Botanik: Birkenfeige (Ficus benjamina), von der Wurzel bis zum Blatt *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Januar 17, 2011, 19:53:13 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

Mit diesem kleinen Tischmikrotom habe ich Schnitte angefertigt von:  Wurzel, Spross,  Blattstiel und dem Blatt unserer Zimmerpflanze.
Die Schnittstärke beträgt 45 µm.


Die Birkenfeige gehört zur großen Familie der Maulbeergewächse (Moraceae). Insgesamt sind etwa 1000 Ficus-Arten bekannt, von denen nur relativ wenige als Zierpflanzen oder gar als Nutzpflanze kultiviert werden.
Die Birkenfeige (Ficus benjaminii) ist ein kleiner Baum mit dichter Krone, die aus zahlreichen spitzovalen, glänzenden, mittelgrünen Blättern gebildet wird. Ihre Form ähnelt sehr Birkenblättern, daher auch der Name Birkenfeige. Die Wuchshöhe beträgt -ebenfalls typisch für Ficus- kaum mehr als 5 m. Die Heimat der Birkenfeige liegt in Indien, sie ist aber heute in der ganzen Welt verbreitet.
Sonstiges:
Nicht unüblich ist es, bei der Anzucht die jungen Stämme miteinander zu verflechten. Zwar ist Ficus benjaminii sehr populär, aber leider vor allem als Zimmerpflanze nicht ganz unproblematisch in der Haltung. Beispielsweise können schon geringe Standortveränderungen massiven Laubabwurf zur Folge haben.
Ficus-Arten sind giftig für Katzen und Hunde sowie für Vögel. Die Pflanzen enthalten im Milchsaft Harz, Kautschuk, Furocumarine und flavonoide Verbindungen. Ficus-Arten gelten für Menschen nur als leicht giftig.

Systematik
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Maulbeergewächse (Moraceae)
Gattung: Feigen (Ficus)
Untergattung: Urostigma
Art: Birkenfeige
Wissenschaftlicher Name : Ficus benjamina

Arbeitsablauf
1. (Querschnitte) mit 70 % Ethanol
2.  Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
3 Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
4.  Vorfärbung  Acridinrotlösung      10 Min.
5.  Auswaschen mit Aqua dest.  15 Sek.
6.  Acriflavinlösung     10 Sekunden
7.  Auswaschen mit Aqua dest.  15 Sek.
8.  Nachfärbung  Astrablaulösung    40 Sek.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau habe ich etwas Acrflavin   beigemischt.
9.  Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
10.  Entwässern mit 3x  gewechseltem Isopropylalkohol   ( 99,9 % )
11.  Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einzusetzen
12.  Einschluss  in Entellan

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot. Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb. Zellwände der innenliegenden Hypodermis  tiefrot, Suberin  hellrosa.

Fotos erstellt mit Nikon D5000.
Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.


Bild 01 Schnittstelle Wurzel  Ficus benjamina


Bild 02  Wurzel Übersicht Ficus benjamina


Ältere Wurzel, primäre Rinde teilweise kollabiert. Rechts ein Ansatz einer Seitenwurzel

Bild 03 Vergrößerung aus der Übersicht Ficus benjamina

Xylem und die dazu gehörenden Strahlen.
In der Mitte sternförmig das primäre Xylem. Da herum hat das Kambium das sekundäre Xylem gebildet; Tracheen mit  umliegenden Xylemparenchymzellen.

Bild 04 Wurzel  Ficus benjamina

Sekundäres Xylem

Bild 05 Wurzel  Ficus benjamina

prim. Rinde
Periderm; außen (rotbraun) der Kork = Phellem, darunter Phellogen und dann Phelloderm (mit den ganz dünnen Zellen, nur eine Schicht)



Bild 06Schnittstellen Ficus benjamina: Spross, Blatstiel, Blatt

Die Rinde ist wie bei vielen Ficus-Arten hellgrau, mitunter auch leicht bräunlich.
Es ist völlig normal, daß neu gebildete Blätter heller als die alten sind. Allerdings dunkeln sie im Laufe weniger Wochen nach.
Alle Ficus-Arten führen einen weißen Milchsaft und haben ganzrandige Blätter, die wechselständig stehen. Recht bekannt ist die Birkenfeige (Ficus benjamini) mit grünen, aber auch weißbunten Blättern.

Bild 07 Übersicht Spross Ficus benjamina

Einsetzen des sekundären Dickenwachstums

Bild 08 Spross Ficus benjamina

Epidermis, Kork, prim. Rinde, sekund. Xylem und Phloem
komplettes Periderm (Kork, Korkkambium = Phellogen, Phelloderm; prim. Rinde mit sklerimatischen Zellgruppen; Sklerenchymkappen über dem Phloem; dann ganz innen auf dem Foto das Xylem. Das Kambium ist nicht erkennbar, vielleicht jahreszeitlich bedingt (Wachstumspause).

(von rechts nach links)

Bild 9 Vergrößerung aus der Übersicht Ficus benjamina


Bild 10 Übersicht Blattstiel Ficus benjamina


Bild 11 Blattstiel Ficus benjamina

Cuticula, Epidermis, Rindenparenchym
(von links nach rechts)

Bild 12 Vergrößerung aus der Übersicht Ficus benjamina

Cuticula, Epidermis

Bild 13  Vergrößerung aus der Übersicht Ficus benjamina

Geschlossenes-kollaterales Leitbündeln

Bild 14  Übersicht Blatt Ficus benjamina


Bild 15 Vergrößerung aus der Übersicht Ficus benjamina

Obere Epidernis, Palisadenparenchym, Schwammparenchym, Interzellularraum, Leitbündel, untere Epidermis
(von oben nach unten)

Bild 16  Blatt Ficus benjamina

Ich vermute einen Stielansatz des Cystolithen
(Cystolithen sind Anhangsgebilde der Zellwand, oft mit Calziumcarbonat)


Bild 17  Blatt Ficus benjamina

Untere Epidermis

Bild 18  Blatt Ficus benjamina

Obere Epidermis

Bild 19  Blatt Ficus benjamina

Leitbündel

Bild 20  Blatt Ficus benjamina

Leitbündel


Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen




Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für die tolle Präsentation der unterschiedlichen Pflanzenteile der Birkenfeige.

Die Färbung mit dem dezenten Gelbgrün gefällt mir auch ausnehmend gut.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Detlef Kramer

Lieber Hans-Jürgen,

wieder eine tolle, lehrbuchreife Darstellung.

Der Klngenhalter kommt mir irgendwie bekannt vor ;D. Freut mich, dass das funktioniert, denn eigentlich war es anders gedacht.

Ich darf wieder ein paar konstruktiv-kritische Anmerkungen machen?

Foto 5: das ist nicht primäre Rinde, sondern ein klassischen Periderm; außen (rotbraun) der Kork = Phellem, darunter Phellogen und dann Phelloderm (mit den ganz dünnen Zellen, nur eine Schicht)

Foto 8: v. r. nach l.: wieder komplettes Periderm (Kork, Korkkambium = Phellogen, Phelloderm; prim. Rinde mit sklerimatischen Zellgruppen; Sklerenchymkappen über dem Phloem; dann ganz innen auf dem Foto das Xylem. Das Kambium ist nicht erkennbar, vielleicht jahreszeitlich bedingt (Wachstumspause).

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Hans-Jürgen Koch

#3
Lieber Jörg, lieber Detlev,

danke.

@ Detlev,
für Deine Anmerkunden bin ich dankbar. Die Bildbeschreibung habe ich verbessert.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
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Muschelbluemchen

Hallo Hans-Jürgen

Deine Färbungen sind immer ganz toll!
Besonders Bild5 finde ich sehr gelungen!

mit herzlichen Mikrogrüßen
Leopold

Mila

Lieber Hans-Jürgen,

eine schöne Dokumentation.

Meinst Du, dein Ficus würde evtl. auch noch ein Würzelchen beisteuern? Dann wäre es perfekt und komplett :)

Viele Grüße
Mila

Klaus Herrmann

ZitatMeinst Du, dein Ficus würde evtl. auch noch ein Würzelchen beisteuern? Dann wäre es perfekt und komplett

Liebe Mila,

das hat er doch mit den ersten beiden Bildern schon mal ganz ordentlich angefangen! 8)

Was noch fehlt ist ne schöne Blüte und ne Feige  ;)  ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

sirdul

Hallo Hans-Jürgen,

Glückwunsch zu der wunderbaren Darstellung !
Eine Bitte hätte ich; wäre es möglich in Bild 8 mit Pfeilen den jeweiligen Bezeichnungen die anatomische Struktur zuzuweisen ?
Das Mikrotom aus Bild 1 ist es ein Leitz Mikrotom ? Ich denke, ein ähnliches in der Bucht gesehen zu haben.
Ich glaube, Du hattest einmal Längsschnitte gezeigt, könntest Du es hier, z.B. vom Spross, einmal versuchen und darüber berichten ?

Grüße aus Kronach

Ludger Benning

Hans-Jürgen Koch

@ Leopold, @ Mila, @ Klaus,@ Ludger,

danke für Euer Lob.

@ Mila,

in meinen Beitrag sind 5 Bilder von der Wurzel (Birkenfeige (Ficus benjamina)) enthalten. (Bild 1 - 5)

@ Ludger,

die Beschriftung zum Bild 8 liefere ich nach.

Es ist kein Leitz Mikrotom !

In U.S.A. gekauft von der Firma:

American Optitical Company
Instrament Divisior
Buffalo 15    New York
Made in U.S.A.



Ich werde versuchen einen Längsschnitt anzufertigen. Den Spross möchte in zuerst in Glycerinseife einbetten.
Es wird etwas Zeit in Anspruch nehmen.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Hans-Jürgen Koch

Hallo Ludger,

hier noch ein Foto vom Spross der Birkenfeige (Ficus benjamina). Auf Deinen Wunsch mit Beschriftung.



Das Periderm ist das tertiäre Abschlussgewebe.
Durch das sekundäre Dickenwachstum wird die Epidermis oft zerrissen. Daher muss ein zweites Schutzgewebe (sekundäres Abschlussgewebe) darunter gebildet werden. Diese Funktion übernimmt das Periderm.
Die nach außen abgeschobenen Korkzellen sterben ab, da sie kein Wasser mehr durch die Markstrahlen bekommen. Sie färben sich braun, da sie Rindenfarbstoffe ablagern, die als Fäulnisschutz dienen.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
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Mila

#10
Zitat von: Hans-Jürgen Koch in Januar 18, 2011, 19:48:04 NACHMITTAGS
@ Mila,

in meinen Beitrag sind 5 Bilder von der Wurzel (Birkenfeige (Ficus benjamina)) enthalten. (Bild 1 - 5)

Lieber Hans-Jürgen,

sowas! Da scheinen wohl die rheinischen Heinzelmännchen sowohl den Titel, als auch den Beitrag geändert zu haben :o

Nein, im Ernst: ich kann es mir nur so erklären, dass ich zu ungeduldig gescrollt habe, während sich der Beitrag bzw. die Bilder noch aufbauten. Tut mir leid, war wohl im Zeitdruck und etwas zu stürmisch :-[

Jedenfalls habe ich den Beitrag nun komplett gesehen und gelesen und werde ihn gerne als Komplettpflanzendoku (!) präsentieren, wenn ich darf :)

Viele Grüße
Mila

(Signatur wird - in Bezug auf mich - angepasst ;))

Klaus Herrmann

ZitatWenn Du schon kein gutes Beispiel sein kannst - dann sei wenigstens eine grausame Warnung!

Sei nicht so hart mit Dir liebe Mila!

Man könnte es doch auch etwas milder sagen:

Jeder ist zu etwas nütze, auch der Unnütze  ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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sirdul

Hallo Hans-Jürgen,

besten Dank für die Beschriftung und auf den Längsschnitt bin ich sehr gespannt.

Gruß aus Oberfranken

Ludger Benning