Hallo Tümpler,
aus einem Wassereimer, in dem sich schon seit mehren Tagen abgestandenes Teichwasser befindet, habe ich eine Probe gezogen und mir mal näher angeschaut. Dabei bin ich auf eine grüne Kugel gestoßen mit einer Art Schutzhülle.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/99099_17416444.jpg)
Der Phasenkontrast (40er Objektiv) zeigt sehr deutlich die vielen Bakterien außenrum, die an diese Kugel herandringen wollen, aber durch diese Schutzhülle regelrecht abgeblockt werden.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/99099_42985595.jpg)
Im normalen Hellfeld mit zusätzlichem Reliefkontrast kommt dieser Vorgang weniger zur Geltung, aber vielleicht hilft das bei der Bestimmung dieser grünen Kugel mit der Schutzhülle.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/99099_17578947.jpg)
Nebenbei ist mir noch aufgefallen, daß diese üblichen Ansammlungen von Scenedesmen usw., die sonst immer grün waren, nun ziemlich farblos erscheinen.
Falls von Belang, die Bildbreite beträgt 150µm.
Viele Grüße
Bernd
Hallo Bernd -
obwohl es grün ist würde ich hier auf ein tierisches Ei nach den ersten 3 Zellteilungen tippen. Auf der Phako-Aufnahme sieht man sogar, dass die mittleren beiden Zellen schon wieder am Teilen gefangen haben.
Beim Reliefkontrast sieht man das nicht - der dringt anscheinend nicht weit genug in die Tiefe.
Viele Grüße
Rolf
Hallo Bernd,
Das sieht aus wie Pandorina morum.
Herzliche Grüsse
Eckhard
Hallo Eckhard,
aber ohne Geißeln.
Viele Grüße
Bernd
Palmella Stadium!
Herzliche Grüsse
Eckhard
Was heißt denn das übersetzt?
Viele Grüße
Bernd
Das ist ein Ruhestadium, ähnlich der Encystierung bei Schalenamöben oder dem Winterschlaf bei Säugetieren, um ungünstige Lebensumstände zu überbrücken.
Gutenachtgrüße
Angie
Wer von euch beiden hat wen gefragt? Auf jeden Fall habe ich diesmal wie versprochen nicht mit Sidolin gereinigt.
Und Danke für die Info!
Gute Nacht
Bernd
Hallo Bernd,
die "ungünstigen" Verhältnisse können auch schon im Probenbehälter herrschen. Ich mache die Erfahrung immer wieder, dass sich Organismen bald nach der Probenentnahme verkapseln - allen voran die Goldalgen, warum auch immer.
Zur Eingangsfrage: Du hattest gefragt, und ich habe zufällig ins Forum geguckt, ehe ich hundemüde ins Bett falle ...
Schlaf gut!
Angie
Hallo, Bernd.
Angie hat hier ein Grundproblem der Aufbewahrung von Wasserproben angesprochen.
Die ökologischen Bedingungen für die Lebensgemeinschaft eines Gewässers ändern sich radikal, wenn ein Teil sozusagen in einen engen Raum eingesperrt wird. Es ändern sich sofort die Temperatur- und Lichtverhältnisse und der Gasaustausch, alles mit etlichen Konsequenzen. Auf die enthaltenen Populationen bezogen heißt dies, daß für einige Arten die Bedingungen ungünstig werden (ökologisches Pessimum) und sie entweder stark reduziert werden bzw. ganz verschwinden, es sei denn, sie haben die Fähigkeit, Dauerformen zu bilden (z. B. Palmellastadium). Andere Arten, die vorher nur in geringer Individuendichte vertreten waren, vermehren sich mehr oder weniger stark, weil sie ökologisch vom Pessimum in ein Optimum geraten. Die Verhältnisse sind natürlich insgesamt sehr verwickelt und können hier nicht dargestellt werden. Und darüber gibt es jede Menge Literatur.
Fazit: Wasserproben, die über längere Zeit aufbewahrt werden, repräsentieren nicht mehr ökologisch ihr Herkunftsgewässer sondern entwickeln sich zu einem eigenen Miniökosystem mit eigenen Bedingungen. Da die Mehrzahl der Tümpler im Wesentlichen eher am Leben im Gewässer als am Leben der Gewässer interessiert ist, werden derartig bedingte Artensukzessionen in der Probe für sie sehr interessant.
Schönen Gruß aus dem Hintertaunus
Holger
PS: Könnte es sein, daß in Deinem Gartenteich eine Cyanobakterien-Blüte herrscht? Du zeigst so viele Merismopedien.
Hallo. Ich würde Rolfs Ansatz nicht ausser Acht lassen. Kommen denn im Palmella Stadium so scharf abgetrennte Bereiche vor? Ich finde es sieht schon aus wie mehrere Zellen, könnte ein Ei eines Mehrzellers sein. Könnte man ja weiter beobachten und schauen ob die etwaigen Zellen mehr werden.
Ist das Palmella Stadium ausschließlich für Euglena reserviert? Überdauerungsstadien gibt es natürlich viele, aber der Name Palmella begegnet mir das erste mal. Dann wäre eine Vielzellerei ja schonmal ein Ausschlußkriterium.
Gruß,
Jan
Hallo Jan -
nein ich nehme meine Aussage zurück - es handelt sich hier sicher um ein vegetatives Vermehrungsstadium, evt. von Chlamydomonas. Palmellastadium ist durchaus nicht nur für Euglena reserviert und der Ausdruck (nach einer Alge Palmella) dürfte über 100 Jahre alt sein. Eine Gallerthüllle ist typisch für Palmellastadien.
Gruß
Rolf
Hallo Holger,
vielen Dank für die von dir aufgeführten Aspekte, die natürlich auch irgendwo zu berücksichtigen sind. Die ganze Thematik scheint doch ein wenig tiefgreifender zu sein.
Das Vorkommen der Merismopedien ist in der Tat in meinem Gartenteich sehr reichlich. Ich mußte schon welche verschicken. ;D
Worauf könnte das zurückzuführen sein?
Viele Grüße
Bernd
Hallo, Bernd.
Die Gründe für ein Massenauftreten von Cyanobakterien in Deinem Gartenteich zu diskutieren, würde diesen Faden absolut sprengen. Falls Du an einer derartigen Diskussion interessiert bist, sollten wir das per PN machen.
Gruß aus dem Hintertaunus
Holger
Hallo Holger,
schade, denn mich hätten die Zusammenhänge ebenfalls interessiert. Grundsätzlich dürfte beim Massenauftreten bestimmter Spezies das ökologische Gleichgewicht aus dem Ruder geraten sein, aber die genauen Mechanismen, die für diese Mengen an Merismopedia sorgen, kenne ich nicht.
Liebe Grüße
Angie
Hallo, Angie.
Du hast natürlich Recht, daß bei Wasserblüten oder anderen "Populationsexplosionen" eine Verschiebung des ökologischen Gleichgewichts eines Biotops eine entscheidende Rolle spielt. In Gewässern zeigt sich dieses Phänomen meist als Wasserblüte infolge fortschreitender Eutrophierung. Cyanobakterien sind dabei sehr häufig beteiligt. Daher führen (bzw. führten?) einige Arten wie z. B. Aphanizomenon flos-aquae oder Microcystis flos-aquae = M. aeruginosa diese Beteiligung auch gleich in ihrem Namen. Berüchtigt ist hier auch die Burgunderblutalge Oscillatoria rubescens (falls sie heute noch so heißt). In Kleingewässern wie z. B. Gartenteichen, die meist infolge von Unkenntnis der Besitzer über die biologischen Anforderungen rasant eutrophieren und entsprechend Wasserblüten entwickeln, spielen auch coccale Grünalgen oder Fadenalgen eine Rolle (Algenwatten), in Kleinstgewässer auch Haematococcus pluvialis.
Die Eutrophierung kann ein normaler Alterungsprozeß eines Gewässers sein. Sehr oft spielt aber der Mensch die Hauptrolle, indem er mehr oder weniger die ökologischen Bedingungen eines Biotops beeinflußt. Über diesen ganzen Komplex gibt es jede Menge Literatur und wir könnten mit Vehemenz in eine Detaildiskussion eintreten. Aber wie schon gesagt, das würde diesen Faden sprengen.
Schönen Gruß aus dem Hintertaunus
Holger
Hallo Holger,
vielen Dank, die Bestätigung meiner Vermutung genügt mir schon. ;)
Liebe Grüße von der Tiroler Kaltfront
Angie