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Leitz Mikroskop Ia

Begonnen von Klaus Herrmann, August 14, 2011, 17:39:24 NACHMITTAGS

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Klaus Herrmann

Hallo Leitzexperten

ich habe diesen Zufallsfund bei einem Händler gemacht, der leider nicht ganz unwissend war.  :(
Dennoch habe ich das Mikroskop gekauft, weil ich es ungewöhnlich fand. Ich habe schon ein grünes von Wächter, so dass es mir nicht ganz unwahrscheinlich schien es sei eine Rarität - das glaube ich nun allerdings nicht mehr - die grüne Farbe ist wohl später drauf gekommen.

Durch Vergleiche meine ich, dass es ein Stativ Ia ist. Die im Fuß eingestanzte Nummer ist wahrscheinlich 40722 somit sollte es von 1889 sein.

Nun bin ich am rätseln, ob der Fuß überhaupt lackiert war, oder ob er nicht eher Messing zaponiert war.
Die im Fuß eingestanzte Signatur mit Nummer bringt mich auf den Gedanken, dass es "blank" war. Weil durch eine Schwarzlackierung  die Signatur ja schwer lesbar wäre.

Meine Frage: hat jemand ein Leitz mit schwarzem Fuß in dem die Signatur eingestanzt ist?





Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Florian Stellmacher

Lieber Klaus,

das ist ja mal ein grünes Mikroskop!

Auch wenn ich hier grüne Stative von Schieck, Messter und Krügelstein habe, sind diese jedoch in einem deutlich dezenteren Grün lackiert worden. Deins ist hingegen etwas "poppiger" geraten. Grün lackierte Stative von Leitz kenne ich nicht, dies war bei großen Stativen auch nicht üblich. Soweit ich dieses Stativ kenne, wurde es mit klar lackiertem, also nicht schwarzem Fuß ausgeliefert; das B-Stativ nutze später den gleichen Fuß, dann aber in schwarzem Einbrennlack. Meine Leitz-Stative mit schwarz lackiertem Fuß tragen die Seriennummer nicht auf dem Fuß sondern am Tubus. Mir ist aber so, als wenn ich soetwas auch schon gesehen hätte.

Ich bin ziemlich sicher, dass sich jemand in späteren Jahren das Mikroskop nach eigenem Geschmack nachlackiert hat.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Klaus Herrmann

Danke lieber Floria,

du machst mir Mut: wenn es ursprünglich schwarz lackiert wäre, dann wäre das selektive Entfernen des Grüns eine Herausforderung. Aber so hilft Methylenchlorid und dann ist es auch noch garantiert fettfrei! ;)

Vielleicht kann Timo Mappes noch was Fundiertes beitragen - bevor ich tauche!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Holger Adelmann

Methylenchlorid !!!
Du lässt aber auch keine Schweinerei aus - was, Klaus?  ;D

Cheerio
Holger

Nomarski

Hallo Klaus,

die Farbe kommt mir irgendwie bekannt vor.. ;)
Das muß ein antikes Werkzeugmikroskop sein!  8)

olaf.med

Hallo Klaus,

im Gebrauchtmaschinenhandel heißt diese Farbe "Bauernblind" und mit ihr werden alle Mängel zugeschmiert ;D ;D ;D

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Florian Stellmacher

Lieber Klaus,

Olaf hat natürlich recht! Jetzt erkenne ich es auch: die haben das Firmenschild übergepinselt; mit einer elektronischen Kontraststeigerung habe ich dieses aber wieder sichtbar gemacht:



Ist wahrscheinlich sogar ein Diesel  ;D !

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Nomarski

Nun mal eine ernsthafte Frage:

Was soll man denn nun in so einem Fall machen, wenn es weder Originallackierung noch Sonderlackierung ist?
Abbeizen und neu lackieren? Das ist es aber auch nicht mehr original, sondern allenfalls gut restauriert.
Und reicht anrauhen und überlackieren? Oder muß der grüne Lack komplett bis auf den Grund entfernt werden?

