Mikro-Forum

Bibliothek => Mikro-Know-How => Technik => Thema gestartet von: Herne in Juli 11, 2012, 02:37:05 VORMITTAG

Titel: Schiefe Beleuchtung: DIK für alle?
Beitrag von: Herne in Juli 11, 2012, 02:37:05 VORMITTAG
Hallo zusammen,
seit geraumer Zeit experimentiere ich mit verschiedenen Arten und Modifikationen der allseits bekannten, schiefen Beleuchtung.
Mein Ziel dabei ist es, eine DIK-ähnliche Wirkung zu erzielen und dabei den Aufwand in Grenzen zu halten.
Die herkömmliche Vorgehensweise mit einer Halbmondblende fand ich nicht besonders befriedigend, da sie zu Artefakten quer zur Hauptbeleuchtungsrichtung führt und unschön aussieht.
Nach etlichen Versuchen habe ich nun für mein Mikroskop, ein Leitz-Gerät der grauen Generation mit 0,9er Klappkondensor, eine Blendenform gefunden, bei der dieser Effekt nur sehr schwach ausgeprägt ist
Ob sie auf andere Mikroskope übertragbar ist, habe ich (noch) nicht getestet.

Hier als Vergleich zwei Aufnahmen des selben Motivs:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97478_55984691.jpg)

Bild 1 : Normales Hellfeld, Stapel aus 21 Einzelfotos mit Plan-Apo 40, offene Aperturblende.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97478_13670972.jpg)

Schieflichtaufnahme mit Spitzblende, Stapel aus 17 Einzelbildern mit Plan-Apo 40

Nun noch ein paar weitere Aufnahmen, die so entstanden sind:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97478_23638979.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97478_29674046.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97478_8676369.jpg)

Allesamt Schieflichtaufnahmen mit Spitzblende, Stapel aus mehreren Einzelbildern mit Plan-Apo 40 und offener Aperturblende.

Zum Abschluss eine echte DIK-Aufnahme mit dem (alten) Nomarski-DIK am Standard 16

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97478_20186819.jpg)

Die Blende ist aus 0,10er Stahlblech gefertigt, etwa 12,5 mm (1/2") breit und läuft in einer Spitze in einem Winkel von ca 55° mittig aus. Über diesen Winkel läßt sich die Wirkung beeinflussen; als sinnvoll haben sich bei meinen Anwendungen Winkel zwischen 55° und 70° erwiesen.
Der Relief-Effekt tritt deutlich zu Tage, ohne daß die unscharf abgebildeten Bereiche eine Vorzugsrichtung erkennen lassen.
Die Blende wurde dabei am 600er Kondensor zwischen Klapplinse und unterer Linsengruppe etwa mittig bis zum Linsenzentrum reichend eingelegt. Die Aufnahmen erfolgten bei vollständig geöffneter Aperturblende. Hier gibt es also ein großes Feld möglicher Variationen.

Viel Spaß beim anschauen!
m.f.G.
Herbert
Titel: Re: Schiefe Beleuchtung: DIK für alle?
Beitrag von: Klaus in Juli 11, 2012, 10:42:50 VORMITTAG
Hallo Herbert,

das sind sehr schöne Resultate! Welchen Einfluß hat die Aperturblende bei Deiner Konstruktion? Hast Du sie nur in allen Aufnahmen offen gelassen, um einen besseren Vergleich zu haben oder steckt etwas anderes dahinter?

Gruß aus dem grauen Hamburg

Klaus
Titel: Re: Schiefe Beleuchtung: DIK für alle?
Beitrag von: Herne in Juli 11, 2012, 14:17:30 NACHMITTAGS
Hallo Klaus,
dahinter steckt die Überlegung, daß jedes Mikroskop-Objektiv seine höchste Auflösung bei voller Öffnung erzielt, nur so wird die Objektivapertur voll genutzt.  Zwar geht dabei der Kontrast perdu, aber dem kann man ja abhelfen. In der visuellen Nutzung geht man einen Kompromiss ein, wenn man die Aperturblende um Werte bis zu einem Drittel des Maximaldurchmessers schließt. Deutlich wird dies durch Artefakte, die dann stark sichtbar zu werden beginnen und regelrecht zerstörerisch wirken, wenn man´s übertreibt.
Die durch das Stack-System herausgerechneten Bereiche der maximalen Schärfe unter Ausnutzung der vollen Öffnung sollten somit ein Gesamtbild mit eben dieser Maximalschärfe ergeben. Man sieht daran weiterhin, daß bei Aperturen über 1,0 die Beleuchtungsapertur entsprechend passend gewählt werden muß, will man das letzte Quäntchen Leistung herauskitzeln.
Ein 1,4er Objektiv mit einem Kondensor von 0,9 zu verwenden ist nicht zielführend.

Grüße ins kühl-graue Hamburg aus dem nicht weniger kühl-grauen Südwesten.
Wir leiden mit euch.  ;)
Herbert
Titel: Re: Schiefe Beleuchtung: DIK für alle?
Beitrag von: Klaus in Juli 11, 2012, 16:04:50 NACHMITTAGS
Herbert,

vielen Dank für die Antwort und Dein Mitgefühl!

