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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Peter V. in Juli 29, 2012, 12:16:27 NACHMITTAGS

Titel: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Peter V. in Juli 29, 2012, 12:16:27 NACHMITTAGS
Hallo,

diese bemerkenswerte Stelle fand ich in der Leitz-Broschüre "Pflege der Mikroskop-Optik".
Hat schon einmal jemand etwas davon gehört oder diese Methode gar angewandt? Ich hätte mich das nie getraut... :-

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/99319_9529473.jpg)

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Klaus Henkel in Juli 29, 2012, 13:37:16 NACHMITTAGS
Zitat von: Peter V. in Juli 29, 2012, 12:16:27 NACHMITTAGS

diese bemerkenswerte Stelle fand ich in der Leitz-Broschüre "Pflege der Mikroskop-Optik".
Hat schon einmal jemand etwas davon gehört oder diese Methode gar angewandt? Ich hätte mich das nie getraut... :-\


Hallo Herr V.!

Tja ...
Es muß unbedingt das ganz feinperlige Styropor sein.
Eine Datumsangabe der Schrift von Leitz wäre interessant, da solche Sachen ja oftmals viele Jahrzehnte immer wieder von neuem aufgelegt werden, da sollte man wissen, auf die Optik welchen Herstellungszeitraums sich das bezieht.

Ich selbst rate davon ab. Solche hilfreichen Tipps sind vielfach von und für Berufsanwendern verfaßt, bei denen es auf einen Objektiv-Neukauf mehr oder weniger nicht so ankommt, wenn eines blindgeschmirgelt oder die Mehrschichtvergütung abgerubbelt ist. Wer sein Mikroskop lieb hat, schließlich kommt Amateur von amare, läßt das lieber.

Schönen Sonntagsgruß
KH
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Peter V. in Juli 29, 2012, 14:20:17 NACHMITTAGS
Hallo Herr Henkel,

leider weiß ich nicht, wie ich ds Druckdatum eruieren könnte. Es geht aber sicher um 170mm-Optik, vermutlich dürfte die Anleitung aus den 70ern stammen.
Die Anleitung befindet sich in einem originales Leitz-Plastikbeutel mit einem leitz-Putztuch.
Ich fand den Vorschlag recht kurios und hätte es auch sicher nicht ausprobiert!

Hezrliche Grüße
Peter Voigt

Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Dieter Stoffels in Juli 29, 2012, 15:01:49 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

eine Nachreinigung mit Styropor ist nicht so ungewöhnlich, wie man zunächst denken mag. So werden zum Beispiel die Diamant-Messer (Diatome) der Ultramikrotome im Zuge einer Endreinigung mit einem feinporigen Styropor staubfrei abgezogen. Das Reinigungsmaterial wird in der Regel vom Messerlieferanten beigelegt. Wichtig für den Anwender ist das Wissen, dass es sich nicht bei jedem geschäumten Kunststoff/Schaumstoff um ein Styropor (Polystyrol PS) handeln muss. Wird die Reinigung mit einem geschäumten Polyurethan vorgenommen, dessen polymere Matrix häufig nicht stöchiometrisch ausreagiert ist, besteht die Gefahr, dass niedermolekulare Ausgangskomponenten (langkettige, ungesättige Öle; Polyglykole, Isocyanate, u. a.) auf die Glasoberfläche/en übertragen werden. Des Weiteren enthalten Schaumstoffe häufig mineralische Zuschlagsstoffe, die wie ein Schmirgel auf Glasoberflächen wirken können (siehe Hinweis im Beitrag von Herrn Henkel).

Viele Grüße!

Dieter
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Lothar Gutjahr in Juli 29, 2012, 17:04:36 NACHMITTAGS
Hallo,

in dem Zusammenhang die neugierige Frage: was ist Joseph-Papier, wie es zum Beispiel in älteren Leitz Reinigungsbestecken auftaucht ?

