Worum handelt es sich hier, bitte?

Begonnen von Jakob_Wittmann, September 25, 2023, 04:09:13 VORMITTAG

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Jakob_Wittmann

Guten Morgen liebe Runde,

Da ich mich momentan ein wenig mit Pollen beschäftige, hatte ich einige Sprosse, Ästchen und dergleichen in einem kleinen Becher mit Leitungswasser gegeben, um das Material wenigstens für wenige Tage halbwegs frisch zu halten.

Es dürfte hier in unserem Forum wohl niemand verwundert sein, dass man damit gleichsam nebenbei einen Aufguss herstellt, also den typischen Klassiker schlechthin für das Beschaffen von Mikroorganismen für die Mikroskopie.

Es ist möglicherweise wissenswert, was für Pflanzen dabei waren, denn dies kann ja Unterschiede in der "Besiedlung" eines Aufgusses ausmachen.

Zwecks Pollenuntersuchung waren dies:

Goldrute
Zaunwinde
Rotklee
Hibiskus
Heckenrose

Schon nach etwa 3 Tagen wurde das Wasser faulig, trübe und zeigte ein wenig grüne Schlieren.

Natürlich, Pollen hin oder Pollen her, schaut man sich eine solche Sache ebenso an.

Mit dem Laborlux III und dem Leitz 40-fach Achr. erkannte ich eine Unmenge sehr kleiner Ciliaten, Ein- und mehrzellige Algen und bei schiefer Beleuchtung Bakterien. Verblüffenderweise waren Pollen zu sehen, die in keiner Weise (anders als sonstige Pflanzenteilchen) zersetzt aussahen.

(Anm.: Entschuldigung, bitte, das Bild ist schlecht beleuchtet und nicht gut fokussiert)


UND: Ich habe einen segmentiert aussehenden Organismus gesehen (siehe bitte Fotos), von dem ich bitte gerne wissen würde, was dies ist.

Ich würde mich wirklich freuen, wenn Ihr mir dabei helfen könntet.

Ein herzliches Danke im Voraus, beste Grüße

Jakob

,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow

HDD

Hallo Jacob

Um auszuschließen, dass es sich um ein Mikroplastik Teilchen handelt, solltest Du Dir das einmal unter polarisiertem Licht betrachten. Wenn es dann nicht in allen Farben schillert ist es was organisches. Ich habe mich über ein Jahr mit Mikroplastik beschäftigt. Irgendwie sieht das nicht wie ein Lebewesen aus, welches im Wasser lebt.

Viele Grüße
Horst-Dieter

Fahrenheit

Hallo Jakob,

das könnte ein Ascus von einem Pilz sein.

Beste Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

beamish

Hall Jakob,

wahrscheinlich eine Teleutospore eines Rostpilzes (z.B. Puccinia).

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

liftboy

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Jakob_Wittmann

Hallo zusammen!

Ein herzliches Danke Euch allen. Hochinteressant! Momentan bin ich gerade auf Bildersuche zwecks Vergleich. :)

Der ungeplante Aufguss zeigt jetzt ,,größeres" Getier.
Und zwar ziemlich viele Nematoden.

Wenn die sich schlängeln, liefert ein Stack solche Bilder wie das Beispiel rechts ... ;) :)

Man bräuchte eine Blitzeinrichtung.  ;)

Liebe Grüße

Jakob
,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow

liftboy

Hallo Jakob,

aber Du musst zugeben: das Bild hat was! Noch ein bischen putzen und dann kommt das richtig gut :-)

viele Grüße
Wolfgang
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Niels Bohr

Jakob_Wittmann

Zitat von: liftboy in September 25, 2023, 12:53:57 NACHMITTAGS
Hallo Jakob,

aber Du musst zugeben: das Bild hat was! Noch ein bischen putzen und dann kommt das richtig gut :-)

viele Grüße
Wolfgang


Servus Wolfgang!

Du meinst den Stack, oder?

,,Sich windender Fadenwurm"  8) ;D

Ich finde auch, dass eine spaßige, dekorative Wirkung vorhanden ist. Übrigens sind diese Organismen gar nicht so leicht (ohne Blitz) abzubilden. Die paar Aufnahmen, die ich versucht habe, sind mit einem Leitz 3,5-fach und einem Officine Galileo 4-fach entstanden. Eine Serie mit einem 10-fach.

Die niedrig vergrößernden Objektive sind alleine durch die Bildausschnitte schon gefordert. Und dann kommt zusätzlich auch noch Bewegungsunschärfe ins Spiel.

Aber es ist auch ohne Fotografie ein faszinierendes Erlebnis den Organen beim Funktionieren zuzusehen! :D

Ich muss mich ein wenig zum Thema Vitalfärbung einlesen. Mit sehr stark verdünntem Acridinorange sollte auch mit Fluoreszenz (UND im Hellfeld) was gehen. Leider sind für dieses Färbemittel die Angaben (im Web) zu dessen Verdünnung teils widersprüchlich

Bei der Aufnahme mit dem 10×-Objektiv bemerkt man übrigens schon sehr deutlich Mängel durch die  erwähnte Bewegungsunschärfe.

Und dann wäre da noch die Sache mit Eindicken des Mediums. Keine Ahnung, ob Nematoden so etwas aushalten.  ;)

Liebe Grüße, schönen Abend allerseits!

Jakob
,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow

liftboy

Aber Hallo!

das hat doch schon was! Vielleicht nix für die Wissenschaft, aber immer was fürs Auge :-)

Grüße
Wolfgang
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Heiko

Hallo Jakob,

bei Deiner Spore wird es sich um eine Alternaria-Konidie handeln, siehe Beispiel unten.

