Wie adaptiert man eine Digital-Kamera an das Olympus Vanox AH2?

Begonnen von Thilo Immel, Juli 05, 2011, 14:30:51 NACHMITTAGS

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Thilo Immel

Hallo!

Ich habe ein Olympus Vanox AH 2 (nicht zu verwechseln mit dem älteren Vanox) bekommen mit sehr schönen Objektiven.
Beim Thema Kamera und Kamera-Adaption bin ich noch ziemlicher Laie.

Nun möchte ich mich endlich mal aufraffen, und eine gute Kamera-Adaption in
Angriff nehmen, bin aber nicht sicher, ob ausgerechnet das Vanox AH 2 dafür das richtige Mikroskop ist.

Das Vanox AH 2 hat vier Kamera-Ausgänge:
 1. vorne-oben: für Videokameras.
 2. hinten-oben: für eine 9X12 Plattenkamera
 3. rechts-seitlich für Kleinbildkameras
 4. lins-seitlich für Kleinbildkameras

Mit Butterbrotpapier habe ich geprüft, wo jeweils ein reelles Zwischenbild anliegt:
 1. vorne-oben: fast auf Höhe des Gewindes oder etwas darunter im Mikroskop. Dürfte für Kamera-Adaption also ausscheiden.
 2. hinten-oben: etwa 5,5 bis 6,5 cm oberhalb des Stutzens. Aber das Bild ist sehr groß (etwa 5X4cm Kantenlänge)
 3. und 4. hier liegt das Bild natürlich in der Filmebene der vorhandenen Kleinbildkameras

Über einen Drehschalter kann ich vier unterschiedliche Projektive verwenden: 2,5X 3,3X 4X und 5X. Das wirkt auf jeden Kamera-Ausgang.

Über das Bedienpult kann ich einen Verschluss betätigen, der tief in diesem 35 kg schweren Mikroskop verbaut ist und wiederum für alle Kamera-Ausgänge Verwendung findet. Den Verschluss kann ich auch dauernd geöffnet halten, falls es doch sinnvoller sein sollte, den Kamera-Verschluss zu nutzen.

So, nun meine Fragen:

Ich vermute, dass die Kamera-Adaption an den seitlichen Ausgängen am einfachsten zu berwerkstelligen ist. Wenn man einen Vollformat-Chip an die Stelle bringen würde, wo zur Zeit der analoge Film sitzt, müsste man nichts umrechnen/vergößern/verkleiner etc. Nur ist mir eine Vollformatkamera zu teuer. Ich möchte 200 bis etwa 450 für die Kamera ausgeben.

Was für Folgen hat es, wenn ich an diese Stelle einen kleineren Chip anbringe (APS-C oder noch kleiner).
Ok, ich habe dadurch eine Nachvergößerung. Ist das schlimm?
Muss ich eine Verkleinerung in den Fotostrahlengang bringen, damit ich etwa denselben Ausschitt visuell habe wie auf dem Kamerachip?

Würde ihr den im Mikroskop eingebauten Verschluss nutzen und wenn ja, wie bekomme ich eine automatische Belichtung hin (nicht lachen, ich habe wirklich keine Ahnung vom Fotografieren!).

Wie gehe ich sowas grundsätzlich an?

Welche Kamera würde ihr empfehlen?

Hier ein paar Bilder von dem Mikroskop und den Anschlüssen:

Gesamtansicht
Draufsicht
seitlicher Kamera-Anschluß
seitlicher Kamera-Anschluß geöffnet
seitlicher Kamera-Anschluß geöffnet



Liebe Grüße

Thilo Immel  



rekuwi

Lieber Herr Immel,

eine digitale Olympuskamera, z. B. die E 410 oder E 510 hat auch einen Bajonettverschluß. Ob der an das Mikroskop paßt wäre auszuprobieren.
Ob diese Kameras auch ohne Objektiv auslösen weiß ich nicht, habe gerade vergeblich in der Gebrauchsanleitung für die E 410 gestöbert.

Meine Panasonic Lumix G1 löst ohne eigenes Objektiv aus, es gibt einen entsprechenden Menüpunkt dafür. Allerdings hat die Lumix ein anderes Bajonett. Und die Spiegelschlagerschütterungen sind ein weiteres Problem, bei den Canon-Kameras soll es ohne Verwackelung funktionieren.

