Liebe Pflanzenfreunde,
der Gewöhnliche Gundermann wächst bei uns im naturbelassenen Teil des Gartens als Bodendecker. Er ist klein und unauffällig. Kaum einer kennt ihn, obwohl er eine wertvolle Bereicherung für die Hausapotheke und die Küche ist.
Das Kraut wird in der Volksheilkunde bei Atemwegserkrankungen und als Wundheilmittel eingesetzt. Wir verwenden es als Zusatz in Salaten. Das Kraut schmeckt angenehm würzig es enthält folgende Inhaltsstoffe:
Ätherisches Öl (maximal 0,03-0,06 % Monoterpen- Ketone) , Bitterstoffe (Glechomin), Gerbstoffe, Vitamin C, Mineralien, organische Säuren, Harze, Wachse.
Wenn man ein Gundermannblatt zwischen den Fingern reibt, fühlt es sich leicht schmierig an. Das schmierige Gefühl kommt durch das enthaltene Öl, das der Hauptwirkungsträger für seine hautheilenden Eigenschaften ist.
Die Triebe vom Gewöhnlichen Gundermann werden bis zu einem Meter lang. Daher kann man aus ihm auch Kränze winden, was früher traditionell zur Walpurgisnacht (Fest am 30. April) gemacht wurde.
Bild 01 Illustration von Johann Georg Sturm, 1796
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/93502_55923098.jpg)
Quelle: Deutschlands Flora in Abbildungen http://www.biolib.de
Diese Bild ist gemeinfrei, weil die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist (Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers).
Bild 02 Gewöhnlicher Gundermann (Glechoma hederacea)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/93502_11145659.jpg)
Foto aus unserem Garten
Systematik:
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Gattung: Gundermann (Glechoma)
Art: Gundermann
Wissenschaftlicher Name: Glechoma hederacea
Englischer Name: Ground Ivy
Volkstümliche Namen: Blauhuder, Donnerrebe, Erdefeu, Gundelrebe, Gunelreif, Heilrauf, Huder, Udrang, Zickelskräutlein, Buldermann, Hederich, Grundrebli, Gundelrieme, Silberkraut und Soldatenpetersilie.
Arbeitsanleitung:
Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert
Arbeitsablauf :
1. Probe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in Entellan.
Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.
Bild 03 Der viereckige Spross ist fest im Styrodur eingespannt und wird dann mit dem Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 auf eine Stärke von 40 µm geschnitten.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/93502_54318847.jpg)
Bild 04 Spross, Übersicht, quer, Gewöhnlicher Gundermann (Glechoma hederacea)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/93502_12480248.jpg)
Glechoma ist eine Lamiacee mit betont quadratischem Stängel – Querschnitt und vier primären Leitbündeln
Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.
Bild 05 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Gewöhnlicher Gundermann (Glechoma hederacea)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/93502_41928159.jpg)
EP = Epidermis, KK = Kanten-Kollenchym, R = Rindenparenchym, PP = Protophloem, MP = Metaphloem, K = Kambium, T = Trachee, X = Xylem, PX = Protoxylem, PM = parenchymatisches Mark
Bild 06 Interfaszikuläres Kambium, Gewöhnlicher Gundermann (Glechoma hederacea)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/93502_41332949.jpg)
R = Rindenparenchym, IK = Interfaszikuläres Kambium, SK = Geschlossener Sklerenchymring, M = Markparenchym
In den Leitbündeln liegt Xylem innen und ist durch das Kambium vom Phloem getrennt. Würde jetzt nur das faszikuläre Kambium, also jenes in den Leitbündeln, Zellen durch Querteilung produzieren, würde der Spross nicht gleichmäßig an Umfang zunehmen sondern etwa einer kannelierten Säule gleichen. Dies geschieht aber nicht, also muss es eine Erklärung dafür geben. Es werden zwischen den Leitbündeln, im Parenchym der Markstrahlen, Zellen remeristematisiert. Dass heißt, die Parenchymzellen erhalten ihre Teilungsfähigkeit zurück, werden also von einem Grundgewebe zu einem Bildungsgewebe umgewandelt. Dieses Bildungsgewebe nennt man nun interfaszikuläres Kambium, weil es zwischen den Leitbündeln liegt (lat. inter = zwischen).
Zusammen mit der Teilungsarbeit des faszikulären Kambiums, welches nach innen Xylemzellen und nach außen Phloemzellen erzeugt, sorgt das interfaszikuläre Kambium für weitere Parenchymzellen oder auch neue Leitbündel. Es ist ein geschlossener Kambiumring entstanden und so kommt es zur gleichmäßigen Umfangserweiterung (Dilatation, lat.: dilatare = ausdehnen, erweitern) des Sprosses. Das Kambium schiebt sich dabei immer weiter nach außen.
Quelle: http://www.biocircle.fu-berlin.de/onlineskripte/skripte/grundpraktikum/kurstag_5/index.php?ag=open&id=grund
Bild 07 Das Interfaszikuläres Kambium noch einmal stärker vergrößert.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/93502_16929314.jpg)
Bild 08 Epidermis, gezackt, Gewöhnlicher Gundermann (Glechoma hederacea)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/93502_23013239.jpg)
Die gezackte Epidermis findet sich nur an den Ecken mit dem Kanten-Kollenchym.
Bild 09 Trichome (haarähnliche Strukturen auf den Oberflächen von Pflanzen)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/93502_4018735.jpg)
Bild 10 Trichome (haarähnliche Strukturen auf den Oberflächen von Pflanzen)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/93502_30550408.jpg)
Bild 11 Spross, quer, AF – Fluoreszenzaufnahme, Gewöhnlicher Gundermann (Glechoma hederacea)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/93502_44607214.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED
Bild 12 Spross, quer, AF – Fluoreszenzaufnahme, Gewöhnlicher Gundermann (Glechoma hederacea)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/93502_16956464.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED
Literatur:
Andreas Bresinsky, Christian Körner, Joachim W. Kadereit, Gunther Neuhaus, Uwe Sonnewald: Strasburger – Lehrbuch der Botanik. Begründet von E. Strasburger. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2008 (36. Aufl.) ISBN 978-3827414557
Wolfram Braune, Alfred Leman, Hans Taubert: Pflanzenanatomisches Praktikum I. Zur Einführung in die Anatomie der Samenpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2007 (9. Auflage) ISBN 3-8274-1742-2
Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen
Ist wieder eine schöne Arbeit geworden, lieber Hans-Jürgen.
Ich bin ja kein Botaniker, also frage ich mich ob Pflanzen mit 4-eckigem Stängel auch automatisch 4-eckige Rhizome haben?
Oder ist das völlig unabhängig voneinander?
Herzliche Grüsse
Holger