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Hertel & Reuss Superpan I

Begonnen von Muschelbluemchen, Mai 20, 2011, 22:58:10 NACHMITTAGS

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Muschelbluemchen

Ich habs wieder mal gewagt und in der Bucht Arbeit eingekauft. Irgendwie hat es mir ein Hertel&Reuss Mikroskop angetan und ich hab meinen Bietagenten gefüttert und der hat für mich zugeschlagen.
Nervös wartete ich auf das Mikroskop - vorallem mit dem Einpacken und Transportschaden ist das immer so eine Sache. Ich habe den Verkäufer gebeten es wirklich gut einzupacken - was der dann auch
wirklich getan hat. Ich erhielt eine riesige Schachtel. Nach dem Öffnen fand sich darin, gut gepolstert in Zeitungspapier noch eine Schachtel. In dieser, wieder gut gepolstert eine noch kleinere, darin dann das
super umwickelte Mikroskop. Also wirklich bombensicher verpackt, ich denke ein Sturz aus einigen Meter hätte es locker weggesteckt.

Das Mikroskop selbt hat einige Eigenheiten:
Der Feintrieb wirkt auf den Tisch, der Grobtrieb auf den Tubus.
Das Stellrad für den Grobtrieb ist nur auf einer Seite vorhanden, darunter ein Stellhebel um den Grobtrieb zu sperren(blockieren).
Den Beleuchtungsaparat kann man herunter schieben, um in auf einer weiteren Halterung aufzuschieben, um Auflicht zu nützen.
Ein Tritubus ist vorhanden mit fixem Strahlenteiler und zusätzlich einem drehbaren Ring(Scheibe) mit Skala und darin ein einschwenkbarer Polfilter.
Die Objektive haben den gleichen Aufbau und Design, wie bei einem Messing-Steindorff-Mirkoskop, welches ich mal hatte. An Steindorf erinnert auch der Kreuztisch.
Der Kondensor hat eine einschwenkbare Linse für höhere Apertur und im unteren Bereich des Kondensors ist der Teil mit Irisblende und Filterhalter um 360Grad drehbar.


Anschaulicher wird es aber mit Fotos:





Den Lampenkörper kann man runterschieben, die Stromversorgung wird von unten über zwei Kontakte ermöglicht:


Das Lampengehäuse kann oberhalb des Tisches auf eine eigene Halterung aufgeschoben werden:

und der Lichtstrahl wird dabei zu einem Umlenkprisma im Tubus gerichtet:


An Kleinigkeiten wurde nicht gespart - eine Linse mit Fokusmöglichkeit um die Skala am "Poldrehring" besser ablesen zu können:


Der Kondensor mit ausschwenkbarer Linse, über dem Lampengehäuse:


Hier nochmals die Lampenhalterung am Tubus - die beiden Platten, die die Stromversorgung gewährleisten, sind hier gut sichtbar.
Interessanterweise konnte ich noch keine Drahtverbindung zum Trafo im Unterbau des Mikroskops finden - wie der Stom zu den
beiden Platten geleitet wird ist mir noch ein Rätsel:


Glücklicherweise habe ich bisher noch keine Beschädigung feststellen können, auch keine Delaminationen, nichts ist verbogen,
nichts ist zerbrochen. Dafür ist das Mikroskop schmutzig und auch die Außenflächen der Optiken sind angefettet d.h. das Mikroskop
zeigt ein scharfen Bild, doch mit Schleier.
Wird wohl einiges an Arbeitszeit verschlingen um es neu auf zu polieren.


Kennt jemand dieses Mikroskop? Es trägt übrigens noch die Bezeichnung "bPOfo" und die Nummer 40878.
Wann wurde es hergestellt? Warum erinnert so einiges an Steindorff?
Ist es eigentlich als Polarisationsmikroskop konzipiert?
Seitlich am Tritubus ist eine Einschuböffnung. Einschub ist aber nicht vorhanden. Welche Art von Einschub könnte da verwendet worden sein?
(Der Einschub würde sich unterhalb des Polfilters befinden).

Sorgen macht mir auch die Lampe - eine 6Volt 15 Watt Lampe, die wohl noch zu bekommen ist, aber mit einem eigenen Messingring verlötet ist,
um sie im Lampengehäuse fixieren zu können:

Wäre es möglich da einen LED-Umbau hin zu bekommen, ohne selbst am Mikroskop etwas verändern zu müssen - sprich
die LED an Stelle der Lampe einsetzen zu können?

Herzlichen Dank für jeden Hinweis oder Tipp!
Leopold

Peter V.

#1
Hallo Leopold,

zunächst einmal Glückwunsch zu diesem schönen Mikroskop! Hätt' ich auch genommen. Wenns icht zu teuer war, ein schöner Fang.
Ich kenne es nicht, aber es scheint ja ein recht modulares Gerät zu sein, für das es offenbar auch eine Auflichteinrichtung gab.
Das ist ja fast wie bei einem Standard WL oder einem Ortholux. Mir war gar nicht klar, dass Hertel und Reuss derart modulare Mikroskope mit so vielen "Trennstellen" ( wie Zeiss das heute nennt ) gebaut hat.
Auf jeden Fall ein sehr interessantes Stück, über das ich auch gerne mehr wissen würde.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Rawfoto

Hallo Leopold

Natürlich ist ein LED-Umbau möglich, die Halterung kann auf die selbe Stelle aufgesetzt werden wie die der Lampe selbst. Die LED-Leuchtfläche kann an die Stelle des Lampenlichtrechtecks ...

Für die beiden Anschlussleitungen der LED musst Du Dir einen Auslass überlegen und ein externes Netzteil verwenden, ist aber sicher kein Problem ...

Der Kühlkörper muss dann in der Lampenform aufgebaut werden!

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Peter V.

#3
Hallo!

Es ist aber auch möglich, ein Leuchtmittel zu schlachten und dieses auf LED umzubauen. Dann kann man die ganze originale Verkabelung belassen.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Robert Götz


Mit den beiden Schaltern im Fuß kann man die obere oder die untere Beleuchtung oder beide gleichzeitig einschalten.
(Falls man zwei Lampen hat)

Gruß
Robert Götz

ortholux

Hallo Robert,

manchmal ärgere ich mich über meine "Engstirnigkeit", nur ein Gerät zu sammeln. Es gibt soooo viele schöne Geräte, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Glückwunsch!

Und da sind wir wieder beim Thema und bei unserer nichtexistenten Rubrik "Mikroskopiker stellen Ihre Geräte vor". Dort würde dieser Artikel hingehören.

Schönes Wochenende
Wolfgang

Peter V.

#6
Zitat von: ortholux in Mai 21, 2011, 11:10:21 VORMITTAG
Hallo Robert,

manchmal ärgere ich mich über meine "Engstirnigkeit", nur ein Gerät zu sammeln. Es gibt soooo viele schöne Geräte, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Glückwunsch!

Und da sind wir wieder beim Thema und bei unserer nichtexistenten Rubrik "Mikroskopiker stellen Ihre Geräte vor". Dort würde dieser Artikel hingehören.

Schönes Wochenende
Wolfgang

Wolfgang!!! Mäßige Dich! Hast Du nicht schon genug?  ;)
Wie soll das noch enden, wenn Du Dich vom erweiterten Ortholuxkreis auch auf andere Hersteller verlegst? Vielleicht solltest Du gleich nach einem Hochregallager mit angeschlossener Schlafmöglichkeit suchen  ;)
Andererseits....unsere Frauen und LAGs können sich glücklich schätzen - es hätte ja noch schlimmer kommen können! Wir können ja damit drohen, künftig auch Computer- und Kernspintomographen zu sammeln  ;D
Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Muschelbluemchen


Ich habe einen Faible für Mikroskop, die gänzlich aus Metall bestehen - dieses Mikroskop entspricht dem vollständig und ist meiner Meinung nach eine feinmechanische Leistung!
Auflicht funktioniert, doch die Lichtmenge ist nicht berauschend, so funktionierte der Test bei einer Münze, beim Schmetterlingsflügel war aber Sendepause.
Aber vielleicht mache ich auch etwas falsch oder es hatte für Auflicht eine eigene Lampe - ich denke die H&R-Techniker werden sich ja auch etwas dabei gedacht haben!
Eigenartig warum für Auflicht & Durchlicht jeweils ein eigener Stromkreis vorhanden ist.
Welche Tubuslänge hatte eigentlich H&R? Auf den Objektiven findet sich diesbezüglich nichts. Auf den Objektiven findet sich nur die Beschriftung "Hertel & Reuss Kassel"
und "45:1L N.A.0,65 f=4"

Hallo Robert
Weißt Du mehr über dieses Mikroskop? Wäre dieses Mikroskop in der bestehenden Ausrüstung eigentlich auch für Auflicht geeignet, oder benötigt es dafür eigene Objektive/andere Lampe.
(Wie schon erwähnt - die vorhandene Lampe kann aufgesteckt werden und funktioniert auch).

Hallo Gerhard
ZitatFür die beiden Anschlussleitungen der LED musst Du Dir einen Auslass überlegen und ein externes Netzteil verwenden, ist aber sicher kein Problem ...
Eigentlich würde ich eine LED-Lösung bevorzugen, die nichts am Mikro ändert und auch von außen betrachtet den Originalzustand nicht verändert. Mir schwebt da
was vor wie ein Metallrohr anstelle der Lampe zu einzuführen, und auf diesem Metallrohr die LED aufzubauen. Zur Stromversorgung dient die vorhandens Struktur -
mal schauen ob sowas zu realisieren ist!


mit herzlichen Grüßen
Leopold

hinrich husemann

Hallo,
Tubuslänge war meines Wissens 170 mm.
Freundliche Mikrogrüsse
H. Husemann

Rawfoto

Hallo Leopold

Ich wollte nichts aendern, ich wuerde das gebaute Teil an Stelle der Lampe einsetzen. Ich bin mir sicher Du kannst die zwei Anschlussleitungen bei einem bestehenden Loch durchfaedeln ...

Die externe Stromversorgung hat den Vorteil der guten Regelbarkeit ==> ohne ein Potentiometer in Deinen Schatz zu montieren ...

Nur wenn es keine passenden Lampen gibt wuerde ich die Elektrik umbauen ...

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Robert Götz


ZitatTubuslänge war meines Wissens 170 mm.

Das steht auch in der Mikrofibel  ;D

ZitatHallo Robert
Weißt Du mehr über dieses Mikroskop? Wäre dieses Mikroskop in der bestehenden Ausrüstung eigentlich auch für Auflicht geeignet, oder benötigt es dafür eigene Objektive/andere Lampe.

Leider weiß ich auch nicht mehr. Ich habe eine neuere Version dieses Mikroskops mit Hammerschlaglackierung.
Spezielle Auflichtobjektive von H&R sind mir noch nie begegnet.
Falls es Dir gelingt, Ersatzbirnen aufzutreiben, dann lass es mich bitte wissen. Ich bin bisher nicht fündig geworden (habe allerdings auch noch nicht sehr intensiv gesucht. Noch funktionieren beide Lampen, oben und unten)

Gruß
Robert


Detlef Kramer

warum fragt Ihr wegen der Leuchtmittel nicht einfach bei der Firma nach. Die gibt es doch m.W. noch.

Viele Erfolg,

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Nomarski

#12
Hallo Leopold,

ZitatWäre es möglich da einen LED-Umbau hin zu bekommen, ohne selbst am Mikroskop etwas verändern zu müssen - sprich
die LED an Stelle der Lampe einsetzen zu können?

Wenn nicht gerade eine durchgebrannte Lampe vorhanden ist, aus der man den Glaskolben vom Sockel trennen kann, um diesen für die LED-Adaption zu nutzen wäre es auch möglich, den Sockel nachzubauen, da die Kontur nicht so furchtbar kompliziert ist. Das bedeutet allerdings auch wieder etwas mehr Aufwand, den viele eben nicht bereit sind, zu bezahlen.

Da der Wendel aber um 90° gedreht ist, könnte man sogar noch auf die Adaption von Halogen-Stiftsockellampen ausweichen.

Viele Grüße
Bernd

Florian Stellmacher

#13
Lieber Detlef,

Zitatwarum fragt Ihr wegen der Leuchtmittel nicht einfach bei der Firma nach. Die gibt es doch m.W. noch.