Bin aber absolut keine Fachfrau, andere haben sicherlich die fundierten Erfahrungen für solch eine Adaption.

Liebe Grüße
Regi

K. Koch

Hallo Herr Immel,

bei meinem IM 35 sieht es ähnlich aus, allerdings doch etwas besser: Vorne ist ein T2-Anschluss dran. Man kann einfach einen T2-Ring für Olympus Fourthirds kaufen. Dann stimmt der Abstand, aber der Bildausschnitt ist natürlich zu klein, d.h. man verschenkt Auflösung.
Beim Vanox erscheint mir auch das Auflagemaß zu gering für die Adaption einer Digitalkamera. Vielleicht geht es, wenn man den gesamten seitlichen Fotostutzen abschraubt?

Vielleicht wäre bei dem Anschluß "1. vorne-oben" etwas möglich, wenn das Bild klein genug ist: Ich habe mal als Lösung eines solchen Problems eine Olympus Fourthirds Digikamera mit vorgesetzem Weitwinkel- oder Tele-Adapter gesehen. Das hat laut Besitzer funktioniert. Aber genaueres weiß ich auch nicht mehr. Und eigene Versuche dazu habe ich irgendwann abgebrochen.

Die Verwackelung durch den Spiegelschlag ist hoffentlich aufgrund der Mikroskop-Masse nicht so stark... Obwohl es sich bei meinem Phomi schon bemerkbar macht...

Wenn jemand eine Idee hat, wie man das "zu große" Bild eines festen Foto-Ausgangs für die Verwendung einer Olympus Fourthirds Digital-Spiegelreflex-Kamera verkleinern könnte, wäre ich für den Vorschlag dankbar  :)

Viele Grüße
K. Koch

Stefan_O

Hallo Herr Immel,

eine Adaption ist hier beschrieben: http://www.truetex.com/micad.htm. Vielleicht wenden Sie sich an den Inhaber der Seite, der die Adapter auch fertigt?

Gruss,
Stefan

Klaus Herrmann

Hallo Stefan,

ein super Link! Ich kannte ihn schon, habe mich aber noch nie bis zur Vanox durchgescrollt, weil ich immer dachte: na ja nix Neues.

So umfassend habe ich die Gesamtthematik noch nie beschrieben gesehen!

Und die Vanox-Adaption ist ja wirklich simpel! Kann ein guter Dreher locker nachvollziehen
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Thilo Immel

#5
Hallo Stefan,

Zitat von: Stefan_O in Juli 06, 2011, 08:26:47 VORMITTAG
Hallo Herr Immel,

eine Adaption ist hier beschrieben: http://www.truetex.com/micad.htm. Vielleicht wenden Sie sich an den Inhaber der Seite, der die Adapter auch fertigt?

Gruss,
Stefan

Das ist ja ein super Tip!

Ich hatte mir gestern Abend die seitlichen Stutzen auch schon mal angesehen und vermutet, dass man da irgendwie einen T2-Anschluss selbst anbringen kann. Aber wenn das schon mal jemand gemacht hat - umso besser! In diese Richtung werde ich weiterforschen.

Olympus muss bei der Adaption der Analogkamera übrigens so genau gearbeitet haben, dass eine Einstellvorrichtung für die Parfokalität nicht nötig schien. Ich finde jedenfalls keine.

Herzlichen Dank an alle, die sich mit Antworten beteiligt haben!

Da ein Nicht-Vollformat-Chip nur einen Teilausschitt des Kleinbildformates aufnimmt, werde ich also nicht die volle Auflösung nutzen können und mit einer Nachvergrößerung leben müssen. Gibt es eigentlich grundsätzlich Kamera-Adaptionen, die das vermeiden (jetzt nicht speziell zum Vanox gefragt)?

Liebe Grüße

Thilo Immel






Stefan_O

Hallo Thilo,

zumindest bei den Video-Kameras werden Adapter zur Anpassung benutzt (Bsp-Foto: http://www.microscopen-specialist.nl/diversen/464-351). Meine Kamera braucht Faktor 0.5, um ein in etwa gleich grosses Bild zu bekommen. Die Vergrösserung durch Fehlanpassung finde ich unangenehm, da man quasi vor jedem Foto das Objektiv wechseln muss. Bei Pol Auflicht ohne Revolver ist das, gelinde gesagt, lästig. Ich nehme mal an, sowas lässt sich auch in einen Fotoapparat-Adapterstutzen einbauen.

