Phomi III ersteigert - nun kommen Fragen auf

Begonnen von woru, November 06, 2010, 20:41:46 NACHMITTAGS

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-JS-

Liebes Forum,

ich bin finde es sehr gut, dass Peter Höbel seine Bemerkungen zur Adaption hier im Thread von Wolfgang eingebracht hat
(wir erinnern uns: es geht um ein PHOM III von Zeiss, endliche Serie, und um eine mögliche Adaption einer Canon EOS 550D).

Auch Peter stellt nun fest, dass eine Adaption einer Canon mit APS-C-Chip (Diagonale 26,7mm) leicht zu adaptieren sei.
Hier ist eine sehr gute Übereinstimmung zu bereits in diesem Thread vorgetragenen Meinungen festzustellen.

Die von Peter genannte Formel

[Brennweite des abbildenden Objektives / (250/Okularvergrößerung)]

ergibt, wie er bereits schrieb, bei einem 10x Okular (250/10 = f = 25mm) und 40mm Objektivbrennweite dann 1,6 bzw.
bezogen auf die Chipdiagonale 26,7/1,6 = 16,7mm.

Rechnet man nun mit einem Okular 8x (250/8 = f = 31,3) und 45mm Objektivbrennweite, so kommt man auf
45/31,3 = 1,44 bzw. 26,7/1,44 = 18,5 mm, ein Wert, der durch die bereits gezeigten Fotos ganz gut
demonstriert ist.

Mit einem Okular 10x, einer Objektivbrennweite von 63mm und einer Vollformat-Chipdiagonalen von 43,3 mm kommen
wir auf 63/25 = 2,52 bzw. 43,3/2,52 = 17,2. Dies ist etwas weniger als der mit der Kombination 8x/45mm/APS-C Chip
erreichte Wert.
Auch dies konnte bereits bildhaft gemacht werden.

Ich finde es schön, auch aus berufenem Munde meine bereits gezeigte Darstellung nun auch im Nachhinein noch
einmal bestätigt zu sehen, obschon sie ja meiner Meinung nach bereits durch vergleichende Beispielbilder hinreichend
belegt war.

Die Voraussetzungen für das einzusetzende Objektiv, die Peter nennt (flache Bauform, wenig Linsen, keine
Weitwinkelkonstruktion) sind sämtlich durch das verwendete Tessar 45mm 1:2,8 erfüllt. Allein die Forderung
nach hoher Lichtstärke (etwa 1:2,0 oder gar 1:1,4) erfüllt die Optik leider nicht.
Allerdings ist die Austrittspupille des von mir gewählten Okulars (KPL 8x) so klein, dass ich das Tessar noch ohne
Probleme auf 1:4 abblenden konnte, ohne irgendwelche Vignettierungen festzustellen.

Die von Peter im Anschluss erwähnte Kombination aus einem MIPRO 63 oder gar 80mm zusammen mit einem
Objektiv von 100 bzw. 120 mm Brennweite ist sehr interessant und zweifellos ausgezeichnet, nur ein MIPRO
mit den beschriebenen Eigenschaften zu finden, erscheint gegenwärtig arg schwer.
KPL 8x Okulare gibts dagegen zu Hauf, sogar in spannungsfreier POL-Version.

Der anschließende Verweis von Peter auf Olympus oder Leitz hat mit einem PHOMI III m.E. recht wenig zu tun.
Allerdings wird hier schon der Hinweis gegeben, dass die beschriebenen Optiken sehr selten oder gar Raritäten sind.
Dies dürfte dem Wolfgang dann auch nicht sehr viel weiter helfen.

Wenn nun keine alte Contaflex 'geschlachtet' werden soll, um an ein Tessar 45mm/1:2,8 zu gelangen, dann steht
natürlich auch der Weg offen, ein Contax/Yashica Pankake Objektiv mit gleichem Namen und gleichen Werten zu
nehmen, einen C/Y-EOS-Adapter zu erwerben und das Filtergewinde des Objektives (49mm) mit einem Adapter
zu bestücken, der das Okular aufnimmt und mit dem Tubus des Mikroskops verbunden ist.

Das ist zweifellos ein guter Weg.

Was soll ich sagen? Mir war er nur zu teuer.
Leider haben nämlich C/Y-Pankakes (ganz im Gegensatz zu Peters Meinung) durchaus noch ihren Preis, selbst bei
ebay. Und ob alte 40er Normalobjektive noch zum Auflagemaß einer DSLR passen, ohne dass der Spiegel Schaden
nimmt, mag ich bezweifeln.
Von der Adaption eines C/Y Pankake mit 45 mm Brennweite an eine Vollformat-EOS (5D) wird jedenfalls in den
einschlägigen Foren vehement abgeraten. Dies trifft für eine 550D natürlich nicht zu, dort ist der Spiegel wesentlich
kleiner dimensioniert.

Viele Grüße
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

woru

Hallo Peter und Joachim,

nochmals herzlichen Dank für die sich ergänzenden Kommentare. Das sind ja nun schon richtige "Kochrezepte", praxiserprobt und leicht nach zu kochen. Wenn es geklappt hat werde ich die Beweisfotos ins Forum stellen. Eine Verständnisfrage habe ich aber noch. Der Fotoausgang meines Phomi III weist nur eine Anschlußplatte mit einer Gewindebohrung von 25mm auf. Gehört da für die in euren Beiträgen genannten Okulare noch ein monokularer Schraubtubus drauf? Das wird doch dann aber mit Kamera ein recht fragiler und hoher Aufbau. Zudem habe ich solches in den im Thread eingebrachten Fotos zur Adaption nicht sehen können.

Herzliche Grüße
Wolfgang

Nomarski

#17
Hallo Wolfgang,

ZitatEine Verständnisfrage habe ich aber noch. Der Fotoausgang meines Phomi III weist nur eine Anschlußplatte mit einer Gewindebohrung von 25mm auf.
Diese Anschlußplatte kann man abnehmen, sie ist genauso befestigt wie der Binokulartubus vorne per Ringschwalbe und ist durch einen Fototubus mit Adaption zu ersetzten, wodurch schon ein hoher Turm zustande kommt, etwa so wie bei diesem anderen da, der vorhin sein Phomi mit Kamera gezeigt hat. Du kannst natürlich auch die Anschlußplatte zum Senkrechttubus erweitern, aber dazu wird man das Rohr mit Gewinde wohl anfertigen müssen.
Vielleicht kannst du diese Platte mit dem Gewinde aus der Nähe zeigen, würde mich mal interessieren.

Viele Grüße
Bernd

-JS-

Hallo Wolfgang,
wie Bernd eben schon ausgeführt hat und wie auf dem Bild von Jürgen Boschert auch zu sehen, hat das PHOMI III als oberen Abschluss des Kopfes eine ganz normale Ringschwalbenaufnahme (bei Nichtbenutzung durch eine Kugelschnittschale gedeckelt), welche über die Schiebeprismenkonstruktion auch in den optischen Lichtweg eingebunden werden kann. Hierzu muss natürlich der 'Umweg' auf die eingebaute KB-Kamera weggeschaltet werden. Dieser macht in einem solchen Fall auch wenig Sinn  ;D.
An der oberen Ringschwalbenaufnahmet wäre ein fokussierbarer Tubus z.B. mit Nr. 47 30 24 zu montieren, der dann den entsprechenden von Dir gewünschten Adapter aufnimmt.
Fragil? Es ist nun wirklich kaum davon auszugehen, dass das Stativ des PHOMI die 1-2 kg mehr an Gewicht überhaupt wahrnehmen wird  :D

Viele Grüße
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

reblaus

Hallo -
zur Ergänzung: Achtung, falls als preiswerte Lösung oben ein kleiner, nicht verstellbarer Senkrechttubus zur Anpassung eines Fotos draufgesetzt werden soll:
Die obere Schwalben-Auflage ist einige Millimeter weiter von der optischen Achse des Kopfes entfernt als die Auflage für den Binokulartubus. Entsprechend ist der kleine Festtubus für eine parafokale Einstellung etwas zu lang und muss gekürzt werden. Bei den verstellbaren Tuben kann das ausgeglichen werden.
Gruß
Rolf

TPL

Hallo Rolf und weitere Phomi-Liebhaber:
ein Hintergrund für diese vermeintliche Abweichung des Auflagemaßes von der korrekten Länge mag sein, dass die Tubusköpfe der frühen Photomikroskope (und Universal-Stative) überhaupt keine verchromte Auflageplatte an dieser Schnittstelle hatten, sondern nur eine plan gefräste Öffnung mit drei (!) seitlichen Anschlagschrauben (die einen Wechsel solcher Zubehörteile nur mit Schraubenzieher erlauben).

Für seinen Konstrukteur, Kurt Michel, war das "Phomi" ja nun ausdrücklich kein Gerät zur Adaptierung einer Aufsetzkamera, sondern vollendeter Ausdruck der kompletten Integration der Fotografie ins Stativ*. Unter den damaligen Verhältnissen war das innovativ und es erklärt vielleicht auch die nahezu unveränderte Grundform über eine Produktionszeit von mehr als 30 Jahren. Zum Glück hat Michel dennoch einen Kompromiss zugelassen (ursprünglich wohl eher zur Adaptation von Mess-Zubehör und von Film-Kameras, s. hier: http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?1,40035,40035#msg-40035; leider fehlt das Bild!). Dadurch sind die "Phomis" auch heute noch sehr gut als Foto-Mikroskope einsetzbar.

Phomiversale Grüße, Thomas

* Michel hat sich darüber in seinen Büchern und in der Patentschrift von 1955 - ungewöhnlich wortreich - geäußert. 

hinrich husemann

#21
Hallo "Phomiker",
der kleine feste, 120 mm lange gerade 25-mm-Aufsetztubus (leider kann ich die Geräte-Nummer darauf nicht mehr lesen) ist - aufgesetzt an meinem Phomi III -Stativ - mit dem Binokulartubus G (473012) genau abgeglichen; das habe ich durch ein fokussierbares Okular mit zur Scharfstellung eingesetztem Doppelkreuz überprüft. Bei diesem kleinen Tubus bringe ich allerdings die Kamera berührungsfrei mittels eines Vergrößerungs-Statives (Das Phomi steht auf dessen Grundplatte) darüber "in Stellung", wobei noch ein Lichtschutz angebracht ist. (Das "Pho" im Phomi benutze ich eh nicht mehr. Der zusätzliche "Platzverbrauch" durch das Vergrößerungs-Stativ ist mäßig; das Phomi selbst ist ja schon ein beachtlicher "Brummer")



Freundliche Mikrogrüsse
H. Husemann

reblaus

Hallo
-
meine Hinweise wegen der Tubuslänge wurden von Thomas et al. für die neueren Geräte ja berichtigt -
ich hatte unzulässigerweise meine Erfahrungen aus der Hammerschlag-Lack-Aera extrapoliert.
Vielen Dank

Rolf

RainerTeubner

Hallo,

falls jemand (historisches) Interesse an der von TPL zitierten Patentpublikation von Dr. Kurt Michel aus dem jahre 1955 hat, ich kann die Schrift als PDF-Datei zur Verfügung stellen. Bitte um kurze PN.

Mit freundlichen Mikrogrüßen

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

TPL

#24
Liebe historisch und technisch Interessierte,
Das Phomi fiel ja in eine Zeit, in der die Integration der Kamera ins Stativ im Schwange war - und zwar nicht nur bei Carl Zeiss! Auch andere, teilweise relativ kleine Hersteller (z.B. Fuess, E. Busch) entwarfen und bauten damals interessante Geräte mit eingebauten Kameras. Bei Steindorff/Berlin ging man nicht ganz so weit und benügte sich mit der Integration des Strahlenteilers ins Stativ und bei Leitz blieb man bei der vollständig modularen Bauweise des Panphot und des Ortholux (das ist keine Wertung).
Interessant ist z.B. auch, wie sich die beiden Entwickler Kurt Michel (Carl Zeiss, Jena) und Otto Ursinus (Emil Busch, Rathenow) in den frühen 1940er Jahren die Patente "um die Ohren gehauen" haben.

Beim DPMA (http://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?window=1&space=menu&content=index&action=index) liegt ein ganzer Fundus solcher Publikationen und sie sind alle mit geringem Aufwand und kostenfrei recherchierbar (http://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=einsteiger).

Viel Spaß, Thomas

woru

Hallo Bernd,

Zitat: Vielleicht kannst du diese Platte mit dem Gewinde aus der Nähe zeigen, würde mich mal interessieren.

Gerne, siehe unten. Die Platte hat außen ein 50mm Gewinde, das Mittelloch hat 25mm Gewinde. Ich vermute ja für einen Monotubus. Drei Stück habe ich probiert, keiner passt genau vom Gewinde her.

Gruß an Alle
Wolfgang




Nomarski

Hallo Wolfgang,

Danke für das Foto, aber wie es scheint, ist dieser Ring mit der Schwalbe ein Bestandteil eines Grundkörpers, der vollständig mal so ausgesehen hat:


In das Innengewinde wird ein spezielles 125mm-Objektiv eingeschraubt. Aber selbst wenn der Grundkörper dazu noch vorhanden wäre, gehört zwischen ihm und dem Mikroskop ein Senkrechttubus mit Okular.
Dieser Ring könnte aber dennoch für eine Fotoadaption nützlich werden.

Viele Grüße
Bernd

woru

Hallo Bernd,

ZitatIn das Innengewinde wird ein spezielles 125mm-Objektiv eingeschraubt. Aber selbst wenn der Grundkörper dazu noch vorhanden wäre, gehört zwischen ihm und dem Mikroskop ein Senkrechttubus mit Okular.
Dieser Ring könnte aber dennoch für eine Fotoadaption nützlich werden.

Danke für Bild und Hinweis. Sehr wahrscheinlich ist es so! Mich irritierte nur der Gedanke an ein einschraubbares Okular. Auf jeden Fall wird sich die Ringschwalbe aber für die Adapterbastelei verwenden lassen.

Viele Grüße
Wolfgang


hinrich husemann

#28
Hallo Herr Rudo,
nur noch mal zur Erinnerung, auch auf die Gefahr hin, daß ich "Eulen nach Athen trage": Der zu erstellende Senkrechttubus muß vom Anschlag auf den Phomitubus bis zum oberen Ende (Anschlag des dort eingesteckten Okulars, Steckdurchmesser 23,2 mm) eine Geamtlänge von 120 mm haben, wenn er mit dem Beobachtungs-Binotubus abgeglichen sein soll (d.h. wenn die Bildebenen in allen drei Okularen übereinstimmend liegen sollen).  Darüber dann die Kamera mit auf unendlich eingestelltem Objektiv (dazu gibt es ja, wie schon beschrieben, verschiedene Möglichkeiten). Bei korrekt auf die Bildebene fokussierten Binotubus-Okularen (man braucht also fokussierbare, z.B. KPL foc, möglichst bei einem von beiden mit Doppelstrichkreuz o. Ä. in der Bildebene, das dann scharf gesehen werden muß) sollte das scharf eingestellte Objekt-Bild auch in der Kamera scharf sein. Viel Freude mit dem Phomi-Stativ!
Freundliche Mikrogrüsse
H. Husemann

woru

Hallo Herr Husemann,

danke auch für Ihren Hinweis.

Zitatnur noch mal zur Erinnerung, auch auf die Gefahr hin, daß ich "Eulen nach Athen trage": Der zu erstellende Senkrechttubus muß vom Anschlag auf den Phomitubus bis zum oberen Ende (Anschlag des dort eingesteckten Okulars, Steckdurchmesser 23,2 mm) eine Geamtlänge von 120 mm haben, wenn er mit dem Beobachtungs-Binotubus abgeglichen sein soll

Ich sammle gerne auch diese Eulen, möglichst viele sogar, weil ich doch die Erfahrung gemacht habe, daß keineswegs schon alles bekannt ist was da so durch die Gegend getragen wird.  :D Das Problem mit der parfokalität des Kamerabildes ist bei mir nicht so gravierend. Ich benutze zum Einstellen meist das direkt von der Kamera gelieferte Bild auf dem Laptop, weil ich die Kamerafunktionen auch über den PC steuere.

Freundliche Grüße
Wolfgang Rudo