Liebe Freunde,
heute habe ich ein paar Bilder, die ausnahmsweise nicht aus dem Reich der Pflanzen stammen. Ein gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus) hatte das Pech, mir ein wenig zu nahe zu kommen und seine Mundwerkzeuge wollte ich schon immer einmal aus der Nähe sehen.
Es gibt bereits einige Threads zu diesem Thema:
z.B. von Mike (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4409.0)
oder von Ralf (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9406.0)
die m.E. Nymphen zeigen.
Hier nun die Mundwerkzeuge eines adulten Tieres.
Bild 1a/b: Das Gnathosoma in der Übersicht, Bild 1b mit Beschriftung, Vergrößerung 100x, Stapel aus 30 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78061_61156375.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78061_24383435.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Der Vorderkörper (Gnathosoma oder Capitulum) trägt zum einen die paarigen Pedipalpen, an deren Ende ein Tastorgan mit Sinneszellen sitzt. Mit den abgeflachten Pedipalpen klebt sich der Holzbock regelrecht auf der Haut seines "Gastgebers" fest, um nicht abgestreift zu werden.
Die ebenfalls paarigen Cheliceren mit den scharfen Zähnen dienen dazu, die Haut zu durchbohren. Im Bild ist nur eine davon zu sehen, die zweite liegt verdeckt unter dem Hypostom, das in das Loch gesenkt wird und aufgrund der vielen Widerhaken gut Halt findet. Das Hypostom ist das eigentliche Saugorgan, mit dem der Holzbock das Blut seines Opfers aufnimmt.
Bild 2: Hypostom und Chelicere in der Nahaufnahme, Vergrößerung 200x, Stapel aus 60 Bildern.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78061_60196773.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Die großen Widerhaken des insgesamt etwa 475 µm langen Hypostoms haben eine Länge von rund 60 µm.
Bild 3: Das Sinnesorgan am Ende der Pedipalpen, Vergrößerung 400x, Stapel aus 25 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78061_52148614.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Die Grube mit den Sinneszellen hat einen Durchmesser von ca. 57 µm.
Bild 4: Die Widerhaken auf der Oberseite des Hypostoms, Vergrößerung 1000x, Stapel aus 17 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78061_57718390.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Die Struktur im Inneren erinnert mich ein wenig an die Osteozyten der Knochen. Ob die Entstehung der Chitinstruktur wohl ähnlich abläuft, wie die Knochenbildung?
Vielen Dank fürs Ansehen, Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.
Herzliche Grüße
Jörg
Lieber Jörg,
wunderbare Bilder zeigen Sie da. In 3D würden die ersten beiden sicher Angst und Schrecken verbreiten!
Mit bestem Gruß
Heribert Cypionka
Lieber Jörg, lieber Herr Cypionka,
das sind fantastische Fotos !
Ich habe bei unseren Katzen auch schon mehrere Zecken abgesammelt und in Spiritus eingelegt. Bei Betrachtung der Mundwerkzeuge - insbesondere der Widerhaken - war mir dann auch klar, warun die Viecher so verdammt fest in Katzen- und Menschenhaut sitzen.
Ich musste einst unserer Tochter eine festgebissene Zecke aus dem Nacken ziehen und konnte kaum glauben, wieviel Widerstand dieses Viech leistete.
Hallo Joerg
Die Bilder zeigen wieder einmal deutlich welche wunderbaren Formen und welche absolut unglaublichen Funktionalität die Natur zustande bringt ...
Liebe Grüße
Gerhard
Hallo Jörg,
Spitzen Bilder ! Ich habe dieses Jahr auch eine Zecke präpariert . Allerdings ist sie mir nicht zu nahe gekommen. Eher das Gegenteil ist der Fall. Ich bin mit einem weißen Tuch über einige Wiesen gelaufen bis sich dann eine auf dem Tuch verirrt hat :D. Das Ethanol wurde ihr dann zum verhängnis ;). Die Zecke die ich präpariet habe ist aber wesentlich kleiner als die, die du gezeigt hast.
Könntest du bitte eine Übersichtsaufnahme der kompletten Zecke machen ?
Viele Grüße
David
Hallo Jörg,
sehr beeindruckend!
Ich habe gehört diese Bestien gibt es seit ca. 20 Jahren in der Ukraine im Maßstab 1:1. ;D
Seit einiger Zeit auch in Japan ;D
Mir scheint Du hast solch ein Exemplar erlegt!
Welches Kaliber verwendest Du?
Herzliche Grüße
Harald
Liebe Freunde,
vielen Dank für Euer Lob!
