Liebe ,,Paraffinschneider",
als ich vor einigen Jahren nach dem Erwerb eines Schlittenmikrotom mit der ,,Paraffinschneiderei" botanischer Objekte begann, arbeitete ich erst einmal mit Xylol als Intermedium bei der Einbettung.
Dieses hat aber bekanntermaßen den großen Nachteil, die Strukturen stark zu härten und zu verspröden. Man muss eigentlich für jede Struktur die Xylolbehandlung fast auf die Minute optimieren. Das mag dienstlich möglich sein, im Privatleben kommen immer hobbyfeindliche Kräfte ins Spiel, die die beste Zeitplanung zunichte machen.
Ich suchte darum nach einem weniger problematischen Intermedium, das auch leicht zu bekommen und preiswert ist.
Bei der Durchsicht der Altforderen wurde ich bei Romeis fündig, der in meiner Ausgabe von 1948 Terpentinöl wärmstens empfiehlt, da es mit Paraffin gut schneidbare Gemische bilde, also noch in Spuren vorhanden sein kann.
Ich besorgte mir also im Künstlerbedarf ,,Balsamterpentin" (ist wasserklar, 1000ml 12,95€) und experimentierte damit. Die ersten Versuche verliefen sehr erfolgversprechend. 20-µm-Schnitte gelingen eigentlich immer, bei geeigneten Objekten auch Schnitte bis zu 10µm herunter (ich schneide mit klassischen Mikrotommessern, die ich eigenhändig präpariere).
Nun meine Frage: Hat noch jemand Erfahrungen mit Terpentinöl als Zwischenmittel und welche?
Meine Technologie:
entwässern über Alkoholreihe mit 3x Iso abs am Schluss;
2x Balsamterpentin, gegen Ende auf ca. 40oC erwärmen;
Balsamterpentin + Paraffin 1+1 bei ca. 40oC;
zuletzt 3x Paraffin bei ca. 60oC.
N.B.: Mich interessieren keine Hinweise auf mögliche Gefahren durch Terpentinöl oder sein allergisches Potential, sonder nur technologische Erfahrungen.
Danke!
Gert Flemming
Hallo Gert,
Ich habe keine Erfahrungen mit Terpentinöl. Allerdings frage ich mich warum du dies benutzt ?
Ich verwende bei der Einbettung von Anfang bis Ende ISO. Das erspart das wechseln während der Einbettung und ist völlig bedenkenlos. Das ISO mischt sich bei Wärmeeinwirkung mit dem Paraffin und es sind sogar Schnitte möglich die dünner sind als 10 µm. Daher meine Frage, warum man es so ''umständlich'' machen muss.
Viele Grüße
David
Lieber Gert,
Ich habe, ebenfalls wie David, keine Erfahrung mit Terpentinöl. Ich bin gespannt, Ergebnisse von Dir zu sehen.
Ich gehe davon aus, dass ISO ebenso wie Xylol flüchtig ist und sich daher aus dem Objekt bzw. dem Paraffin leichter entfernen lässt als Terpentinöl. Vermutlich muss man daher mit Terpentinöl sorgfältiger verfahren, was die Entfernung des Intermediums angeht. Denn Blöcke, die noch einen Teil des Öls enthalten, dürften nur schwer schneidbar sein. Andererseits bietet vermutlich das Öl den Vorteil, dass es nicht schneller aus dem Objekt flieht, als das Paraffin eindringen kann.
Die Pflanzenhistologen haben es doch einfach, den Effekt der unterschiedlichen Intermedien am gleichen Objekt - z.B. am gleichen Stängel - einmal auszuprobieren. Ob und inwieweit die Ergebnisse je nach Intermedium unterschiedlich werden, würde mich sehr interessieren.
Schöne Grüße
Jürgen
Zitat von: Gert Flemming in Dezember 14, 2012, 16:02:59 NACHMITTAGS
... Schnitte bis zu 10µm herunter (ich schneide mit klassischen Mikrotommessern, die ich eigenhändig präpariere).
Nun meine Frage: Hat noch jemand Erfahrungen mit Terpentinöl als Zwischenmittel und welche?
Meine Technologie:
entwässern über Alkoholreihe mit 3x Iso abs am Schluss;
2x Balsamterpentin, gegen Ende auf ca. 40oC erwärmen;
Balsamterpentin + Paraffin 1+1 bei ca. 40oC;
zuletzt 3x Paraffin bei ca. 60oC.
...
Hallo Gert,
10 µm ist doch eine sehr schöne Schnittdicke und ich persönlich würde auch da aufhören. Noch dünner wäre für mich sportlich.
Es ist schon sehr lange her wann ich meine letzte Paraffineinbettung gemacht habe, und das war seinerzeit vornehmlich mit Terpineol als Intermedium. Man beachte die Schreibweise, wobei Balsamterpentin aus dem Künstlerbedarf ähnlich riecht.