VG
Bernd

peter-h

Lieber Klaus,

war das nicht das Mikroskop von Claudia Roth  ??? ;D ;D ;D
Aber im Ernst. 1983 bekam ich nach einer Anfrage bei Leitz zu meinem großen Stativ Ia (Nr. 5915  1883) eine klare Antwort:

"Mikroskope dieser Art waren vom Tubus bis zum Stativfuß mit einem farblosen Zapon-Lack versehen."

Da hab ich es einfacher  ;D


Vielleicht hilft es auch wieder ein Stück weiter. Also mach den Schweinekram mit Methylenchlorid am Frühstückstisch. Sehen wir Dich danach noch?

Grüße und schönen Sonntagabend
Peter

Holger Adelmann

Genau Safari - DAS meinte ich mit Schweinerei ....  ;D
Holger

Klaus Herrmann

#10
Hallo Olaf,

Zitatim Gebrauchtmaschinenhandel heißt diese Farbe "Bauernblind" und mit ihr werden alle Mängel zugeschmiert

Ein Leitz hat keine Mängel - diesem hier fehlt nur der Abbe-Kondensor, aber den hab ich sicher in einer Kiste und 2 Zentrierschrauben für den Drehtisch.

# Florian, danke für deine Mühe beim sichtbar machen des verborgenen Firmenschildes. Hoffentlich geht es nicht ab bei der Behandlung mit
CH2Cl2. Wird natürlich im Hochsicherheits-Labor der Bauernpartei gemacht. Wenn die Farbe nicht abgeht, dann versuche ich es mal in einer Schmelze von Kaliumcyanid bei 300°  ;D

# Peter vielen Dank für deinen Hinweis, jetzt trau ich mich alle Farbe runter zu holen!

Ist die Nummer auch im Fuß eingestanzt? Vielleich ist meine Nummer auch nur 4072, dann wärs ja noch älter!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Nomarski

Zitat von: Safari in August 14, 2011, 22:23:20 NACHMITTAGS

Schon mal mit einem Magneten probiert?


Den grünen Farbanstrich runterzuholen?  ???

Dr. Timo Mappes

Guten Abend Klaus,

Danke für Deinen Hinweis per Mail auf diesen Thread. Dem Foto und der Bauart nach trägt das Mikroskop ganz sicher eine fünfstellige Nummer, beginnend mit 40xxx. Es handelt sich bei diesem Instrument um ein Stativ Ia aus dem Jahre 1897 und nicht aus 1889. Entsprechend war dieses Stativ bis zum Tisch ursprünglich schwarz lackiert, die Signatur war weiß hinterlegt, der Beleuchtungsapparat dagegen sehr dunkel gebeizt und der Tubusträger war zaponiert/klar lackiert.

Mit Verlaub, ich würde dieses Stativ als im vorliegenden Zustand belassen und als eine Art künstlerische Neuinterpretation verstehen. Dieses Instrument wirklich ansehnlich zu restaurieren würde im Aufwand etc. mehr kosten als ein gut erhaltenes im originalen Zustand. Abgesehen davon möchte ich dringend davon abraten, beliebig selbst Restaurierungsversuche anzugehen.

Da die Vorschläge zur Restaurierung gerade aber recht eifrig diskutiert werden, möchte ich hier ein paar bereits im Forum vor zwei Jahren angebrachten Gedanken einwerfen – als dringenden Appell zur originalen Erhaltung antiker wissenschaftlicher Instrumente als Kulturgut.

Für die Pflege und Erhaltung von Antiquitäten und antiker Objekte aller Art gilt allgemein: Den vorgefundenen Zustand so gut als irgend möglich bewahren.

Während es natürlich jeden Sammler und jedes Museum ganz besonders freut, wenn man ein antikes Objekt erwerben kann, welches sich in fabrikneuem Zustand befindet, so haben auch jene Instrumente mit sichtbaren Hinweisen auf den über Jahrzehnte dauernden fachgerechten Einsatz der Stücke ihren ganz eigenen Reiz und sind in gleicher Weise sammel- und erhaltungswürdig.

Gewisse Spuren des Gebrauchs machen den Charakter eines antiken Mikroskops aus und belegen im Ende dessen ehemaligen Einsatz in den Laboren der Forschung und Lehre, Naturwissenschaft und Medizin oder der Hobbymikroskopie.