Die Firma Hertel & Reuss gibt es seit 1995 nicht mehr. Inzwischen hat der Online-Discounter QVC ein Callcenter im alten Werk im Kassel eingerichtet. Das, was man heute unter dem Namen "Hertel & Reuss" findet, ist die Firma Gerhardt Optik und Feinmechanik GmbH in Naumburg (http://www.gerhardt-optik.de/de/index.html), die offenbar immer noch Restbestände (Operngläser und Zielfernrohre, vor einiger Zeit gab es auch noch ein paar Mikroskope) aus dem H & R-Lager anzubieten hat und einen Reparaturservice betreibt (http://www.hertelreuss.com/de/default.aspx).

Gerhard hat damals das Lager von Hertel & Reuss übernommen und die Mikroskope mit den Original-Prospekten beworben, wobei die Firmenadresse übergestempelt wurde. Ob die angeblich allgemein von den Kunden gewünschte Umstellung auf die unendliche Tubuslänge tatsächlich am Hingang der Firma Hertel und Reuss schuld war, bezweifel ich, zumal andere Firmen den Wechsel bis heute nicht vollzogen haben. H & R hatte allerdings bis zum Schluss ein enorm breites Programm, das - vorsichtig formuliert - recht konservativ gestaltet war und durchaus seinen Preis kostete. Das Superpan ist noch heute eine Legende - ein Mikroskop wie aus dem Juveliergeschäft! Es wurden zwar auch etliche kleinere Modelle angeboten, die für den Einsatz in Schule und Studium konzipiert waren, aber auch diese verkauften sich offenbar nicht so gut wie erhofft. Ansonsten war H & R sehr auf den privaten Markt angewiesen; wenn man zu einem Optiker ging und nach einem Mikroskop fragte, wurde einem häufig ein H & R-Katalog gezeigt. Mit der Schließung des Werkes verschwand allerdings nicht nur ein Hersteller hochwertiger Mikroskope, sondern es erlosch auch eine Firma, die sehr gute Mikroskopierleuchten hergestellt hat. Es wurden sowohl diverse Einschubleuchten für die H & R-Stative gefertigt als auch externe Standleuchten in allerbester Qualität. Auch hierum ist es schade!

Ein Anruf bei Gerhardt wird sich bezüglich der Lampe sicher lohnen!

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Peter V.

Hallo!

Nun habe ich leider keinerlei Ahnung der "Geschichte" verschiedener Hersteller, allerdings kann ich mir ebenfalls kaum vorstellen, dass die nicht erfolgte Umstellung auf "Unendlich" Ursache des Firmenniedergangs war. Zunächst war ja für H+R die Mikroskopie nur ein Betätigsfeld neben Produkten der Militärtechnik und Opern-/Ferngläsern. Offenbar wurden H+R-Mikroskope primär an Schulen/Lehrmittelverlage und Privatkunden verkauft. Ich vermute, dass es hier ähnliche Ursachen waren, die seinerzeit in der Mitte der 80er auch zum Konkurs des Herstellers von Carrerabahnen und 2009 zur Insolvenz von Märklin geführt hat: Ein einfach generelles Nachlassen des Interesses an solchen Produkten. Welcher Junge bekommt heutzutage von vom Opa ein Eisenbahn-Starterset geschenkt? Welcher Jugendliche interessierte sich in den 80ern ( und auch heute noch ) für eine Carrerabahn? Und ähnlich war es ja auch mit der Mikroskope - die Bedeutung der Mikroskopie in Schulen und die Etats zur Beschaffung haben wohl nachgelassen, zudem haben sich die Märkte geöffnet und es gab preiswertere Alternativen durch Importmikroskope ( z.B. Bresser ). Ähnlich wird es Steindorff gegangen sein, deren Mikroskpe ( soweit ich das überblicke ) zum größten Teil an Arztpraxen und dort speziell an  Urologen und Gynäkologen verkauft wurden. Dieser vegleichsweise kleine Markt reichte vermutlich auf Dauer nicht zum Überleben. Zudem hatten diese Firmen nur ein extrem eingeschränkten Zubehörprogramm, das über Helffeld und Phaenkontrast nicht hinausging ). Damit war der Markt in die höhere Labor- bzw. Forschungsliga schon einmal vollständig verschlossen, das aber wohl immer schon.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.