Botanik: Gurke Quer- und Längsschnitte *

Begonnen von sirdul, Mai 22, 2011, 15:29:01 NACHMITTAGS

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sirdul

Hallo Forum,

aus dem vergangenem Jahr hatte ich noch einen in AFE-Gemisch eingelegten Gurkenstengel, der sich dünnen Schnitten nach der "Karotten"-Methode entzog.
Nach Erwerb eines Schlittenmikrotoms gelang es nicht den Gurkenstengel - auch hier von einer Karotte umschlossen - zu schneiden, er war zu weich. Er mußte
eingebettet werden und hier verwendete ich als Einbettungsmittel PEG nach der im Buch " Das große Kosmos-Buch der Mikroskopie " beschriebenen Methode.
Endlich ließ der Stengel sich in 30 µ Stärke schneiden. Nach Entfernung des PEG wurde nach der W3A Methode gefärbt. Mikroskopiert und fotografiert wurde
"frisch", d.h. in Wasser.
Das erste Foto zeigt einen Querschnitt durch ein Leitbündelsystem. Es dürfte sich um ein bikollaterales Leitbündel handeln.


Die Festigkeit wird durch ein Kantenkollenchym erreicht. Das erste Bild zeigt eine Übersicht



das zweite in einer höheren Vergrößerung den Feinaufbau.



Die Längsschnitte, es sind meine ersten, zeigen sehr schön die Elemente des Xylems.
Zuerst ein ungefärbter Schnitt. Es wurde ein Stack von zwei Aufnahmen erstellt.



Gut sichtbar sind hier von links nach rechts zwei Ringtacheen mit unterschiedlicher Ringdichte und eine
Spiraltrachee. Bei diesem Schnitt betrug die Schnittdicke 50 µ.

Ein gefärbter 30µ Längsschnitt  zeigte neben den Ring- und Spiraltracheen weitere Tracheenarten.
Zuerst eine Übersicht



Unterhalb der rot gefärbten Ringtrachee zeigt sich bei höherer Vergrößerung eine Tüpfeltrachee:



Hier eine Detailaufnahme einer Tüpfeltrachee:



Oberhalb hiervon in einer anderen Schärfeebene eine Trachee, deren Bezeichnung ich nicht kenne:



Ebenso kann ich folgende Trachee nicht zuordnen:



Siebzellen des Phloems konnte ich nicht sehen bzw. erkennen. Wer welche findet, bitte melden und im
Bild kennzeichnen.
Zum Schluß möchte ich jedem raten, der botanische Querschnitte erstellt, auch Längsschnitte zu erstellen.
Der Mehraufwand lohnt sich und der Blick durch das Okular bietet eine völlig andere Sichtweise, die einen erstaunen läßt
hinsichtlich des komplexen Aufbaues eines " einfachen " Stengels.

Verwendete Literatur: U.Lüttge, M.Kluge, G.Bauer: Botanik, zweite Auflage, Seite 372 ff.

Gruß aus Kronach

Ludger Benning

Mila

Lieber Ludger,

sehr schöne Bilder! Besonders freue ich mich über die Längsschnitte.
Die Kürbisgewächse sind da sehr gute Präparategeber, da man die Leitbündel so gut mit dem unbewaffneten Auge erkennen kann. In der Schule üben meine Schüler die Längs- und Querschnitte an Kürbissprossen oder auch Zucchinifrüchten.
Deine Bilder würde ich gerne im Unterricht zeigen, wenn es Dir recht ist.

Viele Grüße
Mila

Detlef Kramer

Lieber Ludger,
ZitatSiebzellen des Phloems konnte ich nicht sehen bzw. erkennen. Wer welche findet, bitte melden und im
Bild kennzeichnen.

im ersten Längsschnitt erkennst Du links von den Tracheen deutliche Platten. Das dürften Siebplatten der Siebröhren sein. Im gefärbten Längsschnitt darunter erkennt man sie unter den Tracheen, aber weniger deutlich.

Bikollateral ist richtig, der Kürbis wird zur Demonstration dieser Leitbündel im Unterricht überall genommen und die Gurke gehört zur selben Familie.

Herzliche Grüße

Detlef

Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Jürgen Boschert

Hallo zusammen,

ist was mit der Fums-Software ?
Seit heute mittag kann ich keinerlei Fotos mehr sehen, nicht mal rote Kreuze.

Beste Grüße !

JB
Beste Grüße !

JB

Holger Adelmann

Das ungefärbte Bild finde ich besonders ästhetisch, Ludger, fast wie mit der Feder gezeichnet.
Danke fürs Zeigen.

Herzliche Grüsse
Holger


Fahrenheit

Lieber Ludger,

sehr schöne Schnitte toll in Szene gesetzt! Danke fürs Zeigen.

Das Kantenkollenchym mit den "versteiften" Ecken finde ich interessant. Das habe ich so noch nicht gesehen.

Herzliche Grüße
Jörg 
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

reblaus

Hallo Ludger -

besonders lobenswert finde ich, dass nicht nur ästhetisch ansprechende Farben, sondern auch mal die ungefärbte Kontrolle gezeigt wird - so bleibt doch der Blick für die Realität erhalten!

Vielen Dank

Rolf

sirdul

Hallo zusammen,

es freut mich, dass die Bilder gefallen.

@ Mila,
    gerne kannst Du die Bilder verwenden.
@ Detlef,
    besten Dank für den Hinweis, wenn man weiß, wohin man sehen muß, sieht man es auch.
    Das Erkennen von Strukturen im Längsschnitt, die man im Querschnitt kennt, ist recht mühsam.
    Hier hilft nur: Übung macht den Meister.
@ Holger und Rolf,
    ungefärbte Schnitte besitzen ihren eigenen Reiz, wie ich schon bei Querschnitten an Grashalmen festegestellt habe.
    Ich denke, dass ungefärbte Schnitte Details zeigen, die bei den gefärbten Schnitten leicht übersehen werden.
    Der ungefärbte Längsschnitt ist in seiner grafischen Art ein Glücksfall, er wirkte unter dem Mikro ebenso und ist kein
    Produkt einer Bildbearbeitung.
@ Jörg,
    ich habe es so auch noch nicht gesehen und war mir anfangs unsicher, ob nicht die verdickten Ecken eine "zugewachsene" Zelle und der im Bild weißliche Bereich interzellularer Raum
    sei. In der aufgeführten Literatur fand ich ein ähnliches Bild mit der Bezeichnung Kantenkollechym.

Gruß aus Kronach

Ludger Benning