Ich habe wirklich schon viel gesehen, aber das übertrifft alles bei weitem. Hier sieht man was der entsetzliche Schaumstoff aus den 1960ern in Verbindung mit subtropischem afrikanischem Klima anrichten kann :'( :'( :'(. Dieser hervorragende U-Tisch hat absolut keine Gebrauchsspuren und wurde möglicherweise niemals benutzt - und ist nun doch völlig versaut. Die malachitgrüne Farbe der Zersetzungsprodukte wundert mich sehr, normalerweise hinterläßt der Schaumstoff eine dunkelgraue klebrige Masse. Hier ist offensichtlich die Verchromung durchkorrodiert und das Kupfer aus dem Messing hat zur Bildung von "Grünspan" geführt. Der Belag läßt sich mechanisch zwar schwer aber doch rückstandslos entfernen. Dann bleiben schwarze Narben zurück. Die vernickelten Stahlschrauben sind völlig durchgerostet.
Wie schon gesagt, einfach nur zm Heulen... Bitte um Mitleid beim Betrachten der Bilder.
Herzliche Wochenendgrüße,
Olaf
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures008/586%20UT%20Durb.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/108581_29542258.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/108581_3273062.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/108581_67086699.jpg)
Lieebr Olaf,
glaub mir, Du hast mein vollstes Mitleid!!! Da ich Dich kenne, kann ich mir Deinen Schock beim Öffnen dieser Kiste vorstellen. Auch ich habe hier einige Kästen mit dieser schaumig-schmierigen Ausgeburt der teuflischen Alchimistenküche aus den 60er herumliegen.
Aprops Alchimistenkürche und etwas ot: Gestern kam bei mir die Frage auf, warum die Triebe vieler alter und auch jahrzehntelang nicht bewegter Messingmikroskope meist tadellos laufen, hingegen fast alle nicht ständig benutzten Mikroskope ab den Sechzigern (bis in die heutige Zeit hinein!) nach ein paar Jahren völlig verharzt sind.
Gab es früher bessere Schmiermittel oder wurden die Triebe möglichweise gar nicht geschmiert?
Hezrliche Grüße
Peter
Olaf,
Du mußt jetzt ganz stark sein! Deine Befürchtung, daß die Nickelschicht Löcher hat, ist nämlich richtig. Hier ein gereinigter U-Tisch, dem das gleiche Schicksal widerfuhr:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/108587_66200131.jpg)
Aber glaube mir, ich bin ganz bei Dir. Ich bekam die Tage ein Konvolut super gepflegter Ortholux-Teile, welche in den 60er Jahren feinst säuberlich in z.T. eigens dafür angefertigten Pleixglas-Kisten aufbewahrt wurden.
Seither allerdings nicht mehr benutzt:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/108587_29850839.jpg)
Ich habe versucht, den Schmodder mit Xylol zu entfernen, was auf verchromten Flächen und Linsen super funktioniert. Der Lack eines Revolvers wurde allerdings etwas angegriffen.
Sollen wir uns heute abend mit einer Flasche Rotwein in den Schlaf heulen?
Mitfühlende Grüße
Wolfgang
Hallo,
dem späteren Chemie-Nobelpreisträger und "Vater der Makromoleküle" Herrmann Staudinger wurde seinerzeit von einem Kollegen gesagt:
"Sie haben früher so schöne Arbeiten auf dem klassisch organischen Gebiet gemacht; nehmen Sie diese wieder auf und vergeuden Sie Ihre Zeit nicht mit der Schmierenchemie".
Offenbar hatte diese Bezeichnung zu ihrer Zeit durchaus ihre Berechtigung! >:(
Herzliche Grüße
Peter
Lieber Wolfgang und Peter,
Danke für Euer Mitgefühl. Dieses Phänomen ist aber schon etwas Besonderes. Der dunkelgraue Schmodder ist ja tatsächlich löslich, wie ich in der Vergangenheit sehr oft erfahren habe, aber hier handelt es sich um feste kristalline Reaktionsprodukte, die man nur rein mechanisch entfernen kann. Aber, lieber Wolfgang, Du hast tatsächlich recht: das Ding ist vernickelt und nicht verchromt, was die spätere Bearbeitung deutlich erfreulicher gestaltet. Ich hatte mich, mit Tränen-umflortem, noch immer Rotwein-geschwängertem Blick täuschen lassen.
Gruß, Olaf
Liebe Leidensgenossen,
ich habe ebenfalls solche Katastrophen erlebt: Ein 6fach-Revolver vom Leitz Orthoplan mit einem kompletten Satz Plan APOs, versunken in der grauen Vormals-Schaumstoff-jetzt-Pampe-Substanz. Völlig rückstandsfrei konnte ich das auch mit Xylol nicht entfernen, vor allem unten an den Objektiven ist das Metall angegriffen.
Ein Phasenkontrastkondensor von Olympus entging offenbar nur knapp diesem Schicksal; hier war die originale Holzbox mit grünem Schaumstoff ausgeschlagen, der sich in gleicher Weise zersetzt hat. Aber hier konnte ich den Pamps komplett entfernen.
Bei so einer Preziose wie dem U-Tisch tut es natürlich noch viel viel mehr weh - grauenhaft! Aber Olaf hat ja schon mehr als eine Handvoll Wunder vollbracht - ich bin gespannt auf das Ergebnis der Restaurierung!
Herzliche Grüße,
Florian
Zitat von: olaf.med in November 10, 2012, 13:37:03 NACHMITTAGS
....aber hier handelt es sich um feste kristalline Reaktionsprodukte, die man nur rein mechanisch entfernen kann...
Kannst Du das nicht auf den Spindeltisch schnallen und nachsehen, was das genau ist ;)?
Kann man Vernickelung flicken oder muß das ganz ab und neu gemacht werden?
Viele Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
schön wär's, aber die Kristalle sind zu klein und schlecht für den Spindeltisch. Mit einer Röntgen-Phasenanalyse wäre es sehr einfach, aber meine Gandolfi/Debye-Scherrer Einrichtung wurde abgebaut und der Generator aus Sparsamkeitgründen stillgelegt. Das hat man vom Wegfall der Studiengebühren...
Schönen Abend,
Olaf
Hallo Olaf,
für`ne Handvoll Dollar gibt es hier jedenfalls den auch in "Geputzt".
http://www.ebay.com/itm/Universal-Stage-Fedorov-FS-microscope-LOMO-FULL-KIT-Zeiss-/120997617464?pt=LH_DefaultDomain_0&hash=item1c2c051f38
Viel Erfolg
Karl
Lieber Olaf,
mein Beileid ! :'( :'( :'( Das ist echt der GAU bei so einem schönen und teuren Stück.
Auch in der Numismatik fast jegliches Plastik aus den 60er / 70er Jahren wegen seines Säuresgehalts berüchtigt und gefürchtet. Führt bei allen Stücken zu ähnlichen Ergebnissen...einfach gruselig.
Viel Erfolg beim restaurieren !
Lieber Olaf,
auch für mich ist es ein Grauen, solch ein schönes Stück (und die von Wolfgang gezeigten) durch eine schlampige Materialauswahl vor der möglichen Lebensdauer zugrunde gerichtet zu sehen. Auch ich habe, als ich noch auf Leitz-Geräte zu achten hatte, mit diesem Problem zu tun: sorgfältig im werkseitig gelieferten Verpackungsmaterial versorgte Auflicht-Illuminatoren, Diskussionsbrücken, UD-Tische mit allen Objektiven (Plural!), Phako-Einrichtungen, ... alles Schrott! Und so gingen sie denn leider vor ihrer Zeit den Weg alles Irdischen... :'(.
Mitfühlende Grüße
Thomas
PS: Einen kleinen Seitenhieb kann ich Dir (und Wolfgang, und anderen Leitz-Freunden) leider nicht ersparen: es mag noch so viele Dinge geben, die Zeiss nicht optimal gelöst hat (Delamination, Objektivzentrierung ::)), aber so einen groben und systematisch betriebenen Unfug haben die der Nachwelt erspart: bis in die 1960er Jahre wurde durchweg Filz eingesetzt. Danach kamen Schaumstoffe nur über ein darauf laminiertes (hässliches) Kunstleder mit den Geräten in Kontakt, das zumindest nach meiner Kenntnis keine Schäden angerichtet hat. Dauerhafter war allerdings der Filz, der auch in den Kästen meiner Zeiss-Winkel-Geräte (die mindestens 65 Jahre alt sind) stabil und ansehnlich geblieben ist.
Hallo,
besonders ärgerlich ist in diesen Fällen, dass ein schlampiger "Pfennigsartikel" in der Lage war, Werte im Tausenderbereich über die Jahre zu zerstören.
Aber das ist immer das Dilemma: Langzeitschäden erkennt man eben leider erst....nach langer Zeit!
Übriegns möchte ich zur Vorsicht mahnen: Selbst modernere Schaumstoffe neigen noch zu diesem Verhalten. Ich habe die Tage bei einem Mikrofreund noch eine bereits in Auflösung begriffene Schaumstoffeinlage aus einem Fotokoffer ( ca. 10 - 15 Jahre alt ) gesehen.
Herzliche Grüße
Peter
Hallo Schmierentheater-Geschädigte.
Die Segnungen der frühen Schaumstoffchemie habe ich auch schon verschiedentlich von schönen Leitz-Teilen entfernt. Auch Olympus ist betroffen und seltener Zeiss, weil die - nicht, weil sie es besser wussten, sondern einfach aus Gründen der "Wertanmutung" wie Thomas schon beschrieb - noch zusätzlich verkleidet haben.
Dieses Elend hat auch die Automobilindustrie getroffen, die sich natürlich ebenfalls begeistert auf die neuen Polyester-Polyurethan-Schaumstoffe gestürzt hat. Leider hat man erst nach Jahren gemerkt, dass Polyester-PU´s nicht beständig sind. Die Ester-Bindung hydrolisiert und das Polymer zerfällt zu der bekannten schwarzen Schmiere. Die dann natürlich auch noch sauer reagiert und Metalle angreift.
Erst mit der neuen Generation der Polyether-PU´s hat man diese Schaumstoffe hydrolysebeständig gemacht. Die Polyester-PU-Schaumstoffe nimmt heute keiner mehr.
Das ist das Problem der Beständigkeitstests, genauso das Problem der Tests auf Nebenwirkungen bei Arzneimittel oder auch der Umweltverträglichkeit.
Hat man richtig getestet, lange genug, alles bedacht? Ein Risiko, dem wir immer ausgesetzt sind!
Hallo Klaus,
danke für die fachlichen Hintergründe.
In Anbetracht der "eingepackten" Werte halte ich es grundsätzlich für dumm, Materialien nach einem vermeintlichen Vorteil im Pfennig/Cent-Bereich auszuwählen, für die es überhaupt keine Langzeit-Erfahrung gibt. Na gut: Filz sieht tooootal altbacken aus. Aber es hat sich in mehreren Jahrzehnten (eher Jahrhunderten) bewährt. Da geht es überhaupt nicht an, ein bereits in den 1970er Jahren mehrere 1000 DM teures Gerät in einem auf Langzeitbeständigkeit ungeprüften (weil zu jungen) Material unterzubringen.
Natürlich haben auch Filz, Leder, Holz, Kork, Papier und andere traditionelle Materialien ihre Nachteile. Aber diese richten zumindest nicht so nachhaltig und systematisch das ihnen "schutzbefohlene" Gerät zugrunde.
Diese Bilder erzeugen Emotionen. Im Grunde genommen sind es doch nur ausgepolsterte Transportboxen. Welcher Hersteller konnte ahnen, daß einige Transporte Jahrzehnte dauern?
Selbst wenn jetzt das eine oder andere Gerät vor dem Verfall gerettet wird, was passiert mit ihm? In den meisten Fällen landet es danach wieder in einer Schublade und kommt vielleicht erst als Nachlass wieder zum Vorschein.
Noch schlimmer steht es mit dem Wissen um diese Geräte. Mechanisch ist ein solcher Tisch ja schon ein Kunstwerk. Leider können mit ihm die wenigsten umgehen.
