Verharzter Leitz Kondensor

Begonnen von Stephan Hiller, Oktober 05, 2010, 22:59:08 NACHMITTAGS

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Stephan Hiller

Mein Kollege hat einen verharzten Kondensor eines alten schwarzen Leitz Durchlichtmikroskops. Das Mikroskop hat die Seriennr.: 470352. Nachfolgend 2 Bilder des Teiles:





Kann jemand sagen was für ein Typ von Kondensor das genau ist?
Hat jemand Erfahrung oder kann Tipps geben, wie man die verharzten Lamellenstellringe (es gibt 2 Irisblenden) wieder gängig bekommt?
Die Frontlinse scheint ebenfalls entweder mit Öl vollgesaugt zu sein oder die Linsengruppe ist delaminiert. Gibt es unter euch einen Spezialisten, der schon auf Grund des Photos sagen kann eine Reparatur ist sinnlos?
Weiss jemand ob man die Frontlinse zerlegen kann?

Danke für Eure Tipps.

Stephan Hiller

Herne

Hallo,
der Typ nennt sich "Berek-Kondensor", nach einer Bedienungsanleitung dazu suche ich schon länger ....
Die Reparatur geht nur auf die harte Tour : Auseinanderbauen, reinigen, neu schmieren/ ölen, wieder zusammenbauen. Und das ganze zwei mal.
Von der Frontlinse würde ich die Finger lassen; die erneute Zentrierung traue ich zumindest mir nicht zu.
Meist sitzt die Verschmutzung ohnehin auf den leichter zugänglichen Außenflächen der Linsen. Beim Reinigen kein organisches Lösungsmittel wie Alkohol oder ISO verwenden, es greift die Verkittung an.
Viele Grüße
Herbert
Die animalcula infusoria sind Blasen mit Neigungen.
G. Chr. Lichtenberg

Piper

Hallo,
wenn der Konsensor zwei Irisblenden hat, müsste es sich um den Doppelblenden-Kondensor nach Berek handeln, benannt nach seinem Erfinder, Dr. Max Berek, Mitarbeiter von Ernst Leitz.
Die untere Blende diente als Leuchtfeldblende, die obere als Aperturblende. Der Kondensor konnte als Hellfeld-Kondensor verwendet werden, und zwar war er m.W. vorgesehen für ältere (schwarze) Ortholux-Stative, welche noch über keine im Mikroskopfuß integrierte Leuchtfeldblende verfügten. Die Blenden sind konzentrisch angeordnet, eine gegenseitige Verschiebung beider Blenden, z.B. für Schrägbeleuchtung, ist hiermit nicht möglich.
Ich vermute, dass man den ein- und ausklappbaren Frontlinsenkopf abschrauben kann. Vielleicht könnte man bei einem Händler wie Herrn Woitzik ein Ersatz-Frontlinsensystem bekommen, welches ggf. funktionieren könnte, auch wenn es jüngeren Datums wäre.
Wie man die Verharzungen lösen kann, weiß ich leider nicht. Ich selbst würde wahrscheinlich vorsichtig mit Xylol versuchen, den "Knas" zu beseitigen (diese Idee ohne Gewähr!).
Aufwendige und teure Reparaturmaßnahmen lohnen sich m.E. eher nicht, da man mit der zweiten Blende nichts Gesondertes anfangen kann, wenn das Mikroskop über eine integrierte Leuchtfeldblende verfügt. Anders würde es dann aussehen können, wenn man ein  museales Ortholux hiermit bestücken möchte; denn dieser Kondensortyp wird relativ selten auf dem Gebrauchtmarkt und in der Bucht angeboten.
Hoffe sehr, dass diese Mitteilungen ein wenig weiterhelfen.
Schöne Grüße
Jörg Piper

Alfons Renz

Lieber Herr Hiller,

Als Zeissianer werden Sie mir sicher gerne zustimmen: Leitz hatte bei der Auswahl seiner Fette nicht immer eine glückliche Hand!

Berüchtigt sind die Fette der 80iger-Jahre, die bei Nichtgebrauch 'bockelhart' werden. Hier hat sich eine leichte Wärmetherapie sehr bewährt, entweder auf der Heizung oder im Wärmeofen bei bis ca. 50 Grad.

Erst wenn sich nach einiger Zeit (ein zwei Tagen) auch dann nichts lösen lässt, kann man es mit vorsichtiger Verwendung von Kriechölen versuchen. Danach muss (müsste...) dann aber das komplette System zerlegt, gereingt und neu gefettet werden. Die Lamellenblenden dürfen natürlich nicht gefettet und allenfalls hauchdünn geölt werden.

Ob das neue Fett nicht auch in ein paar Jahren verhärtet?