Lieber Heribert,
die Stapel habe ich mit dem Zerene Stacker verrechnet. Ich werde aber auch einmal Picolay darauf los lassen. Haben Sie vorab vielleicht ein paar Hinweise, was ich beachten sollte?
Lieber Hugo,
wenn ich alles richtig verstanden habe, sind die Widerhaken am Hypostom nur die halbe Miete. Der Speichel der Holzböcke enthält nicht nur Gerinnungshemmer und antibiotische Substanzen, sondern verklebt die Pedipalpen regelrecht auf der Haut des Wirtes.
Lieber David,
dann gehe ich davon aus, dass Dir im Sommer oder Frühsommer eine Nymphe ins Tuch gegangen ist, wie sie auch in den oben verlinkten Threads von Mike und Ralf gezeigt wird. Leider kann ich Deinem Wunsch nicht nach kommen. Mein Viech war gut 4 mm lang und definitiv zu groß für eine sinnvolle Präparation "am Stück". Ich habe das Gnathosoma frei präpariert und den Rest entsorgt.
Lieber Harald,
ich habe die Saufeder genommen - die Zecke sollte auch ihre Chance haben.
;D ;D
Vielleicht können unsere Anatomie-Spezialisten noch etwas zu meiner Vermutung bezüglich der sternförmigen Struktur (siehe Bild 4) in den einzelnen Widerhaken sagen?
Allen herzliche Grüße
Jörg
ZitatIch werde aber auch einmal Picolay darauf los lassen. Haben Sie vorab vielleicht ein paar Hinweise, was ich beachten sollte?
1. Versuch macht kluch.
2. Wenn man die Bilder vor dem Stacken verkleinert (Enhance images -> Resize...), geht's schneller, und man kann mehr Versuche machen und wird besonders kluch.
3. Am Ende evtl. den Radius etwas größer nehmen als bei verkleinerten Bildern.
Ansonsten Bilderstapel schicken - dann kann ich am Objekt helfen...
Besten Gruß
Heribert Cypionka
Lieber Jörg,
auch von mir einen großen Lob!
Sehr schöne Aufnahmen.
Die machen Lust auf mehr. ;)
Herzliche Grüße
Frank
Hallo Jörg
Wieder Super Fotos - hast du den Holzbock vorbehandelt (Milchsäure, ..) oder einfach so wie er war eingeschlossen?.
liebe Mikrogrüße
Leo
Lieber Jörg,
ein wunderschönes Präparat! Ich habe solche Viecher dieses Jahr auch mehrfach unter dem Mikroskop gehabt um zu kontrollieren, ob das Köpfchen beim Entfernen aus meiner Haut mit gekommen ist. Leider passiert ja da mitunter ein kleines Unglück für Wirt und Tier und die Zecke wird Opfer ihrer eigenen Widerhaken. Weiteren präparativen Aufwand habe ich aber nie betrieben: ein Fehler, wie ich jetzt erkenne....
Ich denke, bei den Einlagerungen handelt es sich um eine Sklerotisierung, also nicht um Chitin, sondern um einen weiteren Stoff Sklerotin, der für die Härte des Gesamtmaterials verantwortlich ist. Die braune Farbe scheint mir dafür zu sprechen. Sie würde auch an dieser Stelle besonderen Sinn machen.
Schöne Grüße
Jürgen
Very interesting subject and wonderfull color and details :D
best
arturo
Liebe Freunde,
abermals vielen Dank für Euer Lob!
Lieber Heribert,
vielen Dank für die Tipps, ich werde es versuchen.
Lieber Leopold,
den Holzbock habe ich einfach nur längere Zeit in AFE und dann in Ethanol 70% liegen gehabt. Da ich von Anfang an vor hatte, die Mundwerkzeuge zu präparieren, habe ich auf eine Bleiche verzichtet, um insbesondere beim Hypostom und den Cheliceren genügend Kontrast zu erhalten.
Nach dem Herauspräparieren habe ich einfach in Isopropanol entwässert und in Euparal eingeschlossen.
Lieber Jürgen,
vielen Dank für Deinen Hinweis zu den Einlagerungen. Allerdings wirken die Stellen unter dem Mikroskop eher wie Hohlräume, sie sind entgegen der Bildwirkung hier nicht durchgehend schwarz. Die Färbung kommt wohl eher durch Lichtbrechung oder Reflexionen zustande.
Allen herzliche Grüße
Jörg
Hallo Jörg,
Schade das du das ''Biest'' nicht in einem Stück hast. Bei 4mm größe ist dies aber verständlich.
