Botanik: Gartenbambus (Fargesia murieliae) - mal auf die Schnelle *

Begonnen von Fahrenheit, Juni 28, 2011, 21:58:24 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

in dem folgenden kleinen Beitrag möchte ich gerne einige Bilder vom Sprossquerschnitt des Gartenbambus zeigen, die auf die Schnelle mit meinem Schlittenmikrotom und dem neuen KP-Einmalklingenhalter entstanden sind. Es sind die ersten Schnitte überhaupt, die ich auf dem Gerät erstellt habe. Hier noch einmal meinen herzlichen Dank an Päule Heck für das großzügige Geschenk.

Bild 1: Das Mikrotom mit dem KP-Einmalklingenhalter und dem eingespannten Bambushalm


Bild 2: Etwas näher am Ort des Geschehens

Der Klingenhalter gerät beim Schneiden des frischen Bambushalms etwas ins Schwinge, was sich durch eine langsamere Schlittenführung etwas eindämmen lässt.
 
Zunächst wie immer ein paar Worte zur Pflanze selbst:

Der Gartenbambus (Fargesia murieliae, aus Unterfamilie der Bambusgewächse - Bambusoideae in der der Familie der Süßgräser - Poaceae) stammt aus der Provinz Sichuan und dem Waldgebiet Shennongjia in der Provinz Hubei im südlichen Zentral-China. Dort gedeiht die Art in Höhenlagen von 1600 bis 3000 Metern. Bedingt durch ihr Verbreitungsgebiet ist sie winterhart und verträgt Temperaturen von -18 bis -26 °C. Da der Gartenbambus horstbildend ist, also keine Rhizomsperre benötigt, um eine unkontrollierte Ausbreitung zu vermeiden, ist er im Garten ein gern gesehener und attraktiver Gast.
Fargesia murieliae wird im Schnitt etwa zwei Meter hoch und erreicht eine Halmdicke von 0,5 bis 1,4 cm. Die frisch grünen Blätter sind werden 8 bis 10 cm lang und 8 bis 12 mm breit.
Frisch austreibende Halme sind zunächst grün und dabei leicht bemehlt mit schwachen Längstrippen. An sonnigen Standorten wechselt die Farbe zu Gelb- und Orangetönen. Dabei erreichen die Internodien Längen um 13 cm.

Die Art hat in den 90ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts weltweit geblüht, die jetzt erhältlichen Pflanzen sind also Nachzuchten aus den Samen dieser Blühte, da die Bambuspflanzen nach der energieaufwendigen Samenbildung in aller Regel eingehen.

Bild 3a/b/c: Impressionen vom Gartenbambus




Die Präparation:

Geschnitten wurde wie gesagt Frischmaterial auf dem Schlittenmikrotom mit Leica Einmalklingen im Halter. Die Schnittdicke beträgt ca. 30 µm.

Nach Fixierung in AFE für rund 60 Minuten und Überführung in Aqua dest. erfolgte die Färbung nach dem neuen W3Asim II Rezept von Rolf-Dieter Müller.

Nach Entwässerung in Isopropanol erfolgte der Einschluß in Euparal.

Nun die Querschnitte:

Bild 4: Übersicht, Vergrößerung 50x, Stapel aus 6 Bildern

Der Halm hatte einen Durchmesser von etwa 4 mm, die Wandstärke beträgt ziemlich genau einen Millimeter. Am Innenrand erkennt man einen leichten Marksaum und die Verteilung der Leitbündel ist typisch für die Einkeimblättrigen Pflanzen (Monokotyledonen).

Bild 5: Etwas näher heran, Vergrößerung 100x, Stapel aus 11 Bildern.

An der Rotfärbung kann man schön erkennen, dass die einzelnen Leitbündel mit ihren Sklerenchymkappen in einem ebenfalls lignifizierten Mark liegen. Dies ist der Grund für die große Härte und Stabilität der Bambushalme.

Bild 6a/b: Ein Leitbündel, Bild 6b mit Beschriftung, Vergrößerung 200x, Stapel aus 8 Bildern


Ma   : Mark
SKL : Sklerenchymkappen
SR   : Siebröhre im Phloem
GZ   : Geleitzelle im Phloem
T     : Trachee
IZG : Interzellulargang
XP   : Xylemparenchym
Die Tracheen haben einen Durchmesser von rund 45 µm, die Siebelemente von etwa 21 µm und die Geleitzellen von nur 5 µm.

Vielen Dank fürs Lesen; Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Detlef Kramer

Lieber Jörg,

wieder schön und perfekt hinbekommen und dargestellt. Wenn man sich die Sklerifizierungen (rot!) anschaut, versteht man, wieso der Bambus eines der härtesten Hölzer liefert und in der Holzindustrie als extrem beanspruchbares Holz besonders begehrt ist.

Ich freue mich natürlich, dass Du Deinem neuen Klingenhalter den entsprechenden Raum widmest. Allerdings: "S" und "H" haben hier nicht mitgewirkt (für nicht Eingeweihte: "S" = Streble, "H" = Herrmann, die beiden Erfinder des Einmalklingenhalters für die Handmikrotome, der von "K" = Kramer weiterentwickelt und derzeit vertrieben wird). Das ist eine Entwicklung von Udo Pelger (Werkstatt des FB Biologie der TU Darmstadt) und mir. Herzlichen Dank, dass Du beweisen konntest, dass das Konzept offenbar zielführend ist.

Herzliche Grüße

Detlef (Kramer)
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Fahrenheit

Lieber Detlef,

vielen Dank für Dein Lob!

Na, dann werde ich den Halter oben als KP-Einmalklingenhalter bezeichnen - es muss ja alles seine Richtigkeit haben.  :)

Ja, der Halter tut auch bei schwierigen Proben, was er soll. Ich wollte vorgestern eigentlich nur einmal ausprobieren, ob das Mikrotom mit dem Halter grundsätzlich funktioniert. Beim Schneiden einer etwas älteren Möhre hatte ich so meine Not, unter 60 µm zu kommen, daher habe ich auf die schnelle "was Hartes" gesucht und bin über den Bambus gestolpert. Die Schnitte waren dann zu schön zum Wegwerfen, also habe ich sie schnell gefärbt und eingeschlossen.  ;D

Herzliche Grüße
Jörg
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Hans-Jürgen Koch

Guten Morgen Jörg,

gratuliere zum Mikrotom. Ich vermute, es handelt sich um ein "Reichert-Jung Schlittenmikrotom Hn 40". Was Dir jetzt noch fehlt ist ein passender Probenhalter für kleinere Pflanzenteile.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

ja, Du hast recht, es ist ein HN40 in "Sonderlackierung".  ;D
Die hat der Vor-Vorbesitzer angebracht, da kann der Päule nix für.  ;)

Zu dem Mikrotom, das ich erst mal provisorisch durch den Einsatz rauer Mengen Ballistol wieder gängig gemacht habe, gehören noch zwei schöne, lange C-Messer, die zur Zeit bei Rudolf Krönung in besten Händen zum Schleifen sind.

Den Bambus (und die Möhre) habe ich erst mal freistehend geklemmt. Beim Bambus wegen seiner hohen Festigkeit unproblematisch, mit der Möhre gab es, wie oben beschrieben, Probleme.
Gemäß eines Tipps von Rolf-Dieter Müller werde ich das im Bild sichtbare Holzklötzchen mit verschiedenen Bohrungen versehen - als Aufnahme für unterschiedlich dicke Sprossstücke.
Dann werde ich mir noch ein Klötzchen mit einer dickeren Bohrung anfertigen, in die passende Möhren- oder Holundermarkstücke mit umschlossenen Proben eingesetzt werden können.

Für weitere Ideen bin ich natürlich immer offen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Rawfoto

Hallo Joerg

Spitze, dann hast Du Dein Mikrotom jetzt also auch ins Leben zurueck geholt, Gratulation dazu :-)

Schnitt und Faerbung gefallen mir auch sehr gut! Was mich wundert ist, Du gehst mit den zu schneidenden Material auf einer Seite direkt ans Metall ==> gibt das keine Oberflaechenschaeden ...

Am Schraubstock spannt man ja in solchen Faellen in Schutzbacken, oder hast Du nur ueber dem eingespannten Bereich geschnitten? Meinen Tests nach ist der "optimale" Bereich ueber der Einspannoberkante ja gering und es gibt 5 bis max. 10 Schnitte. Optimal aus Sicht der Vibrationen, der Verformung, ...

Liebe Gruesse :-)

Gerhard

Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Fahrenheit

Lieber Gerhard,

wie gesagt, ich wollte nur eben mal schauen, ob das Gespann überhaupt tut. Selbst das Ölbad habe ich erst vorgenommen, als die Schnitte für eine Stunde im AFE lagen.  ;D

Du hast natürlich recht, selbst beim Bambus führt die Klemmung ohne Futter zu Schäden an der Epidermis. Ich gestehe, ich habe bisher recht verschwenderisch gearbeitet: genutzt habe ich von einem 12 - 15 mm Stück immer nur 2 - 3 mm für eine kleine Anzahl Schnitte, die ich oberhalb der Klemmung genommen habe.
Da ist die Zerstörung der Probe an der Klemmstelle nicht das eigentliche Problem, sondern eher die Ausweichbewegungen des Materials durch den Klemmdruck auch während des Schneidens.

Eine schonendere Klemmung hat da auf alle Fälle Vorteile.

Herzliche Grüße
Jörg
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Rawfoto

Ja Jörg, das mit dem Ausweichen ...

Darum meine ich ja, der "optimal" schneidbare Bereich ist sehr gering ...

Aber es ist toll, dass das Mikrotom wieder funktioniert!

:-)

Gerhard

Gedanklich spiele ich mich auch schon seit vor Bulgarien mit Holzklötzchen :-)) Die Bohrungen gehören angeschnitten, der Halbkreis muss stehen bleiben und auf der anderen Seite braucht man offene Dreiecke. Diese Kombination müsste eigentlich das Optimum sein. Und natürlich Buche :-))

Für alle die mich jetzt für vollkommen abgehoben halten, ihr seit in guter Gesellschaft und nicht alleine ...
Gerhard
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Klaus Herrmann

Lieber Gerhard,

ZitatFür alle die mich jetzt für vollkommen abgehoben halten, ihr seit in guter Gesellschaft und nicht alleine ...

Du bist nicht alleine: ich habe mir das in Alu machen lassen. Quillt garantiert nicht im Kontakt mit Wasser! ;)

# Lieber Jörg ein wunderschönes Ergebnis! Ich bin vor Jahren am Bambus gescheitert, ich habe keinen schneidbaren jungen Trieb gefunden.

Bertrand hat Bambus auch schon vorgestellt . Er hatte mir geschrieben, dass er ihn in verdünnter Salzsäure weich bekommen hat:

http://www.lenaturaliste.net/forum/viewtopic.php?f=94&t=7209

Eine Frage: hast Du einen ganzen Querschnitt erhalten?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Fahrenheit

Lieber Gerhard,

ich meinte nicht das Ausweichen vor dem Messer, dem man durch Umschließung, Anstell- und Schneidewinkel, Geschwindigkeit sowie einen möglichst knappen Schnitt über der Probenhalterung vorbeugen kann.
Wenn die Probe zu sehr gequetscht ist, weicht sie nach meiner Erfahrung auch schleichend in Z-Richtung aus - was auch vorkommen kann, wenn die Befeuchtung mit z.B. Ethanol zu einer Quellung oder Schrumpfung führt.

Auf dem Schlittenmikrotom habe ich damit noch keine Erfahrung, aber ich kenne das vom Schneiden auf dem Handzylindermikrotom.

Lieber Klaus,

vielen Dank für Dein Lob! An dem Salzsäurerezept von Bertrand wäre ich interessiert. Falls Du es nicht schon hast, wäre es sehr nett, wenn Du bei ihm einmal für mich nachfragen könntest - Du weißt, des Französischen bin ich leider nicht mächtig.

Ich habe ja frisch geschnitten, einfach so vom Garten weg und ohne mir groß Gedanken zu machen - dabei ist natürlich kein Schnitt komplett heil geblieben. Die dem Schnitt abgewandte Seite ist immer ausgerissen, manches sieht auch noch schlimmer aus - daher mein Interesse an Bertrands Rezept.  ;)

Euch beiden herzliche Grüße
Jörg
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Klaus Herrmann

Lieber Jörg,

Zitatdaher mein Interesse an Bertrands Rezept. 

Bertrands Antwort war etwas vage: verdünnte HCl (Ich würde interpretieren 10%-ig) etwa 1 h. Ich habe es nicht probiert. Schien mir sehr sanft.

Mach doch, mach doch! ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Jürgen H.

Lieber Jörg, ich gratuliere zu den schönen Gerätschaften. Sie sind, wie die eingestellten Photos von den ersten Schnitten zeigen, an den Richtigen gekommen. Wunderschöne Schnitte!

Schöne Grüße

  Jürgen

Fahrenheit

Lieber Klaus,

klar mach' ich - Bambus hab' ich ja genug, da kann ich ruhig ein wenig wegätzen.  ;D

Lieber Jürgen,

vielen Dank für Dein Lob! Es freut mich, dass Dir meine Schnitte und Bilder gefallen.

Euch beiden herzliche Grüße
Jörg
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Holger Adelmann


Fahrenheit

Lieber Holger,

auch Dir vielen Dank für Dein Lob!

Herzliche Grüße
Jörg
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