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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: rekuwi in Januar 01, 2013, 22:59:22 NACHMITTAGS

Titel: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: rekuwi in Januar 01, 2013, 22:59:22 NACHMITTAGS
Liebe Kristallfreunde,

angeregt durch eine wunderschöne Weihnachtskarte von einem lieben Mikroskopiefreund und von Rolf-Dieters Thema habe ich mit ganz einfachen Mitteln heute versucht Flechtenkristalle zu sublimieren. Ich fand beim Spaziergang eine vom Baum gefallene Flechte, vermutlich eine Evernia sp.:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/114013_31398970.jpg)

Davon habe ich kleine Stückchen auf einen Objektträger gelegt und mit einer simplen Konstruktion (gebogenes Stück Uhrenfeder) als Abstandshalter ein größeres Deckglas über die Flechtenstückchen plaziert. Der erste Versuch ging sofort schief, der über eine Kerzenflamme (auf einem Stövchen) gelegte Objektträger zersprang nach wenigen Sekunden. Beim 2. Versuch hielt ich den Objektträger mit einer langen Zange über die Kerzenflamme, es sublimierte zwar heftig was, es war aber nur die Feuchtigkeit aus der Flechte. Dann, beim 3. mal endlich dampfte aus den jetzt getrockneten Flechtenstückchen eine kleine "Wolke" ans Deckglas und kristallisierte dort aus.
Hier ein Bildchen von dem "Aufbau" (ohne Deckglas):

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/114013_12289387.jpg)

Und hier eines der vielen Bilder die ich eben gemacht habe:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/114013_34102832.jpg)

mit nicht ganz gekreuzten Polfiltern, 16x Apochromat aus Jena, DFK 72.

Vielleicht hat der oder die eine oder andere Spaß daran es nachzumachen.

Herzliche Grüße
Regi

Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: Rolf-Dieter Müller in Januar 01, 2013, 23:54:12 NACHMITTAGS
Liebe Regi,

das ist Dir richtig gut gelungen!

Besonders Deine einfache Sublimationseinrichtung gefällt und das Ergebnis spricht für sich.

Wenn das so weitergeht, könnten wir wirklich über einen Bildatlas nachdenken. Zumindest hat Rolf (reblaus) die Sublimation schon einmal als mögliche Bestimmungshilfe angeregt.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter
Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: Bernd Kaufmann in Januar 02, 2013, 00:00:23 VORMITTAG
Liebe Regi,

ein wunderschönes Ergebnis - und das mit so einfachen Mitteln. Meinen Glückwunsch! Das regt auf jeden Fall dazu an, es selbst zu versuchen. Danke!
Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: Ernst Hippe in Januar 02, 2013, 09:42:36 VORMITTAG
Liebe Regi,
wunderbar und ein toller Neujahrseinstand!!
Das müßte auch auf einer Kochplatte (Ceran) gut gehen, so wie ich auch meine Kristalle schmelze. Muß ich probieren!
Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: Hans-Jürgen Koch in Januar 02, 2013, 10:17:39 VORMITTAG
Liebe Regi,

wunderbar, ein super Foto.
Danke für die Anregung.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: peter-h in Januar 02, 2013, 11:18:47 VORMITTAG
Liebe Regi,

ein toller Beitrag zum neuen Jahr ! Super beschrieben und ein sehr schönes Bild der Kristalle.
Danke für die Anregung.

Schöne Grüße
Peter
Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: Nutzer nicht mehr aktiv in Januar 02, 2013, 11:44:28 VORMITTAG
Schönes Bild.
Nur fehlen mir die Informationen, wie du das genau gemacht hast.

Hier hatte ich dazu mal was geschrieben

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=14406.0

Nur so funktioniert die Mikrokristallisation von Flechtensäuren zu wissenschaftlichen Zwecken.
Alles was nicht nach diesem Methoden gemacht wird, Asahina war ein Fachmann und Chemiker, ergibt schöne Bilder.
Das war es dann auch.

Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: schuppi in Januar 02, 2013, 12:50:21 NACHMITTAGS
Hallo,

das ist ja phantastisch! Im Kosmos-Mikroskopie-Buch stand auch etwas über Flechtensäure drin, und das muss ich unbedingt mal probieren.

Liebe Grüße
Rainer

... der mittlerweile hier schon einiges nachgemacht hat und sich immer wieder über solche tollen Beiträge freut!
Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: Nutzer nicht mehr aktiv in Januar 02, 2013, 13:35:11 NACHMITTAGS
Rolf-Dieter
ZitatZumindest hat Rolf (reblaus) die Sublimation schon einmal als mögliche Bestimmungshilfe angeregt.

Darum habe ich den Hinweis geschrieben, das man dieses dann nur so machen muss, wie in der Literatur beschrieben.

Lothar
ZitatGerade weil ich von Flechten gar nichts verstehe

Darum kannst du auch nicht Wissen, worauf es an kommt.
Das hat nichts mit "favored scientists" zu tun. Es gibt Dinge, die man nun mal genau so machen sollte, wie beschrieben.
Ich kann nur Hinweise geben, worauf es an kommt.

Lothar
ZitatDas klingt so herrlich nach: Alle anderen sind blöd.

Nein, das klingt nach, alles andere kann man zur Bestimmung einer Flechte nicht nutzen.
Das ist glaube ich das wichtigste, was ich sagen möchte.
Diese Art der Untersuchung soll nur eine weitere Hilfe zur Bestimmung von Flechten sein. Damit macht man auf keinen Fall NUR eine Bestimmung.

Aussehen Habitus
Tüpfelreaktion (K,C,KC,P Reaktionen)
Sporen (Mehr als eine ausmessen)
ASCI mit K und danach Lugol´s Lösung
Schnitte mit Lactophenol-Anilinblau-Säurefuchsin anfärben

Nach diesen Informationen wird man im Schlüssel gefragt.
Dann gibt es noch meistens den Zusatz, der Chemie. Und da kann man

TLC
oder
Kristallisation

noch dazu nehmen, wenn es immer noch nicht eindeutig ist, welche Flechte man vor sich hat.

Ich finde die Bilder sehr hübsch und schaue mir diese auch an.
Nur wer glaubt, das man damit Flechten bestimmen kann, fängt am falschen Ende an.

Das ist es was ich sagen möchte. Wenn man sich schon die Arbeit macht und das versucht, sollte man das ganze in der richtigen Reihenfolge machen.
TLC und Kristallisation sind nur ein weiteres Diagnosemittel.
Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: Nutzer nicht mehr aktiv in Januar 02, 2013, 16:33:33 NACHMITTAGS
Hier mal ein Bild, wie Evernsäure aussieht, in Kristallfrom

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/114071_22606824.jpg)
Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: Eckhard in Januar 02, 2013, 16:36:59 NACHMITTAGS
Hallo,

ZitatNur wer glaub, das man damit Flechten bestimmen kann, fängt am falschen Ende an.

Wer will das schon?  ;)


Liebe Regi,

tolles Bild!

Herzliche Grüsse
Eckhard
Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: rekuwi in Januar 02, 2013, 17:02:50 NACHMITTAGS
Lieber Mike,

ich schrieb nirgends daß ich dieses Flechtensäurekristallbild zur Bestimmung der Flechte benutzen möchte/würde! ;).

Und all ihr LIEBEN anderen, die Kristallbilder mögen:
vielen Dank für euer Lob! Ich habs ja hier gezeigt weil es wirklich einfach ist es nachzuvollziehen.

Und weil mir die Bilder selbst Spaß machen hier noch mal zwei Stück mit ganz unterschiedlichen Kristallisationen, das Präparat bietet wirklich eine Fülle von Formen.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/114075_18317926.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/114075_12837472.jpg)

Viel Freude beim Angucken!

Herzliche Grüße
Regi
Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: A. Büschlen in Januar 02, 2013, 17:06:04 NACHMITTAGS
Hallo Regi

du zeigst uns ein wunderbares Bild!

Bitte sei mir nicht böse wenn ich nun noch eine einige Worte an Lothar richte, denn ich möchte seine Aussagen nicht so stehen lassen.

Lieber Lothar

Du schreibst: "ich denke mal, die wenigsten sind an der wissenschaftlichen Arbeit nach Ashina interessiert." Das mag sein. Aber Jeder der sich mit der Bestimmung von Pflanzen beschäftigt, hat sich an die Regeln der Bestimmungsschlüssel zu halten. Wenn nun bei der Bestimmung von Flechten die Methode von Ashina gefordert wird, so gilt das. Es ist weder vermessen, Religion noch "favored scientists"

Arnold Büschlen
Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: Nutzer nicht mehr aktiv in Januar 02, 2013, 17:21:29 NACHMITTAGS
Regi
ZitatLieber Mike,

ich schrieb nirgends daß ich dieses Flechtensäurekristallbild zur Bestimmung der Flechte benutzen möchte/würde! Zwinkernd.

Dann ist ja alles klar  :D
Wie immer die neuen Bilder sind wunder schön.

Ich bin halt darauf eingestiegen, weil Rolf-Dieter geschrieben hat:

Zitat
Wenn das so weitergeht, könnten wir wirklich über einen Bildatlas nachdenken. Zumindest hat Rolf (reblaus) die Sublimation schon einmal als mögliche Bestimmungshilfe angeregt.

Darum meine Ausführungen. Ich wollte nur verhindern, das jemand jetzt denkt, ich mache damit auch mal Flechten Bestimmung.

Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: Fahrenheit in Januar 02, 2013, 17:45:49 NACHMITTAGS
Liebe Regi,

das sind schöne Bilder! Ich glaube, ich werde es auch mal versuchen, nach dem ich hier im Forum nun einige sehr schöne Anregungen bekommen habe.

Herzliche Grüße und ein gutes neues Jahr
Jörg
Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: Rolf-Dieter Müller in Januar 02, 2013, 19:36:40 NACHMITTAGS
Zitat von: Lecanora in Januar 02, 2013, 17:21:29 NACHMITTAGS
Darum meine Ausführungen. Ich wollte nur verhindern, das jemand jetzt denkt, ich mache damit auch mal Flechten Bestimmung.

Hallo Lecarno,

das brauchtest Du aber jetzt nicht zu erwähnen, denn wie man Flechten bestimmst, hast Du eigentlich mehrmals beschrieben, zuletzt hier: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=14821.msg114057#msg114057 . Und ich bin mir sicher, dass Du auch so vorgehst.

Und das die Sublimation von Flechteninhaltsstoffen als Bestimmungshilfe genommen wird, davon war nie die Rede: Wenn, dann wurde darüber nachgedacht oder als Anregung erwähnt.

Je mehr aber über hier dieses Thema jetzt schon fast leidenschaftlich diskutiert wird, könnte man hierfür durchaus einen Bedarf sehen.

Warum sollte es nicht möglich sein, sublimierte Flechteninhaltsstoffe als Bestimmungshilfe bei der Ansprache von Proben zu integrieren und das nicht nur auf Flechten begrenzt?

Bis dahin ist es sicherlich noch ein weiter Weg ein standardisiertes Verfahren zu entwickeln, das eine zuverlässige Interpretation erlaubt. Das wäre sicherlich der erste Schritt zu einem botanischen Tricorder, allein die Vorstellung das so etwas geben könnte ist schon faszinierend.

Ein wirklich spannendes Thema und Regi nochmals vielen Dank für die Beschreibung Deiner Vorgehensweise, die durchaus für die Erstbeurteilung von Sublimationsergebnissen interessant ist.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter
Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: Ralf in Januar 02, 2013, 21:23:50 NACHMITTAGS
Liebe Regi,

ich finde auch, dass dir sehr schöne Bilder gelungen sind.

Die Bilder haben natürlich dann noch einen Mehrwert (über den rein ästhetischen Aspekt hinaus), wenn man weiß, um welche Flechte es sich wohl handelt. In deinem Fall also eine Evernia prunastri. Diese hat Rolf-Dieter für seine Versuche auch schon mal genommen und hier vorgestellt. Ein Vergleich der Sublimationsergebnisse wäre jetzt sicherlich sehr interesant und würde eventuell zu neuen Erkenntnissen führen.

Aber "interessant" ist natürlich auch ein relativer Begriff und von den persönlichen Vorlieben und Fähigkeiten abhängig. Jemand der Flechten als "wenig atraktiv" bezeichnet, kann damit natürlich nur sein eigenes, sehr persönliches und begrenztes Interesse meinen. Ich kenne viele Menschen, die Flechten sehr interessant finden aber toleranterweise auch Verständnis dafür haben, dass andere sich für anderes interessieren.

Mike hat denjenigen eine Hilfestellung geben wollen, die sich für eine Beschäftigung mit Flechten näher interessieren. Ich finde das sehr lobenswert, denn der Einstieg in die Lichenologie ist nicht einfach.



Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: Ernst Hippe in Januar 21, 2013, 17:40:29 NACHMITTAGS
Liebe Regi,
zum Beweis und Dank, daß Du mir eine Probe Deiner Flechte überlassen hast, habe ich Deine Prozedur auf der Ceranplatte nachgestellt und schöne große Kristalle bekommen. Mit Obj. 6,3x und Hilfsobjekt 1230nm:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/116061_30503376.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/116061_42678896.jpg)

Hat sich also gelohnt!
Titel: Re: noch eine Flechtensäure
Beitrag von: rekuwi in Januar 22, 2013, 18:06:00 NACHMITTAGS
Lieber Ernst,

na prima, das freut mich! Sieht doch gut aus :D.

Grüßle
Regi