Gruß

Klaus
Titel: Re: Schiefe Beleuchtung: DIK für alle?
Beitrag von: purkinje in Juli 11, 2012, 22:23:24 NACHMITTAGS
Hallo Herbert,

mir ist noch nicht ganz klar ob deine Blende den Winkel von 55-80° ausspart oder abdeckt und wie Du die verschiedenen Winkel bewerkstelligst- eine verstellbare Blende oder diverse verschiedene Winkel? Kommt die Blende in den Filterhalter oder unter die Klapplinse?
Inwieweit ist den ihre Blende mit dem schon einmal hier vorgestellten DIYDIC http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9101.0 vergleichbar?
Entschuldige die vielen Fargen, aber ich habe auch schon mit dem 600er und dem älteren Leitz Klapplinsenkondensor für die runde Halterung und verschiedenen Blenden herumexperimentiert: den oben genannten DIYDIC fand ich ehrlich gesagt wie auch die DIYDIC Blende http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/indexmag.html?http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artnov02/diydic.html (sehr ähnliche nur starre Variante) nicht wirklich überzeugend.
Deine Aufnahmen jedoch haben mein bereits erlahmtes Interesse an, im weitesten Sinne "Sektorenblenden" zur Kontraststeigerung wieder geweckt: v.a. da bei der von dir gezeigten Vergrößerung sehen die anderen beiden von mir erwähnten DIYDICs ziemlich "arm" gegen Deine sehr schönen Ergebnisse aus  ;D
Vieleicht kann ich dich ja sogar erweichen ein Bild der Blende, vieleicht auch in Position am 600er zu posten?  8)
Beste Grüße aus dem wolkig-bis- sintflutartigen Oberbayern
Stefan
Titel: Re: Schiefe Beleuchtung: DIK für alle?
Beitrag von: Herne in Juli 11, 2012, 23:11:16 NACHMITTAGS
Hallo Stefan,
die Blende deckt den Winkel ab. Sie ist aus einem handelsüblichen, 0,1 mm starken, 12,5 mm breiten Stahlband geschnitten - verschiedene Varianten kosten also nahezu nix. Und sie liegt , wie beschrieben, zwischen Klapplinse und unterer Linsengruppe lose ein. Weil der Blechstreifen relativ lang ist, läßt sie sich von außen dort positionieren. Legt man sie im 600er Kondensor in den Filterhalter, also unter das optische System,  funktioniert es bei Leitz nicht. Ich werde morgen mal ein Foto der Mimik machen, dann wird´s klarer. Das Verfahren ist also nicht direkt mit DIYDIC vergleichbar.
Man kann auch eine schmale Einweg-Klinge aus einem Cutter für erste Versuche nehmen, nur läßt die sich schwerer in die gewünschte Form bringen, weil sie gehärtet und dicker ist.
Zu bemerken ist noch, daß die gewählten Präparate für meine Musterbilder, Oamaru-Diatomeen, in besonderer Weise für diese Experimente geeignet sind, sie zeigen die Effekte besonders deutlich ...
Mit verstellbaren Sektorenblenden habe ich ebenfalls experimentiert und fand die Resultate nicht befriedigend. Das mag daran liegen, daß sie nicht in einer Spitze auslaufen sondern notwendiger Weise in einem Zentral-Glenk enden, das Teile der Bildmitte abdeckt.
Grüße nach Bayern
Herbert
Titel: Re: Schiefe Beleuchtung: DIK für alle?
Beitrag von: Jens Jö in Juli 11, 2012, 23:26:28 NACHMITTAGS
Hallo Herbert,

Deine "Spitzblende" heißt bei mir "Keil" und ist seit 2 Jahren im Einsatz.
Bernhard Lebeda hatte hier mal diesen Verweis eingestellt: http://www.schwaben.de/home/mathias/mikro/kontrast1.html
und danach hatte ich diesen Keil gebaut. Er sollte allerdings dicht unter der Aperturblende sitzen.
Durch Verschieben des Keils ist ein kontinuierlicher Übergang von schiefer Beleuchtung zu völligem Dunkelfeld möglich.
Dagegen kann eine feste Blende nicht konkurrieren.

LG
Alfred
Titel: Re: Schiefe Beleuchtung: DIK für alle?
Beitrag von: Herne in Juli 12, 2012, 08:57:26 VORMITTAG
Hallo Alfred,
genau so sieht meine "Spitzblende" aus und sie funktioniert auch so. Der Ort, der für sie jeweils am besten geeignet ist, scheint mir je nach Bauweise und Ausführung des Kondensors ein wenig zu variieren. In meinem Fall (600er Leitz-Kondensor) komme ich ohne Säge aus und es funktioniert mit Vergrößerungen zwischen 10er und sogar 63er Objektiven. Ich tüftele derweil an einer magnetischen Fixierung des Blechstreifens, der dazu natürlich aus einem ferromagnetischen Werkstoff gefertigt sein muß. Bücher sind doch ein wenig sperrig uns USB-Sticks halten nicht ...
Interessant ist, daß ich ohne Kenntnis des Fadens von Bernhard, zur gleichen Lösung gekommen bin. Ich war jedenfalls nie der Überzeugung, soeben das Rad erfunden zu haben.  ;)

L.G.
Herbert
Titel: Re: Schiefe Beleuchtung: DIK für alle?
Beitrag von: purkinje in Juli 12, 2012, 19:11:04 NACHMITTAGS
Danke für die erhellenden (auch wenns schiefe Beleuchtung ist  ;D) Ausführungen-
das mit der Bastelei kommt mir gerade bekannt vor: es soll eine einfache Pol/ Variocolor- Selbstbauvariante für Heine und Berekkondensor her - da diese so gut wie nie in der Bucht anlanden und wenn dann ... ???
Beste Grüße

Stefan