Botanik: Weichblättrige Rose Rosa mollis *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, März 19, 2011, 18:39:42 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

diese Wildrose wächst im Arboretum im Harz. http://www.bad-grund-harz.de/exotenwald.html

Die Pflanze wird bis zu 2 Meter groß und stammt aus Nordeuropa. Der Wuchs ist aufrecht und buschig. Frisch aufgeblühte Blüten sind kräftig rosa und ca. 5 cm im Durchmesser. Die Kelchblätter haben wenige Seitenfiedern. Blütenstiel und Butte sind spärlich mit Stachelborsten besetzt. Die reifen Hagebutten sind rot und bis 1,5 cm groß. Die Stacheln sind gerade, gleichartig und mit 1 bis 4 Millimeter langer Ansatzfläche. Die Blätter sind ober- und unterseits filzig.

Bild 01 Rosa mollis

Blühende Rose im Juli

Bild 02 Schnittstelle Rosa mollis

Die Triebe sind rötlich und in der Jugend bereift

Systematik

Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Rosoideae
Gattung: Rosen
Die Gattung wird in vier Untergattungen untergliedert, wovon eine weiter in Sektionen unterteilt wird.
Wissenschaftlicher Name: Rosa
Weichblättrige Rose Rosa mollis

Arbeitsanleitung:

Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner   http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert


Arbeitsablauf :

Zweijähriger Spross -  Querschnitt
Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt 30 µm.

Probe lag seit Mai 2009  in AFE – Gemisch
Fixiergemisch auswaschen in 70 % Ethanol  5 Minuten
1. (Querschnitte) mit 70 % Ethanol
2.  Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
3. Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
4.  Vorfärbung  Acridinrotlösung      7 Min.
5. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
6.  Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen- Lupenkontrolle)     ca. 15 Sekunden.
7.  2 x auswaschen mit Aqua dest..  
8. Nachfärbung  Astrablaulösung    3 Min.
      Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 5:1  verwendet.
9.  Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
10.  Entwässern mit 2x  gewechseltem Isopropylalkohol   ( 99,9 % )
11.  Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen
12.  Einschluss in Entellan

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot. Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb. Zellwände der innenliegenden Hypodermis  tiefrot, Suberin  hellrosa.
Fotos erstellt mit Nikon D5000.

Bild 03 Übersicht Rosa mollis

Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 04 Vergrößerung aus der Übersicht Rosa mollis


Bild 05 Vergrößerung mit Beschriftung  Rosa mollis

Die Kambiumzellen teilen sich tangential, wobei sie wechselweise nach innen (Xylem= Holz) & außen (Phloem= Bast) Tochterzellen abgeben.
CU = Cuticula
EP = Epidermis
SP = Spaltöffnung
PR = primäre Rinde
SK = Sklerenchymring
BA = Bast (Phloem)
KA = Kambium
HO =  Holz (Xylem)
TR = Trachee
MA = Mark
MST = Markstrahl
PX = primäres Xylem

Bild 06  zeigt eine Kristalldruse (Mark) im polarisierten Licht

Unvollkommen ausgebildete Kristalle verwachsen oft zu Drusen, die auf verschiedenartige Weise an der Haut der umschließenden Zelle befestigt werden.

Bild 07 Rosa mollis

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Rosa mollis

Bild 08  Mark Rosa mollis

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Rosa mollis

Bild 09 Starke Vergrößerung Rosa mollis

Cuticula und Epidermis

Längsschnitte 40 µm

Etzold-grün Färbung nach Karl Brügmann, Einschluss in Entellan
        Etzold grün, Lösung (Chrysoidin, Fuchsin, Alciangrün - eine Mischung aus Alciangelb und Alcianblau)

Bild 10 Rosa mollis

       Auf einen Holzklotz geklebt, bereits ausgetrockneter Spross

Bild 11 Rosa mollis, radialer Längsschnitt


Bild 12 Rosa mollis, Übersicht Spross mit Seitentrieb und eine ruhende (schlafende) Knospe

Die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

In der Botanik ist Knospe (Auge Gemma ) der jugendliche Zustand eines Sprosses.
Man unterscheidet die spitzenständige Endknospe (Terminalknospe) und die in den Blattachseln gebildeten Achselknospen (Seitenknospen). Mehrjährige Pflanzen besitzen Erneuerungsknospen, die der Überdauerung ungünstiger Jahreszeiten dienen (z.B. Winterknospen) und danach das Wachstum des Sproßsystems fortsetzen. Bei Gehölzen sind sie geschlossen (von derben Kronschuppen umhüllt) oder offen bzw. nackt (Kronschuppen fehlen; Schneeball). Ruhende (schlafende) Knospen sind noch entwicklungsfähige Achselknospen an mehrjährigen, oft sehr alten Sproßachsen.
Bei allen Seitenknospen entsteht der Vegetationspunkt an der Oberfläche des Muttersprosses und zwar schon in der frühsten Periode kurz nach oder fast gleichzeitig mit der Anlage des Trugblattes wenngleich die vollständige Erstarkung der Knospe in ein späteres Alter des Sprosses fällt. Die so genannten zufälligen oder Adventivknospen (Gemmae adventitiae) bilden sich dagegen immer nur an schon entwickelten oft ganz alten Pflanzenteilen sind in ihrer Stellung ganz regellos indem sie bald mehrzerstreut bald haufenweise zum Vorschein kommen wie besonders an alten Baumstämmen (Stockausschlag) und entstehen dann stets im Innern und zwar in der Kambiumschicht so dass sie also die Rinde durchbrechen.

Bild 13 Rosa mollis, Vergrößerung aus der Übersicht


Bild 14 Rosa mollis, wo die gelbe Cuticula endet, zeigt sich links die Knospe


Bild 15 Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Einzellige, unverzweigte Haare von Rosa mollis an der Knospenspitze

Bild 16 Rosa mollis, Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Mark

Quellenangabe:

Heinz Henker: Rosa. In: Hans. J. Conert u.a. (Hrsg.): Gustav Hegi. Illustrierte Flora von Mitteleuropa. S. 33.
HENKER, H. (1995): Rosa mollis SM. (Weiche Rose) - eine Wiederentdeckung und Rehabilitierung. In: Neue Pflanzenarten für Mecklenburg-Vorpommern und die Elbaue, Bot. Rundbr. Mecklenburg-Vorpommern 27, 37-44
HENKER, H. & SCHULZE, G. (1993): Die Wildrosen des norddeutschen Tieflandes. Gleditschia 2l(1), 3-22.
KIESEWETTER, H. u. SCHULZE, G. (1991): Ergebnisse der Rosen- und Brombeerkartierung während des XII. floristischen Arbeits- und- Exkursionstreffens der Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in Mecklenburg-Vorpommern vom 22.8. bis 26.8.1990 in Templin. Bot. Rundbr. Mecklenburg-Vorpommern 23, 111-117

Lieber Detlef, herzlichen Dank für Deine Unterstützung .

Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen









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Gerne per "Du"

Muschelbluemchen

Hallo Hans-Jürgen

Wieder schöne Schnitte und tolle Färbung!
Womit klebst Du eigentlich die Objekte auf um Längsschnitte zu erstellen?
Funktioniert die Aufklebung auch bei Objekten die im Strassburger waren?

mit herzlichen Mikrogrüßen
Leopold

Hans-Jürgen Koch

#2
Guten Morgen Leopold,

danke für Dein Interesse und deine Worte.

Die  ,,Klebemethode" ist ganz einfach. Einen passenden, trockenen Holzklotz sägen. Die Oberfläche (Längsholz)  mit Sekundenkleber versiegeln. Der Kleber dringt nicht ein. Schnittprobe mit Pattex  ,,Blitz Matic"  aufkleben und trocknen lassen.
Nicht auf das Stirnholz kleben!
Stirnholz nennt man die Querschnittsfläche, die entsteht, wenn man einen Holzstamm quer zur Länge (also quer zur Faser) durchschneidet (Stirnschnitt), so dass die Jahresringe als Kreise zu sehen sind. Da die Kapillare des Holzes durchschnitten sind, kann bei Stirnholz die Feuchtigkeit leichter eindringen als bei Längsholz, es nimmt deshalb sehr viel Feuchtigkeit auf und quillt stark.

"Funktioniert die Aufklebung auch bei Objekten die im Strassburger waren ? "

Deine Frage habe ich nicht verstanden. Bitte um Aufklärung.

Gruß
Hans-Jürgen
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Jan Kros

Lieber Hans-Jürgen,

Wunderbar geschnitten, mir gefällt diesen Längsschnitt am besten
Aber wie immer bei Dir wieder gut dokumentiert.
Herzlichen Gruss
Jan

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jan,

danke für dein Lob.

einen schönen Gruß in die Niederlande.

Hans-Jürgen

PS. Wir sehen uns ja bald auf dem "Wohldenberg"
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Mila

Lieber Hans-Jürgen,

eine schöne Doku! Mit Quer- und Längsschnitten wieder besonders wertvoll für mich,

Danke und Grüße
Mila

Hans-Jürgen Koch

Liebe Mila,

danke für Dein Lob.

Gruß

Hans-Jürgen
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sirdul

Hallo Hans-Jürgen,

schöne Schnitte zeigst Du uns da. Mit "Strassburger" ist ein Aufbewahrungsgemisch aus Ethanol/Glycerin/Wasser 1:1:1 gemeint. Ethanol 96 %.


Gruß aus Kronach

Ludger Benning

Hans-Jürgen Koch

Hallo Ludger,

danke für Deine Hilfe.

@ Leopold,

Mit der Aufbewahrungsflüssigkeit nach Strasburger für fixierte Pflanzenteile habe ich noch nicht gearbeitet.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Klebemethode mit Pattex  ,,Blitz Matic" auch hier funktioniert.

Gruß

Hans-Jürgen
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Muschelbluemchen

@Hans-Jürgen
Herzlichen Dank für Deine Info und ich freue mich schon auf Deinen nächsten interessanten Beitrag!


mit herzlichen Mikrogrüßen
Leopold