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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Michael Plewka in März 25, 2012, 17:14:27 NACHMITTAGS

Titel: Bildbearbeitung: Felher, die man vermeiden kann
Beitrag von: Michael Plewka in März 25, 2012, 17:14:27 NACHMITTAGS
Liebe Mikroskopikerinnen und Mikroskopiker


Der Foto-Workshop, der von Jürgen Stahlschmidt organisiert worden war und von ihm und einigen Helferinnen (an Doris und Tine an dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön!) gemanagt wurde, war m.E. ein großer Erfolg. Dank der großen Disziplin der Teilnehmer konnte ein umfangreiches Programm abgearbeitet werden, bei dem eine Menge neuer Informationen, Tipps und Tricks zu verdauen waren.
Der eine oder andere vielleicht wissenswerte Tipp ist dabei aus Zeitgründen auf der Strecke geblieben; einen möchte ich hier noch erwähnen.

Eins der Themen war "Interpolation". Hinter diesem Begriff verbergen sich Bildberechnungen an verschiedenen Stufen der Bildbearbeitungen, u.a. auch bei der Verkleinerung der Bilder. Dies betrifft insofern jeden, der z.B. Bilder hier im Forum veröffentlicht, da die Bildmaße ein bestimmtes Format nicht überschreiten sollen, das aber deutlich unter der Bemaßung aktueller Digitalkamerafotos liegt.

Anhand eines Beispiels möchte ich vorstellen, was mir dabei durch Zufall aufgefallen ist.

hier zunächst ein Bild von dem Rädertier Polyarthra vulgaris. Polyarthra besitzt mächtige quergestreifte Muskeln, welche die "Schwertborsten" antreiben, wodurch springende Bewegungen im Wasserkörper ermöglicht werden:


(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/88773_51731026.jpg)



Diese sind hier in der Ausschnittsvergrößerung ganz gut zu sehen:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/88773_40597283.jpg)
Bild


Beide Bilder sind Verkleinerungen desselben Bildes, natürlich mit unterschiedlichen Abbildungsmaßstäben. Beide wurden in Photoshop mit dem Interpolationsalgorithmus:  "Bikubisch glatter (optimal bei Vergrößerungen)" vorgenommen.

Nun das gleiche Bild wie oben, jedoch mit dem Interpolationsalgorithmus:  "Bikubisch schärfer (optimal bei Verkleinerungen)" berechnet:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/88773_53875879.jpg)


Obwohl dieser letzte Algorithmus der eigentlich passende sein sollte, liefert er aber ganz augenscheinlich im vorliegenden  Fall eine Detailminderung bzw. Detailverlust (wegen Aliasing) im Bereich der Muskelquerstreifung. Der "zweckentfremdete" Algorithmus dagegen liefert mehr Details.

Fazit: Das eine oder andere Programm bietet möglicherweise ähnlich wie Photoshop unterschiedliche Algorithmen an, wie Dateien verkleinert werden.  Es lohnt sich, diese im Zweifelsfall mal auszuprobieren und gegenüberzustellen. Ich meine mich zu erinnern, dass es hier imForum (oder in dessen Vorgänger)  mal ein Beispiel dafür gab, dass bei der  Umwandlung in JPG- Dateien ein ähnliches Phänomen auftereten kann.  

Wer sich bei der Verkleineung seiner Bilder auf ein Standardverfahren verlässt, zerstört damit  möglicherweise Bildeindrücke, die er /sie sich  mit einer hochauflösenden Optik teuer erkauft hat.


beste Grüße Michael Plewka

Titel: Re: Bildbearbeitung: Felher, die man vermeiden kann
Beitrag von: Rawfoto in März 25, 2012, 20:23:27 NACHMITTAGS
Hallo Michael

Eine kleine aber entscheidende Ergänzung, wer vor der Verkleinerung schärft macht es falsch. Das muss nach der Verkleinerung im Endformat gemacht werden. Wer mit Steuerebenen im Photoshop arbeitet hat es leicht, man kann die einzelnen Ebenen einfach mit der Maus an die richtige Stelle ziehen und kann dann dadurch verhindern diesen potentiellen Fehler zu machen ...

Interpolationsfehlerfreie Grüße

:-)

Gerhard

PS: jede Interpolation bedeutet Qualitätsverlust, dessen muss man sich bewusst sein, man kann den Schaden also nur minimieren indem man die Anzahl der Interpolationen so gering wie möglich hält, den Steuerebenen sei Dank ...
Titel: Re: Bildbearbeitung: Felher, die man vermeiden kann
Beitrag von: rekuwi in März 25, 2012, 22:23:04 NACHMITTAGS
Lieber Michael,
lieber Gerhard,

für Emma und Otto Normalknipser habe ich jetzt endlich gelernt: Erst verkleinern, dann nachschärfen. Das sollten wir, die den ganze Zusammenhang nicht wirklich kapieren ( :() uns hinter die Ohren schreiben. (Ich spreche hier nur für eine ganz kleine Minderheit der Mikroskopiker/innen).

Danke also nochmals. Und: das Rädertierbild ist eine Wucht! (Ich stelle mir vor daß das Ausgangsbild schon prima war!).

Liebe Grüße
Regi