Gruss,
Stefan

junio

Hallo Thilo Immel,

wie groß ist der Abstand zwischen Mikroskopgehäuse und der Filmebene am Kameraanschluss? Danach kann man entscheiden, welcher Kameratyp eingesetzt werden kann (z.B Canon mit 44mm Auflagemaß oder eine Kamera mit Micro-Four-Third-System und damit kleinerem Auflagemaß) .
Einen zufriedenstellenden Bildausschnitt bei dem Einsatz von 10er Okularen werden Sie m.E mit dem Projektiv 3,3 oder 4 bekommen, ohne den Chip zum Auflösungsengpass zu machen.

Beste Grüße aus Hagen von Jürgen Stahlschmidt

Rawfoto

Hallo Herr Immel

Eine Alternative könnte eine Vollformatkamere von Canon  (DS) aus dem Jahr 2003 sein, die liegen gebraucht im Bereich von 500.- und liefern 11 Megapixel. Ich hatte damals selbst 2 solche Gehäuse und die RAW-Daten von damals sind immer noch topp wenn die ISO im Bereich von 50 bis 200 war ==> was ja in der Mikrofotografie kein Problem sein sollte ...

Eine weitere Alternative könnte die "alte" 5D sein ....

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

K. Koch

Hallo,

zwei ältere Vollformat-Kameras von Nikon aus dem Anfang des letzten Jahrzehnts hatte ich vor ca. 2 Jahren auch mal getestet: Die Sensoren waren stark verschmutzt und die Bilder streifig... Glücklicherweise hatte ich die Kameras bei Händlern gekauft, so dass ich sie wieder zurückgeben konnte...

Viele Grüße
Klaas

Thilo Immel

Hallo Herr Stahlschmidt,

Zitat von: junio in Juli 06, 2011, 13:12:56 NACHMITTAGS
Hallo Thilo Immel,

wie groß ist der Abstand zwischen Mikroskopgehäuse und der Filmebene am Kameraanschluss? Danach kann man entscheiden, welcher Kameratyp eingesetzt werden kann (z.B Canon mit 44mm Auflagemaß oder eine Kamera mit Micro-Four-Third-System und damit kleinerem Auflagemaß) .
Einen zufriedenstellenden Bildausschnitt bei dem Einsatz von 10er Okularen werden Sie m.E mit dem Projektiv 3,3 oder 4 bekommen, ohne den Chip zum Auflösungsengpass zu machen.

Beste Grüße aus Hagen von Jürgen Stahlschmidt

Der Abstand beträgt 5,5 cm.

Kann denn der Chip der Auflösungengpass sein? Ich habe mal gelesen, dass im System Mikroskop/Kamera heutzutage das Mikroskop immer der begrenzende Faktor wäre, beim 100er Objektiv würden 2 MegaPixel kameraseitig bereits ausreichen. Bei einem 4X Planapo würde man mehr benötigen, aber immer noch weniger als 5 Megapixel.

Und wenn der Chip kleiner als das aufzunehmende Bild ist, kann er doch erst recht nicht begrenzend wirken, oder verstehe ich jetzt was falsch?

Der Gedanke mit einer 'älteren' Vollformatkamera mit 'nur' 10 Megapixel gefällt mir.

Habe jetzt etws Zeit, um mich um den T2-Anschluss von der verlinkten Seite zu kümmern.


Liebe Grüße

Thilo Immel

Eckhard

Hallo Herr Immel,

bei einem 100x 1,4 haben sie in der Tat nur etwa 1 Megapixel an Bildinformationen mikroskopseitig zur Verfügung.

Man kann das einfach rechnen denn von Zeiss gibt es eine praktische Näherungsformel:

AuflösungMikroskop = (3000 * NAObjektiv)/(MObjektiv * MAdapter)

wobei M der Vergrösserungsfaktor ist. Das Ergebnis sind "Lines per mm", lpmm.


