Liebe Tümplerinnen und Tümpler,
viele der ehemaligen Euglena-Arten werden heute unter der Gattung Lepocinclis geführt. Obwohl das Für und Wider dieser Zuordnung ist im Forum schon des öfteren diskutiert worden ist, ist diese Zuordnung in der modernen Literatur längst etabliert. Allerdings bleibt davon offenbar das Buch von "Heinz" (=Wassertropfen) unberührt.
Die sog. metabole Bewegung, so wie sie für Euglena charakteristisch ist, wird von Lepocinclis nicht gezeigt. Die Bewegung der Zellen ist bei Lepocinclis auf maximal eine Verbiegung limitiert. Genetische Untersuchungen zeigen, dass Lepocinclis sich deutlich von Euglena unterscheidet. Lepocinclis hat im Gegensatz zu Euglena Chloroplasten ohne Pyrenoide. Somit ergibt sich für einen früheren Beitrag von mir zum Thema Pyrenoide, dass meine damalige Annahme, bei den Körperchen des dort gezeigten abgestorbenen Exemplars handele es sich um Pyrenoide, schlicht falsch war. Es handelt sich somit um kleine Paramylonkörner.
Hier nun also einige Lepocinclis-Arten. Wesentliche Merkmale der Unterscheidung sind die Struktur der Pellikula und die Art der Paramylonkörner. Zur Bestimmung empfiehlt es sich, die Zellen im beweglichen Zustand und im komprimierten Zustand zu untersuchen.
Immer wieder spektakulär ist Lepocinclis spirogyroides mit der Pellikula, welche schraubige Höckerleisten aufweist.
Übersicht:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/79428_61387650.jpg)
Detail:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/79428_33865685.jpg)
Weitere Bilder hier:http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/Kennkarten%20Algen/Euglenophycea/source/Lepocinclis%20spirogyroides.html
Lepocinclis spirogyroides besitzt lediglich viele kleine Paramylonkörner. Im Gegensatz dazu finden sich bei Lepocinclis fusca zwei größe Paramylonkörner, eins vor und eins hinter dem Zellkern (gelbe Pfeilspitzen). Die Pellikula weist ebenfalls spiralige Höckerleisten auf:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/79428_46315813.jpg)
Weitere Bilder hier:http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/Kennkarten%20Algen/Euglenophycea/source/Lepocinclis%20fusca.html
Lepocinclis oxyuris und Lepocinclis gigas weisen eine gestreifte Pellikula ohne Höcker auf.
Lepocinclis gigas besitzt einige stabartige Paramylonkörner:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/79428_19900181.jpg)
Lepocinclis gigas, komprimiertes Exemplar. erkennbar sind die länglichen Paramylonstäbe (PG) Augenfleck (ES) und die Kontraktile Vakuole (CV) . Auf dem farblosen Kern (N) liegen 3 der kleinen, linsenförmigen Chloroplasten (gelbe Dreiecke) ohne Pyrenoide:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/79428_10601068.jpg)
Weitere Bilder hier:http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/Kennkarten%20Algen/Euglenophycea/source/Lepocinclis%20gigas.html
Lepocinclis oxyuris mit zwei großen, machmal ringförmigen Paramylonkörnern. Fokus auf die mit gestreifte Pellikula und den Augenfleck:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/79428_31990620.jpg)
Lepocinclis oxyuris; durch Deckglasdruck stark komprimiertes Exemplar. Deutlich erkennbar sind die beiden großen Paramylonkörner (PG), eins vor und eins hinter dem farblosen Zellkern (N). Die gelben Pfeilspitzen deuten auf einzeln erkennbare scheibenförmige Chloroplasten ohne Pyrenoide. Die weißen Pfeilspitzen zeigen auf kleinere Paramylonkörner. (CV=Kontraktile Vakuole):
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/79428_36547005.jpg)
Weitere Bilder hier:http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/Kennkarten%20Algen/Euglenophycea/source/Lepocinclis%20oxyuris.html
Ich hoffe, die Bilder konnten etwas zur Aufklärung beitragen
beste Grüße Michael Plewka
Danke Herr Plewka!
Schönen Tag
Bernhard Kaiser
Excellent! ;)
arturo
Hallo Michael,
sehr schöne Bilder und ein hochinteressanter Beitrag.
Wie unterscheidet denn der Laie (also ich) Lepocinclis von Euglena? Nur über die Abwesenheit von Pyrenoiden?
Herzliche Grüsse
Eckhard
hallo zusammen,
vielen Dank für das Interesse!
@ Eckhard: die Antwort steht im Text.....die metabole Bewegung. Aber von wegen Laie: Du brauchst dein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, du hast ja schon sehr schöne Beiträge zum Thema Eugleniden für das Forum verfasst! Dennoch meine ich: wer Organismen präzise und abgesichert bestimmen will, muss Experte werden (womit ich nicht sagen will, dass ich Experte für Augenflagellaten bin). Da kommt man dann mit dem "Wassertropfen" nicht weiter.
hier noch der Hinweis auf zwei weitere Beiträge zu diesem Thema und Literatur:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9949.0
und
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=8731.0
weitere Literatur: The Freshwater Algal Flora of the British Isles: An Identification Guide to Freshwater and Terrestrial Algae
beste Grüße Michael Plewka
Hallo Michael,
auch von mir zunächst einmal herzlichen Dank für deine sehr interessanten und fundierten Erläuterungen zum Thema Lepocinclis. Ergänzend kann ich noch ein Bild von Phacus suecicus beitragen. Dieser Bursche passt insofern zum Thema als dass er ebenfalls über die bei Lepocinclis spirogyroides gezeigten spiraligen Höckerleisten verfügt und so die nahe Verwandschaft Lepocinclis, Euglena und Phacus verdeutlicht.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/79934_32784028.jpg)
Hallo Michael,
vielen Dank für die (wieder) hervorragende Dokumentation und die fantastischen Bilder. Endlich gewinne ich mal Einblicke in die Unterscheidung verschiedener Lepocinclis-Arten. Der Wassertropfen gibt da wirklich nichts her. Wieder was gelernt!
Ralf: Dein Bild finde ich ebenfalls sehr beeindruckend. Die "Phaküsse" ;) sind ja nun wirklich nicht sehr groß und ich habe sie so noch nie hinbekommen.
Herzliche Grüße
Päule