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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Holger Adelmann in Dezember 17, 2011, 14:39:29 NACHMITTAGS

Titel: Koniferen aus dem Jura
Beitrag von: Holger Adelmann in Dezember 17, 2011, 14:39:29 NACHMITTAGS
Liebe Kollegen,

heute poste ich Fotos von Dünnschliffen durch Koniferenzapfen der Gattungen Araucaria und Pararaucaria aus dem Jura von Patagonien (Südamerika).
Alle Aufnahmen mit dem Leitz Orthoplan, PL Apo 16x und 25x im Hellfeld (im polarisierten Licht sind die feinen Pflanzenstrukturen wegen der überlagendern Kristallisationen nicht gut zu sehen).

Ich war überrascht wievel Struktur trotz der Versteinerung des Gewebes noch erhalten ist. Über Anmerkungen von unserer Botanikfraktion zur Bestimmung der Strukturen freue ich mich.

Viel Spass beim Anschauen & herzliche Grüsse

Holger


Die zwei Schliffe im Scan
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80464_4510085.jpg)


(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80464_50695764.jpg)


(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80464_65260432.jpg)


(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80464_58432050.jpg)


Was könnten die kugeligen Strukturen sein? Mineralisationsartefakte?
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80464_46903835.jpg)


Pilze? Oder Mineralisationsartefakte?
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80464_44009043.jpg)


Titel: Re: Koniferen aus dem Jura
Beitrag von: Rawfoto in Dezember 17, 2011, 17:54:24 NACHMITTAGS
Hallo Holger

Sehr spannend, toll & natürlich danke für das Zeigen ...

Ich habe eine Frage zur Objektgröße, wie groß sind denn die Objektträger die Du da verwendet hast. Ich rätsle über den Scans aber ich komme nicht dahinter ...

:-)

Gerhard
Titel: Re: Koniferen aus dem Jura
Beitrag von: Rolf-Dieter Müller in Dezember 17, 2011, 18:36:23 NACHMITTAGS
Lieber Holger,

Du hast aber auch immer spannende Themen. Eigentlich wundert es mich bei Dir nicht, zumal Du ja Millionen Jahre altes Chlorohpyll mit Fluoreszenz anregen konntest.

Araucaria-Arten gibt es ja heute noch in Südamerika und könnten zu einem Vergleich zur Verfügung stehen. Vielleicht sollten wir im MKB über eine Exkursion nachdenken.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter
Titel: Re: Koniferen aus dem Jura
Beitrag von: Holger Adelmann in Dezember 18, 2011, 10:27:51 VORMITTAG
Lieber Gerhard,
die Objektträger haben das in der Geologie übliche Giessener Format, also 28 x 48 mm, die Zapfen sind also eher zierlich.

Lieber Rolf-Dieter,
gute Idee, da sollten wir uns im MKB aber rechtzeitig um einen Sponsor kümmern  ;)

Herzliche Grüsse zum 4. Advent
Holger

Titel: Re: Koniferen aus dem Jura
Beitrag von: Detlef Kramer in Dezember 18, 2011, 11:02:49 VORMITTAG
Hallo,

ich will Euch den Spass einer Weltreise nicht nehmen, aber Araucarien gibt es auch hierzulande in vielen botanischen Gärten und Vorgärten.

Zur Anatomie:

das erste Foto zeigt eine Tangentialansicht, also längs. Die Strahlen sind quer getroffen, längs die Tracheiden. Sogar die Tüpfel sind erkennbar.

Im zweiten Foto sieht es nach einer Trachee mit netzförmigen Verdickungen aus. Die dürfte es eigentlich bei Gymnospermen nicht geben. Da bietet sich ein Schnitt durch eine rezente Araucarie zur Klärung an.

Herzliche Grüße
Detlef
Titel: Re: Koniferen aus dem Jura
Beitrag von: Rawfoto in Dezember 18, 2011, 11:23:28 VORMITTAG
Hallo Holger

Na da lag ich ja mit meiner Größenvorstellung kräftig daneben :-))

Noch eine Frage zu den Objektträgern, welche verwendest Du da (klar oder einseitig mattiert)?!?

:-)

Gerhard
Titel: Re: Koniferen aus dem Jura
Beitrag von: Klaus Herrmann in Dezember 18, 2011, 12:50:43 NACHMITTAGS
Lieber Detlef,

Zitatich will Euch den Spass einer Weltreise nicht nehmen, aber Araucarien gibt es auch hierzulande in vielen botanischen Gärten und Vorgärten.

aber hier geht es um Fossilien - und für die Araucarien-Zapfen ist Argentinien der Fundort. Da könnte man dann buddeln und nebenbei noch rezente pflücken- ein unschätzbarer Vorteil! ;D

Ich bin bereit als Sponsor die letzten fehlenden 10.-Euro zu geben, wenn das Geld für die Reisegruppe zusammen kommt und ich auch mit darf! ;)
Titel: Re: Koniferen aus dem Jura
Beitrag von: hebi19 in Dezember 18, 2011, 15:09:57 NACHMITTAGS
neeeeee...neeeeee  ..... neeeeeeehhhheehhh

wenn ich auch mit darf sepndier ich sogar "bis zu 50 Euro und meheeerrrr"

Martin
Titel: Re: Koniferen aus dem Jura
Beitrag von: Rolf-Dieter Müller in Dezember 18, 2011, 15:26:32 NACHMITTAGS
Zitat von: Klaus Herrmann in Dezember 18, 2011, 12:50:43 NACHMITTAGS
...
Zitatich will Euch den Spass einer Weltreise nicht nehmen, aber Araucarien gibt es auch hierzulande in vielen botanischen Gärten und Vorgärten.

aber hier geht es um Fossilien - und für die Araucarien-Zapfen ist Argentinien der Fundort. Da könnte man dann buddeln und nebenbei noch rezente pflücken- ein unschätzbarer Vorteil! ;D
...

Lieber Klaus,

nach Detlef's Hinweis machte ich mir keine Hoffnungen auf eine MKB-Exkursion nach Patagonien. Deine Anregung könnte die Wende bringen,doch jetzt wird bestimmt noch ein Mineralist bemerken, "die fossilen Zapfen werden doch auf (fast) jeder lokalen Mineralienbörse gehandelt". Und das wars dann.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter
Titel: Re: Koniferen aus dem Jura
Beitrag von: Holger Adelmann in Dezember 18, 2011, 15:47:51 NACHMITTAGS
Wäre echt schade, wenn die Exkursion  nicht zustande kommt    :(  ;)

Die Zapfen aus dem versteinerten Wald von Cerro Cuadrado sind wirklich unglaublich schön, schaut mal hier: http://www.yamadori-bonsai.info/Pu_VerstHolz1640.html

Ich habe meine natürlich von meinem Hoflieferanten Krantz in Bonn  ;D

Herzliche Grüsse
Holger

Titel: Re: Koniferen aus dem Jura
Beitrag von: Fahrenheit in Dezember 18, 2011, 17:33:09 NACHMITTAGS
Lieber Holger,

die Bilder von Deinen Schliffen sind immer wieder faszinierend! Erstaunlich, wie gut selbst auf Zellebene die Struktur des Zapfens erhalten ist. Ich bin begeistert.

Und außerdem habe ich Glück: zur Zeit habe ich leihweise ein Präparat von einem längst geschnittenen weiblichen Lärchenzapfen (wohl Europäische Lärche, Larix decidua) in mir unbekannter Färbung vor liegen.

Natürlich sind die beiden Pflanzen nur recht entfernte Verwandte und auch zeitlich sehr weit auseinander - im Schnitt etwa 175 Millionen Jahre. Die Lärche gehört zur Familie Pinaceae unter der Ordnung Coniferales und die gezeigten Araucarien zur Familie Araucariaceae - immerhin in der selben Ordnung.
Trotzdem hat es mich gereizt, in dem Präparat des rezenten Zapfens nach vergleichbaren Stellen zu suchen und ich glaube, dass ich fündig geworden bin:

Hier zunächst eine Makroaufnahme des Zapfens in der Übersicht:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80563_9532478.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Der weibliche Zapfen ist ca. 21,2 mm lang und 13,1 mm breit. Hier wird auch schon der unterschiedliche Bau deutlich.

Nun die Details analog zu Deinen Bildern:

Bild 1a/b: Parenchym aus der Mittelsäule des Zapfens, Vergrößerung 200x, Stapel aus 18 Bildern. Bild 1b mit Maßstab
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80563_55287316.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80563_52187462.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Hier liege ich nach Detlefs Interpretation wohl falsch - aber das Bild war schon gemacht.  ;)

Bild 2a/b: Tracheen aus dem Xylem am Rande der Mittelsäule, Vergrößerung 400x, Stapel aus 16 Bildern. Bild 2b mit Maßstab.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80563_59311182.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80563_15839372.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Bild 3 a/b: Nucellus, Vergrößerung 200x, Stapel aus 17 Bildern. Bild 3b mit Maßstab.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80563_45434506.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80563_50875449.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Beim ersten Blick auf Deine dritte Aufnahme hatte ich an ein Leitbündel gedacht, aber das scheint mir von der Größe nicht zu passen.

Zu deinem vierten Bild habe ich keine Entsprechung gefunden und ob es sich beim fünften Bild um einen Pilz handelt, kann ich auch nicht sagen. Allerdings sind die Fruchtblätter des Lärchenzapfens behaart:

Bild 4: Mehrzellige Haare auf einem Fruchtblatt, Vergrößerung 200x, Stapel aus 12 Bildern.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80563_5518641.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Eventuell könnte es sich damit auch um quer angeschnittene Haare handeln? Etwa so wie im folgenden Bild:

Bild 5: Angeschnittene mehrzellige Haare, Vergrößerung 200x, Stapel aus 12 Bildern.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80563_24937716.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Und hier noch einmal in der Übersicht die Lage der einzelnen Detailaufnahmen:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80563_15813419.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Kommt das ungefähr hin?

Lieber Rolf-Dieter,

Detlef hat natürlich recht: der Botanische Garten in Bonn beherbergt z.B. die stattliche Anzahl von 27 Araucarien unterschiedlicher Arten:
   Araucaria araucana (xx-0-BONN-11995) (Araucariaceae)
   Araucaria araucana (AR-0-BONN-31361) (Araucariaceae)
   Araucaria araucana (CL-0-BONN-24456) (Araucariaceae)
   Araucaria araucana (AR-0-BONN-3980) (Araucariaceae)
   Araucaria araucana (xx-0-BONN-13110) (Araucariaceae)
   Araucaria araucana (xx-0-BONN-9738) (Araucariaceae)
   Araucaria araucana (xx-0-BONN-9737) (Araucariaceae)
   Araucaria araucana (xx-0-BONN-9735) (Araucariaceae)
   Araucaria araucana (xx-0-BONN-7163) (Araucariaceae)
   Araucaria araucana (xx-0-BONN-28158) (Araucariaceae)
   Araucaria bernieri (xx-0-BONN-16977) (Araucariaceae)
   Araucaria bidwillii (xx-0-BONN-8912) (Araucariaceae)
   Araucaria biramulata (xx-0-BONN-16980) (Araucariaceae)
   Araucaria columnaris (xx-0-BONN-16975) (Araucariaceae)
   Araucaria columnaris (xx-0-BONN-27764) (Araucariaceae)
   Araucaria humboldtensis (xx-0-BONN-16981) (Araucariaceae)
   Araucaria hunsteinii (xx-0-BONN-16982) (Araucariaceae)
   Araucaria laubenfelsii (xx-0-BONN-16979) (Araucariaceae)
   Araucaria luxurians (xx-0-BONN-16976) (Araucariaceae)
   Araucaria montana (xx-0-BONN-16972) (Araucariaceae)
   Araucaria muelleri (xx-0-BONN-27851) (Araucariaceae)
   Araucaria nemorosa (xx-0-BONN-16973) (Araucariaceae)
   Araucaria rulei (xx-0-BONN-16978) (Araucariaceae)
   Araucaria schmidii (xx-0-BONN-23982) (Araucariaceae)
   Araucaria scopulorum (xx-0-BONN-16970) (Araucariaceae)
   Araucaria scopulorum (xx-0-BONN-422) (Araucariaceae)
   Araucaria subulata (xx-0-BONN-16971) (Araucariaceae)

Wenn wir nett anfragen, wird man uns sicher einen Zapfen überlassen, der dann von unseren Paraffin-Künstler(Inne)n präpariert werden könnte.
Andererseits: wenn sich ein Sponsorenkonsortium findet, erkläre ich mich gerne bereit, die Exkursion zu planen.  ;D ;D

Allen herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: Koniferen aus dem Jura
Beitrag von: Holger Adelmann in Dezember 18, 2011, 19:01:26 NACHMITTAGS
Lieber Jörg,

danke für Deine tolle Ergänzung !

Du hast in der Tat Recht  :)
Bild 1 stammt aus dem zentralen Teil der Mittelsäule, Bild 2 mit den Tracheen aus dem Randbereich der Mittelsäule - klasse !
Nach den Haaren bzw. anderen von Dir vorgeschlagenen Strukturen schaue ich noch.

Unten nochmals Bilder 1 & 2 mit Lagebeziehung der Strukturen.

Herzliche Grüsse
Holger


(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80572_44370406.jpg)


(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/80572_7247326.jpg)


Titel: Re: Koniferen aus dem Jura
Beitrag von: Fahrenheit in Dezember 18, 2011, 19:38:38 NACHMITTAGS
Lieber Holger,

danke für Deine "Lagebestätigung"!  :D

Bitte schau' doch mal nach der Struktur in Deinem Bild 3! Da habe ich lange gerätselt, was das sein könnte und bin mir nicht wirklich sicher, ob ich mit dem Nucellus richtig liege. Die Struktur auf der rechten Seite wäre demnach auch mal eine hohle Kammer gewesen und dürfte jetzt entsprechende mineralische Komponenten enthalten.

An der Interpretation als Haare stören mich bei Deinem Bild 5 die sehr scharf abgegrenzten fingerförmigen Strukturen. Eine schaut schon arg nach einem Schimmelpilz aus. Vielelicht passt auch beides und der Pilz saß - auch -  an den Haaren?

Herzliche Grüße
Jörg