Berberitze - Primärfluoreszenz *

Begonnen von Rolf-Dieter Müller, August 09, 2011, 10:33:37 VORMITTAG

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Rolf-Dieter Müller

Liebe Forumsmitglieder,

in einem vorhergehenden Beitrag haben wir ja ausführlich die Fluoreszenz beim Hahnenfuß behandelt. Wenn es um die Darstellung von Primärfluoreszenz geht, gibt es aber Objekte die sich hierfür weitaus besser eignen und bereits in der Literatur gut beschrieben sind:


  • Dieter Gerlach, Fluoreszenzmikroskopie. Teil 5: Gut geeignete Objekte. Mikrokosmos 71 (1982), S. 12-19
  • Gerhard Göke, Durchlicht-Fluoreszenzmikroskopie mit UV-Leuchtdioden. Mikrokosmos 92 (2003), S. 373-376

Eines davon ist die Berberitze und so haben wir uns auf Anregung von Horst Wörmann zu einer vierten Fluoreszenzmikroskopie-Session verabredet, um native Schnitte direkt zu mikroskopieren und zu fotografieren.

Von einem Sprossstück habe ich Blätter und Dornen getrennt und dann mit dem allseits bekannten Rasierklingenmikrotom quer geschnitten. Ebenso erfolgten hiermit die Blattquerschnitte. Hierzu ein Tipp: Spross, Blätter und Rasierklinge habe ich mit Ochsengalle entspanntem Wasser befeuchtet. Das ist beim Schneiden vorteilhaft und vermeidet lästige Luftblasen im Präparat. Entlüften mit Alkohol ist bei nativen Schnitten nicht möglich, da ansonsten zu viel an Inhaltsstoffen gelöst wird und somit Informationen verloren gehen.

Alle nachfolgenden Bilder sind von Horst Wörmann mit seiner AxioCam gemacht, die Aufnahmen, die den Spross in der Übersicht zeigen jeweils aus vier Einzelbildern zu einem Gesamtbild im xy-Stack zusammengesetzt. Dieses Verfahren erlaubt den Einsatz von Objektiven mit weitaus höheren Auflösungen als es jemals ein Objektiv leisten könnte, das den Spross formatfüllend abbildet.

Berberis thunbergii 'Atropurpurea' (Blut-Berberitze)

Spross quer, links Hellfeld, rechts Fluoreszenz 470 nm


Spross quer, links Hellfeld, rechts Fluoreszenz 365 nm


Blatt quer, links Hellfeld, rechts Fluoreszenz 470 nm


Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller

Klaus Herrmann

Lieber Rolf-Dieter,

da habt ihr eine schöne Zusammenarbeit hinbekommen. Das Berberin-Sulfat ist ja auch ein Fluoreszenzfarbstoff aus der Isochinolinreihe, der besonders bei Blauanregung eine schöne Grünfluoreszenz gibt. Und wenn man dann noch ein LP-Filter als Sperrfilter verwendet, dann sieht man gleichzeitig die Rotfluoreszenz des Chlorophylls.

Ein schöner Rot-Grünkontrast, wie auf dem Blattquerschnitt wunderbar zu sehen ist!

Toll!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Stuessi

#2
Hallo Rolf-Dieter,

Deine tollen Bilder haben mich angeregt, im Garten einen Spross unserer Gewöhnlichen Berberitze mit meinen einfachen Mitteln zu untersuchen. Erste Schwierigkeit war das Schneiden. Mit meinem alten Handmikrotom und leicht korrodiertem Rasiermesser klappte es auf Anhieb nur mit 100µm Schnittdicke.  
Ich traue mich mal, meine Ergebnisse vorzustellen.
(Bildbreiten mit Pl 1,6/0,05 3mm und mit NPl10/0,25 0,8mm):

http://i618.photobucket.com/albums/tt262/Stuessi/g1015-Berberitze-04058.jpg
http://i618.photobucket.com/albums/tt262/Stuessi/g1015-Berberitze-04060.jpg
http://i618.photobucket.com/albums/tt262/Stuessi/g1015-Berberitze-04061.jpg
http://i618.photobucket.com/albums/tt262/Stuessi/g1015-Berberitze-04067.jpg
http://i618.photobucket.com/albums/tt262/Stuessi/g1015-Berberitze-04069.jpg

Gruß,
Stuessi

Rolf-Dieter Müller

Lieber Klaus,

vielen Dank, besonders zu Deiner Bemerkung zum Inhaltsstoff. Ich habe an einem anderen Schnitt versucht, Berberin mit Dragendorff-Reagenz zu lokalisieren und wollte davon schon Bilder zeigen. Aber als ausgewiesener Experte von missverständlichen Interpretationen jodhaltiger Reagenzien (zum Beispiel Jodsilber an Chlorophyll in einem anderen Beitrag) und die Lösung auch sicher überaltert ist, habe ich vorerst Abstand genommen.


Hallo Stuessi,

ich freue mich gleich so eine Response zu erhalten. Natürlich, 100 µm Schnittdicke ist für Durchlicht doch ganz schön dick, so dass Strukturen nicht so wie gewünscht aufgelöst werden. Aber eine Differenzierung ist ja zu erkennen. Vielleicht sollte man nur mit einer frischen Rasierklinge kleinere Stückchen im auskeilenden Schnitt schneiden. Oder Rasiermesser schärfen, das ist jetzt aber ein ganz anderes Thema.

@Alle, auf den schönen Rot-Grünkontrast bei 470 nm hat ja Klaus Herrmann hingewiesen und dieser Kontrast gefällt mir auch selbst ausgesprochen gut. Deshalb möchte ich eine Aufnahme aus einem xy-Stack nachreichen, das als Einzelbild die darin enthaltenen Informationen deutlicher zeigt.




Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller

Stuessi

Hallo Rolf-Dieter,

nach Abschleifen und Schärfen des Messers ist mir doch schon ein etwas dünnerer Schnitt gelungen.
Beleuchtung cyan LED und 500 nm Erregerfilter
Bildbreiten der Einzelaufnahmen 3mm bzw. 0,8mm






Gruß,
Stuessi

Fahrenheit

Lieber Rolf-Dieter (und lieber Herr Wörmann  :))

vielen Dank für schöne und interessante Arbeit!

Lieber Klaus, auch Dir vielen Dank für die weiterführenden Erläuterungen zu den Inhaltsstoffen!

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM