Vergrößerung 50x, Stapel aus 14 Bildern

LB:    Luftblase
St:    Eines der vielen Stomata
DZ?:  Eine Drüse?
LB:    Der Verlauf eines Leitbündels

Bild 18a/b: Ein Ausschnitt im Hellfeld, 8b beschriftet, Vergrößerung 200x, Stapel aus 23 Bildern



DZ : Drüsenzelle?
ST : Stomata
Nx : Nebenzellen N1 bis N4 (?)

Die Größe der Stomata liegt zwischen 40-50 * 26 - 31 µm. Die vermutliche Drüsenzelle hat einen Durchmesser von ca. 126 µm.
laut Beschreibung sollen die Stomata cyclocytisch sein. Ich traue mir da keine Beurteilung zu. Dazu habe ich zu wenig Erfahrung und die Stomata sitzen einfach zu dicht, um sicher zwischen den Nebenzellen und den normalen Epidermiszellen unterscheiden zu können.
Ein Anhaltspunkt könnten die Rillen auf der Oberfläche der Nebenzellen sein, die zum Stoma hin zeigen. Dann hätten wir vier Nebenzellen, die die Schließzellen kreisförmig umgeben. Sicher bin ich mir aber nicht.

Hier wegen der schönen dreidimensionalen Bildwirkung noch zwei Aufnahmen des gleichen Bildausschnittes in schiefer Beleuchtung (Dunkelfeld-Schieber halb eingeschoben) und im Dunkelfeld.

Bild 19: Abdruck mit schiefer Beleuchtung, gleicher Ausschnitt wie Bild 18, Stapel aus 19 Bildern


Bild 20: Abdruck im Dunkelfeld, gleicher Ausschnitt wie Bild 18, Stapel aus 16 Bildern


Da die Epidermiszellen auf der Blattunterseite eine streifige Oberflächenstruktur aufweisen, gehe ich davon aus, dass auch die Epidermis des Sprosses streifig ist (siehe Bild 10 im Querschnitt).

Herzliche Grüße
Jörg
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Mila

#11
Lieber Jörg,

das sind tolle Aufnahmen (gib zu, Du hast ein REM im Keller ;D), danke für die Lackabdrücke.

Nebenzellen grenzen ja immer direkt an die Schließzellen an. Ich schwanke hier auch zwischen cyclocytisch und aktinocytisch.

Viele Grüße
Mila

... oder tetracytisch ??? Das sind Probleme heute ;)

Nachtrag 2: ich bin wieder bei cyclocytisch angelangt:

cyclocytisch (STACE 1963)
   Die Schliesszellen sind von einem oder mehreren Ringen von vier oder mehr schmalen Nebenzellen umgeben.


das habe ich hier gefunden:
http://www.biologie.uni-ulm.de/lehre/allgbot/anablatt.html

Gute Nacht, genug Milas Anatomy für heute ;D

-JS-

Lieber Jörg,
vielen Dank für Deine UHU-Diashow  ;D
Die Umsetzung ist ganz zweifellos eine Bereicherung, ganz besonders in Hinblick
auf die beeindruckende Durchzeichnung der Feinstrukturen. Ich hätte nicht erwartet,
dass dies mit solch einfachen Mitteln so gut darstellbar ist.
Herzlichen Gruß
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

Bernhard Kaiser

Lieber Jörg,

ich bin begeistert. So deutlich habe ich die Stomata noch nicht gesehen.

Dank an Mila für die Erklärung und den Link. Gibt es noch einen Hinweis auf DZ? ?

Schönen Tag und freundliche Grüße
Bernhard Kaiser


Muschelbluemchen

Hallo Jörg

Super Bilder, Super Färbung und vor allem wieder Anregung zu eigenen Versuchen.
(bin ganz begeistert von den Möglichkeiten des Lackabdrucks!)

mit lieben Mikrogrüßen
Leopold