Mit welcher ISO fototgrafiert ihr?

Begonnen von Peter V., April 15, 2024, 21:49:00 NACHMITTAGS

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Peter V.

Hallo,

klar - je höher die ISO, desto größer bekanntermaßen das Rauschen. Ich habe bislang Mikrofotos immer "gewohnheitsmäßig" mit ISO 100 angefertigt, geblitzt oder ungeblitzt. Logisch ist auch, dass bei höherer ISO die Blitzintensität und damit die Abrennzeit verkürzt werden kann, was sich auf das "Einfrieren" von Bewgeungen positiv auswirkt, sodass hier eine höhere ISO von Vorteil sein kann.

Nun las ich zu meiner Überraschung in Internetbeiträgen und in einem Fotografie-Buch, dass sich bis zu einer ISO von 1200 bis 1600 das Rauschen bei modernen Kameras praktisch nicht bemerkbar mache. Ich habe nun einmal Testbilder mit einer Sony 6400 bei ISO 100, 400 und 800 angefertigt. Und in der Tat: Betrachtet man bis zumindest ISO 800 die Mikroaufnahmen zunächst, fällt kein sonderliches Rauschen auf. Aaaaber: Vegrößert man die Aufnahme stark und geht in die Details, fällt das Rauschen schon deutlicher auf und man sieht auch, dass nach dem Entrauschen mit z.B. Neat Image bei ISO 100 deutlich mehr Details erhalten bleiben als nach dem Entrauschen bei ISO 800.
Ich gebe zu, dass ich hier einen wirklich extrem kleinen Ausschnitt gewählt habe, vermutlich sieht man am Gesmatbild gar keinen so großen Unterschied.

Nun meine Frage: Mit welcher ISO mikro-fotografiert Ihr üblicherweise?

Hezrliche Grüße
Peter

Tetsbild Diatomeen:
Dia.jpg

Deatil ISO 100
100.JPG

Detail ISO 400
400.JPG

Detail ISO 800
800.JPG

Detail ISO 100 entrauscht
100_entrauscht.JPG

Detail ISO 400 entrauscht
400_entrauscht.JPG

Detail ISO 800
800_entrauscht.JPG





Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Mikro-Tom0805

#1
Hallo Peter,
Ich bin genau mittendrin bei ISO 400, da ich (noch) nicht blitzen kann, das ist bei LED mit bis zu 7W gut für bis zu 1/1000 auch bei DIC / Phako und nem 40x-Objektiv.

......und: sehr aufschlussreicher Beitrag, Danke!

Gruß Tom
Zeiss Axioskop 20 LED
HF, Ph, DF, Pol., DIC
Foto: Sony alpha6500

Aljoscha

Hallo Peter,

Ich versuche bei ISO 100 zu bleiben und gehe maximal bis 400.
Ausnahme: Fluoreszenz, da gehe ich bis 1600.

Die modernen LEDs sind ja extrem leistungsfähig. Bei ISO 100 komme ich im Hellfeld problemlos auf Belichtungszeiten von 1/4000 Sekunde.

Viele Grüße

Alexander

Peter V.

Hallo Alexander,

Hellfeld ist natürlich heutzutage überhaupt kein Problem mehr. Bei DIC sieht es schon ganz anders aus, da kommt man auch mit hellsten LEDs ohne Blitz bei Ciliaten und hohen Vergößerungen nicht weit. Und wenn man blitzt, ist es sinnvoll, eine möglichst geringe Blitzleistung und damit möglichst kurze Abbrennzeit zu erreichen. Da kann es durchaus sinnvoll sein, höhere ISOs zu vewenden. Ich hätte meine Frage vielleicht auf die Sonderfälle eingrenzen sollen (DIC mit oder ohne Blitz)

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Lupus

Hallo Peter,

ZitatVegrößert man die Aufnahme stark und geht in die Details, fällt das Rauschen schon deutlicher auf und man sieht auch, dass nach dem Entrauschen mit z.B. Neat Image bei ISO 100 deutlich mehr Details erhalten bleiben als nach dem Entrauschen bei ISO 800.
das Problem ist doch nur zum Teil das stärkere Rauschen bei höherer ISO-Zahl, sondern auch das Entrauschen. Wenn ich Deine jeweiligen Bilder bei z.B. ISO 800 betrachte, dann geht die meiste Detailinformation durch die Nachbearbeitung verloren. Da wird eine irreführende Gleichmäßigkeit erzeugt (jedenfalls bei mikroskopisch relevanten Details - bei beschönigender Portraitfotografie mag das in Ordnung sein).

Entrauschen Vergleich ISO 800.jpg

Hubert

dicentra

#5
Hallo,

das mache ich wie in der "normalen" Fotografie auch: immer mit der niedrigsten, die möglich ist!  :)

Bei lebhaften Objekten geh ich auch mal bis ans Maximum von 12800 (habe keine Blitzeinrichtung), denn das beste Bild für mich ist das, das überhaupt gemacht wurde*. Sollte das was ich erkennen möchte nicht erkennbar sein kann es weg, wenn es erkennbar ist, ist es gut.
Meine entspannte Einstellung in der Mikrofotografie liegt aber vielleicht auch daran, dass ich in diesem Bereich keinen Ehrgeiz habe "gute" Bilder zu machen. Hier genügt mir in der Regel die Dokumentation eines Objekts.

 Bei meinen Aufnahmen ist es auch so, dass ich diese nur am Monitor betrachte und ganz selten nur ausdrucke. Da genügt mir die Qualität der 2016 erschienen APS-C-Kamera auch bei hohen ISO gut. Bevor das Rauschen zum eigentlichen Problem wird sind es bei mir dann chromat. Aberrationen u.ä. die mich mehr stören. Aber wie gesagt, ich will nur für mich dokumentieren. Will man größere Abzüge machen, dann geht kein Weg an möglichst niedrigen ISO vorbei. Das ist halt einfach so: das geringste Rauschen wird man immer bei der nativen ISO der Kamera haben. Dabei ist zu beachten, dass die niedrigste ISO nicht immer die native ist. Einige Kameras können die ISO nicht nur "hochdrehen", sondern auch absenken. Einige Kameras mit nativer ISO 100 haben z.B. eine ISO 50-Einstellung.

Grüße,
Oli

*Wie bei der Kamera: die beste Kamera ist die, die man dabei hat  ;D

anne

Hallo Peter,
bei meiner Mark II wähle ich auch wie Oli immer die niedrigste ISO, also 100. (Ich glaube es geht sogar niedriger? bei der Mark II)
Fürs Blitzen im DIC gehe ich auf max. 400, besser nur 250. Ich bilde mir zumindest ein, dass ich sonst ein Rauschen sehe. Daher wie Oli schon sagt, die niedrigste mögliche ISO ist wohl immer die beste.
lg
anne

plaenerdd

Hallo Peter,
auch ich fotografiere normalerweise mit ISO100 und gehe nur in Ausnahmefällen zu höheren Werten über, da ich keine Blitzeinrichtung am VANOX habe. Also wie Oli:
Zitat von: dicentraimmer mit der niedrigsten, die möglich ist!
Allerdings stelle ich dann meist fest, dass die Bilder nur Dokumentation taugen.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Kurt

Hallo Peter,

meine Fotos sind immer mit ISO 100 gemacht, egal ob Blitz oder kein Blitz.

Grüße
Kurt

Siegfried

Hallo Peter
Was ich aber auch festgestellt habe, das Rauschverhalten bei ISO 100 ist auch von Kamera zu Kamera sehr unterschiedlich. So stellte ich fest, Bei EOS 650D mehr Rauschen als bei EOS 5D MKii beim gleichen Objekt.
Bei meiner Olympus OM-DE M5 Mkii bedeutend mehr Rauschen als bei Fuji XT10 beim gleichen Präparat. Alles bei ISO100.
     Gruß von Siegfried

sushidelic

#10
Hi!

Ich wollte das hier einwerfen:

https://improvephotography.com/34818/iso-invariance/

Bedeutet, dass man mit vielen neuen Kameras getrost mit ISO 100 komplett unterbelichtet fotografieren kann mit eben der maximal zumutbaren Belichtungszeit, und dann das Bild im RAW einfach mit der Belichtungskorrektur auf das gewünschte Helligkeitsniveau zieht.
Das Ausleserauschen und der Dunkelstrom ist bei neuen CMOS Sensoren so gering, dass man die Vorverstärkung eigentlich gar nicht mehr benötigt. Im Umkehrschluss kann man sogar sagen, dass man bei genügender Bittiefe beim Auslesen nur dann Information verliert, wenn man den Pixel voll sättigt (= simpel gesagt: Helligkeit auf 1, mehr geht nicht, clipping), was logischerweise viel früher bei zu hohem Gain passiert. Die Schwärzen lassen sich in der digitalen Dunkelkammer so aufhellen, als wären sie mit hoher ISO fotografiert, so gut wie kein Unterschied im Rauschverhalten.

Gilt aber eben nicht für alle Chips, sondern für viele neuere CMOS Sensoren (z.B. Sony IMX455, IMX571), und vom RAW ausgehend, da hohe Bittiefe erforderlich. Also besser für die eigene Kamera abklären, bevor man den Tümpelmoment seines Lebens verhaut).

LG Michael

EDIT: Hier eine aktuellere Liste mit Kameramodellen: https://capturetheatlas.com/iso-invariance/#models

Gerrit Heinz

Hallo,

ich habe kein richtiges Fotosetup am Mikroskop (Lomo Biolam mit einer Bresser MicrOcular-Kamera), aber habe beruflich und privat mit dem Thema Digitalfotografie seit fast 25 Jahren zu tun und möchte deshalb meinen Senf dazugeben. Fotografieren würde ich immer mit dem niedrigsten möglichen ISO-Wert.

Das Problem ist meiner Meinung nach aber nicht das "Rauschen" bei höheren ISO-Werten, weder bei aktuellen Kameras noch bei deutlich älteren. Das Problem ist in den meisten Fällen die viel zu aggressive Rauschunterdrückung entweder durch die Standard-Einstellung der Kamera wenn als JPG gespeichert wird oder durch nachträgliches verschlimmbessern durch den User mittels irgendwelcher unnötiger Denoising-Software! Jedes "entrauschen" entfernt auch massiv reale Details! Bei mikroskopischen Aufnahmen ist das noch schwieriger als bei Portrait oder Landschaft! Die Bilder im Ausgangspost sind mit Neat Image so extrem glattgebügelt, das tut schon richtig weh sowas zu sehen :o!

Warum müssen die erfassten Bildinformationen so aggressiv gelöscht werden um ein möglichst glatt und weich aussehendes Bild zu erhalten? Dafür gibt es keinen Grund! Sinnvoll ist bei sehr hohen ISO Werten eine in Anbetracht von Darstellungsgröße und Betrachtungsabstand angepasste Chroma-Noise-Reduktion (damit man keine bunten Flecken hat) aber die Luma-NR würde ich so minimal wie möglich halten.

Ein Bild mit einem natürlichen Grundrauschen, auch ein analoges Foto, sieht in der Gesamtansicht immer besser aus, als ein glattgebügeltes, kaputtgefiltertes Bild!

Gruß,
Gerrit Heinz

Makro-, Mikro- und Langzeitfotografie
http://www.nachtbilder.de

Lomo Biolam und Seben Stereomikroskop

Florian D.

Ich muss sagen, dass ich bei analogen Filmen noch eine gewisse Idee hatte, was ISO bedeutet, bei Digitalkameras aber eigentlich nicht. Leider kann man die Normen (ISO 12232:2019) leider nicht kostenlos einsehen. Wikipedia enthält nur endloses Blabla.

Ein netter Artikel ist
https://www.dpreview.com/articles/5426898916/ins-and-outs-of-iso-where-iso-gets-complex/1

Letztendlich ist das Rauschen ja hauptsächlich auf den Shot-Noise zurückzuführen, also der Schwankung der Zahl n der Photonen, die in einem Detektor registriert werden. Die relative Schwankung geht wie 1/Wurzel(n), je weniger Photonen im Mittel auf den Detektor treffen, desto höher der Anteil des Rauschens. Dieses relative Rauschen wird 1:1 verstärkt, wenn man eine höhere ISO Empfindlichkeit einstellt. Andererseits ist der relative Shot-Noise reziprok zur Wurzel der Intensität der Lichtquelle.
Blitzt Du also nur mit 50% der Leistung, und stellst die ISO Empfindlichkeit um den Faktor 2 Höher, bekommst du Wurzel(2) mal mehr Rauschen. Du kannst das natürlich wegglätten, im einfachsten Fall, indem du über je 2 Pixel mittelst. Das führt dann halt zu dem angesprochenen Auflösungsverlust.
Soweit die Theorie.

Viele Grüsse
Florian


Soweit die Theorie.

Nochnmikroskop

Hallo zusammen,

bisher habe ich auch meist niedrige ISO-Werte bevorzugt.

Beim Beispiel-Links von Michael, Verweis auf Dpreview ISO-invariance, wurde ein sehr kontrastreiches Foto eines Kaufhauses mit hell erleuchtetem Fenster vorgestellt Die Sony Kamera wird mit eigentlich unterbelichteten Foto bei ISO 100 verglichen mit anderen ISO-Werten.

Wenn man sich die Bereiche mit hellen und dunklen Bereichen ansieht, stelle ich mal fest, das ISO 100 dort definitiv nicht besser ist. Das liegt u.a. wohl doch an der Unmöglichkeit die Tiefen so hochzuziehen, dass nicht auch andere Bereiche in der Mitte, oder im Hellen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Mich würde hier zum Thema der Mikrofotografie interessieren, welches Motiv zum Testen geeignet erscheint. Meist gibt es weniger Farben, oft ist doch gar nicht so ein Kontrastumfang vorhanden, um solche Umwege zu gehen, oder liege ich da völlig falsch.

Das oben zitierte Foto stelle ich an 2 Bereichen vor, die mir so ins Auge gestochen sind. 

LG Frank

Vergleich 1: ich habe das Originale RAW-ISO100 Bild einkopiert, im Vergleich das Schaufenster. Die Pupen sind auch bei ISO völlig überbelichtet, also keine gute Zeichnung, obwohl im Original noch alles erkennbar war.
Entwicklung Real World ISO-invariance ISO100.jpg


Bild 2: Zeigt den Ausschnitt mit mittlerer Helligkeit, da sehe ich nur mehr Rauschen bei ISO 100, aber keine Detailverbesserung.
ISO-Vergleich 2 Real World ISO-invariance_08.jpg
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.

JJ

Hallo Peter,
ich fotografiere mit einer Nikon D500 (APSC) am Olympus BHS meist mit ISO 100 bis 400 und Blitz.
Auf der Webseite https://www.photonstophotos.net/index.htm findest du eine Riesenmenge an Daten zu vielen verschiedenen Kameramodellen. Meist als schöne Grafiken aufbereitet.

Viele Grüße aus Österreich
Jörg