Für sachdienliche Vorschläge und Bezugsquellen geeigneter Fette / Öle etc. wäre sicher nicht nur ich dankbar.

Mit freundlichen Grüßen,

Alfons

Detlef Kramer

Lieber Alfons,

das ist hier schon mehrfach angesprochen worden:

1. Askania liefert preiswert Kleinmengen

2. bei Zeiss kann man ebenfalls kleine Mengen "erbetteln"

3. http://www.micro-tools.de/

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Ortholuxianer

Hallo Herr Hiller,

falls nicht schon die Reparatur erfolgreich war, anbei etwas verspätet meine Erfahrungen -
habe erst kürzlich 2 Berek-Kondensoren gereinigt - beide sind wieder gängig.

1. Zuerst habe ich die untere Linse entfernt (läßt sich herausschrauben). Die Madenschrauben sollte man tunlichst in Ruhe lassen, damit wird die Linse zentriert.
2. Jetzt hat man Zugang zu den unteren Blendenlamellen - diese immer wieder mit Xylol beträufeln - damit sollte man das alte Fett anlösen.
3. Wenn es etwas leichtgängiger geworden ist, kann man das gesamte Stück auseinanderschrauben - hierfür muß man das untere, silberne und geriffelte Rad mit etwas Kraft gegen den Uhrzeigersinn drehen (wenn man von unten draufschaut).
4. Jetzt kann man das Stück auseinanderziehen und hat Zugang zur oberen Blende.

Viel Erfolg damit.
Bei Bedarf kann ich ein paar Bilder vom Auseinanderbauen posten.

Viele Grüße,

Axel




detlef.q

Hallo,

bezüglich einer kurzen Erklärung der Arbeitsweise und einer kurzen Bedienungsanleitung des Berek Zweiblendenkondensors kann ich hilfreich sein. Ich nutze diesen Kondensor an meinem Panphot, welches im Mikroskopfuß keine Leuchtfeldblende hat.

Ich hatte vor ca. 10 Jahren einige Seiten aus ein paar alten Büchern kopiert, in denen dieser Kondensor kurz erklärt wird.
Bei Bedarf fertige ich eine PDF-Datei von dem Dokument an und verschicke diese gerne.
In der Anleitung steht, dass zum Immergieren des Kondensors eine Kondensor-Immersionskappe benötigt wird, kennt die jemand?
Ich würde gerne einmal sehen, wie dieses Teil aussieht.

Viele Grüße
Detlef

Winfried Todt

Hallo Detlef,
ich bin seit ein paar Tagen Besitzer eines Leitz-Ortholux I Mikroskops. Das Mikroskop hat genau diesen Berek-Kondensor. Über die Anleitung würde ich mich freuen.
Herzliche Grüße
Winfried

detlef.q

Hallo Winfried,

sende mir bitte eine PM mit Deiner Mail-Adresse, dann schicke ich Dir die Datei.

Gruß
Detlef

Stephan Hiller

Hallo Axel,
Hallo Detlef,

für Bilder die das Zerlegen des Kondensors beschreiben wäre ich (bzw. mein Kollege) sehr dankbar. Eine (pdf) Beschreibung zur Arbeitsweise des Kondensors ist natürlich auch sehr willkommen. Ihr könnt mir diese Informationen an meine mail adresse <hiller@nts.zeiss.com> senden, ich leite sie dann an meinen Kollegen weiter.

Vielen Dank für eure Hilfe und auch allen anderen die hier gepostet haben.

Stephan

peter-h

Guten Abend,

im Michel 1962 , Seite 364 - 365 ist eine Abbildung und auch etwas Text zum Berek Kondensor. Falls gewünscht könnte ich es als PDF einbringen. Bitte bei Bedarf über PN melden.

Gruß
Peter Höbel

Ortholuxianer

Hallo Stephan,

ich mache am Wochenende noch ein paar Fotos und poste sie.

Viele Grüße,

Axel

Ortholuxianer

Liebe Leitz-afficionados,

anbei die Bilder zum Zerlegen des Berek-Kondensors - habe es leider vorher nicht geschafft, das Ding zu fotografieren.


Im Ursprungszustand:


Zuerst unten die kleine Linse lösen - Madenschrauben belassen!
Jetzt hat man Zugang zur unteren Blende - hier kann man z.B. mit Xylol ansetzen.



Jetzt das große, geriffelte Rad gegen den Uhrzeigersinn drehen (auch hier kann man vorher etwas Xylol benutzen).
Evtl. braucht man dafür etwas Kraft.

So sieht es dann aus, wenn es auseinandergenommen ist:


Jetzt hat man auch Zugang zur Aperturblende und kann das ganze alte Fett entfernen und durch neues ersetzen.

Viel Erfolg dabei,

Axel