Bis 3x Isopropylalkohol bin ich genauso vorgegangen. Aber dann:
2/3 Isopropylalkohol + 1/3 Terpineol,
1/2 Isopropylalkohol + 1/2 Terpineol,
1/3 Isopropylalkohol + 2/3 Terpineol,
3x Terpineol, die letzte Stufe ein wenig erwärmt,
und jetzt mit Terpineol + Paraffin weiter wie von Dir beschrieben.
Die Blöcke waren gut schneidbar, es splitterte nichts.
Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter
Lieber Rolf-Dieter,
Terpineol hatte ich auch schon ins Auge gefasst. Aber in allen Vorschriften, die ich las, wird es in mehreren Verdünnungen mit Isoprop verwendet. Da erschien mir Balsamterpentin einfacher.
Aber bei dieser Gelegenheit gleich meine Frage an Dich nach der Bezugsquelle für Terpineol. Wo gibt´s das? Ich habe es noch nicht gefunden.
Übrigens herzlichen Dank für Deine freundlichen Begrüßungsworte und dass Du Dich noch meiner erinnert hast!
Ganz allgemein: Ich weiß natürlich, dass es viele Intermedien gibt, die sich unter bestimmten Umständen gut eignen. Aber ich habe eins gesucht, das in meinem Kontext gute Ergebnisse liefert. Und da kam ich auf das besagte Balsamterpentin, zumal es (ich hatte schon in meinem ersten Beitrag darauf hingewiesen) mit Paraffin gut schneidbare Gemische liefert und darum, im Gegensatz zu vielen anderen Intermedien (auch im Gegensatz zu Xylol und Isoprop), nicht vollständig ausgetrieben werden muss. Das ist in meinem Kontext ein großer Vorteil.
Mit freundlichen Grüßen
Gert Flemming
Hallo Gert
Terpineol gibt es z.B. bei diagonal (Chroma)
Ganz schön teuer das Zeug.
Vielleicht ist auch Methylbenzoat eine gute Alternative, wenn es darum geht, dass das Objekt in anderen Intermedien leicht splittert.
Schöne Grüße
Jürgen
Hallo Chemikalienfreunde!
Terpineol, Terpentinöl und vor allem Methylbenzoat, nebst einigen weiteren mögen ja für sehr (!) spezielle Zwecke gut sein, aber nicht für daheim. Aus einer Wohnung bekommt man z.B. den Geruch von M.benzoat wochenlang nicht mehr raus. Das sind doch alles Rezepte, die sich früher mal im Labor mit kräftigem Abzug haben anwenden lassen
Es geht auch einfacher und ohne aufdringlichen Chemiegestank in der Wohnung.
Näheres:
Klicken Sie mal im Menü rechts oben auf Methode Paraffin/Isopropanol und auf Paraffin Intermedien,
und zwar hier: http://www.klaus-henkel.de/
Geruchsarme Grüße!
KH
Lieber Herr Henkel,
In Ihrer Literaturzusammenstellung findet sich doch Methylbenzoat und auch Terpineol lobend erwähnt, oder nicht :-)
Natürlich geht es nur um Spezialanwendungen.
Und nur ein Hinweis aus meinen Erfahrungen: Kleinste Wasserreste führen zum Härten und Splittern. Das gilt für Xylol und auch für die ISO Methode. Diese Feststellungen habe ich jedenfalls bei meinen Insekteneinbettungen gemacht.
Schöne Grüße
Jürgen
P. S.
Lieber Gert, an einem Beispielsbild nach einer Einbettung nach Deiner Methode wäre ich wirklich interessiert. Was soll denn geschnitten werden?
Hallo ringsum!
Eine Ergänzung zu meinem letzten Beitrag:
Mittlerweile habe ich auch eine Bezugsquelle für Terpineol gefunden - ebenfalls Künstlerbedarf. Ich hatte bisher bei Chroma nachgeschaut, stieß aber immer auf eine Leerseite.
Das Zeug ist aber wesentlich teurer als mein Balsamterpentin. Nun ja - man braucht es ja nicht in großen Mengen.
Aber Terpineol wird aus Balsamterpentin hergestellt. Da scheinen die Eigenschaften und Eignungen wohl ähnlich zu sein.
Die Viskosität ist deutlich höher - wohl deswegen mehrere verschiedene Verdünnungen mit Isoprop.
Den Geruch von Balsamterpentin kann ich nicht beanstanden. Aber das ist sicher Geschmackssache.
Und mit Paraffin bildet es, im Gegensatz zu Xylol und Isoprop, gut schneidbare .... (s. o., gilt sicher auch für Terpineol).
Außerdem kann ich das Zeug auch noch an anderer Stelle im Haushalt verwenden.
Unter Beachtung aller mir bekannten bisherigen Erwägungen werde ich wohl erst mal dabei bleiben.
Freundlichst
Gert Flemming