Vielleicht sollte deshalb dem Wissensverfall genauso entgegengetreten werden, wie dem reinem Materialverlust. Sich mit seinem Mikroskop zu beschäftigen hilft übrigens auch gegen Verharzung und Vergreisung.
Viele Grüße
Erik
Hallo Wolfgang,
habe vergessen auf Deine zweite Frage zu antworten: die alte Nickelschicht muß vor der neuen Beschichtung runter. Das Problem besteht darin, die gleiche Oberflächenstruktur zu erzeugen wie bei den anderen Teilen. Bei älteren U-Tischen ist das sehr einfach, da sie den normalen "Strich" zeigen. Bei diesem neueren Model (Seriennummer 50xx) sind die Teile feingesandet. Dazu braucht man ein Sandstrahlgerät und feinste Glasperlen als Strahlmittel.
Hallo Karl,
ZitatHallo Olaf,
für`ne Handvoll Dollar gibt es hier jedenfalls den auch in "Geputzt".
http://www.ebay.com/itm/U...0&hash=item1c2c051f38
Du hast aber schon gemerkt, daß es sich hierbei um einen
Lomo handelt - einem Leizianer rollen sich dabei die Fußnägel auf! Es ist zwar ein 1:1 Nachbau der Berekschen Konstruktion und funktionell völlig OK, aber man sieht trotzdem bei allen Einzelheiten, daß die Konstrukteure und Mechaniker eher auf die Fertigung von Kampfpanzern fokussiert waren ;D ;D ;D.
Herzliche Grüße,
Olaf
Hallo Olaf,
das habe ich wohl erkannt das es ein Lomo ist. Allerdings war mir als Anfänger nicht bewusst das du dann wohl ein Leitz Modell besitzt. War halt für mich nicht zu lesen oder zu erkennen. Optisch würde ich jedenfalls dein Bildangebot eher in den Bereich Kampanzergattung einordnen, so zu sagen: frisch vom Truppenübungsplatz ;D . Ich hatte auch gar nicht speziell gesucht, es lief mir bei der Teilesuche über den Weg und da bist du Unglücklicher :( mir wieder eingefallen.Wenn die Qualität auch etwas schlechter ist , aber beim Kästchen scheinen sie ja alles richtig gemacht zu haben ;).
Viel Erfolg
Karl
Hallo Olaf,
es ist ja nun schon schlimm genug, mit anzusehen, wie angefressen nun dieser schöne UD-Tisch ist. Dem brauche ich eigentlich nix mehr hinzuzufügen. Aber das erste Bild läßt den Anschein erwecken, als hätte der große Knopf und damit die Achse einen ordentlich Schlag abbekommen. :o
Ist dem wirklich so oder täuscht das?
Viele Grüße
Bernd
Ach, letztlich ist es doch ein wohliges Gefühl, etwas Todgeweihtes dem vorzeitigen und unseligen Ende entrissen zu haben. ;D
Gruß - EFH
Olaf,
hasy Du etwas zum Glasperlenstrahlen?
Wenn nicht, hast Du ja meine Kontaktdaten...
Ich werde demnächst auch etwas vernickeln lassen (:
Bastian
Hallo Bernd,
das ist ja wirklich ein komisches optisches Phänomen ???. Auf dem Bild sieht alles krumm und schief aus, aber tatsächlich ist das ganze Teil mechanisch perfekt, ganz ohne Mangel, wenn man sich das Grüne wegdenkt. Es ist noch nicht einmal verharzt und zeigt absolut keine Gebrauchsspuren.
Hallo Bastian,
ja, ich habe Zugang zu einer kleinen Strahlkabine mit dem entsprechenden Strahlmittel, aber herzlichen Dank für Dein Angebot. Vernickeln.... schick' einfach her, wird postwendend gemacht.
Herzliche Grüße,
Olaf
Liebe Mikrofreude,
Der Zeissianer schaut frustriert
sein Objektiv - delaminiert!
(was seltener bei Leitz passiert)
Und während er die Stirne runzelt
der Leitzianer leise schmunzelt
bei seiner Optik löst sich nicht
im Lauf der Zeit die Klebeschicht
Doch - halt! Wer sich zu früh gefreut
hat dieses oftmals schon bereut
Er schaut in Pappkästlein hinein
als er's erblickt - ein lautes Schrei'n!
Die edle Optik ist versunken
in klebrig-braunen Schaumstofftunken.
Drum laßt Euch sagen: Leitz und Zeiss
ist letztlich doch der gleiche Sch.....!
So hat jeder Mikroskopiker sein Packchen zu tragen - auch ich!
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/108740_58595803.jpg)
Herzliche Grüße
Peter
Guten Morgen!
Ihgitt kann man da nur sagen. Ich hatte ein ähnliches Problem (Schaumstoff und fiese Kleberreste) und habe in der Verzweiflung zu handelsüblichem Brennspiritus gegriffen. Die Schaumstoffreste verwandelten sich in eine schmierige Masse, die sich mit etwas Geduld entfernen ließen... Der Lack hats überlebt, wenngleich einige Schandflecken blieben, zumindest der Schaumstoff war weg ;).
Liebe Grüße
Harald
Hallo in die Runde,
gerade von Peter ein Konvolut von Lomo Geräten erstanden.
Schock beium Öffnwen der Metam Teilekisten; der schöne rote Schaumstoff verhält sich wie Zuckerwatte (löst sich auf und klebt)
Nach durchtesten verschiedenster Reinigungsmittel bin ich an zwei Sachen hängengeblieben: Terpentienersatz und Ballistol.
Letzteres stinkt zwar fürchterlich (Abzug!) wirkt aber erstaunlich gut und lässt sich auch von den Linsen entfernen,
Ein Versuch lohnt.
Gruß
Wolfgang
Hallo liebe Mitleidenden
Auch ich habe von Olympus derartige Holzkisten und die Probleme mit dem Säubern. Da hilft nur Nerven behalten und reinigen, zum Glück war nichts in diesen Kisten, ich habe sie leer gekauft ...
Beileid zu dem Leitz Teil, eigentlich ein Prunkstück mechanischer Hochleistung.
Liebe Grüße aus Wien
Gerhard
Lieber Olaf,
Zu Deiner bösen Überraschung meiner herzliches Beileid. Aber Du bestätigst nur meine langgehegte Meinung, dass von der Zivilisation des 20. Jahrhunderts in 2000 Jahren nichts mehr gefunden wird. Archäologen werden diese Zeit für ein finsteres Mittelalter halten, weil kaum ein Stück unserer heutigen Zivilisation die Zeit überlebt. Ob Computer oder Druckmedien, Werkzeuge oder Geräte, alles ist nicht für die Jahrhunderte geschaffen. Wenn in 2000 Jahren eine Kaffeemaschine ausgegraben wird, werden sich die Forscher anhand der wenigen Metallteile den Kopf darüber zerbrechen, was das einmal war. Alles was aus dem Sch..kunststoff produziert wird, auch die angeblich unkaputtbaren Zahnräder in den modernen Mikroskopen, mögen zwar für die Benutzungszeit eines Menschen ausgelegt sein, aber für die Geschichte sind sie verloren. Diese Katastrophe zeigt sich ja schon heute bei den Büchern des 19. Jahrhunderts und den Speichermedien der letzten Jahrzehnten. Vielleicht sollten wir doch mehr auf Tontafeln schreiben und die Mikroskope wieder ganz aus Metall machen. Mein Zeiss von 1864 funktioniert jedenfalls noch wie damals.
Ganz liebe Grüße
Tilman
Zitatganz aus Metall machen.
.....allerdings dann bitte nicht aus dem Metall, aus dem in den Siebzigern rund Achtzigern Autos hergestellt wurden! ;)
Herzliche Grüße
Peter
Zitatallerdings dann bitte nicht aus dem Metall, aus dem in den Siebzige rund Achtzigern aus Autos hergestellt wurden!
Vor allem dann nicht lieber Peter, wenn die Mikroskope im Winter mit Salzmatsch eingesaut werden und dann zur Förderung der Korrosion mit dem Matsch bedeckt in warme Garagen gestellt werden! ;D
Zitat"... Wieso, werden keine Umwelttest mit Salznebel bei den Mikroskopen gemacht? ..."
Vielleicht weil es ein Korrosionsschutztest ist und man damit die Umwelt nicht testen kann?
Liebe Forumsmitglieder, vielleicht bin ich mit meiner nihilistischen Prognose für unsere Geschichtsschreibung etwas zu pessimistisch gewesen, aber was mich an einem Forum immer wieder erfreut, sind die absolut passenden Anmerkungen, die immer eine Abzweigung zu einem Thema finden. Vielleicht bin auch ich etwas von Olafs Desaster betroffen, ins Nachdenkliche abgedriftet. Aber der Kern ist wohl rübergekommen. Im Übrigen, alle Gegenstände haben den Ort ihrer Bestimmung, Mikroskope sind sicher nicht für den winterlichen Straßenverkehr geeignet und Automobile werden, oder wurden, zunehmend von Menschen überrascht, die der Meinung sind, Alles ist machbar, nur keine Rücksicht auf die Umwelt und Natur. Natürlich ist ein Auto etwas Schönes, aber Alles was erfunden wurde findet seinen Weg und ist unumkehrbar (Galileokonflikt!). Soweit zum Thema Auto, welches zwar im Grunde zur Thematik gehört, aber vom eigentlichen Thema wegführt.
Nichts für ungut,
euer neuer Forumsgenosse
Tilman
Zitat...was mich an einem Forum immer wieder erfreut, sind die absolut passenden Anmerkungen, die immer eine Abzweigung zu einem Thema finden.
Hallo Tilman,
es ist doch gut, daß die Sicht auf Details den Blick auf das Ganze nicht trübt.
Gruß - EFH
Hallo Timan,
bist Du DER Tilman???, und wenn ja freue ich mich sehr Dich hier im Forum zu sehen, vermisse aber Deine Vorstellung. Du hast dann mit Klaus einiges gemeinsam, zumindest was die Vorliebe für eine gewisse Automarke anbetrifft, und ich bin schon auf viele philosophische Dialoge in dieser Richtung zwischen euch gespannt.
Streusalz war bei diesem U-Tisch eher nicht im Spiel, und ich wäre wirklich an der Natur der kristallinen Produkte interessiert, allein mir fehlen nun leider die Möglichkeiten....
Herzliche Grüße,
Olaf
Hallo Olaf!
Na, sooo schwierig ist der Belag aber auch nicht zu bestimmen. Der Farbe nach sind es (naheliegend) Nickelsalze, eventuell mit Kupfer (vor dem Vernickeln wurde meist dünn verkupfert). Warscheinlich Sulfat, weil Chlorid eher zerfließlich ist, und etwas Carbonat. Ein paar abgeschabte Kriställchen reichen für eine Halbmikroanalyse aus, auch für die Anionen (Tüpfelanalyse). Wenn ich mich recht erinnere, ist in Bochum aber auch eine gut ausgerüstete chemische Fakultät.
Gruß - Werner
Hallo Werner,
ZitatDer Farbe nach sind es (naheliegend) Nickelsalze
Der mikrochemische Nachweis auf Nickel mit Diacetyldioxim ist mit Sicherheit leicht zu machen und sicher auch positiv. Da hier organische Säuren im Spiel sind nach der Esterspaltung ist das Anion nicht so einfach.
# Olaf, wenn du mir eine Probe abkratzt, dann kann ich den Versuch unternehmen.
Hallo Werner,
als Mineraloge denke ich natürlich auch in mineralogischen Kategorien. Das chemische Inventar ist ja überschaubar: Nickel vom Vernickeln, Kupfer aus dem Messing - das sind die grün-färbenden Kandidaten, CO2 und evtl. SO2 aus der Atmosphäre, und damit sind die anorganischen Kandidaten wohl schon erschöpft. Den Mineralogen interessiert aber die Phasenbestimmung, und die geht wirklich nur sauber mit röntgenographischen Methoden. Dazu fehlt mir nun leider das Instrumentarium.
Herzliche Grüße,
Olaf