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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Ralf in März 11, 2012, 20:16:29 NACHMITTAGS

Titel: Sphagnum papillosum
Beitrag von: Ralf in März 11, 2012, 20:16:29 NACHMITTAGS
Liebe Moosfreunde,

nach langer Zeit habe ich mal wieder ein Moos der Gruppe Sphagnum bearbeitet. Bevor ich die Bilder zeige, möchte ich Rolf-Dieter Müller danken, der mir freundlicherweise die Wacker Smultan II Färbung zur Verfügung gestellt hat und ebenfalls möchte ich meinem Kollegen Frank Bartholomai herzlich dafür danken, dass er mir die UV-LED passend für mein Axiolab zurechtgebastelt hat.

- Habitus. Herbarmaterial. Sektion Spagnum. Pflanzen rein grün, kräftig. Stammepidermis 3 -4 schichtig. Äste in Büscheln zu 4-5, davon 1-2 hängend. Chlorocyten im Querschnitt oval mit Papillen an den Außenwänden, mittig zwischen den Hyalocyten.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/87680_19355646.jpg)

- Spiralfasern, charakteristisch für die Sektion Sphagnum

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/87680_55384013.jpg)

- Astblatt. Einschluss aus Wasser in ein Medium nach Apathy.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/87680_56152037.jpg)

- Astblatt, Nahansicht. Papillen an den Außenwänden der Clorocyten

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/87680_20532168.jpg)

- Astblatt in polarisiertem Licht. Die Zellwände der Chlorocyten zeigen hier im polarisierten Licht einen Effekt, der auf die unterschiedliche Ausrichtung und Dicke der Zellwandpolymere zurückzuführen sein dürfte.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/87680_36512543.jpg)

- Porenverhältnissw im Astblatt, Außenseite. Färbung mit Methylenblau

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/87680_20619258.jpg)

- QS Astblatt. Chlorocyten oval mit Papillen an den (verdickten) Außenwänden

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/87680_40083218.jpg)

- QS Astblatt. Resorptionsrinne an der Außenseite. Charakteristisch für die Sektion Sphagnum.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/87680_32799242.jpg)

- Stammblatt, Phasenkontrast.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/87680_2591657.jpg)

- QS Ast. Färbung mit Wacker Simultan II (nach Rolf-Dieter Müller), Durchlichtfluoreszenz.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/87680_39149089.jpg)

- QS Stamm. Färbung mit Wacker Simultan II (nach Rolf-Dieter Müller), Durchlicht.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/87680_61608778.jpg)


Viel Spaß beim Ansehen!






Titel: Re: Sphagnum papillosum
Beitrag von: Bernhard Kaiser in März 12, 2012, 05:33:26 VORMITTAG
Ganz ausgezeichnet Ralf, besonders die Resorptionsfurche und die Papillen der Chlorocyten im Querschnitt.

Ist Sphagnum papillosum in Deinem Gebiet häufiger?

Freundliche Grüße
Bernhard
Titel: Re: Sphagnum papillosum
Beitrag von: Rawfoto in März 12, 2012, 09:37:35 VORMITTAG
Hallo Ralf

Ausgezeichneter Beitrag, macht Lust auf einen Versuch ...

Bitte was genau verstehst Du unter "Einschluss aus Wasser in ein Medium nach Apathy", könntest das bitte genauer beschreiben ...

Ich verstehe das wie folgt: Du führst das Objekt aus Wasser in eine Lösung nach Apathy über und machst dort Fotos vom Frischpräperat unter einem Deckglas ...

Liebe Grüße aus Wien :-)

Gerhard
Titel: Re: Sphagnum papillosum
Beitrag von: Ralf in März 12, 2012, 20:13:46 NACHMITTAGS
Hallo Bernhard und Gerhard,

das Moos habe ich gelegentlich eines Spaziergangs mit unserem Hund in der Nähe von Haan eingesammelt. Eine systematische Beobachtung der dort vorkommenden Sphagnum Arten habe ich nicht gemacht, aber das nächste Sphagnum, das mir interessant erscheint, werde ich bestimmt untersuchen.

Das Einschlussmedium nach APATHY ist wasserlöslich, im Gegensatz zu beispielsweise Euparal oder Kanada Balsam. Dies bedeutet, dass eine Entwässerung der Objekte entfallen kann. Man saugt auf dem OT so viel Wasser ab bis das Objekt noch gerade feucht ist und gibt dann einen Tropfen "APATHY" dazu, richtet das Objekt noch etwas aus und legt dann das DG auf. Das Einschlussmedium besteht zu etwa gleichen Teilen aus Wasser, Gummi arabicum und Zucker. Nach 3 - 4 Tagen Aushärtung umrande ich vorsichtshalber mit Deckglaslack. Das Medium soll einen Brechungsindex von 1,52 haben! Nachgemessen habe ich das nicht, aber die so eingeschlossenen Objekte sehen unter dem Mik schon brilliant aus.



Titel: Re: Sphagnum papillosum
Beitrag von: beamish in März 12, 2012, 20:20:46 NACHMITTAGS
Hallo Ralf,

dieses "APATHY" deucht mir wirklich interessant. Gibt es das fertig und/oder das Rezept zum Nachlesen?

Herzlich

Martin
Titel: Re: Sphagnum papillosum
Beitrag von: Ralf in März 12, 2012, 20:31:39 NACHMITTAGS
Hallo Martin,

ich habe das nach dieser Anleitung: http://www.ihcworld.com/_protocols/histology/aqueous_mounting_medium.htm selbst hergestellt. Beim anrühren (Magnetrüher, 35°C) wird das ganze sehr schaumig, und wenn sich alles gelöst hat, muss man mehrere Tagen warten, bis der Schaum verschwunden ist. Dann aber hat man nach meiner Erfahrung ein sehr gutes und preiswertes Einschlussmittel für ungefärbte Objekte. Ich habe die Variante mit Fructose probiert.

Titel: Re: Sphagnum papillosum
Beitrag von: RainerTeubner in März 12, 2012, 20:42:31 NACHMITTAGS
Hallo Martin,

aus: "Taschenbuch der mikroskopischen Technik", 14. Auflage (1932) von Romeis:

468 (S. 152) Methode von Apáthy: a) Herstellung der Einbettungsmasse: 50 g Gelatine von der feinsten käuflichen Sorte in trockenen Blättern werden in 175 g destillierten Wassers und 25 g Glycerin warm gelöst, im Thermostaten warm filtriert und eben dort über Chlorcalcium bis zur vollkommenen Verdunstung des Wassers eingedickt. Nach Erkalten der Masse, die warm eben noch in Faden zu ziehen ist, wird sie in kleine Würfelchen zerschnitten, die in diesem Zustand in gut verschlossener Flasche unbegrenzt aufbewahrt werden können.

b) Durchtränkung und Einbettung des Objekts: Da bitte ich um Verständnis dafür, daß ich diesen Teil der
Vorschrift lieber morgen scanne als heut abend abschreibe.

Viele Grüße

Rainer
Titel: Re: Sphagnum papillosum
Beitrag von: beamish in März 12, 2012, 20:54:23 NACHMITTAGS
Zitat von: RainerTeubner in März 12, 2012, 20:42:31 NACHMITTAGS
im Thermostaten warm filtriert und eben dort über Chlorcalcium bis zur vollkommenen Verdunstung des Wassers eingedickt.

... also nichts für mich...  ;D

Danke und herzlich (wirklich),

Martin
Titel: Re: Sphagnum papillosum
Beitrag von: RainerTeubner in März 12, 2012, 21:03:37 NACHMITTAGS
Hallo Martin,

man kann sicher auch im Exsiccator bei Raumtemperatur eindicken, das wird dann etwas länger dauern.

Viele Grüße

Rainer
Titel: Re: Sphagnum papillosum
Beitrag von: Ralf in März 12, 2012, 21:05:27 NACHMITTAGS
Hallo Martin und Rainer,

der gute Herr Apathy scheint also mehrere wasserlösliche Medien beschrieben zu haben. Ich meine das mit Gummi arabicum, in meinem oben angegeben Link als "Apathy's gum-syrup" beschrieben. Das von mir verwendete Rezept enthält kein Glycerin und keine Gelatine!!!

Titel: Re: Sphagnum papillosum
Beitrag von: beamish in März 12, 2012, 21:21:10 NACHMITTAGS
Hallo Ralf,

hier zur Rekapitulation das Rezept aus Deinem Link:

"Gum arabic (=gum acacia): 50 g
Sucrose: 50 g
Water: 50 ml
Thymol: One small crystal"

Egal ob Haushaltszucker oder Fruchtzucker hört sich das für mich als eine ziemliche Nährlösung für Organismen aller Art an, die das ganze "vergammeln" lassen können. Oder ist es die Aufgabe des Thymols dem entgegenzuwirken? In diesem Fall: wie groß ist ein "small crystall"?

Grüße

Martin
Titel: Re: Sphagnum papillosum
Beitrag von: Ralf in März 12, 2012, 21:25:45 NACHMITTAGS
Zitat von: beamish in März 12, 2012, 21:21:10 NACHMITTAGS

Egal ob Haushaltszucker oder Fruchtzucker hört sich das für mich als eine ziemliche Nährlösung für Organismen aller Art an, die das ganze "vergammeln" lassen können. Oder ist es die Aufgabe des Thymols dem entgegenzuwirken? In diesem Fall: wie groß ist ein "small crystall"?



Hallo Martin,

Thymol soll hier in der Tat als Biozid wirken. Ich habe 0,05 g genommen. Man wird aber ebenfalls Phenol oder etwas Formalin nehmen können.



Titel: Re: Sphagnum papillosum
Beitrag von: Rawfoto in März 12, 2012, 21:34:32 NACHMITTAGS
Danke fuer die Bescheibung ...

:-)

Gerhard
Titel: Re: Sphagnum papillosum
Beitrag von: beamish in März 12, 2012, 22:15:31 NACHMITTAGS
Zitat von: Ralf in März 12, 2012, 21:25:45 NACHMITTAGS
Zitat von: beamish in März 12, 2012, 21:21:10 NACHMITTAGS

Egal ob Haushaltszucker oder Fruchtzucker hört sich das für mich als eine ziemliche Nährlösung für Organismen aller Art an, die das ganze "vergammeln" lassen können. Oder ist es die Aufgabe des Thymols dem entgegenzuwirken? In diesem Fall: wie groß ist ein "small crystall"?



Hallo Martin,

Thymol soll hier in der Tat als Biozid wirken. Ich habe 0,05 g genommen. Man wird aber ebenfalls Phenol oder etwas Formalin nehmen können.


Danke Ralf,

ich werds mal für in einem halbwegs sterilen Töpfchen ausprobieren (mit Muskelkraft statt Magneten... ;-) )

Grüße

Martin
Titel: Re: Sphagnum papillosum
Beitrag von: hebi19 in März 13, 2012, 06:35:35 VORMITTAG
Zitat von: beamish in März 12, 2012, 21:21:10 NACHMITTAGS

Egal ob Haushaltszucker oder Fruchtzucker hört sich das für mich als eine ziemliche Nährlösung für Organismen aller Art an, .......

Ist doch fast ein Rezept für eine Art Kunsthonig. Hat schon mal jemand Honig als Einschlußmittel probiert ???   ;D  z.B. "Pollen in Honig mit Lackring"  ;D
Titel: Re: Sphagnum papillosum
Beitrag von: Bernhard Kaiser in März 13, 2012, 09:23:17 VORMITTAG
Hallo Ralf,

ZitatMan wird aber ebenfalls Phenol oder etwas Formalin nehmen können.

Von Phenol möchte ich für den Einschluß von Moosen abraten. Vor Jahrzehnten habe ich viel mit Glyceringelatine nach Kaiser gearbeitet (bin nicht ich). Nach Jahren stellte ich fest, daß sich viele Präparate +/- stark braun verfärbt haben. Besonders bei Mnium, Bryum aber auch bei anderen Gattungen. Ich vermute, daß Phenol für diese Verfärbungen verantwortlich ist. Die Glyceringelatine n. Kaiser enthält bis zu 7% davon.
Thymol dürfte m.M. nach am besten sein. Formalin verflüchtigt sich.

Sphagnum papillosum ist hier sehr selten, auch außerhalb des Jura.

Freundliche Grüße
Bernhard