Zinn aus Gewinde entfernen

Begonnen von Dypsis, Januar 31, 2021, 13:58:42 NACHMITTAGS

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Dypsis

Hallo,

hat jemand vielleicht jemand von Euch eine Idee, wie ich das Zinn aus einem Gewinde entfernen kann? Einfach heiß machen scheint mir bedenklich, ich möchte die Vernickelung nicht verlieren. Mit dem Messer rausschneiden geht nicht so wirklich gut. Ich habe auch schon versucht, mich mit dem vorhanden Gewinde durch das Zinn zu "schneiden" doch das geht auch nicht (zumindest nicht zerstörungsfrei). Könnte man das Gewinde auf einer Drehbank nachschneiden (Originalgewinde wäre zum Abnehmen vorhanden). Der Aufwand wäre nicht sinnlos, der Ring ist von einem seltenen kleinen Leitzstatv (J)
Würde mich sehr freuen, wenn jemand eine Idee hätte.

Grüße
Thomas
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Herbert Dietrich

Hallo Thomas,

hast Du schon mal an "entlöten" gedacht. Ich habe da keine Erfahrung, aber ich habe das mal bei einem Bekannten gesehen.
Das Lötzinn wir da abgesaugt.
Google doch mal danach.
Herzliche Grüße

Herbert

reblaus

Hallo -

Entlöten kann man im Prinzip indem man eine feine Cu-Entlötlitze in das flüssige Zinn taucht und dieses damit kapillar aufsaugt oder mit einer Entlötpumpe.
Leider muss man dazu das Teil je nach Lot auf ca 300 °C erhitzen (Heißluftgebläse) und mit beiden Verfahren habe ich meist schlechte Erfahrung gemacht. Vor allem in deinem Fall, wo das Zinn nicht als dicker Tropfen irgendwi sitzt, sondern flächig verteilt ist würde ich davon abraten, denn eine dünne Zinnschicht bleibt zurück und es müsste eh nachgeschnitten werden.
Geh gleich mit einer Flasche Champagner zu einem willigen und fachlich kompetenten Besitzer einer Drehbank ...

Viele Grüße

Rolf

jochen53

Hallo Thomas,

hast Du einen kleinen Dremel oder ein ähnliches Gerät? Dann könntest Du eine kleine Messing-Drahtbürste einspannen und versuchen, das Zinn mit der rotierenden Bürste aus den Gewindegängen rauszubürsten. Ansonsten mit einem Gewindeschneideisen nachschneiden oder mit einer Gewindefeile nacharbeiten. Dazu mußt Du aber genau wissen, was für ein Gewinde das ist.

Gruß, Jochen

Dypsis

Hallo Rolf, hallo Herbert,

mit dem Lötkolben habe ich schon ein bisschen rumgefummelt, doch das hat das Zinn kein bisschen beeindruckt. Auch mit einem kleinen Gasbrenner war nix zu machen. Eine Heißluftpistole wär wohl das mindeste.
Ich fürchte auch, ums neu Schneiden kommt man nicht herum. Aber ob man das mit dem speziellen Gewinde so hinbekommt?

Grüße
Thomas
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Dypsis

... ah, Bürsten ist vielleicht eine Idee. Das werd ich mal versuchen. Selber schneiden kann ich sicher vergessen, das Gewinde ist 100% ein Leitzspezialgewinde.

Grüße
Thomas
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olaf.med

Gewinde nachschneiden ist der einzige vernünftige Weg für die Lösung dieses Problem.  Wende Dich doch einfach an den Mechaniker Deines Vertrauens ;D

Herzliche Grüße, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
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Dypsis

... na die Idee ist natürlich unschlagbar und mit 100%er Sicherheit zielführend!  ;D

Herzliche Grüße
Thomas
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jochen53

Hallo Thomas,

hast Du eine Gewindelehre? Kostet nur < 5 € und ist immer wieder nützlich. Damit könntest Du mit dem passenden Fühler versuchen, das Zinn aus den Gewindegängen rauszukratzen.

Jochen.


olaf.med

Hallo Jochen,

mit einer Gewindelehre geht das nicht, da sie nicht schneidet. Allenfalls eine Gewindefeile könnte helfen, aber das ist eine Murkserei und die Wahrscheinlichkeit, dass es schief geht, ist sehr groß. Der einzige korrekte Weg ist, dieses Gewinde auf einer Drehmaschine mit der korrekten Steigung nachzuschneiden.

Herzliche Grüße, Olaf
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Werner

Zinn, auch Lötzinn (bleihaltig) kann man in heißer Natronlauge völlig auflösen. Aluminium und Zink auch. Nickel, Eisen, Kupfer werden nicht angegriffen, bei Messing wird oberflächlich etwas Zink gelöst, es ist dann rötlich vom Kupferüberschuß. Kurz in Salpetersäure getaucht wird es wieder gelb.

Natronlauge NICHT direkt Kochen, sie wird überhitzt (>110 °C) und kotzt dann schlagartig alles raus (!). Getroffene Stellen wie Haut, Gewebe, Haare und Lacke werden schnell und schmerzhaft verätzt (Abflußreiniger). Eventuell getroffene Stellen abseits der Handschuhe mit Essig und Wasser behandeln. Sicherheitsdatenblatt der Lauge vorher lesen, um die Probleme kennenzulernen.

Sichere Vorgehensweise:  Man erhitzt die Lauge in einem Edelstahlgefäß im kochenden Wasserbad, dann wird sie nie überhitzt. Entfetten kann unterbleiben, da die Lauge auch Fett löst. Wenn keine Gasbläschen mehr aufsteigen, ist alles Zinn und Blei aufgelöst. Das Teil mit einer Spitzzange, Tiegelzange oder einer großen Pinzette herausnehmen und mit Wasser abspülen. Eisendraht oder Kupferdraht geht auch. Die Ätzlösung kann im Klo entsorgt werden, das bißchen Blei wird im Kanal stark verdünnt und stört nicht. Bei richtiger Anwendung ist Natronlauge leichter zu handhaben, als das SDB zunächst vermuten läßt.

Gruß - Werner

olaf.med

Lieber Werner,

die chemische Tortur würde aber auch den antiken Messinglack unrettbar zerstören, und das möchte man doch bei so einem historischen Schätzchen wirklich nicht.

Herzliche Grüße, Olaf
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Werner

...an der Überwurfmutter ist doch gar kein Lack (?). Und an den lackierten Teilen ist kein Zinn.

Gruß - Werner

olaf.med

#13
... ich kann das auf dem Bild nicht erkennen. Wenn die Überwurfmutter nicht lackiert ist, dann ist sie wohl vernickelt. Nacktes Messing an sichtbaren Oberflächen gibt es bei historischen Instrumenten aus dieser Zeit eigentlich nicht.

Eigentlich spricht doch nichts gegen die "Drehmaschinen-Lösung". Sie ist sauber und ungefährlich.

Herzliche Grüße, Olaf
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Dypsis

Hallo,

der Ring in dessen Gewinde das Zinn ist, ist ganz vernickelt. Das auszukochen fände ich schon auch ganz spannend, zumal ich wirklich nicht gedacht hätte, dass das geht ohne die Vernickelung zu zerstören. Aber ich glaube das Ausschneiden ist doch eleganter und außerdem weiß ich ja nicht wie das Gewinde unter dem Zinn aussieht. Vielleicht hatte der Löter einen guten Grund für seine Löterei? Auf jeden Fall sind die Sachen jetzt unterwegs zum großen Zaubermeister. Der macht das dann schon.  :)
Danke für die Ideen und Anregungen. Das mit dem Zinn auskochen werde ich mir gut merken, das brauch ich bestimmt mal.

Herzliche Grüße
Thomas
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