Hauptmenü

Algen-Sex

Begonnen von plaenerdd, April 27, 2019, 10:36:27 VORMITTAG

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

plaenerdd

Hallo,
Die Frage: "Wollen wir zu Dir gehen oder zu mir?" scheint sich bei der Konjugation von Spirogyra-Fäden nicht zu stellen. Die Gamenten vereinigen sich immer nur in den Zellen eines Fadens, während der andere geleert wird.


Interessant könnte es bei einem solchen "Dreier" werden (Ausschnitt aus dem unteren Teil des mittleren Bildes):


Die Fotos sind durch das Okular eines Reisemikroskopes entstanden. Ich war mal wieder mit dem Fahrrad unterwegs. Deshalb war mir eine Langzeitbeobachtung leider nicht möglich. Die verschiedenen Phasen der Annäherung fanden sich alle in einer einzigen Probe. Wer z.Z. dergleichen beobachten möchte, sollte sich besonders die hellgrünen aufschimmenden Algenbatzen zur Probenahme aussuchen.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

limno

Hallo Gerd,
herrlich, wie sie sich küssen! wunderschöne Liebesszene! :-*
Danke
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Jürgen H.

Hallo Gerd,

bleibt die Frage, wie sich die Algen ,, entscheiden", ob zu Dir oder zu mir. Die Entscheidung fällt ja anscheinend immer für alle Zellen der beiden ,,Liebenden" trotz der getrennten ,,Küsse" der einzelnen Zellen. Schöne Bilder, interessantes Thema!

Schöne Grüße

Jürgen

plaenerdd

Hallo Jürgen,
genau diese Frage hat mich ja umgetrieben. Leider habe ich weder im FOTT - "Algenkunde" noch im KOSMOS-Agenführer darauf eine Antwort finden können. Ich bin jedenfalls sehr fasziniert, welch hoch-komplexen Abläufe von diesen Wesen wohl durch chemische Botenstoffe angeschoben werden, wenn sich zwei Algenfäden mit ihrer Schleimhülle verbinden und genau an der gleichen Stelle die Kanäle ausgestülpt werden, über die dann die Transaktion stattfindet.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

beamish

Hallo Gerd,

Wunderbar! Und das mit einem Reisemikroskop (Dein Kleinmikroskop C mit dem schwarzen 20er?).

Herzlich
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Dünnschliffbohrer

Hallo Gerd und alle anderen,
interessnte Bilder, es gibt offenbar verschiedene Konjgationstypen die, wenn ich das richtig verstehe bestimmungsrelevant sind (hab den Text nur mal ganz schnell überflogen, die Bldbearbeitung hat wieder mal viel Zeit gekostet):












"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

plaenerdd

Hallo Martin,
nein, es war das Motic Swift 3HB. Ich muss dazu sagen, dass ich diesmal ein "Begleitfahrzeug hatte. Das Ding hätte ich mir nicht ans Rad geschnallt. Ich hatte mich mit dem Fahrrad nach Jüterbog zu meiner Tochter begeben, wo meine Frau mit Auto dazu kam. Die Algen stammen aus einem Kanal in Jüterbog.

Hallo Dsb,
Danke für das Zeigen der Seiten aus der Süßwasserflora Mitteleuropas. Dass es zahlreiche Arten der Konjugation gibt, war mir auch vorher schon bewußt, aber offensichtlich gibt es Arten, vor allem bei der Gattung Spirogyra, die eine Differenzierung in männlich (beweglicher Gament) und weiblich (unbeweglicher Gament) bewerkstelligt haben, auch wenn die Fäden morphologisch nicht voneinander zu unterscheiden sind. Vielleicht fällt die Entscheidung männlich/weiblich aber auch erst bei der Konjugation selbst, ansonsten müsse man sich ja vorher ersteinmal "erkennen".
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

beamish

Au ja, das Motic ist natürlich eine andere Baustelle.. Damit kann man vielleicht auch auf dem Mars landen.

Herzlich
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Dünnschliffbohrer

Hallo Gerd,
deinen Beitrag habe ich jetzt zum Anlass genommen mal im Straßburger nachzulesen. Da stehen zwar einige interessante Sachen über die Jochalgen drin. aber zu dem eigentlichen Problem eigentlich nur ein kurzer Satz: ..." jede Zelle eines Fadens kann zu einem ,,Gametangium" werden. Die Geschlechtsbestimmung erfolgt modifikatorisch (männliche und weibliche Fäden).[/b]"
Was mit der modifikatorischen Geschlechtsbestimmung genau gemeint ist, wird leider nicht näher ausgeführt. Vielleicht weiß das jemand hier im Forum und kann noch etwas dazu schreiben.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Peter Reil

Hallo Gerd,

dein Beitrag passte bei mir wie Faust auf Auge.



Deine Beobachtungen konnte ich genau so nachvollziehen. Bei mir "vergnügten" sich die Algen in einer tiefen Fahrspur in der es auch unmengen von Froschlaich (oder ähnliches) gab.

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

plaenerdd

Hallo,
inzwischen habe ich von einem auf diesem Gebiet sehr kompetenten Foristen einen Auszug von KNIEP 1928: "Die Sexualität niederer Pflanzen" erhalten, in dem das Thema sehr ausführlich behandelt wird. Sehr kompliziert, aber auch sehr spannend. Man muss bei den leiterförmig kopulierenden Arten wohl tatsächlich von männlichen und weiblichen Fäden ausgehen, die zumindest im Moment der Paarung auch geschlechtsspezifische Differenzen, also Geschlechtsmerkmale aufweisen, die allerdings nicht so ganz einfach nachweisbar sind. Es geht um Unterschiede im Stärkegehalt und andere Chemismen, die nur mit (mikro-)chemischen Nachweisen differenziert werden können. Ob da auch wirklich genetisch Unterschiede vorhanden sind, konnte man zumindest damals nicht sicher klären.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph