Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, März 29, 2011, 13:36:42 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

bei  unserem letzten Treffen der Arbeitsgemeinschaft  Mikroskopie – Bremen habe ich von einen Zweig eines Mammutbaumes Schnitte angefertigt. Die Proben hatte Dietmar Schnabel mitgebracht. Das Ergebnis möchte ich hier gerne zeigen.

Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum)

Überhängender Mammutbaum
Systematik:
Klasse: Coniferopsida
Ordnung: Koniferen (Coniferales)
Familie: Taxodiaceae
Unterfamilie: Mammutbaum (Sequoideae)
Gattung: Sequoidendron
Art: Riesenmammutbaum
Wissenschaftlicher Name der Art: Sequoiadendron giganteum
Alternative Bezeichnung: Berg-Mammutbaum, Riesen-Sequoie
Engl.: Gigant sequoia, Bigtree, sierra redwood
Franz.: Sequoia géant
Ital.: Wellingtonia, Sequoia gigante


Alle Mammutbäume sind Nadelbäume.
Die Mammutbäume zählen zu den imposantesten Gewächsen unserer Erde. Es werden ihnen deshalb viele Besonderheiten nachgesagt welche nicht immer der Wahrheit entsprechen.
In den kalifornischen Nationalparks wird dem Besucher erklärt, dass es sich bei den dortigen Mammutbäumen nicht nur um die ältesten sondern auch die höchsten und dicksten Bäume der Erde handelt aber das ist nicht richtig. Mit 3000 bis 3500 Jahren können Mammutbäume zwar sehr alt werden, sie sind aber nicht die ältesten Bäume der Welt.
Als älteste Bäume der Welt gelten die Bristlecone Pines (Borstenkiefer) oder Grannenkiefern in den White Mountains in Kalifornien.
Mammutbäume sind mit 135m auch nicht die höchsten Bäume der Welt. Eucalyptus amygdalina (Schwarzer Pfefferminzeucalyptus), mit einer Höhe von 155 m, ist um einiges höher.

Mammutbäume können zwar bis über 12 m im Stammdurchmesser haben aber ein Taxodium mucronatum (Mexikanische Sumpfzypresse ) in Mexico misst fast 20 m im Durchmesser und über 58 m im Umfang.
Die rötlich-braune Borke des Mammutbaumes ist frei von Harz und wird 25 bis 50 cm dick.
Die im jungen Alter streng kegelförmig aufgebaute, schlanke Krone setzt sich aus vielen relativ kurzen, waagerechtet abstehenden Ästen zusammen.
Eine Differenzierung in Lang- und Kurztrieb findet bei S. giganteum nicht statt.
Nadelblätter
Der Riesenmammutbaum hat schuppenähnliche Nadeln, die nur wenige Millimeter lang werden und ringsum den Zweig gehen.
Nadeln mit dem unteren Teil dem Zweig angewachsen, spiralig oder in drei Längsreihen angeordnet, etwa 3 - 6 mm lang, lanzettlich oder schuppenförmig, lang zugespitzt auf der Oberseite flach, unterseits längsfurchig an den unteren Enden der Triebe anliegend, in der Spitzenregion mehr abstehend, dunkelgrün oder bläulich-grün, manchmal auch glänzend; mit breiter Basis am Trieb anwachsend; beim Zerreiben Anisduft.
Erwähnen will ich noch folgendes:
Mammutbäume bilden ein flaches, aber weitstreichendes Wurzelsystem aus.
Selbst die Wurzel 80 Meter hoher Bäume sollen nicht tiefer als bis 1 Meter in den Boden eindringen, breiten sich aber anderseits mehr als 30 Meter seitwärts aus und können insgesamt eine Fläche von 0,3 ha (3000 m²) einnehmen.

Bild 01 Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum)

Zweige mit Nadelblätter

Bild 02 Schnittstelle (Sequoiadendron giganteum)

Der größte und auffälligste Teil der Blattorgane besteht aus spiral angeordneten nicht gekrümmten Nadeln. Diese werden an Seitentrieben 3 bis 6 mm lang und bis 3 mm breit, sind ungestielt, scharf zugespitzt und liegen meist dem Trieb an.
Die Blattorgane bedecken die Rinde junger Triebe und verleihen ihnen eine blaugrüne Farbe. Erst vom dritten Jahre an schlägt die rotbraune Farbe der Triebenden durch.

Arbeitsanleitung:

Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :

Trieb mit drei Nadelblätter - Querschnitt
Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt 30 µm.

Probe lag in AFE – Gemisch
Fixiergemisch auswaschen in 70 % Ethanol 5 Minuten
1. (Querschnitte) mit 70 % Ethanol
2. Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
3. Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
4. Vorfärbung Acridinrotlösung 7 Min.
5. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
6. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen- Lupenkontrolle) ca. 15 Sekunden.
7. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
8. Nachfärbung Astrablaulösung 40 Sekunden.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 5:1 verwendet.
9. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
10. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
11. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen
12. Einschluss in Entellan

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot. Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb. Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot, Suberin hellrosa.

Fotos erstellt mit Nikon D5000.

