Immersionskontrast vs. Ölimmersion vs. Standardobjektiv

Begonnen von olaf.med, August 02, 2011, 12:56:21 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

olaf.med

Hallo,

da in einem anderen Thread viel über Immersionskontrast in Zusammenhang mit Reflexminderung im Strahlengang geschrieben wurde (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9803.0, möchte ich hier einmal ein Beispiel für die eigentliche Anwendung dieser Spezialobjektive zeigen. Sie dienen eigentlich der Kontrastierung vor allem niedrig reflektierender und transparenter Proben im Auflicht und werden daher auch besonders in der Kohlepetrographie benutzt. Sie setzen ein Polarisationsmikroskop voraus, normale polarisationsoptische Untersuchungen sind jedoch mit diesem Objektiv nicht möglich.

Diese Probe zeigt einen Zirkon-Kristall in einem Rapakivi-Granit aus Finnland, der in einem Biotit-Kristall eingeschlossen ist. Zirkone bauen bei ihrem Wachstum zonar wechselnde Mengen von Uran, Thorium und Seltene-Erd-Elementen ein und sind daher wichtige Träger der Radioaktivität in den Gesteinen. Diese strahlenden Isotope zerstören nach und nach das Kristallgitter, was mit Volumenzunahme und Verringerung des Reflexionsvermögens einhergeht - der Kristall begeht sozusagen Suizid. In diesem Zirkon erkennt man einen abgerundeten stärker radioaktiven Kern, der von einem idiomorphen (d.h. eigengestaltigen, von geraden Flächen begrenzten) Rand überwachsen wird. In diesem erkennt man radiale Sprengungsrisse die auf die Volumenzunahme des Kerns zurückzuführen sind. Übrigens nutzt man den Zirkon wegen seiner Radioaktivität häufig zur radiometrischen absoluten Altersbestimmung von Gesteinen.

Der Vergleich mit dem normalen Objektiv und dem Ölobjektiv offenbart die Leistung des Immersionskontrasts. Die Bilder sind nicht bearbeitet.

Orthoplan-Pol, Auflicht, Objektiv NPL Fluotar 20x/0.45 P


Orthoplan-Pol, Auflicht, Objektiv Öl 20x/0.40 P


Orthoplan-Pol, Auflicht, Objektiv NPL Öl 20x/0.40 Immersionskontrast


Viel Spaß beim Anschauen,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Stefan_O

Super Olaf, vielen Dank für den Vergleich, sehr anschaulich! Für den Zirkon fehlt noch eine Kathodolumineszenz-Aufnahme....

Die typische Risse um Allanit herum habe die gleiche Ursache, oder?

(Mit dem Klasse Immersionskontrast kannst Du mir ja das flaue Fluotar verkaufen, oder?  :D)

Gruss,
Stefan

Holger Adelmann

Sehr schöner Vergleich, danke Olaf!
Herzliche Gruesse
Holger

Holger Adelmann

ZitatFür den Zirkon fehlt noch eine Kathodolumineszenz-Aufnahme....

Stefan, sowas gibt's sogar auch fuer das Orthoplan, zum montieren auf dem Objekttisch ("Leitz Kontrastier-Einrichtung") - steht noch auf meiner Wunschliste.

H

Stefan_O

#4
Tatsächlich! Auf das Stichwort "Kontrastier-Einrichtung" muss man erstmal kommen. Hier ist schonmal die Bedienungsanleitung: http://www.hvg-verwertung.de/ebay/dokumentation/Leitz/Kontrastiereinrichtung/Anleitung.pdf und ein Datenblatt: http://www.hvg-verwertung.de/ebay/dokumentation/Leitz/Kontrastiereinrichtung/Datenblatt.pdf

Ich setze es auch auf die Wunschliste. Auf youtube hat jemand ein einfaches REM selbstgebaut. Kathodolumineszenz sollte noch einfacher sein...

Gruss,
Stefan

Holger Adelmann

Super, danke, Stefan ! Ich hatte nur den duennen Prospekt (2 Seiten) - möchtest Du ein PDF?
Holger

Stefan_O

Habe die Links ergänzt, in dem zweiten Doc sind zwei Datenblätter. Interessant, was Leitz so hat, wenn man anfängt zu graben....

Gruss,
Stefan

olaf.med

Hallo Stefan,

Zitat
(Mit dem Klasse Immersionskontrast kannst Du mir ja das flaue Fluotar verkaufen, oder?  Lächelnd)

;D netter Versuch, aber Du weißt ja bestens, daß man um Trockenobjektive nicht herum kommt, da sie für die Beobachtung mancher Eigenschaften notwendig sind.

Ja, Allanit ist auch radioaktiv und verursacht radiale Sprengungsrisse.

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

reblaus

Hallo -

ist dieser Immersionskontrast identisch mit, oder ähnlich dem, Antiflex-System von Zeiss?

Fragende Grüße

Rolf


TPL

Zitat von: reblaus in August 02, 2011, 19:32:35 NACHMITTAGSist dieser Immersionskontrast identisch mit, oder ähnlich dem, Antiflex-System von Zeiss?

Lieber Rolf,
identisch nicht (es steht ja nicht Leitz drauf ;D), aber das Prinzip dahinter ist das Selbe.

Herzliche Grüße, Thomas

ortholux

Olaf,

kann es sein, daß die ersten beiden Bilder vertauscht sind? Dein "Ölbild" ist flauer als das "Trockenbild".

Viele Grüße
Wolfgang

olaf.med

Hallo Wolfgang,

nein, die Bilder sind nicht vertauscht, aber mit dem flauen Erscheinungsbild hast Du natürlich recht. Vielleicht hätte ich die Leuchtfeldblende weiter zuziehen sollen, um störende Reflektionen auszuschalten. Ich wollte aber alle drei Bilder unter gleichen Beleuchtungsbedingungen aufnehmen.

Beim Ölobjektiv sieht man aber schon einen gewaltigen Unterschied zum Trockenobjektiv: die Innenreflexe werden viel deutlicher und auch der Kontrast zwischen den Zonen im Zirkon wird erheblich angehoben. Der Immersionskontrast toppt das dann noch, aber es muß iimmer wieder betont werden, daß mit diesem schönen Objektiv keine Auflicht-Pol-Untersuchungen mehr möglich sind, es also für erzmikroskopische Untersuchungen nur bedingt geeignet ist. Fazit: Man braucht alle drei ;D!

Herzliche Grüße,

Olaf

Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0