Gastrotricher mit seltsamen Organen

Begonnen von Martin Kreutz, September 04, 2018, 20:22:27 NACHMITTAGS

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Martin Kreutz

Liebes Forum,

die unten gezeigten Fotos habe ich erst vorgestern aufgenommen. In einer Probe aus dem Ulmis Ried, nahe der Uni Konstanz, entdeckte ich einen schnell schwimmenden und äußerst beweglichen Gastrotrichen, mit einem recht seltsamen Körperbau. Der schlanke Gastrotriche zeigte zwei deutliche, seitliche Ausbuchtungen, wie ich sie noch nie vorher gesehen habe. Ich habe das Exemplar sofort isoliert, um es genauer zu untersuchen. Mir ist noch nicht einmal eine Zuordnung bis zur Gattung gelungen und ich habe Chaetonotus mehr geraten. Ich hoffe, die hier im Forum vertretenen Experten können das bestätigen oder korrigieren. Hier die Aufnahme des noch frei schwimmenden Exemplares mit dem 40 X Objektiv. Die Pfeile deuten auf die mysteriösen Organe:



Danach habe ich Wasser abgezogen, um mir das Ganze mal mit dem 100 X zu betrachten:





Bei dem letzten Foto oben, liegt der Fokus auf den Schuppenpanzer. Es schien, als wenn die Schuppen höchstens gekielt sind, so dass ein "Strichmuster" entsteht.

Das letzte Fotos zeigt das schon ziemlich geplättete Exemplar. Für mich ergeben die beiden keine Organe keine interpretierbaren Strukturen. Aber ich habe auch nicht viel Erfahrung mit den Gastrotrichen.



Vielleicht weiß jemand mehr.

Martin

Michael

Hallo Martin,

wie immer sind Deine Fotos makellos - anders als der gefundene Gastrotrich! Immer wieder mal findet man Exemplare, bei denen die Protonephridien krankhaft verändert sind. Meist fallen diese dann aus und das Tier wird gnadenlos aufgebläht. Ich halte die beobachtete Schwellung für vergrößerte Protonephridien. Ort und auch die auffallenden einzelnen Zellkerne scheinen mir dafür zu sprechen.

Die Artdiagnose ist bei fremden Fotos immer etwas schwierig. Als Gattung würde ich (wenn keine Schuppenstacheln vorhanden sind)  auf Heterolepidoderma  tippen. Hier kommen die Arten H. gracilis und H. majus in Frage. Ich glaube auf Deinen Fotos einige "Ausbeulungen" der Kutikula zu sehen. Diese Flexibilität, die man am besten am frei schwimmenden Tier bei Verkrümmungen beobachten kann, würde für H. gracilis sprechen. Auch die fehlende Verfärbung am Darmeingang weist in diese Richtung - aber letztlich kann, gerade bei Heterolepidoderma nur eine Schuppenanalyse Klarheit schaffen.

Vielen Dank fürs Zeigen und interessierte Grüße,

Michael
Gerne per Du

Eckhard F. H.

ZitatIn einer Probe aus dem Ulmis Ried, nahe der Uni Konstanz,
Hallo Martin,
wußte gar nicht, daß Du in ´meinem´ Revier wilderst. Auf den Sitzgelegenheiten des angrenzenden Grillplatzes seziere und fotografiere ich, falls nicht gegrillt wird, oft Pilzfunde. Auch gute Pilzstelle (nicht zum Verzehr wegen natürlicher Düngung. Fand dort mal 2 € ohne Beifang in angrenzen Büschen) ;D .
Gruß - EFH

Michael

Hallo Martin,

inzwischen hatte ich etwas Zeit um mein Archiv zu durchsuchen. Beim Ausfall der Protonephridien endet das Tier wie im unteren Bild.

Viele Grüße

Michael
Gerne per Du

Martin Kreutz

Hallo Zusammen

@Michael: Herzlichen Dank für Deine Hilfe! Ich wusste nicht, dass Gastrotriche auch Nierenkrank werden können, aber es ist plausibel und erklärt die Verdickungen an beiden Seiten. Ich meine, so aufgeblähte Exemplare auch schon gesehen zu haben, dachte aber immer, dies wäre ein Exemplar nach der Eiablage, wenn die "Rückenkammer" leer ist.

@Eckhard: Keine Angst, ich fische Dir das Ulmis Ried nicht leer. Ich bin auch nur alle 2 Monate dort und immer nur 10 - 15 min, bis ich meine Proben gezogen habe. Du meinst den Grillplatz auf der anderen Seite der Strasse, die zur Uni rauf führt? Dorthin hat es mich noch nie verschlagen. Kein Tümpel auf der Seite!

Martin