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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Rolf-Dieter Müller in September 26, 2011, 00:27:43 VORMITTAG

Titel: Berberitze – Einschlussmittel Glycerin und Euparal im Vergleich *
Beitrag von: Rolf-Dieter Müller in September 26, 2011, 00:27:43 VORMITTAG
Liebe Forumsmitglieder,

ich brauchte neue Testpräparate, außerdem fehlten mir Belegstücke aus dem Fluoreszenzbeitrag und so schnitt ich heute mit dem Rasierklingenmikrotom einen Zweig der Blut-Berberite. Das gesammelte Zweigstück ist schon etwas älter und wurde in Wasser stehend frisch gehalten.

Dieses war auch eine gute Gelegenheit, die Wacker Simultanfärbung mit den Einschlussmitteln Glycerin und Euparal zu vergleichen. Auf Glycerin als Einschlussmittel hat ja vor kurzem Klaus Herrmann hingewiesen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10203.msg72865#msg72865 .

Zur Präparation:


Ein Teil der Schnitte wurde zum Gycerinpräparat, die restlichen Schnitte zum Euparalpräparat verarbeitet.

Glycerinpräparat

Euparalpräparat

Die nachstehenden Übersichtsaufnahmen sind Panoramabilder, zusammengesetzt aus je 12 Einzelaufnahmen.

Zuerst das Euparalpräparat, für den Vergleich nicht ganz fair, denn es braucht eigentlich noch zwei Wochen Härtung, die Farben gewinnen dann an Brillianz.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/73891_1837354.jpg)

Im Vergleich zum Euparalpräparat zeigt das nachstehende Gycerinpräparat noch mehr Farbdifferenzierung, besonders bei den nicht-lignifizierten Zellwänden.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/73891_8222651.jpg)

Was mich jetzt noch interessiert, wie lange hält sich das Glycerinpräparat, vor allem die darin enthaltene Färbung. Ich werde es über die Zeit beobachten.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller
Titel: Re: Berberitze – Einschlussmittel Glycerin und Euparal im Vergleich
Beitrag von: Ralf in September 26, 2011, 21:10:28 NACHMITTAGS
Zitat von: Rolf-Dieter Müller in September 26, 2011, 00:27:43 VORMITTAG

  • Einschluss in Glycerin, Deckglas mit Zweikomponentkleber umrandet.


Lieber Rolf-Dieter,

von der Umrandung des Deckglases mit Zweikomponentenkleber höre ich hier zum ersten mal. Wie geht das genau? Also erst den 2K Kleber anrühren und dann mit einem Pinsel umranden? Ist der Kleber dafür nicht zu zäh? Hast Du hier bei der Verwendung von Glycerin als Einschlussmittel mit Deckglaslack (Schellack) oder Nagellack schlechte Erfahrungen gemacht?

Würde mich alles sehr interessieren, weil ich glaube, dass das Euparal, dass ich bisher für die Präparation meiner ungefärbten Flechtenschnitte verwendet habe, nicht optimal ist. Manche vertragen das bei Euparal notwendige Entwässern nur schlecht. Andere, insbesondere Apothecienquerschnitte, kräuseln sich beim Entwässern mit Alkoholen.



Titel: Re: Berberitze – Einschlussmittel Glycerin und Euparal im Vergleich
Beitrag von: Fahrenheit in September 26, 2011, 21:17:26 NACHMITTAGS
Lieber Rolf-Dieter,

ein interessanter Vergleich! So frisch fotografiert zeigt der in Glyzerin eingeschlossene Schnitt wirklich deutlich besser differenzierte Gewebe und klarere Farben.
Ich bin sehr gespannt, wie der vergleich in 14 Tagen ausfällt, wenn das Euparal einigermaßen "ausgereift" ist.

Deine Stitche lohnen sich! Die Übersichtsbilder sind um Klassen besser als die meinen, die ich mit dem 5er oder 2,5er Objektiv mache.

Herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: Berberitze – Einschlussmittel Glycerin und Euparal im Vergleich
Beitrag von: Rolf-Dieter Müller in September 26, 2011, 23:51:52 NACHMITTAGS
Zitat von: Fahrenheit in September 26, 2011, 21:17:26 NACHMITTAGS
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Deine Stitche lohnen sich! Die Übersichtsbilder sind um Klassen besser als die meinen, die ich mit dem 5er oder 2,5er Objektiv mache.
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Lieber Jörg,

genau deswegen habe ich auch mein 5x vom Revolver entfernt und das 10x gefällt mir auch schon nicht mehr. Um die Farbdifferenzierung und Farbbrillianz zu halten, muss ich mit hochaperturigen Objektiven Einzelbilder fotografieren um sie dann zu einem Übersichtsbild zusammenzusetzen. Diese Aufnahmen habe ich mit einem Objektiv nA 0.5 gemacht. Abgesehen von den Vorteilen für diese Forumsveröffentlichung könnte ich von der Original-Bilddatei ein Poster im Format 90 x 90 cm ausbelichten lassen, und das ohne jeglichen Auflösungsverlust.

In zwei Wochen mache ich neue Bilder, die bekommst Du dann für die MKB-Seite.

Interssant sind ja die verschiedenen Ansätze in der Mikrofotografie. Du gehst ja eher in die Tiefe. Das ist eine ganz andere Richtung und ebenso spannend.

Zitat von: Ralf in September 26, 2011, 21:10:28 NACHMITTAGS
von der Umrandung des Deckglases mit Zweikomponentenkleber höre ich hier zum ersten mal. Wie geht das genau?

Lieber Ralf,

das habe ich auch zum ersten Mal bei diesen Glycerinpräparaten gemacht und noch keine Langzeiterfahrung. Ich hatte nur kein Nagellack oder Deckglasglack, dafür aber den Zweikomponentenkleber, den ich im Haushalt für Reparaturen vorhalte.

Der Zweikomponentkleber ist UHU plus endfest 300 und kann äußerst fein portioniert 1:1 angemischt werden. Zuerst wird etwas Kleber mit einem Zahnstocher um und auf allen vier Deckglasecken aufgetragen. Diese Tropfen habe ich dann unter Lupenkontrolle mit einer Lötnadel erwärmt. Nur zum Löten wird die Lötnadel mit 12 Volt betrieben. Damit wird sie aber für unsere Zwecke zu heiß, deshalb ist 6 Volt Betriebsspannung genau richtig. Mit der Erwärmung wird der Kleber dünnflüssiger und kann so gezielt verteilt werden, außerdem härtet der Kleber durch die Erwärmung besser aus. Mit den Kanten habe ich genauso verfahren.

Ich hoffe die Beschreibung ist verständlich, ansonsten nachfragen.

Im übrigen können Glycerinpräparte recht lange halten. Ein Mitglied unseres Bonner Mikroskopie-Kollegiums erzählte mir, das er noch Präparate aus seiner Jugendzeit hat und immer noch so gut sind wie vor Jahrzehnten. Es eignet sich aber nicht jede Färbung dafür und ich bin deshalb gespannt, wie lange die Wackerfarben halten werden.

Für die qualitative Mikrofotografie von gefärbten Präparaten ist aber immer Euparal die bessere Wahl, vorausgesetzt es gibt keine Probleme mit Schrumpfungen von Strukturen oder Ausziehen von Farben beim Entwässern.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter