"Mikroskopie"/Fotografie mit Focus Bracketing, Tele- + Mikroskopobjektiv

Begonnen von bminer, April 28, 2024, 19:10:57 NACHMITTAGS

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bminer

Hallo zusammen,
seit kurzem habe ich eine (gebrauchte) Focus Bracketing-fähige Kamera und damit die Möglichkeit, die Kombination Teleobjektiv (als "Tubuslinse") und davor montiertes, unendlich korrigiertes Mikroskopobjektiv auszuprobieren. Ich habe die Methode (die wahrscheinlich hier auch nicht alle kennen) hier im Mineraliensammler-Forum beschrieben:

https://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,60296.0.html

Für "flache" Objekte wie biologische Präparate/Objektträger gilt die dort geschilderte Problematik der begrenzten Stacktiefe natürlich nicht, d. h. hier kann man auch bei höheren Vergrößerungen arbeiten (wobei das dann irgendwann keinen Sinn mehr macht, wenn man wieder einen Kondensor bräuchte).

Aber grundsätzlich finde ich diese Art der Adaptierung bzw. Fotografie wirklich spannend, auch für die visuelle Beobachtung -- vor allem natürlich bei nicht so hohen Vergrößerungen. Wenn man sich überlegt, wie kompliziert die Adaptierung einer Kamera an ein richtiges Mikroskop manchmal ist -- hier wird der Spieß gewissermaßen umgedreht.

Übrigens ist der hier gezeigte Aufbau die Anwendung meines kürzlich gezeigten, preiswerten Stereomikroskop-Stativs...

Viele Grüße

- Björn

bminer

Hallo zusammen,

aufgrund der überschaubaren Resonanz hole meinen Beitrag noch einmal hoch -- mich würde mal interessieren, ob irgendjemand hier so einen Aufbau für irgendwelche Zwecke benutzt oder das für die richtigen Mikroskopiker eher uninteressant ist...

Viele Grüße
- Björn

Nochnmikroskop

Hallo Björn,

Dein Aufbau, bzw. diese Art des Stackings ist schon länger bekannt. Viele haben sich so der Mikroskop-Fotografie angenähert. Ich selber habe da den Ansatz gehabt größere Objekte 3D ablichten zu können, also z.B. Insekten in höherer Auflösung.
Im z.B. Focusstacking-Forum, oder dem Ami-Forum werden reichlich solche Aufnahmen vorgestellt.

Es gibt auch Spezialisten, die mit recht hohen NAs (bis 0,8) so fotografieren, auch mit Blitzlicht.

Wenn Du hier Deine Stackvorrichtung zeigst, dann würde mich auch interessieren, welche Kamera und Software Du verwendest. Es ist natürlich erlaubt auf andere Foren zu verweisen, aber schön wäre doch es hier zu zeigen. Dann gerne auch Details, wie Du die Kamera adaptiert hast.

Etwas mehr Resonanz gäbe es vielleicht, wenn Du Deine Ergebnisse dann auch zeigst.

Übrigens kann man so, glaube ich zumindest, keine immergierten Objektive mit NAs größer als 1,0 verwenden. Oder hat das Objektiv eine Innenfokussierung? Die Stellwege / Stackingschritte liegen dann bei 0,1µm und kleiner, auch das wird kaum so funktionieren.
Deshalb und der Stabilität wegen sind hier die allermeisten mit stabilen Mikroskopen und daran adaptierten Kameras unterwegs.
Kondensoren könntest Du natürlich in Deinen Aufbau auch integrieren.

LG Frank
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.

bminer

Hallo Frank,
vielleicht ist das ein Missverständnis? Der Vorteil hier ist ja u. a. gerade der, dass sich am ganzen Aufbau überhaupt nichts bewegt (höchstens noch der Autofokusmotor).
Es ist eben eigentlich kein Stacking-, sondern ein Bracketing-Setup ;-) Dazu findet man in den Foren gar nicht so viele Beispiele, daher wollte ich es hier einmal zeigen. Das klassische Railstacking mache ich schon seit Jahren, das ist doch sehr viel verbreiteter.

Das hier verwendete Panasonic 45-175 verändert die Baulänge beim Zoomen nicht und hat Innenfokussierung, ist also dafür besonders geeignet.
Für sehr hohe Vergrößerungen halte ich das trotzdem nicht für optimal. "Erprobt" im amerikanischen Forum mit dieser Teleobjektiv/Bracketing-Methode scheinen Objektive bis zum Mitutoyo 50x/0.55 zu sein. Ich habe verschiedene (Auflicht)-Objektive 20x gegeneinander getestet. Das klappt prinzipiell gut, aber ich hatte da schon etwas Schwierigkeiten, nach dem (notwendigen) Heben und Senken der Kamera zwecks Objektivwechsel den Bildausschnitt wiederzufinden.
Unabhängig von der Mehrebenenfotografie, d. h. für die rein visuellen Betrachtung und mit entsprechendem Unterbau, spricht natürlich rein technisch nichts gegen die Verwendung hoch vergrößernder bzw. Immersionsobjektive.

Ansonsten zu Deinen Fragen:
- Kamera: Olympus OMD EM5 MkII
- Software: nur die Olympus-Software (OM Capture), danach eine beliebige Stacking Software (bei mir Helicon)
- Kameraadaptation: viel gibt es nicht zu adaptieren: am Filtergewinde des Objektivs sitzt ein step-up-Ring 46/52 mm und dann ein Adapterring 52/auf das jeweilige Mikroskopgewinde (RMS, M25, M26, M30). Die Kamera hängt mit einer Wechselplatte an einem einen Meiji Fokusblock montiert an einem einfachen Stereomikroskop-Stativ mit Rundstab, aber da gibt es unzählige Möglichkeiten.

Viele Grüße
- Björn


Nochnmikroskop

Hallo Björn,

danke für die Präzisierung Deiner Anlage.
Die bewegte Masse des insgesamt nur 210g schweren Objektivs ist schon recht gering, da bist Du schon im Vorteil vor den schweren Canon-Objektiven.

LG Frank
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.

3D Alfons

Hallo zusammen, 
Das ist nun eine BIlligmöglichkeit die ihre Grenzen hat. 
Zu Beachten:
Bei relativ billigen Fotoobjektiven wird zuerst an der Abbildungsqualität gespart. 
Bei Zeiss jena Optik ist zumindest keine Kompensationswirkung der Tubuslinse erforderlich. 
Unendlich Objektive des Jena Op  Mik sind besser geeignet. 
Drehteile mit Abstand regulierung sind sinnvoll. 
Damm muß man  mit dem Ergebnis zufrieden sein. 
Grüße 

bminer

Hallo zusammen,
die Protagonisten des Auflicht-Stackings verwenden heute in der Regel "auskorrigierte" Objektive von Mitutoyo, Nikon oder Olympus. Was je nach Objektiv den Charakter einer "Billigmöglichkeit" etwas relativiert ;-)

Viele Grüße
- Björn

3D Alfons

Hallo Björn, 
Wie ich gelernt habe sind nur Jena 250 cf , der  Vorgänger und Nikon eklipse farbneutral.
Andere haben eine chromatische Differenz die durch die Tubus linse beseitigt werden muß. 
Muitudo kenne ich nicht  
Dürfte aber bekannt sein. 
Grüße 

sushidelic

Hi Alfons,

auch die neueren Olympus-Unendlichobjektive (ab UIS) sind auskorrigiert.
Mitutoyo MPlan Apos sind unendlich Auflichtobjektive aus der Materialanalyse, die sich vor allen durch großen Arbeitsabstand und großen Bildkreis auszeichnen. Auch sie sind auskorrigiert.
Von Nikon benötigte bereits die endliche CF-Serie keine Korrektur (CF steht für "color free"), ist aber durch die fixen 160mm nicht so flexibel wie die neueren Serien, dafür benötigt man aber auch keine Tubuslinse.
Im Gegensatz dazu war die letzte Olympus 160mm Objektivserie (SPlan, SPlan Apos, DPlan) für eine Korrektur mittels Kompensationsokular gerechnet . Auch die zeitgleichen Auflichtobjektive, die bereits für 180mm Tubuslinse gerechnet waren (Neo SPlan etc..), benötigten Kompensation.

LG Michael

Stuessi

Hallo zusammen,

eine Kombination von Tele-Objektiv an der Kamera und unendlich-Mikroskop Objektiv davor bedeutet doch, dass das Kamera Objektiv auf unendlich eingestellt wird und so bleibt.
Dann kann Focus Bracketing eigentlich nicht funktionieren?!

Fragende Grüße,
Rolf 


Lupus

Hallo Rolf,

Zitateine Kombination von Tele-Objektiv an der Kamera und unendlich-Mikroskop Objektiv davor bedeutet doch, dass das Kamera Objektiv auf unendlich eingestellt wird und so bleibt.
Dann kann Focus Bracketing eigentlich nicht funktionieren?!
das ist ja das Problem beim Fokus Bracketing wenn man hochaperturige Mikroskopobjektive verwendet. Beim Fokus Bracketing variiert immer die Fokuslage des Kameraobjektivs. Und das hat die Konsequenz dass auch das Mikroskop-Objektiv nicht mehr in der optimalen Unendlich-Einstellung arbeiten kann......

Hubert

bminer

Hallo zusammen,
hier finden sich noch ein paar schöne Beispiele und auch Erläuterungen zum Vorgehen von einem talentierteren Fotografen als ich es bin:
https://www.photomacrography.net/forum/viewtopic.php?f=25&t=36453

Aus den von Hubert genannten Gründen finde ich es überhaupt erstaunlich, dass das so gut funktioniert -- im Auflichtbereich wird das Bracketing von den Könnern auf diese Weise zumindest bis zu "mittelaperturigen" Objektiven mit schönen Ergebnissen verwendet!

Aber im Grunde hat der von mir gezeigte Aufbau ja sogar zwei Anwendungen:
- das Focus Bracketing für die Mehrebenenfotografie
- als superkompaktes Foto/Video-Mikroskop für die visuelle Beobachtung

Ich werde in den nächsten Tagen mal ein wenig weiter damit herumspielen und dann vielleicht auch mal ein paar Bilder zeigen, auch wenn ich nicht der ganz große Mikroskopiker bin...

Viele Grüße
- björn



rolo-m

Hallo Björn,

ich arbeite mit einem ähnlichen Aufbau seit Jahren erfolgreich. Die Vor- und Nachteile sind bereits ausgetauscht. Hier noch eine Ergänzung: wenn du die LED auf einen x/y/z Tisch baust, dann geht das Stacking - besonders bei voluminösen Objekten - deutlich komfortabler. Bei mir ist es ein Eigenbau mit einer gebrauchten Linearschine und einem Schrittschaltmotor aus der Aurdino Baukiste. Steuerung und Software sind von WeMacro, an einem alten HP Notebook. Alles zusammen seinerzeit ca. 300Euro + Bastelarbeit. Als "Hintergrund" (Tisch) verwende ich ein iPod Display - bei seitlicher Beleuchtung spiegelt es (meistens) nicht. Das Bild mit dem Nikon Plan Fluor 10/0,30 zeigt den worst case: hier spiegelt sich das Objekt auf dem Display. Ansonsten: Sony A6500 mit E-Shutter, Helicon Focus und Photoshop Elements 5.

Grüße und viel Spass beim Basteln
Roland