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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Wieandt in Mai 27, 2012, 22:41:25 NACHMITTAGS

Titel: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: Wieandt in Mai 27, 2012, 22:41:25 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

ich habe meine ersten Mikroskopierversuche hinter mir und habe die ersten Proben aus Weihern und kleinen Gartenteichen genommen.
Leider war in den Proben irgendwie nicht viel Leben (mehr?) vorhanden.

Wenn man eine Wasserprobe aus einem Gewässer nimmt, sollte man dann von der Wasseroberfläche, aus der Mitte des Wassers, oder aus der Bodennähe (inkl. ein wenig Schlamm) die Wasserprobe entnehmen?
Und wie lange hat man Zeit, sich die Probe aus dem Gewässer anzusehen? In meinem Fall waren 3-4 Stunden dazwischen und, wie gesagt, es war kaum mehr Leben mehr zu finden...

Viele Grüße,
Oliver
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: Klaus Henkel in Mai 27, 2012, 23:03:53 NACHMITTAGS
Zitat von: Wieandt in Mai 27, 2012, 22:41:25 NACHMITTAGS
ich habe meine ersten Mikroskopierversuche hinter mir und habe die ersten Proben aus Weihern und kleinen Gartenteichen genommen.
Leider war in den Proben irgendwie nicht viel Leben (mehr?) vorhanden.
Wenn man eine Wasserprobe aus einem Gewässer nimmt, sollte man dann von der Wasseroberfläche, aus der Mitte des Wassers, oder aus der Bodennähe (inkl. ein wenig Schlamm) die Wasserprobe entnehmen?
Und wie lange hat man Zeit, sich die Probe aus dem Gewässer anzusehen? In meinem Fall waren 3-4 Stunden dazwischen und, wie gesagt, es war kaum mehr Leben mehr zu finden...

Es wäre für eine zutreffende Antwort hilfreich, wenn Sie ganz genau schildern würden, wie Sie "genommen" haben, und zwar Handgriff für Handgriff. Nicht das geringste Detail dabei auslassen. Auf Ihre Fragen in der allgemeinen Form gibt es mindestens 20 lange Antworten. Das ist zuviel.
Und hier meine Frage: Sind Sie genau nach Streble/Krauter vorgegangen?
Gruß KH
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: ruhop in Mai 28, 2012, 00:08:40 VORMITTAG
Hallo, Oliver.

Die Crux beim Tümpeln ist, daß Schöpfproben per se meist nicht sehr ergiebig sind. Um etwas in ausreichender Menge zu finden, muß konzentriert werden. Dafür gibt es diverse Verfahren, die ich jetzt nicht einzeln darstellen will. Für den Anfang einfach folgendes: Gehe in die Apotheke und kaufe Dir ein Zylosieb (nutzt man, um Harnsteingrus aufzufangen, kostet etwa 13 vom Guten in bar). Gehe mit diesem Sieb an den Teich Deiner Begierde und schöpfe mit einem Gefäß Wasser, das dann durch Zylosieb geseiht wird. Wenn Du so 1 - 5 Liter durchgeseiht hast (das dauert natürlich ein bisschen), dann spülst Du mit einer Spritzflasche den Siebinhalt in Deinen Probenbehälter (z. B. ein sauberes Marmeladenglas). Dann gehe zu deinem Mikroskop, lege einen Tropfen auf den Objektträger (Deckglas nicht vergessen) und staune.

Viel Spaß wünscht Dir aus dem Hintertaunus

Holger
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: reblaus in Mai 28, 2012, 02:11:33 VORMITTAG
Hallo Oliver -

richtig viel Leben ist auch im Blumenwasser einer Vase, das einige Tage nicht gewechselt wurde. Da reicht es, mit einer Pipette einen Tropfen möglichst in Boden- bzw. Blumenstielnähe zu entnehmen.

Gruß

Rolf
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: Wieandt in Mai 28, 2012, 02:14:59 VORMITTAG
Hallo KH, Hallo Holger, Hallo Rolf,

danke für Eure Rückmeldungen und die Tipps. Ich habe mir bei Amazon mal das Buch "Das Leben im Wassertropfen" in den Warenkorb gelegt und werde es mir morgen bestellen, wenn ich kein besseres finde. Das mit dem Netz werde ich auch angehen und ausprobieren. Eine Blumenvase mit abgestandenem Wasser habe ich auch noch hier stehen. :)
Ich bin ja noch Anfänger und für jeden Tipp dankbar. :)

Gute Nacht und viele Grüße,
Oliver
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: Peter V. in Mai 28, 2012, 08:06:27 VORMITTAG
Hallo,

wo man ziemlich sicher kein "Leben" findet, ist da, wo Du es ja bereits frustran versucht hast: Im normalen "Wassertropfen" aus dem Teich, Tümpel etc.

Wenn man planktische Organismen (also im Wasser schwebende "Viecher") untersuchen möchte, benötigt man ziemlich sicher ein Planktonnetz. Das bekommt man z.B. bei "Ehlert und Partner" oder "Biologiebedarf Thorns". So feinmaschig wie möglich. leidrr nicht ganz billig.....Das Netz dient dem Aufkonzentrieren der Organismen.

Ergibig sind immer wieder etwas abgestandene "Pfützen" mit organischem Matriel, z.B. alten Blättern etc., wobei man am besten das etwas "schleimige" Material von Blättern, Kieseln etc. abkratzt. Dort findet man wirklich Leben. Also z.B. Blumenvasen, Vogeltränken etc. Ebenfalls ergiebig ist der "Schlarz", den man in Dachrinnen findet, fernerhin auch Moosklumpen von Dächern.
Das stehende Wasser selbst ist aber auch meistens nicht so ergiebtig, man muss eben den Belag von Blättern, Steinen etc. abkratzen.
Auch der Pflanzenbewuchs am Rand eines Sees, dort, wo es unten etwas modderig ist, ist ein geeigneter Ort zur Probeentnahme.
Ziemlich sicher bekommst Du Leben zu sehen, wenn Du ein großer Einmachglas nimmt, etwas abgrupftes Gras hineinstopfst und mit Wasser aus einem See/Teich (nicht Leitungswasser) auffüllst. Einfach stehenlassen - der Rest passiert von selbst. Nach ein paar Tagen bildet sich oben eine Haut "Kahmhaut" und es beginnt auch mehr oder weniger stark zu "müffeln". In dieser Haut findest Du reichlich Leben. das Ganze nennt man Heuaufguß. Ich empfehle dafür aber den Balkon und nicht die gute Stube, denn wenn so ein Heuaufguß erst einmal richtig in Fahrt kommt und sich beim versehentlichen Fallenlassen über den guten Flokati ergießt... :o

Ein seher gutes Buch für den Einsteiger ist "Das große Buch der Mikroskopie" von Bruno P. Kremer, (http://www.amazon.de/gro%C3%9Fe-Kosmos-Buch-Mikroskopie-Bruno-Kremer/dp/3440125335/ref=sr_1_6?ie=UTF8&qid=1338185046&sr=8-6) das isch jedem Anfänger nur wärmstens empfehlen kann.

Also: Übrall da, wo es etwas modderig, schleimig, "abgestanden" ist, hat man die besten Chancen, "Leben" zu finden.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: Detlef Kramer in Mai 28, 2012, 08:37:43 VORMITTAG
Hallo Oliver,

kannst Du es Dir nicht einrichten, am kommenden Freitag nach Darmstadt zu kommen? Ca. die Hälfte unserer mittlerweile recht großen Gruppe sind "Tümpler". Und wir können durchaus auch etwas praktisch arbeiten, wir zeigen Dir, wie.

Beide Bücher, "Wassertropfen" und Kremer, werden da sein, kannst Du also vergleichen, wenn Du Dich noch nicht entschieden hast. Ich meine, dass Peters Empfehlung, der Kremer, im Moment die bessere Wahl für Dich wäre.

Herzliche Grüße
Detlef
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: d65 in Mai 28, 2012, 10:03:56 VORMITTAG
Hallo Oliver,

wenn es für den Anfang nicht so drauf ankommt was genau unter's Mikroskop kommt würde ich empfehlen, einen Löffel Algen aus dem Teich zu klauben. Abgesehen davon, dass Algen unterm Mikroskop häufig auch sehr schön sind bieten sie auch Lebensraum für alle möglich Kleintiere. Da wimmelt es ohne Ende. In überdüngten Teichen finden sich häufig Fadenalgenklopse, die an der Oberfläche herumschwimmen, die sind gut. Aber auch kleinere Aggregate in flachen Randzonen. Oder eben Moder, wie oben schon vorgeschlagen, da sind halt seltener schöne Algen drin  :)


Gruß

Steffen
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: schuppi in Mai 28, 2012, 11:04:56 VORMITTAG
Hi,

als totaler Anfänger habe ich immer tolle Ergebnisse, wenn ich einfach mit einem Filmdöschen entweder die blühenden Algen von der Wasseroberfläche abschöpfe oder aber mit dem Döschen ein wenig über den Bodengrund gründele; aber so, dass ich auch Bodensatz mitnehme. Das klappt super.

"Das Leben im Wassertropfen" habe ich mir auch zugelegt, aber ich bin von der Aufmachung her nicht begeistert. Man merkt, dass das Buch in die Jahre gekommen ist, trotz der Neuauflagen. Wenn man allein die Bilder hier aus dem Forum zusammennähme und das ganze in einer aktuellen Illustration neu auflegen würde, dann sähe das ganz anders aus!

Ich bin mir übrigens sehr sicher, dass wir in der Mikroskopie erheblich mehr Zuläufer an Tümplern haben werden, denn mit der aktuellen Technik, verbunden mit den verfügbaren Mikroskopen kann sich dieses Hobby so entwickeln, dass man einerseits am draußen in der freien Natür die Probeln sammelt, diese dann am Mikroskop untersucht und digital aufnimmt, um sie dann einer aktuellen Bildverarbeitung am PC zu unterziehen. So verschmelzen Natur, Wissenschaft, Forschungsdrang und elektronische Bildverarbeitung neu miteinander. Besonders die Digitalisierung auf dem PC war vor ein paar Jahren einem anderen Clientel vorbehalten.

Viele Grüße
Rainer
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: ruhop in Mai 28, 2012, 12:49:41 NACHMITTAGS
Hallo, Safari.

Ich glaube nicht, daß es an Papiermangel oder Faulheit liegt. Der Wassertropfen ist nun einmal ein Kompendium für Einsteiger. Es wäre sicherlich leicht, die Themenauswahl zu erweitern bzw. einige Themen zu vertiefen. Letztendlich würde da aber ein 2. Band oder sogar ein 3. herauskommen. Und dann wird es teuer. Für viele Nutzer wäre das vom Umfang wahrscheinlich zu üppig oder vom Preis her nicht nachvollziehbar. Wer also über das vorliegende Kompendium hinaus Informationen haben möchte, muß daher zu weiterführender und/oder Spezial-Literatur greifen. Wissenschaftlich gesehen ist das eigentlich der Normalfall. Für Privatleute aber meist ziemlich teuer. Anspruchsvolle Hobbies kosten aber nun einmal mehr als einfache. Letztendlich muß aber jeder entscheiden, was und wofür er/sie Geld in solche Dinge investiert. Wenn ich z. B. im Forum sehe, was einige Leute so an Euros und Mühen in ihr Hobby investieren, dann ist das Geld für weiterführende Literatur fast "peanuts" (über die Größe der Nuß entscheidet jeder selbst).

Gruß aus dem Hintertaunus
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: Eckhard in Mai 28, 2012, 20:07:22 NACHMITTAGS
Hallo,

Mit Zeichnungen wie im "Wassertropfen" muss man umzugehen lernen! Als ich als Anfänger das Buch gekauft habe, war ich auch enttäuscht. Aber nach einem Weilchen lernt man, es zu benutzen.

Das Mikroskop zeigt aufgrund der geringen Tiefenschärfe immer nur einen Teil (Fokusebene) eines Einzellers. Beim Beobachten muss man deswegen permanent die Fokusebene verändern. Es dauert ein paar Wochen (zumindest bei mir) bis sich das mikroskopische Sehen einstellt - das Gehirn baut eine Art 3D Modell aus den Bildern der einzelnen Fokusebenen zusammen. Dann kann man die Zeichnungen im "Wassertropfen" prima nutzen.Die Zeichnungen zeigen alle Fokusebenen gleichzeitig! Zum Bestimmen ist das sehr viel nützlicher als ein Foto!