Liebe Grüße
David
Lieber David,
ja, bei der Größe wäre das Tierchen nur klassisch mit Paraffineinbettung und anschließenden Schnitten zu präparieren. Jürgen Harst hat sich wohl einmal daran versucht, wobei das massive Schild des Holzbocks sicher eine Herausforderung darstellt.
Ich selbst habe keinerlei Erfahrungen mit histologischen Schnitten und schaue mir immer wieder bewundernd die entsprechenden Threads unserer
Spezialisten hier im Forum an.
Herzliche Grüße
Jörg
Lieber Jörg,
Danke für die Mitteilung zu den "Einlagerungen". Ich gestehe, ich habe zunächst auch an Artefakte gedacht, hab das dann aber schon aus Achtung vor Deiner bemerkenswerten Präparationskunst verworfen..... Bei dem nächsten Tierchen, das mir unterkommt, werde ich mir die betreffenden Stellen näher ansehen.
Einen Holzbock habe ich bisher noch nicht versucht zu schneiden. Vermutlich wäre er wegen der Härte des Exoskeletts weniger etwas für eine Paraffin-, sondern eher etwas für eine Kunststoffeinbettung, die mir nicht zur Verfügung steht.
Schöne Grüße
Jürgen
Lieber Jürgen,
es wäre toll, wenn Du versuchen könntest, meine Beobachtungen zur Struktur der Zähne auf dem Hypostom zu verifizieren. Ich wünsche Dir gute Jagt (bei dem milden Herbst hast Du vielleicht noch Glück ...) und bin auf Deine Ergebnisse gespannt.
Herzliche Grüße
Jörg
Lieber Heribert,
anbei ein erster Versuch mit Picolay - ich muss aber noch etwas üben. Vermutlich eine ganz blöde Frage: wie sichert man die generierten 3D-Bilder?
Herzliche Grüße
Jörg
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78594_55482141.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Lieber Jörg,
danke für Ihren Versuch! Ich kenne den Bilderstapel nicht genau, würde aber vermuten, mit einem etwas kleineren Wert für den Minimum-Kontrast und evtl. einem etwas größeren für den Radius wird es noch etwas besser. Ob man die Funktion 'Auto-enhance" verwenden sollte, ist auch fraglich, da die Farbe ja schon sehr intensiv ist. Dis Rot-Dominanz könnte auch zum Problem werden, wenn man ein Rot-Cyan-Bild erstellt (Man könnte dem entgehen, indem man die S/W bzw. B/W-Option nutzt). Ich glaube, die Serie von Bild 2 ist da weniger anfällig und würde noch mehr 3D-Effekt liefern.
Zitatwie sichert man die generierten 3D-Bilder?
PICOLAY speichert ja die Ergebnis-Bilder automatisch unter neuem Namen, schlägt aber am Ende der Sitzung vor, sie wieder zu löschen. Wenn Sie dem widersprechen bleiben sie erhalten. Besser ist es allerdings, erhaltenswerte Bilder umzubenennen, so dass der Name nicht mehr mit 'p#' beginnt. Dazu können Sie die Bilder markieren und 'Rename marked files' nutzen.
Viel Erfolg dabei!
Heribert Cypionka
Lieber Heribert,
vielen Dank für Ihre Hinweise! Diesmal war ich faul und habe Picolay rechnen lassen. Das 3D-Bild ist dann in Schwarz-Weiß, wie von Ihnen empfohlen.
Leider habe ich meine Cyan-Red-Brille verlegt, ich kanns also nicht dreidimensional sehen.
Herzliche Grüße
Jörg
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78683_5089645.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78683_7348876.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
vielen Dank - schon ziemlich gut! Man könnte die z-Achse etwas verlängern unt evtl. die Kontraste etwas verstärkern, um den Furchtfaktor zu verstärken.
Ohne Brille (und sogar ohne 3D-Effekt!) böte es sich an, eine Rotation zu erzeugen. Dabei könnte man auch die Farbe belassen.
Wegen des Bohreffekts würde ich eine Rotation um die x-Ache machen, z.B. x von -8°, Step 2°, 8 x wiederholen, anschließend verkleinern (Enhance image) und eine animiertes gif erzeugen...
Beste Grüße
Heribert Cypionka
Lieber Heribert,
vielen Dank für Ihre Anregungen, die ich ausprobieren werde, wenn meine neue 3D-Brille da ist - ich möchte ja auch was davon haben. ;)
Herzliche Grüße
Jörg