Botanik: Götterbaum (Ailanthus altissima) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, August 31, 2010, 13:55:29 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Hallo zusammen,

Der mächtige Baum wächst im Arboretum Bad Grund , Harz.
Bild 01
Götterbaum (Ailanthus altissima)


Gestalt:
Raschwüchsiger, bis 25 Meter hoher Laubbaum.
Blätter:
Große, Fiederblätter mit 13 - 25 schmal elliptischen Blättern; diese 7 - 12 cm lang.

Bild 02
Junger Spross; Querschnitt 35 µm



Systematik
Ordnung: Seifenbaumartige (Sapindales)
Familie: Bittereschengewächse (Simaroubaceae)
Gattung: Götterbaum (Ailanthus)
Art: Götterbaum (Altissima)
Wissenschaftlicher Name: (Ailanthus altissima)
Herkunft: China
Giftigkeit: giftig      

Der Götterbaum gilt als schnellstwüchsiger Baum in Europa.
Der Götterbaum ist eine invasive (aggressiv ausbreitende) Problempflanze.
Leider breitet sich der Götterbaum übermäßig sehr stark selbst aus, sowohl durch Aussaat als auch durch unterirdische Wurzelausläufer, die bis zu 15m (!) vom Stamm entfernt austreiben und im ersten Jahr 1-2,5m hoch werden können. Er kann dadurch flächendeckende Dickichte bilden, bedroht damit die einheimische Flora und Fauna und somit Ökosysteme und steht sowohl in Mitteleuropa als auch in Nordamerika inzwischen meist auf der schwarzen Liste für gefährliche invasive Exoten.
Durch kräftige und viele Wurzelausschläge (Stockaussschläge) besonders nach der Fällung ist die Bekämpfung mühsam, teuer und dauert auch bei sorgfältiger Durchführung durch jeweils sofortiges Entfernen (Ausreißen) der Schößlinge mindestens mehrere Jahre, bis die Pflanze sich nicht mehr regenerieren kann, oder die Verwendung von Herbiziden, bei denen man auch oft erst (zu) spät feststellt, welchen weiteren Schaden sie für das Ökosystem und die menschliche Gesundheit anrichten.

Junge Sprosse mit Blättern sind grünlich und kurz behaart. Altere Zweige sind rötlich oder bräunlich und unbehaart. Der Stamm ist glatt, hat eine graubraune Rinde und  weist im Alter ein rautenförmiges Muster auf.

Wissenswertes:
Woher kommt der Name?
Der deutsche Name 'Götterbaum' oder 'Baum des Himmels'  (im Englischen 'Tree of Heaven') sowie der botanische Ailanthus (nach seinem einheimischen Namen Aylanto mit derselben Bedeutung) beziehen sich auf seine besondere Wuchsform mit nach oben gerichteten Ästen.

Geschlecht:
Vom Götterbaum gibt es "Männchen" und "Weibchen": Die unscheinbaren Blüten sind oft eingeschlechtlich, (zweihäusig) verteilt und stehen in großen (10-25 cm langen), aufrechten, endständigen Rispen. Die männlichen riechen unangenehm, sind aber seltener, weil wegen der schönen rötlichen Fruchstände, dem eigentlichen Zierwert des Baumes, vor allem weibliche Bäume gepflanzt werden (Männliche nur zur Befruchtung).

Giftige Pflanzenteile:
Samen und Rinde giftig.

Vergiftungserscheinung:
Übelkeit, kalte Schweissausbrüche, starke Kopfschmerzen, Taubheit und  Kribbeln in den Gliedmaßen.
Die Rinde mit ihren typischen hellen Längsrissen sowie die Blätter enthalten diverse Bitterstoffe, die bei Berührung allergische Hautausschläge verursachen können.
Pollen stehen im Verdacht, Allergien auszulösen.

Quellen:
Taschenatlas Giftpflanzen
GU Naturführer Bäume

Schnitt:
Junger Spross, quer
Schlittenmikrotom Reichert-Jung Hn 40 mit schräg gestelltem Messer, 35 µm.
Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner   http://www.aeisner.de/

Arbeitsablauf :
Den Spross habe ich zuerst geschnitten (35 µm), dann mit 70 % Ethanol fixiert.
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau habe ich eine geringe Spur Acrflavin beigemischt.
Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot. Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot
Zellwände der innenliegenden Hypodermis  tiefrot, Suberin und Cutin hellrosa.

Fotos erstellt mit Nikon D5000

Bild 03
Übersicht  schwarz/weiß  (Ailanthus altissima)


Bild 04
Vergrößerung – A  (Ailanthus altissima)


Bild 05
Vergrößerung  - B (Ailanthus altissima)


Bild 06
Dunkelfeld (Ailanthus altissima)


Bild 07
Fluoreszenz mit Pilot-Licht-Halogen  (Durchlicht)
 (Ailanthus altissima)


Bild 08
Phloem, starke Vergrößerung  (Ailanthus altissima)


Berichtigung:
Es handelt sich nicht um einen Spross, sondern um einen Blattstiel.

Blattstiel
Der Blattstiel (Petiolus) ist der auf den Blattgrund folgende, durch seine schmale, stielförmige Gestalt vom folgenden Teil des Blattes mehr oder minder scharf abgegrenzte Teil des Blattes. Nach dem anatomischen Aufbau unterscheidet man bifaziale und unifaziale Blattstiele. Bei den meisten Einkeimblättrigen und bei vielen Koniferen fehlt der Blattstiel. Blätter ohne Stiel nennt man sitzend. Es gibt auch Blätter, die nur aus dem Stiel bestehen, der dann flach und breit ist und an welchem die eigentliche Blattfläche ganz fehlt. Es handelt sich dabei um ein so genanntes Blattstielblatt (Phyllodium), z. B. bei manchen Akazien. Der Blattstiel ist meist nur bei Laubblättern ausgebildet.

Blatt – Blattgrund – Blattstiel
Bild 01

Blattgrund
Bei vielen Dikotylen setzt sich der Blattgrund nicht scharf vom Blattstiel ab
und bildet nur eine leichte Verbreiterung der Blattstielbasis (15); bei anderen
aber tritt der Blattgrund als mächtig entwickeltes Organ in Erscheinung.
So ist er bei vielen Lauch-Arten allseits röhrig geschlossen und fleischig
verdickt (16); bei vielen Doldenblütlern und Gräsern ist er als lange,
offene Scheide (17) ausgebildet, die bei den Gräsern als Stützorgan für
den dünnen Halm fungiert. Als seitliche Auswüchse des Blattgrundes treten
die Nebenblätter oder Stipeln (18–19, Nb) auf, die bei den Rosaceen,
Fabaceen, Violaceen u. a. stark entwickelt sind und zeitlebens erhalten
bleiben, bei der Linde, Hainbuche, Haselnuss, Kirsche, Pappel u. a. hingegen
sehr früh abfallen. Bei den Knöterichgewächsen bildet der Blattgrund
eine als Ochrea bezeichnete, ± weniger verlängerte Röhre oder
Tüte (21a–b, O), die die Basis des folgenden Stängelglieds umgibt, bei
der Robinie sind die beiden Nebenblätter als Dornen ausgebildet (19, Nb);
bei den Labkräutern aber sind sie den Laubblättern (20, schraffiert) völlig
gleichgestaltet (20, Nb).
Bei manchen dicht zweizeilig beblätterten Liliifloren (z. B. der Schwertlilie
und Simsenlilie) ist der Blattgrund ebenfalls scheidig entwickelt, sitzt
aber der kriechenden Sprossachse an wie ein Reiter auf dem Pferd. Man
spricht deshalb auch von reitenden Blättern.

Blattstiel
Der Blattstiel kann vielfach in seiner Entwicklung unterdrückt sein. So fehlt
er den Grasblättern: der scheidig entwickelte Blattgrund (17, U) geht unmittelbar
in die Spreite (Spr) über. An der Grenze zwischen beiden findet
sich ein kleines Häutchen, das Blatthäutchen oder die Ligula (17, L).
Aber auch bei vielen anderen Mono- und Dikotylen fehlt der Blattstiel. In
diesen Fällen werden die Blätter, sofern der Blattgrund nicht besonders
stark in Erscheinung tritt, als sitzend (22) bezeichnet; sie sind
Bild 02

stängelumfassend, wenn der Spreitengrund den Stängel fast oder ganz umgreift (23);
geöhrt, wenn der Spreitengrund mit 2 Lappen oder Anhängseln (Öhrchen)versehen ist (24);
durchwachsen, wenn der Spreitengrund den Stängel so umgibt, dass dieser durch die Spreite   durchgewachsen erscheint (Hasenohr, 25);
verwachsen, wenn der Spreitengrund zweier an einem Knoten gegenüberstehender
Blätter miteinander vereinigt ist (Kardendistel; Nelken, 26; Jelängerjelieber, 27);
herablaufend, wenn sich der Spreitengrund noch ein Stück an der Sprossachse
herabzieht (Beinwell, 28).

Quelle: Schmeil - Flora

Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

RainerTeubner

Hallo Hans-Jürgen.

so ein Bild in schwarz/weiß hat seinen eigenen Reiz.

Viele Grüße

Rainer Teubner

Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Detlef Kramer

Lieber Hans-Jürgen,

meine Penetranz tut mir ja leid, aber die schönen Fotos sind wieder von einem Blattstiel, das zeigt Dein zweites Foto zweifelsfrei und anders wären auch die Leitbündel im Inneren nicht zu erklären.

Aber, wie Jörg schon bemerkt hat, bei Blattstielen ist man vor Überraschungen nie gefeit.

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Hans-Jürgen Koch

Hallo Detlef,

danke für Deinen Hinweis. Es ist ein Querschnitt eines Blattstiels.
Seitensprosse sitzen nicht auf, sondern kommen aus dem Inneren des Stammes.

Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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