Beispiel 1: 20x 0,50 NA EC Plan Neofluar, Zeiss Kameraadapter mit Vergrösserung 1,6 für APS-C Chip (Nikon DX Kameras)

(3000 * 0,5) / (20 * 1,6) = 46,88 lpmm

Nun multiplizieren wir die lpmm mit der Chipgeometrie und dem Faktor 2 (Nyquist Kriterium) und bekommen die benötigte Anzahl Pixel, um das vom Kameraadapter gelieferte Bild verlustfrei aufnehmen zu können. Für eine Nikon DX Kamera mit APS-C Chip (23,6 mm * 15,8 mm) haben wir also:

Benötigte Auflösung KameraDX Chip = (2 * 46,88 * 23,6) * (2 * 46,88 * 15,8) = 2213 * 1481 = 3,28 Mega Pixel


Beispiel 2: 20x 0,50 NA EC Plan Neofluar, Zeiss Kameraadapter mit Vergrösserung 2,5 für Vollformat Chip (Nikon FX Kameras)

(3000 * 0,5) / (20 * 2,5) = 30 lpmm

Benötigte Auflösung KameraFX Chip= (2 * 30 * 23,9) * (2 * 30 * 36) = 1434 x 2160 = 3,1 Mega Pixel


Beispiel 3: 20x 0,80 NA Planapochromat, Zeiss Kameraadapter mit Vergrösserung 2,5 für Vollformat Chip (Nikon FX Kameras)

(3000 * 0,8) / (20 * 2,5) = 48 lpmm

Benötigte Auflösung KameraFX Chip= (2 * 48 * 23,9) * (2 * 48 * 36) = 2294 x 3456 = 7,93 Mega Pixel


Soweit die Theorie. Da die Chips der DSLR Kameras allerdings einen Chip mit Bayer Matrix haben, sollte man die mit der Zeiss Formel ermittelten Werte mit 2 multiplizieren.

Mit herzlichem Gruss aus Berlin
Eckhard Völcker


Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Thilo Immel

Hallo liebe Mikroskopiker!

Ich wollte mich bei allen ganz herzlich bedanken, die mir geholfen haben, eine Kamera-Adaption für das Vanox AH2 zu realisieren.



Das wesentliche Bauteil wurde durch Herrn Stahlschmidt erstellt. Es ersetzt den seitlichen Stutzen, wo ursprünglich das sehr spezifische Bajonett für die Olympuskamera angebracht war. An dem von Herrn Stahlschmidt gefertigten Ersatzstutzen kann ich jetzt einen handelsüblichen T2-Adapter anbringen und daran sitzt dann natürlich die Kamera.

Es ist nun doch keine Vollformatkamera geworden - aus Kostengründen. Ich habe keine Gebrauchte unter 900 Euro gesehen. Also habe ich mir ein Canon EOS 1100D  Gehäuse gekauft.

Der Platz für die gewählte Kamera ist aber sehr knapp (da steht ein Teil etwas vor), sodass ich sie nur 'kopfüber' anbringen konnte.
Das macht aber gar nichts, sie wird sowieso über meinen PC gesteuert. Den im Mikroskop eingebauten Verschluss öffne ich vorher vollständig über das Mikroskopbedienpult.

Liveview funktioniert soweit auch. Verwacklungsunschärfe durch den Spiegelschlag scheint überhaupt nicht aufzutreten.
Weissabgleich habe ich auch schon irgendwie hinbekommen - glaube ich. Mit der Schärfe bin ich sehr zufrieden.

Aber ich will dem Urteil nicht vorgreifen: ich verlinke hier mal ein Bild und bitte ausdrücklich um Kritik, was ich noch besser machen kann.
Das Präparat hatte mir Rolf-Dieter Müller bei unserem ersten Treffen geschenkt: Pinus n.a. (also wohl Pinus nigra?), Nadelquerschnitt.
Das Bild ist natürlich unbearbeitet. Aufgenommen mit den SPlanApo 10/0,40 und Projektiv 2,5X. Cropfaktor der Kamera: 1,6



Liebe Grüße

Thilo Immel


Peter V.

Hallo Herr Immel,


ZitatLiveview funktioniert soweit auch. Verwacklungsunschärfe durch den Spiegelschlag scheint überhaupt nicht aufzutreten.

Das hätte mich bei dem Stativ und dem ort der Anbringung der Kamera auch erstaunt.....

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

TPL

#14
Hallo Herr Immel,
das Bild sieht sehr schön aus. Die Farben kommen mir angenehm vor und die Schärfe scheint bis an den Rand zu stimmen. Allerdings ist dies wohl ein relativ kleiner Ausschnitt dessen, was möglich wäre, wenn ich es recht verstanden habe?

Zum Gerät: wo sitzt denn da der Kanonier? ;D

Beste Grüße, Thomas Pletsch