Viele Grüße,
Heiko

Jakob_Wittmann

Zitat von: Heiko in September 26, 2023, 22:31:36 NACHMITTAGS
Hallo Jakob,

bei Deiner Spore wird es sich um eine Alternaria-Konidie handeln, siehe Beispiel unten.

Viele Grüße,
Heiko

Vielen Dank, Heiko!

Danke herzlich für Deinen Hinweis und das Bild. Das erscheint mir sehr nachvollziehbar. Ich habe nämlich, leider ohne sie zu fotografieren, mehrere Gebilde mit 2 bis 3 querlaufenden Septen gesehen, die praktisch gleich aussahen, wie die Konidien auf dem Foto des Wikipedia-Beitrages zu ,,Alternaria alternata".

Es ist immer wieder unglaublich, welche Vielfalt sich in bisschen Wasser mit Pflanzenteilen entwickeln kann. Für längere Beobachtung werde ich die Sache  mal mit einem hängenden Tropfen versuchen. Das Zugeben von Wasser mit einem Tröpfchen am Deckglasrand ist nicht ganz ideal, denn damit geraten natürlich regelmäßig Objekte aus der Sicht ... und hektische Turbulenz usw.  :) ;)

Dankeschön, liebe Grüße

Jakob
,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow

plaenerdd

#11
Hallo Jakob,
probier doch für Langzeitbeobachtungen mal ein mit Vaseline umrandetes Deckglas! Für Rechtshänder: Etwas Weiße Vaseline aus der Apotheke auf dem Handballen der linken Hand verteilen und anschließend alle 4 Seiten eines möglichst großen Deckglases so darüber ziehen, dass jeweils eine kleine Wulst Vaseline am Rand bleibt. Großen Tropfen "Kulturflüssigkeit" auf einen Objektträger geben und das Deckglas darüber legen; vorsichtig andrücken z.B. mit dem Sauger einer Pipette. Fertig. Meine Moorproben halten sich ca. 1 bis 2 Woche lebendig.

Wenn Du Pollen beim Keimen zusehen willst, nimmst Du eine stark verdünnte Zuckerlösung. Geht aber nicht mit allen Pollen gleichermaßen gut. Die sollten schon auch frisch sein, nicht vorher getrocknet. Wie Du vielleicht schon beobachtet hast, gehören Pollenhüllen zu den widerstandsfähigsten Gebilden des Pflanzenreiches (Stichwort "Pollenanalyse" zur Klima-Abschätzung vergangener Epochen).

LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

A. Büschlen

Hallo Jakob,

ZitatEs ist immer wieder unglaublich, welche Vielfalt sich in bisschen Wasser mit Pflanzenteilen entwickeln kann.

Die Alternaria Konidien entwickeln sich nicht im Wasser sondern sie wurden ganz einfach eingetragen.

Gruss Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Jakob_Wittmann

Zitat von: plaenerdd in September 27, 2023, 17:07:35 NACHMITTAGS
Hallo Jakob,
probier doch für Langzeitbeobachtungen mal ein mit Vaseline umrandetes Deckglas! Für Rechtshänder: Etwas Weiße Vaseline aus der Apotheke auf dem Handballen der linken Hand verteilen und anschließend alle 4 Seiten eines möglichst großen Deckglases so darüber ziehen, dass jeweils eine kleine Wulst Vaseline am Rand bleibt. Großen Tropfen "Kulturflüssigkeit" auf einen Objektträger geben und das Deckglas darüber legen; vorsichtig andrücken z.B. mit dem Sauger einer Pipette. Fertig. Meine Moorproben halten sich ca. 1 bis 2 Woche lebendig.

Wenn Du Pollen beim Keimen zusehen willst, nimmst Du eine stark verdünnte Zuckerlösung. Geht aber nicht mit allen Pollen gleichermaßen gut. Die sollten schon auch frisch sein, nicht vorher getrocknet. Wie Du vielleicht schon beobachtet hast, gehören Pollenhüllen zu den widerstandsfähigsten Gebilden des Pflanzenreiches (Stichwort "Pollenanalyse" zur Klima-Abschätzung vergangener Epochen).

LG Gerd


Danke, Gerd!


Das scheint eine genial einfache Methode zu sein. Natürlich werde ich es ausprobieren. Ich muss mir dafür noch Objektträger mit Hohlschliff besorgen. Große Deckgläser sind mir auch ausgegangen. Weiter kein Problem ...

Ein praktischer Hinweis, Gerd.

Danke nochmals, beste Grüße

Jakob




Zitat von: A. Büschlen in September 27, 2023, 20:51:11 NACHMITTAGS
Hallo Jakob,

ZitatEs ist immer wieder unglaublich, welche Vielfalt sich in bisschen Wasser mit Pflanzenteilen entwickeln kann.

Die Alternaria Konidien entwickeln sich nicht im Wasser sondern sie wurden ganz einfach eingetragen.

Gruss Arnold

Danke, Arnold!

So wie Du das beschreibst, erinnert mich das ein wenig an einen Hinweis von Herrn Kremer in seinem Buch ,,Das große Kosmos-Buch der Mikroskopie". Er erklärt wie man Wildhefen durch das Aufstellen von Petrischalen gewinnen kann, Etwas was ich auch mal versuchen möchte.

Für die Rezeptur der Nährlösung muss ich allerdings nachschauen.

Merci, beste Grüße

Jakob
,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow