Hallo zusammen,
ein jedes Objektiv hat die Fähigkeit, eine bestimmte Auflösung zu liefern, es hängt dabei unter anderem von der Wellenlänge des Lichtes ab. Um auch den Kontrast zu liefern, muß je nach Beschaffenheit des Objektes mit entsprechender Beleuchtungsführung gearbeitet werden. Diatomeen mit feinen Strukturen können dazu herangezogen werden, um die Auflösungsvermögen verschiedener Objektive zu untersuchen und zu vergleichen. Es gibt dabei unterschiedliche Kaliber, manche lassen sich ohne Probleme mit Aperturen <1,0 noch bequem auflosen, in anderen Fällen muß immergiert und die Lichtführung entsprechend getunt werden, um Poren noch sichtbar zu machen, da sie für Bestimmungshilfen relevant sind.
So ist es für mich einst eine Herausforderung gewesen, bei kritischen Objekten wie die Amphipleura pelucida Strukturen sichtbar zu machen, die man ohne Ölimmersion gar nicht sieht oder eine Struktur nur ansatzweise erahnen läßt. Laut jüngsten Berichten sollen sich mit dieser Problematik zuwar schon Leute im fernen Osten auseinandergesetzt haben, auch soll es gewisse spanische Patente geben, aber da ich Fremdsprachen außer Englisch nicht verstehe, nützen mir solche Informationen sehr wenig. Also habe ich selber mit diversen Kontrastverfahren, die sich mit überschaubaren Mitteln realisieren lassen, experimentiert.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97013_31523018.jpg)
Mit der ringförmigen Beleuchtung lassen sich bereits schon solche Ergebnisse erzielen,
die Bildbreite beträgt 60µm
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97013_17375337.jpg)
im polarisierten Schieflicht kann dem Objekt noch ein gewisser plastischer Effekt verliehen werden.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97013_41300193.jpg)
der Kontrast läßt sich mit dem Blendenausschnitt im Strahlengang einstellen.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97013_15586314.jpg)
mit einer stärkeren Nachvergrößerung, Bildbreite nun 25µm können die Poren sogar noch abgezählt werden.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97013_35059110.jpg)
hier das typische Erkennungsmerkmal einer Amphipleura pellucida.
Als Objektiv wurde für die gezeigten Aufnahmen ein Neofluar 100/1,30 Öl verwendet, dazu der Achr-Apl. Kondensor 1,4. Als Lichtquelle diente eine weiße LED Cree XM-L T6, die ich bis etwa bis zur Hälfte ihrer Leistungsgrenze ausgenutzt habe. Also sichtbares Licht. Die Kamera, adaptiert über ein 63mm-Projektiv bzw. KPL 10x/18er Okular zur stärkeren Nachvergrößerung und einem 50mm Tessar Lichtstärke 1:2,8 ist eine Tucsen-Mikroskop-Kamera mit C-Mount-Anschluß im Monochrom-Modus betrieben. Die Auflösung der Kamera beträgt 3 Megapixel. Es soll sogar welche mit 5 Megapixeln geben...
Die ringförmige Beleuchtung wurde mit der Dunkelfeld-Zentralblende des Phasenkontrast-Kondensors erzeugt, die schiefe Beleuchtung durch Verdrehen des Karussells aus der Hellfeld-Stellung bei halbgeschlossener Iris.
Mit anderen Techniken mag das zwar alles noch viel besser und viel schöner gehen, aber ich kann auch nur das einsetzen, das mir zur Verfügung steht.
Viele Grüße
Bernd
Lieber Bernd,
Gratulation zu dieser hervorragenden Demonstration Deiner Ergebnisse mit relativ einfachen Mitteln!
Herzliche Grüße
Gunther
P.S.: Vielleicht solltest Du Dich einmal kundig machen, ob es nicht eine Diatomee "Trans-Amphipleura" gibt - will sagen, mit noch feinerer Struktur. Das ist ernst gemeint!
Lieber Bernd,
danke für die Aufklärung und die eindrucksvollen Bilder!
Da ja die ringförmige Beleuchtung (RFB) (= allseitig schiefe Beleuchtung) ein Spezialfall der (einseitig) schiefen Beleuchtung ist*, wäre es interessant, auszuprobieren, ob Du bei der Kombination RFB mit gekreuzten Polfiltern einen ähnlich gutes Verhältnis von Auflösung und Kontrast hinbekommst. Durch den geringen Azimutaleffekt wird es wohl etwas weniger plastisch aussehen...
Vielen Dank für's Zeigen - und noch mehr für's Erklären ;D!
Schönen Abend noch
Thomas
*man kann es wahrscheinlich auch umgekehrt formulieren, ohne dass es falsch wird: einseitig schiefe Beleuchtung ist ein Spezialfall der allseitig schiefen Beleuchtung (ringförmige Beleuchtung/circular oblique lighting/annular lighting) ;).
Hallo Bernd,
mir gefällt die Zusammenstellung Deiner Ergebnisse auch sehr gut.
Es ist schon erstaunlich, was sich mit dem polarisierten Schieflicht erreichen läßt!
Für mich wird es so langsam zum Standard-Kontrast-Verfahren.
Herzliche Grüße
Detlef
Lieber Gunther,
vielen Dank für das Lob! Wie du weißt, gibt es neben der Amphipleura, die etwa 40 Streifen auf 10µm hat auch noch Kaliber mit 45 oder 50 Streifen, die ich mir von einem Bekannten noch besorgen muß, um sie mit meiner Technik mal aufzulösen. So werde ich mich auch dort nach der Trans-Amphipleura kundig machen.
Viele Grüße
Bernd
Hallo, Bernd.
Du bist ein unverbesserlicher, grandioser Tüftler! Gratulation!. Bitte mach weiter so. Das gibt jede Menge Anregungen und läßt die Marketingleute überteuerter Optikfirmen blaßgrün im Gesicht werden.
Gruß aus dem Hintertaunus
Holger
Hallo Holger,
ZitatDas gibt jede Menge Anregungen und läßt die Marketingleute überteuerter Optikfirmen blaßgrün im Gesicht werden.
...nicht nur diese... ;) ;D ;D ;D ;D
Viele Grüße
Bernd
Lieber Thomas,
ZitatDa ja die ringförmige Beleuchtung (RFB) (= allseitig schiefe Beleuchtung) ein Spezialfall der (einseitig) schiefen Beleuchtung ist*, wäre es interessant, auszuprobieren, ob Du bei der Kombination RFB mit gekreuzten Polfiltern einen ähnlich gutes Verhältnis von Auflösung und Kontrast hinbekommst.
Geht DIC denn auch ohne gekreuzte Polfilter? ??? Vielleicht in Fernost, aber ich kann die Schrift leider nicht entziffern. ;D
Schöne Grüße
Bernd
Zitat von: Nomarski in Juli 06, 2012, 23:51:07 NACHMITTAGSZitatDa ja die ringförmige Beleuchtung (RFB) (= allseitig schiefe Beleuchtung) ein Spezialfall der (einseitig) schiefen Beleuchtung ist*, wäre es interessant, auszuprobieren, ob Du bei der Kombination RFB mit gekreuzten Polfiltern einen ähnlich gutes Verhältnis von Auflösung und Kontrast hinbekommst.
Geht DIC denn auch ohne gekreuzte Polfilter? ???
Lieber Bernd,
hat denn das von Dir gezeigte Verfahren (außer ähnlichen Bildern) etwas mit dem Prinzip des Differential-Interferenzkontrasts (DIK) zu tun? Basiert es auch auf der Aufspaltung und dem Versatz von ordentlichem und außerordentlichen Strahl in einer Größenordung gerade unterhalb der Auflösung, wie von Nomarski und Françon erdacht? Wenn nicht, warum sollte das dann DIK (oder meinetwegen DIC) heißen?
Was ich meinte, war die von Dir nicht gezeigte Kombination aus RFB mit gekreuzten Polfiltern.
Schöne Grüße und gute N8
Thomas
Lieber Thomas,
ZitatWas ich meinte, war die von Dir nicht gezeigte Kombination aus RFB mit gekreuzten Polfiltern.
scroll mal ganz nach oben, dann siehst du sie. ;)
Gute N8
Bernd
Lieber Bernd,
es ist immer wieder schön zu sehen, wie viel du aus der Optik rausholst. Und das ohne teure Technik, sondern nur mit viel Liebe zur Tüftelei. ;)
Zitat von: Nomarski in Juli 06, 2012, 23:30:55 NACHMITTAGS
So werde ich mich auch dort nach der Trans-Amphipleura kundig machen.
Darauf bin ich schon mächtig gespannt. :)
Viele Grüße
Michael
Hallo Bernd,
eine sehr gelungenen Demonstration der ringförmigen hochaperturigen Hellfeldbeleuchtung von der ich auch ein Fan bin!
Falls der hochaperturige (nA 1.40) Hellfeldkondensor nicht zur Verfügung steht erzeugen die Immersions-Dunkelfeldkondensoren gleicher Apertur mit den hochaperturigen Hellfeld-Ölimmersionen (nA 1.3-1.4) ebenfalls eine ringförmige hochaperturige Hellfeldbeleuchtung.
Herzliche Grüsse
Holger
Vielen Dank Holger,
ZitatFalls der hochaperturige (nA 1.40) Hellfeldkondensor nicht zur Verfügung steht erzeugen die Immersions-Dunkelfeldkondensoren gleicher Apertur mit den hochaperturigen Hellfeld-Ölimmersionen (nA 1.3-1.4) ebenfalls eine ringförmige hochaperturige Hellfeldbeleuchtung.
Ich verwende einen Phasenkontrast-Kondensor der n. Apertur 1,4. Dieser Kondensor ist für Hellfeld, Phase 2, Phase 3 und Dunkelfeld vorgesehen. Die Phasenblenden sind für diesen Zweck unbrauchbar, da die hohe Apertur des Objektives von 1,30 damit nicht auszunutzen geht. So nehme ich die Dunkelfeldstellung D. Ein Dunkelfeld ergibt sie nur, wenn sich die Apertur eines Immersionsobjektives mittels Iris reduzieren läßt. Aber genau das kostet mich die Auflösung, die ich dafür brauche. So habe ich durch die etwas zu klein geratene Zentralblende im Kondensor automatisch eine ringförmige Beleuchtung.
Durch Verdrehen des Kondensors aus der Hellfeldstellung (J) läßt sich bestens eine schiefe Beleuchtung erzeugen.
All das wird in den Bildern gezeigt.
Auch mit einem einfachen Achromaten der Apertur 1,25 bekomme ich solche Objekte noch aufgelöst.
Viele Grüße
Bernd
Hallo Bernd,
ich möchte mich sehr gern der Reihe der Gratulanten anschließen.
Mit der von Dir vorgestellten Methode ist eine beachtliche Steigerung des Kontrastes mit absolut einfachen Mitteln möglich. Es muß auch noch hervorgehoben werden, daß Deine Methode keinesfalls auf Ölimmersions-Objektive beschränkt ist, auch mit kleineren numerischen Aperturen lassen sich verblüffende Ergebnisse erzielen.
Ansonsten möchte ich anmerken, daß die Worte aus dem Hintertaunus (von Holger) kaum zu toppen sein dürften.
Herzliche Grüße
Joachim
PS: Alles in Allem war es ein überaus spannendes Rätsel ;D ;D ;D
Hallo Joachim,
ZitatEs muß auch noch hervorgehoben werden, daß Deine Methode keinesfalls auf Ölimmersions-Objektive beschränkt ist, auch mit kleineren numerischen Aperturen lassen sich verblüffende Ergebnisse erzielen.
Deswegen habe ich zwischendurch auch mal das Junior genommen und die Sache mit dem 3,2er/0,07 vorgeführt. Da möchte ich dich mal sehen, wie du das mit deinem Schieber hinbekommst. ;D ;D ;D
Viele Grüße
Bernd