Die glänzenden Messingoberflächen der antiken Mikroskope wurden in den Werkstätten der Hersteller zwischen 1800 und 1930 ursprünglich poliert, meist mehrfach gebeizt und dann mit einem getönten Lack versehen. Dieser Lack war in der Rezeptur von Hersteller zu Hersteller verschieden und reichte von Schellack bis zu Nitrolacken. Umwelteinflüsse wie die UV-Strahlung des Sonnenlichts, Wärme, Feuchtigkeit oder der Schweiß und das Fett der Finger des Benutzers hinterließen im Laufe der Jahrzehnte ihre typischen Spuren. Manchmal haben zudem im Labor verwendete Chemikalien die Oberfläche der Instrumente angegriffen. All diese Spuren spiegeln den fachgerechten Einsatz der Mikroskope wieder und sind daher als solche auch zu erhalten.

Museen und ernsthafte Sammler werden immer versuchen, diesen meist recht weichen und leicht zu verkratzenden Lack so gut als irgend möglich zu bewahren. Falls der Lack wirklich so verschmutzt sein sollte, dass eine Reinigung nötig wird, sollte man ihn nur mit einer leichten Seifenlauge und einem weichen, fusselfreien Baumwolltuch sanft abwischen. Auf keinen Fall andere Reiniger oder gar Metallputzmittel bzw. Spiritus/Alkohol verwenden, dies zerstört den Lack vollständig. Die fachgerechte neue Lackierung mit Lacken der Originalrezepturen und dem herstellertypischen Farbton ist fast unmöglich.

Bedauerlicherweise gibt es jedoch noch immer Flohmarkthändler, die meinen ,,Messing muss glänzen" und die historischen Instrumente durch Polieren unwiederbringlich zerstören, im vermeintlichen Glauben so den Verkaufswert zu erhöhen. Man möchte gar nicht daran denken, wie viel Kulturgut derart zerstört wird.

Für mechanische Bauteile gilt unbedingt gleiches: Keine Schraube lösen, die man nicht unbedingt herausdrehen muss. Falls es doch notwendig sein sollte eine Schraube zu drehen, sollte man sich unbedingt stets den 100% passenden Schraubendreher anschaffen – denn die Köpfe der Schrauben werden durch falsche Werkzeuge und unsachgemäßes Ansetzen sehr schnell beschädigt und zeigen dann auf ewig die Spuren des falschen Gebrauchs – und damit des eigenen Unvermögens.

Viele dürftige Restaurierungsversuche auch großer Museen habe ich in den letzten Jahren gesehen und darauf in diesem Forum bereits an anderer Stelle hingewiesen. Bisher traue ich ausschließlich Olaf Medenbach zu, fehlende oder schwer beschädigte / falsch lackierte Bauteile wirklich fachgerecht zu restaurieren – und habe auf ihn in den letzten Jahren in einigen wenigen Fällen auch selbst zurückgegriffen. Man muss sich bei dem Wunsch nach gewissenhafter Restaurierung aber vollends bewusst sein, eine durch Transportschaden o.ä. abgebrochene Schraube originalgetreu zu ersetzen wird problemlos eine halbe Stunde oder gar länger an Arbeitszeit in Anspruch nehmen – und daher auch entsprechend kosten müssen. 

Um ein berühmtes Beispiel misslungener Restaurierung zu zeigen, hier ein Foto eines der einzigen beiden erhaltenen Präparierstative von Carl Kellner (1826-1855), dem Begründer der heutigen Leica Microsystems. Es befindet sich in dem sehr angesehen Wissenschaftsmuseum in Florenz Istituto e Museo di Storia della Scienza, direkt neben den Uffizien. Leider hat man vor vielen Jahren offenbar in diesem Museum einen Teil des Lupenmikroskops poliert und neu lackiert – die Messingsäule strahlt nun wie neu, der Tubus der Optik hat glücklicherweise noch den originalen, dunklen Lack: http://brunelleschi.imss.fi.it/museum/esim.asp?c=408031

Ein ähnliches Schicksal ereilte leider gleich mehrere Mikroskope in diesem Museum – Instrumente verschiedenster Hersteller erscheinen nun alle in dem gleichen, tadellosen neuen Lack, haben dafür aber allesamt einen erheblichen Teil ihres Charmes eingebüßt. Die feinen Unterschiede eben im Lack dieser Instrumente sind jetzt nicht mehr auszumachen.

