Hallo liebe Mikroskopiker!
Ich habe hier eine "rätselhafte" Substanz. Eine Aufschwemmung in heißem Wasser habe ich unterschiedlich präpariert und mikroskopiert:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/85170_57014123.jpg)
Die Flüssigkeit abgedeckt und Fotografiert, Objektiv 100x
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/85170_55877699.jpg)
Einen Ausstrich hergestellt, eingedeckt mit Kanadabalsam. 100x
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/85170_9284311.jpg)
Eine kleine Menge auf einem Objektträger eingetrocknet und fotografiert 50x Pol.
Ich möchte nicht zu viel verraten, so viel kann ich jedenfalls sagen: Die Substanz kommt in europäischen Haushalten nicht so häufig vor, wird dann auch selten benötigt. Für manche Menschen jedoch ist sie geradezu lebenswichtig.
Ich gebe zu, dieses Rätsel ist etwas ungewöhnlich. Deshalb stelle ich es auch nicht erst am Sonntag ins Forum. Nun wünsche ich viel Freude beim raten!
Grüße aus Aalen, Georg Abele
P.S.: Nein, es ist kein Dünnschliff.........
Lieber Gerorg,
Vegemite?
Hezrliche Grüße
Peter
Lieber Peter,
Vegemite ist zwar in europäischen Haushalten selten, es erscheint den Australien auch lebenswichtig, ist es jedoch de facto nicht wirklich. Meine Substanz sichert aber das Überleben von Menschen. Mehr darf ich nicht sagen, sonst wird es wohl, vor Allem in Verbindung mit den aussagekräftigen Bildern, zu einfach.
Noch viel Spaß am raten, Grüße, Georg
basales Insulin ?
mfg
bernd
Kalt!
Grüße, Georg Abele
So locker aus der Hüfte: Cinchona officinalis.
Leider nein. Klänge zwar plausibel, aber wie hieße dann die Substanz, welche ich aufgelöst / aufgeschwemmt habe? Das wäre aber auch zu einfach...
Grüße, Georg
Gelatine
Lieber Georg,
wir denken, dass wir die Lösung kennen, aber wir verraten nix :-X ;)
Herzliche Grüße,
Thomas und Mila
Nein, mit Gelatine hat es eigentlich nichts zu tun. Und Mila und Thomas: Ich weiß jetzt gar nicht, mit was ich Euch für den Fall eines Hochverrats der Tat angemessen drohen soll, ohne einen weiteren Hinweis zu geben!
Trotzdem viele liebe Grüße, Georg
Agar-Agar?
Schönen Gruss zum Sonntag.
Joachim
Leider nein.
Grüße aus Aalen
Lieber Georg
Ich denke an Detritus
Gruss
Jan
LieberJan,
ZitatIch denke an Detritus
daran hatte ich auch gedacht!
Aber Georg schrieb:
ZitatFür manche Menschen jedoch ist sie geradezu lebenswichtig.
das wäre ja dann nur für Putzfrauen lebenswichtig (Dreck! ;D )
Nein, Kehricht ist es nicht. Kehricht entsteht quasi wie von selbst. Diese Substanz ist jedoch umständlich und kompliziert herzustellen. Kehricht können alle, diese Substanz können nur noch ganz ganz wenige Menschen zusammenstellen.
Grüße, Georg
Ist es ein Harz? Das eingetrocknete Präparat siet aus, wie ein altes Stück Kolophonium..
Mir ist nicht bekannt ob ein Harz Bestandteil dieser gesuchten Substanz ist.
Gruß, Georg Abele
Hallo,
das letzte Foto, mit seiner durchsichtig-glasartigen Schicht und den
charakteristischen Rissen sieht aus wie ein Polysaccharid.
Ah ja, Harz würde auch gehen, aber das würde ja nicht so aus
Wasser eintrocknen.
Zitat von: Georg Abele in Februar 12, 2012, 13:27:58 NACHMITTAGS
Mir ist nicht bekannt ob ein Harz Bestandteil dieser gesuchten Substanz ist.
Hmhmhm, jetzt wird es knibbelig. Mir ist gar nicht klar, dass eine Substanz
Bestandteile haben kann.
Nun gut, handelt es sich um einen Naturstoff?
Viele Grüße
Timm
Es ist aus Naturstoffen zusammengesetzt. Es wurde nicht von mir hergestellt, dennoch bin ich im deutschen Sprachraum der vermutlich (noch) Einzige, der diese Zusammensetzung so besitzt. Dennoch kennt diese Substanz JEDER.
Gruß, Georg
Hallo Georg,
handelt es sich um das Enzym Laktase?
Gruß
Klaus
Nein.
Gruß, Georg
Zwar möchte heute bei mir angesichts der Ereignisse nicht die richtige Freude am Rätsel aufkommen, dennoch liefere ich hier die Lösung:
Es handelt sich bei der Substanz um Curare.
Wie wenige in diesem Forum bereits wissen, habe ich einen Großteil meiner Jugend in Brasilien verbracht. Dabei habe ich Mitte der 60er einen Deutschen mit Namen Richter kennengelernt. Dieser war mit einer Indiofrau verheiratet und hatte mehrere, für mich in diesem Alter sehr aufregende, Mischlingstöchter.
Herr Richter verbrachte 9 Monate eines jeden Jahres im Amazonasgebiet und sammelte hauptsächlich Orchideen. Außerdem wurde ihm nachgesagt, daß er mehrere unehrliche und skrupellose Händler dort "dauerhaft" daran hinderte, weiterhin Schnaps zu liefern und die Indios anderweitig über den Tisch zu ziehen. Jedenfalls besaß der Mann offensichtlich das Vertrauen mehrerer Indianerstämme in Gegenden, welche damals sonst praktisch niemand betrat.
Von ihm stammt das Curare. Ebenfalls die Pfeile, welche aus Blasrohren verschossen werden und mein Blasrohr. Diese Blasrohre sind komplex aufgebaut: Die äußere Hülle bildet eine Art Bambus, ca 2m lang, deren Knoten allesamt durchgebohrt werden. Darin eingesetzt wird ein Schilfrohr. Den Abschluß bildet ein geschnitztes Mundstück.
Die Pfeile sind vermutlich aus gespaltenem Bambus. Etwa 330mm lang und 2,5mm im Durchmesser und unglaublich spitz. Am hinteren Ende ist ein Baumwollbausch befestigt, zur Abdichtung im Blasrohr und zur Stabilisierung des Fluges. Mein Bruder und ich haben damit noch in Brasilien selbst geschossen. Eine auf einem Postersessel liegende Orange auf (in der Erinnerung!?) ca. 30m Entfernung zu treffen, war keine allzugroße Kunst. Wobei die Pfeile (zur "Freude" meiner Mutter) die Orange regelmäßig regelrecht an die Polsterlehne nagelten.
In den frühen 70ern studierte mein Bruder In Kopenhagen. Dort wurde dieses Curare damals auch getestet. Es wurden zwei frische Rindermuskeln federbelastet in Schreiber eingespannt und mittels einer elektrischen Spannung zur Kontraktion stimuliert. In diesem Zustand wurde einem Muskel bekanntes, medizinisch verwendetes Curare aus Uni-Beständen injiziert, dem andern Muskel eine Aufschwemmung aus diesem Curare. Beide Muskeln erschlafften. Die anschließende Applikation eines Antagonisten führte nur beim Curare aus der Uni zum Erfolg.
Hier sind noch ein paar Fotos:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/85275_56559490.jpg)
Tontöpfchen mit Curare 67mm hoch, Durchmesser ca. 90mm, oben mit Stoffstück verschlossen und mit Pflanzenfasern zugebunden.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/85275_37237745.jpg)
Curaretöpfchen geöffnet, deutlich ist ein Rührstäbchen und am Grunde die eigentliche Substanz, hart und glänzend wie Asphalt, zu sehen. Zum Gebrauch wird das Gift mit Wasser angelöst.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/85275_50352553.jpg)
So sehen die Giftpfeile aus. Die Spitzen werden zum Gebrauch auf eine Länge von wenigen cm mit Curare bestrichen.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/85275_51188780.jpg)
Großaufnahme des Bausches aus Baumwolle.
Viele Grüße aus Aalen, Georg
Lieber Georg,
Vielen Dank, daß Du uns diese tolle Substanz mit einem noch schöneren Hintergrund vorgeführt hast! Du wirst es uns aber nachsehen, daß wir da nicht so ohne weiteres draufkommen konnten... ;D (von wegen "lebenswichtig"....)
Herzlich
Martin
Lieber Georg,
ich freue mich sehr über die Fotos und dass Du Curare thematisiert hast.
Oh ja, Curare bzw. dessen "Abkömmlinge" sind lebenswichtig bei Operationen, ich erinnere mich noch gut an die entsprechende Pharmakologie-Vorlesung.
Herzliche Grüße
Mila
P.S.: Bei der gezeigten Curare handelt es sich um sog. Topf-Curare, es gibt auch Tubo-Curare (Aufbewahrung in ausgehölten Pflanzensprossen) und Kalebassen-Curare (Aufbewahrung in einer Kürbisart).
Lieber Martil, liebe Mila!
Vielen Dank für das freundliche feedback. Das "lebenswichtig" bezog sich natürlich darauf, daß Curare den Jagderfolg sichert und somit die Sippe ernährt. Ich, als Jäger, kenne den Frustfaktor des jagdlichen Mißerfolges zu Genüge und, obwohl ich ja damit nicht meine Sippe ernähren muß, kann gut nachvollziehen um wie viel leichter das Urwaldleben mit Curare ist.
Eine schöne Woche, Georg
Hallo,
natürlich konnte man das Rätsel nicht lösen.
Dennoch: Sehr sehr spannend! Curare als lebenswichtig zu erkennen
ist schon fast ein kleiner Kreativitätstest!
Danke!
Viele Grüße
Timm
Lieber Georg,
in gewisser Weise war der "Detritus" auch nicht so falsch.....
Dein Curare ist ja letztlich auch nichts anderes als Pflanzengeschmodder, irgendweie also auch Detritus ;D
Ich hoffe, dass die Pfeilchen, mit denen Du hantierst, noch nicht damit bestrichen sind ;)
Herzliche Grüße
Peter
Ja so etwas herrlich gruselig, sich vorzustellen, daß die Muskulatur erschlafft, wenn du damit gepickst wirst Peter. Da das aber mit C anfängt, war ich mit er Chinarinde näher drann. ;D
Gruß Lothar
Ich wollte eigentlich das Forum durch humorige Antworten und Hinweise auf die richtige Fährte locken. Dann wäre es sicherlich gelöst worden. Angesichts der Nachricht über den Tod von Werner Jülich, welchen ich telefonisch kannte, war mir dann jedoch nicht nach lustigen Formulierungen. Hätte ich vorher von dem Umstande gewußt, so hätte ich die Einstellung des Rätsels verschoben.
Jedenfalls bedanke ich mich sehr für Euer Interesse
Georg Abele
P.S.: Peter, die Pfeile hat bereits mein Vater in Brasilien seinerzeit ausgekocht aus Sorge, wir Jungens könnten aus lauter Neugierde unseren Hund damit pieksen.