Bild 03 Übersicht (Sequoiadendron giganteum)

Spross mit 3 Nadelblättern
Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 04 Vergrößerung aus der Übersicht (Sequoiadendron giganteum)


Bild 05 Vergrößerung mit Beschriftung  (Sequoiadendron giganteum)

Ph = Phloem, K = Kambium,  s, S = sekundärer Strahl, Mst = Markstrahl,
Xy = Xylem, Ma = Markparenchym
Im Phloem sind einige rotgefärbte sklerymatische Zellen zu erkennen, so wie das z. B. im Bast der meisten Bäume der Angiospermen (Bedecktsamer) üblich ist.

Bild 06 (Sequoiadendron giganteum)

EP = Epidermis, SP = Spaltöffnung, HY = Hypodermis, HA = Harzkanal,
L = Leitbündel
Im Normfall befindet sich der einzige Harzkanal in den Folgeblättern direkt unterhalb des Leitbündels

Bild 07 (Sequoiadendron giganteum)

äA = äußere Atemhöhle, L =  Lumen (Hohlraum ) der Schließzelle, iA = innere Atemhöhle
Spaltöffnung, die Stomata ist schief oder quer zur Längsachse des Blattes orientiert.

Bild 08 (Sequoiadendron giganteum)

Phloem, Kambium und  Xylem ( von rechts nach links )

Bild 09 Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Übersicht (Sequoiadendron giganteum)

Bild 10  Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Spross (Sequoiadendron giganteum)

Literatur:
DOHMEN, H., SPELSBERG, G. & BUTZKE, H. 1984: Wurzelbildung des Mammutbaums - Sequoiadendron giganteum (LINDL.) BUCHH. - auf zwei unterschiedlichen Standorten am Niederrhein. – Mitt. Deutsch. Dendrol. Ges. 75: 105-113.
KAMMEYER, H. F. 1960: Mammutbäume. – Wittenberg: Ziemsen, 100 S.
MARTIN, I. 1984: Die Wiedereinführung des Mammutbaumes (Sequoiadendron giganteum (LINDL.) BUCHH.) in die deutsche Forstwirtschaft. – Mitt. Deutsch. Dendrol. Ges. 75: 57-75.
PODHORSKY, J. 1940: Die Sequoien Kaliforniens; ihre Bedeutung in ihrer Heimat und für Mitteleuropa. – Mitt. Deutsch. Dendrol. Ges. 53: 1-29.
RICHTER, W. 1978: Bekannte Gehölze in der Sierra Nevada. – Gartenpraxis 3/1978: 139-141.
SCHWARZ, O. & WEIDE, H. 1962: Systematische Revision der Gattung Sequoia ENDL. – Feddes Rep. 65: 159-193.
KRÜSSMANN, G. Dr. H.C.: Die Baumschule, Verlag Paul Parey, 1981
SCHWARZ, F.: 125 Jahre Wellingtonien im Forstbezirk Vaihingen / Enz, Staatliches Forstamt Vaihingen / Enz, 1989
JOHNSON, H.: Das große Buch der Bäume, Hallwag AG Bern, 1974, 4.Aufl. 1978
SCHÜTT, WEISGERBER: Lexikon der Nadelbäume, Verlag Nikol 2003

Lieber Detlef, herzlichen Dank für Deine Unterstützung .

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen






Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Mila

Lieber Hans-Jürgen,

sehr schön! Und nur Tracheiden, wie es sich für ein pflanzliches Mammut gehört :)

Viele Grüße
Mila

Ronald Schulte

Hans-Jürgen,

Fantastisch schönen Beitrag und auch schöne Farbige Bilder.
Da kann ich als Tierliche Gewebe Liebhaber auch noch was von die Pflanzen Welt lernen.
So sollte ein Beitrag, meine Meinung, immer aussehen.

Mache weiter so, grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für Deinen schönen Beitrag zum Mammutbaum!

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Rawfoto

Hallo Hans-Juergen

Auch ich finde den Beitrag toll, die Riesenbaeme finde ich besonders faszinierend ...

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Jan Kros

Hallo Hans -Jürgen
Wieder einen schöne Vorstellung von diesen Mammutbaum
Schöne Schnitten und gut gefärbt.
Ich habe alles schon ausgedruckt.

Herzlichen Gruss
Jan


treinisch

Hallo,

schöner Artikel, aufwändig recherchiert, und spannende Bilder.
Auch die Beschriftung und die Diskussion dazu finde ich sehr spannend
und lehrreich, auch wenn sie mich thematisch nur am Rande berührt.

Ich lese den Artikel gerade zum xten Mal.

Vielen Dank!

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Detlef Kramer

Lieber Hans-Jürgen,

ein winziger Fehler hat sich noch eingeschlichen: bei Foto 8 muss es von rechts nach links heißen ;).

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Hans-Jürgen Koch

Hallo Mila, Ronald, Jörg, Gerhard, Jan, Timm, Joachim und Detlef,

schön, das die Bilder Euch gefallen, herzlichen Dank.
@ Joachim,
Deine Bilder vom Mammutbaum sind super.
@Detlef,
der Fehler ist berichtigt, danke für den Hinweis.

Gruß

Hans-Jürgen
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