Um die Erhaltung der Oberfläche auch stark gebrauchter, doch eben noch im originalen Zustand vorliegender Mikroskope zu unterstreichen, möchte ich hier zwei Beispiele auflisten:

(1) ein historisch bedeutendes Mikroskop, welches deutlich die Spuren des Gebrauchs zeigt: Das älteste erhaltene Mikroskop des Herstellers Engelbert und Hensoldt in Braunfels, No. 30. Es handelt sich hier um eines der wenigen Belegstücke der wechselhaften Geschichte der Firmen von Carl Kellner (1826-1855) und Moritz Hensoldt (1821-) – die sich in Teilen wie eine Groschenoper lesen: http://www.musoptin.com/engelbert_30.html


Der Tubus dieses Stativs ist voller Flecken, trotzdem ist er unbedingt und uneingeschränkt in genau dieser originalen Form erhaltenswürdig.

(2) das von dem 1863 frisch auf den Lehrstuhl für pathologische Anatomie an der Universität Freiburg berufenen Prof.Dr. Robert Rudolf Maier (1824-1888) erworbene Mikroskope von Fr. Belthle in Wetzlar. Aus den vielen Gebrauchsspuren kann man erahnen, wie viele Wissenschafter und Studierende über die Jahrzehnte mit diesem einfachen Instrument arbeiteten; dieser Eindruck würde durch eine neue Lackierung gänzlich verloren gehen: http://www.musoptin.com/belthle_547.html


Interessant ist auch in welch abgenutztem Zustand sich der Schraubengang des Feintriebs befindet. Nur weil Kellner bzw. danach Belthle eine Kompensationsschraube zum einfachen Nachstellen des durch Abrieb entstehenden Spieles der Triebe einführte, konnte dieses Mikroskop überhaupt derart lange verwendet werden. Natürlich könnte man diesen Trieb in der Funktion nun mechanisch ,,aufbessern", doch auf damit würde eben nicht mehr ganz anschaulich demonstriert werden können, welche Ingenieursleistung diesem Instrument vor nun 148 Jahren zu Gute kam.

Daher die dringende Bitte: Keine antiken Mikroskope polieren und neu lackieren! Sie verlieren so den größten Teil ihres historischen, ideellen Wertes!

Beste Grüße
Timo Mappes
Prof. Dr.-Ing. Timo Mappes
Deutsches Optisches Museum
Carl-Zeiss-Platz 12
07743 Jena

*************************
privat:
Museum Optischer Instrumente
www.musoptin.com

Die erste vollillustrierte deutschsprachige Seite zur Geschichte der Mikroskope für die Wissenschaft im 19. & frühen 20. Jahrhundert

Nomarski

Zitat von: Safari in August 14, 2011, 22:43:36 NACHMITTAGS
Zitat von: Nomarski in August 14, 2011, 22:34:24 NACHMITTAGS
Zitat von: Safari in August 14, 2011, 22:23:20 NACHMITTAGS

Schon mal mit einem Magneten probiert?


Den grünen Farbanstrich runterzuholen?  ???

Nö, um festzustellen ob es Messing, oder Eisen ist.

Wozu das denn noch? Wie gerade den Ausführungen zu entnehmen war, sollte dieser Anstrich, so unpassend er auch sein mag, nicht entfernt werden, auch andere Maßnahmen, die diesem Gerät zu einem höheren Gebrauchswert verhelfen, wie z.B. die Demontage, um die Triebe und Führungen zu demontieren, um sie neu zu fetten oder gar defekte Zahnstangen und Triebe gegen neue funktionstüchtige zu ersetzen sind zu unterlassen. Bei Antiquitäten gelten eben andere Gesetze.

CMB

Moin,
es gab im Mikrokosmos:

Drews:(1998): Nicht nur zur Dekoration - Restaurierte alte Mikroskope

einen Artikel zum farbigen lackieren alter Mikroskope.

Vielleicht stammt das Instrument ja aus diesem Umfeld und man kann Hinweise für das weitere Vorgehen finden.

Gruß
CMB