Die Auswahl der Lebewesen im "Wassertropfen" ist sicherlich subjektiv, aber die stark verbreiteten sind beschrieben. Irgendwann wird man auf detailiertere Literatur zurück greifen wollen, dazu muss man aber gelernt haben, mit Zeichnungen umgehen zu können.

Herzliche Grüsse,
Eckhard
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: Detlef Kramer in Mai 28, 2012, 20:51:59 NACHMITTAGS
Hallo,

Eckhard hat vollkommen recht! Der Wassertropfen ist kein Bildatlas und soll es auch nicht sein. Diese sehr zeitaufwendig erstellten Tusche-Zeichnungen stellen die relevanten Merkmale besser dar, als es jedes Foto jemals könnte. Dazu kommen noch die präzisen textlichen Beschreibungen. Den Autoren dieses Buches Faulheit vorzuwerfen ist in meinen Augen reichlich an der Sache vorbei, um es vornehm auszudrücken.

Holger hat außerdem richtig festgestellt, dass es sich nicht um ein Bestimmungswerk handelt, das Vollständigkeit anstrebt. Diese Werke gibt es ja auch, enthalten auch Zeichnungen, umfassen aber eine ganze Regalwand!

Herzliche Grüße
Detlef
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: Wieandt in Mai 29, 2012, 19:24:59 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

erst einmal vielen Dank für die vielen Antworten zu meinem Thema und entschuldigt, das ich nicht gleich antworten konnte, aber ich habe noch mit den Nachwirkungen der OP zu kämpfen.
Das "Das große Buch der Mikroskopie" hatte ich mir im Krankenhaus schon zugelegt und bin sehr begeistert von der Fülle der Informationen und Illustrationen.
Auch habe ich mir die komplette Mikrofiebel ausgedruckt und komme jeden Tag ein stückchen weiter. :)
Viele der Tipps hier gehe ich an, wenn ich mich wieder besser bewegen kann... das Treffen in Darmstadt muss ich deswegen wohl auf eines der nächsten Treffen verschieben.
Was ich heute Abend oder morgen noch machen werde, ist das mit dem Heuaufguss... das klingt sehr interessant.

Viele liebe Grüße und einen schönen Abend wünscht,
Oliver
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: Hugo Halfmann in Mai 29, 2012, 19:45:13 NACHMITTAGS
Hallo Oliver,

hast du schon Aufwuchspräparate versucht ? D.h. einen OT an einem Korken (oder Stück Styropor) in ein stehendes Gewässer hängen und eine Woche warten. Du wirst staunen, was sich dort alles einfindet...
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: ruhop in Mai 29, 2012, 23:57:20 NACHMITTAGS
Hallo, Hugo.

SCHWORBEL gelesen? Das ist eine klasse Methode! Man kann damit sehr gut zeitliche Sequenzen im Aufwuchs erfassen- jedenfalls der, der sich für ökologische Zusammenhänge interessiert.

Gruß aus dem Hintertaunus

Holger
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: Hugo Halfmann in Mai 30, 2012, 15:59:45 NACHMITTAGS
Hallo Holger,

du meinst wahrscheinlich "Schwoerbel, Einführung in die Limnologie" !? Danke für den Buchtip  :D! Werd´ ich mal als alte Ausgabe bestellen, die sind ja wirklich billig.

Nein, habe ich nicht gelesen, aber wir haben die Aufwuchspräparate mal unter Anleitung des NWV Wuppertal zwischen zwei Treffen "gezüchtet".
Die Ergebnisse sind wirklich erstaunlich, wenn man bedenkt, wie einfach das ist. Wichtig sind nur die ganz großen Deckgläschen, sonst verschwendet man einen großen Teil des Aufwuchses.
Titel: Re: Richtig Tümpeln, aber wie?
Beitrag von: ruhop in Mai 30, 2012, 16:29:22 NACHMITTAGS
Hallo, Hugo.

Dann kauf mal noch SCHWOERBEL "Methoden der Hydrobiologie" dazu. Da wird die Methode ausgiebig beschrieben. Das Buch wird als "gebraucht" sehr günstig angeboten.

Gruß aus dem Hintertaunus

Holger