Danke schon mal für eine fachkundige Antwort

Lothar
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Stefan_O in Juli 29, 2012, 17:23:44 NACHMITTAGS
Hallo Lothar,

das ist ein dünnes, fusselfreies Papier für die Reinigung von Linsen, gab es früher von z.B. Hama als Block. Gibt es auch im Laborhandel unter dem Namen zum Reingen und Trocknen von Glaswaren

https://de.vwr.com/app/catalog/Product?article_number=111-5005

Zeiss sagt dazu im "sauberen Mikroskop": "Das glatte, üblicherweise erhältliche Linsenpapier (sog. Joseph-Papier) ist nicht zum Reinigen..."

Gruss,
Stefan
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Lothar Gutjahr in Juli 29, 2012, 17:38:13 NACHMITTAGS
Danke Stefan,

habe vorhin mal damit gegoogelt und bin auch auf das "saubere Mikroskop" gestoßen. Man findet da doch so allerlei.

Schönen Restsonntag noch

Lothar
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Jürg Braun in Juli 29, 2012, 20:42:52 NACHMITTAGS
Guten Abend

Es gibt Leute die halten sich an die Leitz Anleitung. Vor sieben Jahren hier im Forum gepostet:

http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?1,12675,12677#msg-12677

Gruss in die Runde

Jürg
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: mikromeister in Juli 29, 2012, 22:34:57 NACHMITTAGS
Hat einer von euch schon mal eine Glasoberfläche unters Mikroskop gehalten nachdem mit Papier, Styropor etc. geputzt wurde?
Da kann man staunen, wie u.U. jedes Staubkorn einen Kratzer hinterlässt.

Mit Alkohol angefeuchtete Mikrofasertücher für Brillen (besser Reinraum-Wischtücher) arbeiten ganz ok und reinigen auch mit sehr wenig Druck.

Für ganz filigrane Oberflächen habe ich eine Airbrush mit Isopropanol zum absprayen. Das geht ganz gut und völlig schonend.
Allerdings braucht man Isopropanol mindestens "reinst" sonst gibt es zu deutlich sichtbare Abdampfrückstände.

Unsere optischen Gitter oder die Teleskopspiegel werden z.B. meist gar nicht gereinigt.
Neu kaufen, neu beschichten oder wegschmeissen ist da die Devise.

Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: jibi in Juli 30, 2012, 18:12:14 NACHMITTAGS
Hallo an alle Linsenputzer,

betreffend der Nachreinigung mit "Styropor" alias Polystyrolschaum kann ich nur dringend warnen.
Während meiner Berufslaufbahn war ich einige Jährchen in die Produktion bzw. Analyse von derartigen
Kunststoffprodukten involviert.  Diese Produkte sind Industrieprodukte unter Verwendung von Industrie-
Rohstoffen. Durch Staubeintrag oder Verunreinigung der Rohstoffe können durchaus harte Einschlüsse
im Schaum vorhanden sein. Auserdem enthalten einige Sorten feste Bestandteile, die ich der Kürze wegen
nicht weiter erläutern möchte.

Mit besten Grüßen von der Putzfront

Jürgen
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: ortholux in Juli 30, 2012, 18:34:34 NACHMITTAGS
Lieber Peter,

wir haben das im Studium (Fotoing.) im Mikropraktikum so gelernt. Wenn nun täglich die Frontlinsen von Studenten, welche sicher keine solch innige Beziehung zu ihrem Gerät hatten, wie wir das haben, gefoltert werden, dann wäre bald keine Vergütung mehr drauf gewesen. Andererseits staunt man, daß man Mikrotomklingen durch Einbetten der Probe in Styropor rund schleifen kann.

Druckdatum einer Leitz-Schrift.
Irgendwo (meist auf der hinteren Umschlagseite) befindet sich eine Angabe wie diese: XI/69/XX/YY
Das bedeutet, daß diese Schrift im November 1969 gedruckt wurde. Die anderen Kürzel kenne ich nicht.

Viele Grüße
Wolfgang
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Lothar Gutjahr in Juli 30, 2012, 23:12:29 NACHMITTAGS
Guten Abend,

da taucht noch die Frage auf, ob Mikrofasertücher wirklich geeignet sind ? Ich beobachte in letzter Zeit immer öfters dünne lange Fasern in schnell hergestellten Präparaten, bei denen ich die Objektträger noch schnell mit einem wie Hirschleder aussehenden Mikrofasertuch abgerieben habe. Wäre da ein Stück altes Unterhemd 100 mal gewaschen nicht besser ?

Gruß Lothar
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Peter V. in Juli 30, 2012, 23:19:40 NACHMITTAGS
Lieber Wolfgang,

dann stammt sie aus November 1978.

Hezrliche Grüße
Peter
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: ortholux in Juli 30, 2012, 23:48:46 NACHMITTAGS
Lieber Lothar, liebe Andere,

ich erinnere mich nochmal an mein Studium. Es gab damals (die Alten erinnern sich) die Möglichkeit, Filme selbst zu entwickeln. Nach der ganzen Baderei mußte der entwickelte Film getrocknet werden. Zur Erinnerung - es handelt sich um einen "Plastik"-streifen mit Gelatine drauf.

Um die Trocknung zu beschleunigen konnte man sog. Abziehzangen kaufen. Das waren flache Kunststoffzangen mit einer Gummiwurst, ähnlich denen, die man in Tür- und Fensterfalzen findet. Von diesen Zangen wurde dringenst abgeraten, weil man damit eben jene Gelatineschicht zerkratzen konnte. Bewährt hat sich hingegen echtes Fenster-(Hirsch-)leder, regelmäßig ausgewaschen in warmen Wasser ohne Seife oder andere Zusätze. So ein Lappen hat damals mehrere Zig Mark gekostet, und wir haben uns diesen zu Viert geteilt. Dieses Viertel hielt ein Studium lang und war der beste Negativabzieher vonne Welt. Keine Fusseln, keine Kratzer, nix.

Vielleicht sollte man diesbezüglich weiterforschen?

'nacht
Wolfgang

Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: ortholux in Juli 30, 2012, 23:58:39 NACHMITTAGS
Zitat von: Peter V. in Juli 30, 2012, 23:19:40 NACHMITTAGS
dann stammt sie aus November 1978.

Lieber Peter,

gerne!

Es lohnt sich übrigens, Druckschriften nach diesen Datumsangaben zu vergleichen. Z.B. gab es verschiedene Ausgaben von "Abbildende und beleuchtende Optik des Mikroskops", welche auch verschiedene Inhalte haben (die Umfangreichste ist die von 1973 (http://www.leitz-ortholux.de/downloads.php)).
Auch Kataloge und Anleitungen mit dem offensichtlich selben Umschlag können verschiedene Inhalte aufweisen, sollten sie aus verschiedenen Jahren stammen.

Das als Hinweis für die Abtrünnigen unter uns, welche tatsächlich mit "Leitz" hantieren ;) ;) ;)

Wolfgang
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: reblaus in Juli 31, 2012, 00:21:36 VORMITTAG
Hallo Wolfgang -

diese gefährliche Abziehlippe kenne ich auch noch. Das Problem ist, dass ein hartes Körnchen, das irgendwie eingefangen wird, sich an der Wischkante austoben kann. Im nassen Hirschleder hingegen kann es in der Tiefe der Strukturen verschwinden (bei dem berüchtigten Linsenpapier habe ich da meine Zweifel und beim Styropor ....).

Und das scheint mir das Basisprinzip der "sicheren" Wischmöglichkeiten zu sein, ob es sich nun um das legendäre, 100mal gewaschenen Läppchen aus Leinen handelt (wo kriegt man heute schon Leinen?), oder Lothars Maco-Unterhemden, oder die märchenhafte dreimal verdrillte Wundbenzin- oder Weihwasser getränkte Wundwatte am Zedernholzzahnstocher,  oder ein 100mal gewaschenes Mikrofasertuch. Letzteres habe ich seit längeren Zeit zur Zufriedenheit in Benutzung - obwohl es von Vielen als gefährlich abgelehnt wird. Allerdings können diese Mikrofasern auch ganz unterschiedlich gestaltet sein - ein Blick mit dem 10er Objektiv genügt.
Trotzdem will ich es jetzt mal mit weichem Fensterleder versuchen  ;).

Aber es sind eben nicht die Fasern, die Glas und Vergütung verkratzen, sondern manche der eingefangenen Staubkörnchen. D.h. bei kritischen Oberflächen darf man das Läppchen eben nur einmal benutzen - egal aus welchem Material es ist - und dann muss es zum 101ten Mal gewaschen oder weggeworfen werden - man kann es ja vorher noch benutzen um das Immersionsobjektiv oberflächlich zu säubern.

Das Weitere ist ein psychisches Problem: Obwohl ich weiß, dass ein paar Fusseln und kleine Kratzer an den meisten Stellen optisch völlig belanglos sind, versuche ich auch diese im Rahme einer rituellen Handlung abzuputzen, verschmiere dabei die Oberfläche, greife zum "Wundbenzin", trübe eine andere Stelle, hauche nochmal drauf .....

Vielleicht geht es euch auch manchmal ähnlich? Deshalb sind mir auch gebrauchte Mikroskope von Schlampern in mancher Hinsicht lieber als die von reinlichen Menschen.

Viele Grüße

Rolf

Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Oecoprotonucli in August 02, 2012, 22:41:38 NACHMITTAGS
Hallo liebe Linsenreiniger,

interessant und verwirrend finde ich doch die widersprüchlichen Angaben ein und derselben Firma: Ich habe jedenfalls in Leitz-Bedienungsanleitungen (z.B. zum SM-Lux, also vermutlich wohl auch aus den 1970ern/80ern*) gefunden, dass man eben keinen Alkohol, sondern A. dest. / Xylol / Benzin (Petrolether) nehmen soll. Also die damaligen Leitz-Objektive scheinen jedenfalls darauf ausgelegt zu sein.

Ich habe mir übrigens die Linsenoberflächen meiner Objektive unter der Stereolupe angeschaut und wüßte ganz gerne, wie es denn eigentlich aussieht, wenn die Vergütung a) drauf, b) beschädigt, c) ganz weg ist. Ich kann versuchen, ein Foto von meinen Linsen zu machen, aber dann fehlt mir immer noch der Vergleich (ich weiß, bei Kamera-Objektiven erzeugt die Vergütung diese gewisse rötliche oder grünliche Färbung, aber bei meinen Mikroskopobjektiven kann ich es nicht so sicher sehen - ob sie schon runtergerieben ist?).

Besten Gruß

Sebastian

* Edit 03.08.12, 22:21 Uhr: Die zitierte Bedienungsanleitung "Leitz-SM-LUX-instructions.pdf" hat hinten die Bezeichnung XII/73/LX/SD und stammt demnach wahrscheinlich aus dem Dezember 1973
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Bernhard Kaiser in August 03, 2012, 04:54:26 VORMITTAG
Hallo,

Zitatsondern A. dest. / Xylol / Benzin (Petrolether)

wenn A. dest. = Alkohol dest. heißen soll, wäre zu fragen welcher Alkohol? Die Angabe dest. ist überflüssig. Flüssige Alkohole sind immer destilliert.

wenn A. dest. = Aqua dest. sein soll, dann wäre das ganze nicht mischbar und zum Reinigen von Objektiven wenig brauchbar.

Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Kaiser
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Peter V. in August 03, 2012, 09:31:46 VORMITTAG
Hallo Herr kaiser,

vermutlich ist eher gemeint A.dest ODER Xylol ODER Petrolether.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Oecoprotonucli in August 03, 2012, 10:12:43 VORMITTAG
Zitat von: Peter V. in August 03, 2012, 09:31:46 VORMITTAG
vermutlich ist eher gemeint A.dest ODER Xylol ODER Petrolether.

Ja, klar - sorry für die kurze Schreibweise! Und mit A. dest. ist eigentlich konventionsmäßig immer "Aqua destillata", also destilliertes Wasser gemeint. Heutzutage ist es aber auch häufig deinonisiertes Wasser, stammt also aus einem Ionenaustauscher und wird manchmal auch mit A. deion. abgekürzt.

Viele Grüße

Sebastian

P.S. Aber mich interessiert immer noch, ob Erfahrungen oder Informationen dazu bestehen, wie die intakte, die beschädigte und die entfernte Linsenoberflächenvergütung aussieht. Ich werde mal versuchen, ein Foto von einer Linse zu machen und hier einzustellen, habe aber keine vernünftige Mikrofotoausrüstung.
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Oecoprotonucli in August 03, 2012, 10:23:59 VORMITTAG
Zitat von: Safari in August 02, 2012, 23:31:38 NACHMITTAGS
Es hat nie zu Problemen geführt, aber vielleicht wechselt auch nicht jeder Fotograf täglich die Unterhose.

...übrigens auch ein sehr interessanter Beitrag!  ;D  ;D  ;D
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Lothar Gutjahr in August 03, 2012, 12:30:21 NACHMITTAGS
Apropopöchen Unterhöschen,

damit habe ich neulich mit einem kleinen Stück davon und der Zeissschen Reinigungsflüssigkeit eine Objektivoberfläche verschmiert. Nähere Betrachtung ergab einen Hautfetttransfer von der Fingerspitze durch das Läppchen hindurch auf die Glasoberfläche. Es lohnte sich demnach für solche Tätigkeiten zusätzlich Handschuhe anzuziehen oder die Finger zuerst zu entfetten. Hierbei spielt die Stoffdicke wohl eine untergeordnete Rolle, da das Lösungsmittel in jedem Fall für einen bestenfalls verdünnten Transfer sorgt. Je dicker vielleicht weniger. So ein 103 mal gewaschener, ausrangierter Mako ist zu allem Überfluß sehr dünn und besteht genau betrachtet aus aneinandergereihten Löchlein.

löchrige Grüße

Lothar

Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Oecoprotonucli in August 03, 2012, 21:05:34 NACHMITTAGS
Zitat von: Oecoprotonucli in August 03, 2012, 10:12:43 VORMITTAG
Aber mich interessiert immer noch, ob Erfahrungen oder Informationen dazu bestehen, wie die intakte, die beschädigte und die entfernte Linsenoberflächenvergütung aussieht. Ich werde mal versuchen, ein Foto von einer Linse zu machen und hier einzustellen, habe aber keine vernünftige Mikrofotoausrüstung.

FOTOS DER FRONTLINSEN MEINER LEITZ-OBJEKTIVE

Also: Ich schicke voran, dass ich Biologe, kein Materialforscher, bin und wie gesagt keine vernünftige Mikrofotoausrüstung habe. Folgende Fotos sind durchs Okular meines Hensoldt Wetzlar Stereomikroskops mit einer Nikon Kompaktkamera Coolpix L6 gemacht, und ich hätte besser drei oder vier Hände gehabt. Die Objektive hielt ich in der Hand, die Kamera auch, wobei ich mir kleine Unterstützung durch eine Art Fototubus aus einer Art Klopapierrolle gemacht habe.

Die fotografierten Objektive habe ich zuvor gereinigt abwechselnd mit Aqua dest. und mit leichtflüchtigem Wundbenzin und schließlich durch Anhauchen. Stäubchen habe ich mit Dosen-Druckluft entfernt.

Alles, was ich im Folgenden äußere, sind keine Feststellungen, sondern Vermutungen/Fragen, um hier vielleicht eine Diskussion/Informationen/Eure geschätzte Meinung zu erhalten:

Bilder 1 u. 2: Leitz 40x Objektiv
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/99789_783135.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/99789_32108575.jpg)

Die Spitzlicher/Reflektionen der Lichtquelle (kleines LED-Standlicht mit zwei Armen mit je einem LED-Paar, das hier vor kurzem empfohlen wurde) in Bild 1 erscheinen in verschiedenen Farben. Ich vermute, dies kommt durch verschiedene Linsenvergütungen oder Gläser?

In Bild 2 das gleiche Objektiv, so daß die Oberfläche spiegelt. Man sieht eine bläulich erscheinende "Schliere" fast diametral durch das Objektiv laufen. Es könnte eine Beschädigung der Linsenvergütung sein, dachte ich mir. Dann hauchte ich die Linse an, wischte sanft mit meinem T-Shirt darüber - und weg war die Schliere. Was allerdings blieb, sind ein paar winzige, eher punktförmige Störungen der Oberfläche, die hier in Bild 2 wohl zum Teil als helle Pünktchen zu erkennen sind. Sind dies nun die Verletzungen der Linsenoberfläche, die wir so fürchten?

Bilder 3 u. 4: Leitz 100x Objektiv
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/99789_41383174.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/99789_18988550.jpg)

Mein 100er Objektiv erscheint klar und Kratzerfrei - bis auf den Linsenrand. Ist der gefurchte Rand das Ergebnis der jahrelangen Benutzung (habe das SM-Lux vor kurzem gebraucht erworben) oder sehen auch neue Objektivlinsen von 100er-Objektiven so zerklüftet aus? Weiterhin kann ich kaum Farbspiel erkennen - ist hier etwa die Vergütung schon komplett entfernt?

Bilder 5 u. 6: Leitz 10x Objektiv
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/99789_40333047.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/99789_43042203.jpg)

Das 10er-Objektiv sieht OK aus - nur am äußeren Linsenrand in Bild 6 sind farbige Schlieren zu erkennen - einfach noch Dreck, der im Rand sitzt, oder aber der einzige Rest, der nach Jahren der Benutzung von der Linsenvergütung übrig geblieben ist?

...Ich bin gespannt auf Eure Meinung...

Viele Grüße

Sebastian
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: reblaus in August 03, 2012, 22:28:55 NACHMITTAGS
Hallo Sebastian -

a) Abgesehen von der Wertminderung sind  kleine Macken auf der Linsenoberfläche (neudeutsch "chips")  für die praktische Arbeit belanglos, selbst deutliche Kratzer sind weit besser als eine diffuse Mattierung durch allzuhäufiges Putzen. Dasselbe gilt für einen holperigen Rand und Fusseln auf der Hinterlinse. Also - du hast für das nächste halbe Jahr jetzt genug geputzt.

b) Eine Vergütung auf einem Ölimmersionsobektiv wäre sinnlos, sogar kontraproduktiv - das Öl soll ja eine optische Kontinuität zwischen Deckglas und Linse herstellen.

Viele Grüße

Rolf
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Oecoprotonucli in August 05, 2012, 16:06:06 NACHMITTAGS
Hallo Rolf,

vielen Dank für die Infos!

Hört sich sehr plausibel und logisch an, das mit dem Immersionsöl!

Und jetzt also ein halbes Jahr nicht mehr Putzen  ;), obwohl in den Schriften zu lesen war: Immersionsöl immer gleich und sogar jeweils mit Lösungsmittel entfernen - oder gilt das eher für das frühere Öl auf Basis von Zedernholzöl? Als ich mein (Merck-) Immersionsöl kaufte, sagte mir der Verkäufer, dass diese synthetischen Öle nicht so schnell eintrocknen - was heißt denn ungefähr "nicht so schnell"? Wenn man das überschüssige Öl vorsichtig aufnimmt und dann nicht weiter "poliert", könnte man das Objektiv ein paar Wochen bis zur nächsten Benutzung stehen lassen, oder würden die Reste festtrocknen? Ich müßte wohl auch da meine "Versuchs-Foto-Reihe" mal weiterführen um das anzuschauen.

