Botanik: Breutelia chrysocoma, oder warum Mikroskopieren so schön sein kann... *

Begonnen von A. Büschlen, August 13, 2010, 21:33:46 NACHMITTAGS

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A. Büschlen

Hallo,

in einer wunderschönen Landschaft waren wir auf einem Ferienausflug und da begegnete mir ein Moos am Wegrand und ich merkte erst zu Hause was ich da mitgenommen hatte.
Breutelia chrysocoma gehört zu den Bartramiaceae  = Apfelmoose. Dieses Moos kommt in der Schweiz eigentlich nur in der Region des Vierwaldstättersee vor. Dazu
http://www.nism.uzh.ch/map/map_de.php
Im Deutschland kommt es nicht mehr vor.

Hier nun zwei Bilder dieser Landschaft und eine Standortaufnahme.

Dann noch zwei Bilder von einem Stammquerschnitt. Der Durchmesser des Stammes beträgt ca 0,5mm.
Das erste Bild zeigt eine Übersicht aufgenommen Olympus BH 2, Objektiv Zeiss Neofluar 16x 1 Bild, kein Stapel!
Das Zweite ist mit Olympus LB 40x Achromat aufgenommen.
Geschnitten wurde mit dem Rasierklingenhalter am Tischmikrotom. Der Schnit ist nicht gefärbt.









Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Roderich Römhild

Danke, dass du diesen tollen Fund mit uns teilst. Ich selber habe noch nie Moose bestimmt. Auf was muss man dabei besonders achten?
Wie mir an deinen Schnitten aufgefallen ist scheinen Moose keine Differenzierung der Leitgewebe im Zentralzylinder zu haben. Auffallend auch der äußerste dicke rote Ring. Ist das eine Cuticula?

mfg

Roderich

Bernhard Kaiser

Hallo Herr Büschlen,

schöner Fund. Gratulation!

In Frahm/Frey gar nicht mehr erwähnt. Mönkemeyer (1927) erwähnt ein Vorkommen bei Münster. Meinunger/Schröder (2007): RL:0.
Herr Urmi wird sich freuen.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

A. Büschlen

#3
Hallo Roderich, zur Anatomie der Moose hier ein Link: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=476.0
Zum Einstieg in das Reich der Moose möchte ich dich ermutigen. Beachte einmal hier im Forum die Beiträge zu diesem Thema. Herr Bernhard Kaiser gibt immer sehr wertvolle Hinweise.

Nachtrag: http://www.blam-hp.eu/allgbryo.html#Einstieg
Und hier noch ein Buch das ich persönlich empfelen möchte: Exkursionstaschenbuch der Moose von Dr. R. Düll , 4. verbesserte, ergänzte Auflage 1993. ISBN 3-925425-00-4. Meines Wissens ist dieses Buch leider vergriffen. Dort findest du einen gut verständlichen Abschnitt zum Thema: Methodische Anleitung zum Kennenlernen von Moosen.

Hallo Herr Kaiser, besten Dank. Ich möchte noch die weiteren Merkmale von diesem Moos dokumentieren und dann hier zeigen.

Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen
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- Ascomyceten als Bryoparasiten.
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- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Bernhard Kaiser

#4
Hallo Herr Römhild,

wenn Sie "Exkursionstaschenbuch der Moose von Dr. R. Düll" nicht mehr bekommen, schicken Sie mir eine PM mit Ihrer Adresse. Ich habe ein Exemplar von 1997 übrig. Geschenkt.

Hallo Herr Büschlen. Weitere Merkmale werden mit Interesse entgegengenommen.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

A. Büschlen

Hier habe ich nun als Ergänzung weitere Merkmale von Breutelia chrysocoma.

Das Blatt ist an der Basis gefaltet, die Rippe läuft bis in die Spitze. Der Blattrand ist gezähnt. Die Laminazellen sind am ganzen Blatt prosenchymatisch. Mamillien zeigen sich von der Spitze bis weit über die Mitte des Blattes. Das letzte Bild zeigt die Zellen am Blattrand der Basis.











Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen
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Bernhard Kaiser

#6
Hallo Herr Büschlen,

danke für die schönen Aufnahmen.
Mönkemeyer (1927) schreibt von blattunterseits langen Papillen der Zellen. Bei Ihren Bildern schön zu sehen, wenn ich die gelbliche Ansicht als ventral, die grünliche als dorsal deute. Demnach dürften auf der Blattoberseite keine Papillen durch fokussieren deutlich zu sehen sein.

Das Moosherbar von Johann Christian Breutel (1788-1875) befindet sich im Naturkundemuseum Görlitz.
Ersten Hinweis darauf erhielt ich von Fr. Dr. Dunger+ schon vor vielen Jahren. Herr  Peter Bergmann hier im Forum war so freundlich, nähere Angaben zu dem Herbar in Görlitz zu recherchieren.

Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Kaiser

A. Büschlen

Guten Tag Herr Kaiser,

besten Dank für ihren Kommentar.-

Ein Blattquerschnitt drängt sich auf! Ich werde es versuchen um die Anordnung der Strukturen auf der Zelloberfläche zu zeigen.
Zu den beiden Fachausdrücken Mamille und Papille habe ich eine Verständnisfrage. Mönkemayer schreibt: "lange hyaline Papille". Ist bei Breutelia chrysocoma die Struktur wirklich eine Papille ( warzige Struktur auf der Oberfläche der Zelle) oder doch eher eine Mamille ( nach aussen vorgewölbte Zellwand ) ? Beide Definitionen nach: Mossflora, J.P. Fram 4. Auflage

Besten Dank

Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen
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Bernhard Kaiser

Guten Morgen Herr Büschlen,

ZitatIst bei Breutelia chrysocoma die Struktur wirklich eine Papille ( warzige Struktur auf der Oberfläche der Zelle) oder doch eher eine Mamille ( nach aussen vorgewölbte Zellwand )

Leider kann ich diese Frage so nicht beantworten.
Erstens habe ich Breutelia chrysocoma noch nicht gesehen und zweitens habe ich den Unterschied zwischen mamillös und papillös selbst noch nie eindeutig festgestellt. Dazu sind feinste Blattquerschnitte erforderlich.

Die C-förmigen Gebilde auf den Zellen z.B. von Tortula-Arten sind jedenfalls Papillen. 

Der Begriff "papillös" wird
Zitat:
"frei angewendet auf rauhe Oberflächen, die aber auch rein mamillös sein können; z.B. pottioide Blätter."
Magill, R.E.(1990): Glossarium  Polyglottum Bryologiae. Missouri Botanical Garden.

Soviel auf die Schnelle. Ein weites Feld. Vielleicht finde ich in der Literatur noch weitere Hinweise.

Mit besten Grüßen
Bernhard Kaiser


A. Büschlen

#9
Hier nun noch einmal eine Ergänzung mit einem Bild auf dem ich die Mamillen zeigen möchte. Es sind dies die Erhebungen am unteren Ende der Laminazelle. Am linken Bildrand ist die Blattrippe sichtbar. Verfahren: Durchlicht / schiefe Beleuchtung am Wild M20 mit dem Wild Fluotar Plan 40x.



Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen
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Bernhard Kaiser

Hallo Herr Büschlen,

im Archiv für Bryologie ist unter Nr. 67 ein Beitrag über Breutelia c. in der Schweiz erschienen.

www.archiv-for-bryology.com

Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Kaiser

A. Büschlen

#11
Hallo Herr Kaiser,

danke für ihren Hinweis zu dieser Publikation.

Ich erlaube mir, den Link noch zu korrigieren: www.archive-for-bryology.com

Mit freundlichem Gruss

Arnold Büschlen
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Ralf

Hallo Arnold,

Glückwunsch zu diesem Fund und der tollen Dokumentation!

Hoffentlich werden durch Deinen Beitrag noch weitere Forumsleser / Mitglieder im Bereich Moose / Flechten aktiv.


A. Büschlen

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