Botanik: Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Juni 25, 2011, 11:24:18 VORMITTAG

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

vor unserem Haus stehen mehrere große Platanen, die als Schmuck- und Schattenbäume häufig angepflanzt werden, sie sind gegen Emissionen sehr robust.  Diese Pflanze möchte ich hier vorstellen.

Systematik:

Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Ordnung: Silberbaumartige (Proteales)
Familie: Platanengewächse (Platanaceae)
Gattung: Platanen (Platanus)
Art: Ahornblättrige Platane
Wissenschaftlicher Name:  Platanus × hispanica
Das "x" in den Pflanzennamen bedeutet, dass es sich um eine Kreuzung handelt.
Volkstümliche Bezeichnung: Gewöhnliche Platane , London-Platane
Englisch: European plane

Die Platane ist ein Zierbaum. Die Herkunft ist unklar, vermutlich handelt es sich um einen Bastard zwischen Amerikanischer (westlicher) Platane (P. occidentalis) und der Morgenländischen Platane (P. orientalis).  Die Gewöhnliche Platane wird bei uns häufig als Park- und Alleenbaum angepflanzt.
Der Gattungsname Platanus , vom griechischen platys  (breit, flach. d. h. wie eine Hand) abgeleitet, bezieht sich auf die Blätter.
Die Platane ist ein starkwüchsiger  Baum, der eine abbröckelnde Rinde hat. Sie wird fast 50 m hoch.
Wenn sich eine Borkenplatte der Platane ablöst, wird zunächst eine hellgrüne, schwach gekörnte Oberfläche freigelegt. Das Phellogen für eine neue Borkenplatte ist bereits angelegt. Im Verlauf ihrer Dickenzunahme verfärbt sich die Oberfläche über Braunrot zu Graugelb. Zum Schluss  werden wenige Zellagen innerhalb des Phellogens  sclerifiziert, worauf wahrscheinlich die ,,saubere" Abtrennung der reifen Borkenplatte zurückzuführen ist.
Das Holz wird im Innenausbau, in der Stellmacherei, für Drechslerwaren, zu Fässern und im Musikinstrumentenbau verwendet. Schöne Maser dienen zur Herstellung von Möbeln. Es ist ein relativ gutes Brennholz und wird auch zu Zellulose verarbeitet.
Die Blätter der Platane sind, im Gegensatz zu den gegenständig wachsenden Blättern des Ahorns, wechselständig, d.h. sie stehen im Wechsel je eines rechts oder links an den Ästen, nie zwei gemeinsam rechts und links).
Die Blätter der Ahornblättrigen Platane haben eine ähnliche Form wie eine Hand. Die Blattoberseite ist glatt und glänzt grün. Die Unterseite hat eine etwas hellere Farbe.
Die Platane ist nicht giftig.
Früher verwendete man die Früchte der Platanen in Wein getrunken bei Schlangenbissen und Skorpionsstichen;  die Blätter und die Rinde bei entzündlichen Geschwülsten, die Blätter  bei Augenkrankheiten (Liederkrankungen) und die Rinde auch bei Zahnschmerzen.
Die Platane wird in der Heilkunde nicht mehr verwendet.

Arbeitsanleitung:
Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :

Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt 30 µm.

Probe lag in AFE – Gemisch
Fixiergemisch auswaschen in 70 % Ethanol 5 Minuten
1. (Querschnitte) mit 70 % Ethanol
2. Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
3. Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
4. Vorfärbung Acridinrotlösung  8 Min.
5. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
6. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen- Lupenkontrolle)  15 Sekunden.
7. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
8. Nachfärbung Astrablaulösung  2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 5 : 1 verwendet.
9. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
10. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
11. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen
12. Einschluss in Entellan
Ergebnis :
Rindenparenchym grün; Sklerenchymring rot;. Phloem blau; Epidermis hellrosa;
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend  rot.

Fotos erstellt mit Nikon D5000.
Einige  Übersichtsaufnahmen wurden  mit ,,MagniFlash" erstellt.

Teil 1 – Spross, Querschnitt, 30 µm

Bild 01  Schnittstelle, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


Bild 02  Übersicht,  Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


Die  Übersichtsaufnahme wurde  mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 03  Vergrößerung aus der Übersicht  mit Beschriftung,  Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


E = Epidermis
K = Kork
RP = Rindenparenchym
SK = Sklerenchym
HS = Holzstrahl
H = Holz
T = Tracheen
MA = Markstrahl

Bild 04  Zweig - Lentizelle, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


Bild 05  starke Vergrößerung, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


Breite Strahlen reichen bis zum Mark  (Markstrahlen)

Bild 06  Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED.


Teil 2 – Spross, Längsschnitt, radial, 30 µm

Bild 07  Übersicht, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)

Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 08  Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


Ma = Markstrahlzelle (relativ dickwandig)
Tü = Tüpfel
Ho = Holzfaserzelle
T = mit Schraubenbänder versehene Tracheiden

Bild 09  Vergrößerung aus der Übersicht, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


Bild 10  Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)

HP = Holzparenchym
HAST = Multiseriale Holzstrahlen
G = Gefäß

Bild 11 Vergrößerung aus der Übersicht, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


Teil 3 – Blattstiel, Querschnitt, 30 µm ( direkt am Spross geschnitten)

Bild 12  Schnittstelle – Blattstiel, Querschnitt 30 µm, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


Bild 13  Vergrößerung des hohlen Knotens


Bild 14  Übersicht, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


Die Übersichtsaufnahme  wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 15  Mehrzelliges, verzweigtes Haar, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED.

Teil 4 – Blattstiel, Querschnitt, 30 µm (in der Mitte geschnitten)

Bild 16  Übersicht, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


Bild 17  Vergrößerung aus der Übersicht, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


Bild 18  Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED.


Teil 5 – Fruchtstiel, Querschnitt, 30 µm

Bild 19  Schnittstelle, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


Die Früchte sind kleine raue, harte Kugeln, die meist zu zweit am Stiel hängen.
Sie eignen sich übrigens hervorragend als Katzenspielzeug :-).

Bild 20  Übersicht, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 21  Vergrößerung aus der Übersicht, Ahornblättrige Platane (Platanus × hispanica)


Literatur zur Platane:
Dahms, Klaus Günther:
Das kleine Holzlexikon, (Roto - Fachbibliothek Band 1)
Wegra Verlag GmbH
Tamm 1996, 7. Auflage

Humphries / Press / Sutton:
Der Kosmos- Baumführer, Europäische Laub- und Nadelbäume
Kosmos Verlag GmbH
Stuttgart 1990, 4. Auflage    

Nourney, Vollmer GmbH & Co.
Tabellenbuch Holztechnik
Verlag Europa-Lehrmittel
Haan-Gruiten 1998, 1. Auflage    

Jürgen Sell:
Eigenschaften und Kenngrößen von Holzarten
Baufachverlag Lignum
Schweizerische Arbeitsgemeinschaft 1997, 4. Auflage    

Rothmaler, Atlas der Gefäßpflanzen 1988

Straßburger,  Lehrbuch der Botanik
Eschrich, Funktionelle Pflanzenanatomie

Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen


Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Jan Kros

Hallo Hans-Jürgen

Wunderschöne Schnitte und gut gefärbt und wie immer sehr schön dokumentiert
Ich habe alles ausgedruckt.
Herzlichen Dank fürs zeigen.
GRuss
Jan

Rawfoto

Lieber Hans-Jürgen

Einfach wieder eine spitzen Arbeit, es macht total Spass das anzuschaun :-))

Die Latte hängt sehr hoch oben ...

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Roderich Römhild

Gerade die Längsschnitte sind einfach hervorragende anschauliche Abbildungen.

Das Holz der Platane scheint mir weder ringporig noch eindeutig zerstreutporig zu sein. Kann man hier den Begriff "halbringporig" anwenden?

Viele Grüße,

Roderich

Detlef Kramer

Lieber Roderich,

den Begriff kenne ich nicht. Aber, Du weißt doch, so absolut ist in der Biologie nichts. Das Holz ist für mich eindeutig zerstreut-porig, lediglich der prozentuale Anteil an Holzfasern nimmt im Spätholz stark zu; schön zu erkennen unterhalb der Jahrgangsgrenze in Foto 2 im Vergleich zum Frühholz gegenüber.

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

sirdul

Hallo Hans Jürgen,

klasse Arbeit ! Respekt ! Insbesondere die Längsschnitte finde ich sehr informativ.
Wie erstellst Du deine Schnitte ? Bettest Du sie ein ?
Ich bette meine Schnitte in PEG ein und habe oftmals das Problem , dass die Schnitte einrollen.

Gruß aus Kronach

Ludger Benning

Hans-Jürgen Koch

#6
Hallo Jan, Gerhard, Roderich und Ludger,

danke für Euer nettes "feedback".

@ Roderich,

Deine Frage hätte ich nicht beantworten können.
Dank an Detlef für die Erklärung.

@ Ludger,

die Proben für die Längsschnitte werden nicht eingebettet, ich verwende die "Klebemethode".
Die  ,,Klebemethode" ist ganz einfach. Einen passenden, trockenen Holzklotz sägen. Die Oberfläche (Längsholz)  mit Sekundenkleber versiegeln.
Der Kleber dringt nicht ein. Probe aufkleben.
Die fertigen Schnitte (30 µm) haben eine Länge von 2 cm. Einige sich etwas gedreht. Aufgeklebt wurden die Schnitte nicht, die fast planen Stellen habe ich mit einem Skalpell  herausgeschnitten und gefärbt.

Hier zwei Bilder vom  Längsschnitt der Birkenfeige (Ficus benjamina)


Ziehender Schnitt - Winkelstellung 20 Grad .



Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für Deine schöne Dokumentation!

Diesmal ist der Sprossquerschnitt mit den vielen primären Markstrahlen mein Favorit, aber auch die Fluoreszenz-Aufnahme des mehrstufigen Sternhaars ist sehr schön geworden.
Informativ sind die Längstschnitte mit Erläuterungen.

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Peter V.

Hallo!

Ganz tolle Dokumentation. Danke!

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Hans-Jürgen Koch

Guten Abend Jörg und Peter,

danke für Euer Lob.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Mila

Lieber Hans-Jürgen,

wieder ein sehr schöne Dokumentation, die Längsschnitte gefallen mir wieder sehr gut,

viele Grüße
Mila

David 15

Hallo Hans-Jürgen,

Ich kann den anderen nur zustimmen. Alles ist wunderschön ! Mein Lieblingsbild ist übrigens der Längsschnitt.
Danke für diesen Genuss.  :)

Viele Grüße
David
''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)

Vorstellung: ''Hier''

Hans-Jürgen Koch

Liebe Mila lieber David,

danke für die netten Worte.

@ David,

Längsschnitte vom Spross sind nicht schwierig. Probiere es doch bitte selbst einmal.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"