Als ich das Mikroskop bekommen habe, war wohl mein 40er Objektiv ziemlich verdreckt und es hat etwas gedauert, bis sich der Belag löste. Da bin ich aber noch nicht auf die Idee gekommen, es unter dem Stereomikroskop zu betrachten oder gar zu fotografieren.

Und darüber hinaus fände ich es natürlich interessant, einen Vergleich mit nagelneuen oder aber angekratzten oder mattierten Objektivoberflächen zu haben - wenn es mir also jemand nachtun würde und von seinen entprechenden Objektiven Beispielfotos hätte, wäre das doch hier ein rundes Thema mit empirischen Ergebnissen...

Einen schönen Sonntag noch!

Sebastian
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: reblaus in August 05, 2012, 17:15:47 NACHMITTAGS
Hallo Sebastian -

zu Entfernen von Immersionsöl gibt es irgendwo im Forum einen ähnlich langen Zwirn mit ähnlichen Meinungsverschiedenheiten, auch zwischen den Firmen.

Gruß

Rolf

Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: peter-h in August 05, 2012, 17:47:56 NACHMITTAGS
Liebe Putzer,

bei diesem Objektiv wurde etwas zu viel geputzt  >:(  oder hat klein Erna damit im Sand gespielt?
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/99886_17211952.jpg)

Als Auflichtobjektiv (Olympus MSPlan 50/0,80) nur sehr eingeschränkt zu verwenden, denn jedes Fehlstellchen mindert den Kontrast. In Durchlicht ist es noch brauchbar. Da es aber für die Benutzung ohne Deckglas gerechnet ist, hat es nur geringe Verwendungsmöglichkeit.

Mit Immersionsöl benetzte Objektive werden bei mir nach Gebrauch mit Augenwatte und reinem Wundbenzin gereinigt. Danach mit Lupe oder Stemi kontrolliert. Die Augenwatte darf nicht mit den Fingern in Berührung kommen, sonst verschmiert man wieder einen Fettfilm.
Richtig oder falsch ? Ich habe bisher keine Schäden zu beklagen.

Frühere Versuche eine frisch mit Magnesiumfluorid bedampfte Oberfläche zu säubern, haben die Optikpinsel als schlimmste Täter entlarvt. Feinste Rillen in der Vergütungsschicht !
Das trifft heute auf die harten Entspiegelungsschichten natürlich nicht zu.

Gruß
Peter
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Oecoprotonucli in August 06, 2012, 15:28:55 NACHMITTAGS
Zitat von: reblaus in August 05, 2012, 17:15:47 NACHMITTAGS
zu Entfernen von Immersionsöl gibt es irgendwo im Forum einen ähnlich langen Zwirn mit ähnlichen Meinungsverschiedenheiten, auch zwischen den Firmen.

Hallo Rolf, vielleicht meintest Du einen von diesen, ich als Linksammler schreib sie mal hier mit hinein:

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=7686.15

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=5251.30

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=7163.0

Viele Grüße

Sebastian
Titel: Re: Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor
Beitrag von: Oecoprotonucli in August 06, 2012, 15:30:35 NACHMITTAGS
Zitat von: peter-h in August 05, 2012, 17:47:56 NACHMITTAGS
bei diesem Objektiv wurde etwas zu viel geputzt  >:(  oder hat klein Erna damit im Sand gespielt?

Hallo Peter,

sieht mit den Bläschen aus wie "gekocht", als hätte es jemand in einen Schmelztiegel oder Vulkan fallen lassen...  :o

Viele Grüße

Sebastian