Interessante Pilzfunde 104 - Harziger Sägeblättling

Begonnen von Bernd Miggel, Februar 01, 2024, 10:50:33 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080


Bild 1Lentinus adhaerens am Fundort. Foto: Udo Schäfer.

Bernd Miggel

#1
Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Mit dem Harzigen Sägeblättling Lentinus adhaerens haben wir ,,Winterpilz" vor uns. Er fruktifiziert zwar das ganze Jahr über, doch tritt er meines Erachtens in der kalten Jahreshälfte besonders häufig auf. Substrat ist Nadelholz.
Udo Schäfer fand Ende Januar 2024 mehrere Populationen in Nadelwäldern auf 650-700 mNN im Mittleren Schwarzwald. Ihm verdanke ich die meisten der hier gezeigten Bilder.

Bild 2 –Substrat: Nadelholz in der Optimalphase der Vermorschung. Die Schneiden sind typisch ungleichmäßig wellig und fein gesägt. Foto: Udo Schäfer.

deBult

Bernd,

Any plans on consolidating all your wonderful info in a book on "Plizfunde".
(I may have posed this question in the past already).

Thanks for sharing,
Best, Maarten
Reading the German language is OK for me, writing is a different matter though: my apologies.

A few Olympus BH2 and CH2 stands with DIC and phase optics.
The correct number of scopes to own is N+1 (Where N is the number currently owned).

Bernd Miggel

#3
Makroskopische Merkmale

Die Hüte dieser nicht seltenen Art sind konvex, oft mit eingedelltem Zentrum, und werden bis zu 80 mm breit. Die Oberfläche kann man als filzig bis eingewachsen faserig bezeichnen, die Farbe als schmutzig beige bis ockerbraun. Die Lamellen laufen weit am Stiel herab, sind stark mit Lamelletten untermischt und cremefarben bis milchkaffeebraun. Sie sind meist ungleichmäßig wellig. Schaut man genau hin (Lupe), erkennt man die fein gesägte Schneide. Die Stiele liegen zentral bis exzentrisch unter dem Hut, sie sind feinfilzig und bräunlich, im oberen Bereich durch die herablaufenden Lamellen gerillt, basal weißlich und oft zugespitzt. Das Fleisch ist zäh-elastisch und cremefarben, im Geruch angenehm und im Geschmack bitterlich und im Hals etwas kratzend. Der gesamte Fruchtkörper ist stark harzig-klebrig, was  man bein Zusammendrücken zwischen Daumen und Zeigefinger leicht feststellen kann.


Bild 3 – Fruchtkörper mit Blick auf den bräunlichen Stiel und die beigefarbenen Lamellen. Hier sind die Schneiden ausnahmsweise gleichmäßig und kaum gesägt. Foto: Udo Schäfer.

Bernd Miggel

#4
Mikroskopische Merkmale

Die Sporen sind glatt, hyalin, zylindrisch. Eine eigene Messung von 25 repräsentativen Sporen ergab: L x B = 6,7-9,3 x 2,5-3,2 µm, Schlankheitsgrad Q = 2,4-3,2. Der Sporenstaub ist weiß.

Bild 4 –  Sporen in Wasser. Foto: Bernd Miggel.

Bernd Miggel

Die Lamellenschneide ist steril und besteht aus langen, zylindrischen Hyphenenden.

Bild 5 – Lamellenschneide in Kongorot. Foto: Udo Schäfer.

Bernd Miggel

Die Hutdeckschicht besteht aus dickwandigen, bräunlichen Hyphen mit Schnallen.

Bild 6 – Hutdeckschicht in Wasser. Foto: Udo Schäfer.

Bernd Miggel

#7
Verwechslungsmöglichkeiten
•    Achtet man auf die schmutzig ockerbraune Farbe der Hüte und die Zähigkeit und harzig-klebrige Konsistenz der Fruchtkörper, dann ist kaum eine Verwechslung mit anderen an Holz wachsenden, Lamellen tragenden Pilzarten möglich.

Notizen
•    Da die Trama der Lentinus-Arten aus Generativ- und Skeletthyphen (dimitische Trama) besteht, werden sie zu den Nicht-Blätterpilzen (Aphyllophorales), und hier zu den Stielporlingsartigen (Polyporales) gezählt.

Literatur
•    BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (1991): Pilze der Schweiz Bd. 3, Röhrlinge und Blätterpilze 1: Nr. 237.
•    KRIEGLSTEINER, G.J. (2001): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 3. Ständerpilze: Blätterpilze I: Nr. 2.1.
•    Laux, H. E. (2001): Der große Kosmos Pilzführer: 52.
•    LUDWIG, E. (2001): Pilzkompendium Bd. 1: Nr. 39.6.
•    MICHAEL, M., Hennig, B. & Kreisel, H. (1977): Handbuch für Pilzfreunde Band III: Nr. 100.
•    https://de.wikipedia.org/wiki/Harziger_S%C3%A4gebl%C3%A4ttling
(abgerufen am 31.01.2024).
•    https://de.wikipedia.org/wiki/Harziger_S%C3%A4gebl%C3%A4ttling
(abgerufen am 31.01.2024).
•    https://fundkorb.de/pilze/lenzites-adhaerens-harziger-s%C3%A4gebl%C3%A4ttling


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd



Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080
Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41611.msg306729#msg306729

Bernd Miggel

#8
Zitat von: deBult in Februar 01, 2024, 10:53:57 VORMITTAGBernd,

Any plans on consolidating all your wonderful info in a book on "Plizfunde".
(I may have posed this question in the past already).

Thanks for sharing,
Best, Maarten

Hello Maarten,

I understand your wish very well. But I probably won't write a book. It's just too much trouble.
You may copy the threads as *.pdf files and generate a "book" in that way by yourself.

By the way, I have already written a wonderful, very interesting book that you may need if you are interested in fungi on wood:
Holzbestimmung mit dem Mikroskop.

Bernd


deBult

Bernd,

Understood, In french we would say "dommage".

your "Holzbestimmung" is often used here and a very helpful source of info.

Best, Maarten
Reading the German language is OK for me, writing is a different matter though: my apologies.

A few Olympus BH2 and CH2 stands with DIC and phase optics.
The correct number of scopes to own is N+1 (Where N is the number currently owned).