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Foren => Bestimmungshilfe => Thema gestartet von: river in Januar 02, 2013, 16:52:31 NACHMITTAGS

Titel: Bryozoa - Bestimmung und Haltung ?
Beitrag von: river in Januar 02, 2013, 16:52:31 NACHMITTAGS
Hallo zusammen!

Durch Zufall entdeckte ich gestern Nacht einen sehr schönen Organismus in einem Glas, in dem ich eigentlich Hydra vulgaris halte.
Vermutlich ist es Plumatella repens, das Kriechende Moostierchen (ich hab im Streble / Krauter nachgeschaut.)
Ganz sicher bin ich allerdings nicht, da ich bereits in der Vergangenheit viele Flottoblasten von Cristatella mucedo (Gallert - Moostierchen) gefunden habe.
Anfangs dachte ich sogar, das wären Hydra-Dauereier.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/114074_54464569.jpg) (http://imageshack.us/photo/my-images/831/41091638.jpg/)


Die gefundenen Dauerstadien:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/114074_18454856.jpg) (http://imageshack.us/photo/my-images/560/92028726.jpg/)

Leider haben diese Dauerstadien nie bei mir gekeimt. Einige habe ich derzeit im Kühlschrank, um eine Kälteperiode zu simulieren.
Nun war es vermutlich so, das der Wasserstand im Glas langsam abgesunken ist und die Dauerstadien, die ab Glas klebten, eine Trockenperiode erlebten.
Nach dem Auffüllen auf den alten Wasserstand keimte ein Flottoblast aus.



Ich hatte letzten Sommer bereits eine Kolonie von diesen Tierchen:
Ich schütte meine Wasserproben aus den umliegenden Baggerseen nicht ins Klo, sondern in eine kleines, technikfreies Aquarium;
dort entwickelte sich eine Kolonie über einen Zeitraum von anderthalb Wochen und starb darauf zu meinem Leidwesen innerhalb von zwei Tagen.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/114074_18451595.jpg) (http://imageshack.us/photo/my-images/28/68270571.jpg/)




Nun meine Frage:
Welche Art kann das nun sein - aber viel wichtiger: Wie kultiviere ich Bryozoa?
Nach Streble / Krauter filtrieren sie Grünalgen, Kieselalgen, Zieralgen, Flagellaten, Ciliaten, Rotatorien und Detritus.
Kann ein dünn angesetzter Heuaufguss funktionieren?
Oder gibt es ein Standard-Rezept?

Schon mal vielen Dank!

Viele Grüße,
Christian.
Titel: Re: Bryozoa - Bestimmung und Haltung ?
Beitrag von: Kambiz in Januar 20, 2013, 18:17:33 NACHMITTAGS
Hallo Christian,

ich habe so ein Tierchen Anfang Dezember entdeckt und halte es in einer Petrischale.
Wird (fast) täglich mit Bogengeiselflagellaten gefüttert.
In dem Ansatz entwicken sich auch Lauftierchen und unterschiedliche Rädertiere sehr gut und werden ebenso gerne verspeist - zumindest die kleineren Exemplare der Rädertierchen.
Mal schauen, wie lange das noch gutgeht...

Gruß
Kambiz
Titel: Re: Bryozoa - Bestimmung und Haltung ?
Beitrag von: liftboy in Januar 20, 2013, 19:27:16 NACHMITTAGS
Hallo Christian,

vermutlich ist es ein thermisches Problem.
Ich habe z.Zt. 5stk 60ltr. Aquarien am laufen, die lediglich befüftet werden.
Die Raumtemperatur liegt, weil auch Arbeitsraum, bei 20°C, die Wassertemperaturen je nach Raumhöhe von 20° bis 22° (wegen der Wärme der Beleuchtung).
Strudelwürmer, Cyclops, Muschelkrebse, sowie Libellen- und Köcherfliegenlarven sind kein Problem, Bachflohkrebse schon eher.
Ich werde diese Jahr einen Versuch mit einem Aquarium machen, welches ich durch ein Peltierelement kühlen will.
Die Moostierchen sitzen gerne unter den Blättern von schwimmenden Wasserpflanzen (Seerose, Froschbiß, etc.) wobei die einheimischen Arten ebenfalls wärmeempfindlich sind.

Gruß
Wolfgang
Titel: Re: Bryozoa - Bestimmung und Haltung ?
Beitrag von: reblaus in Februar 09, 2013, 18:37:06 NACHMITTAGS
Hallo Christian -

eine Kollege hat Plumatella repens früher in 10 cm Boverischalen gehalten. Sehen aus wie halbrunde Kaffetassen ohne Henkel und man kann einen Objektträger als Träger einlegen, der dann  im Wasser etwa auf halber Höhe aufsitzt.

Gruß

Rolf
Titel: Re: Bryozoa - Bestimmung und Haltung ?
Beitrag von: river in Februar 13, 2013, 18:37:56 NACHMITTAGS
Hallo nochmals!

Erstmals danke für die Tips.

Ich halte die Moostierchen nun seit etwa 5 Wochen in einem technikfreien 12 Liter - Kleinaquarium.
Es steht am Ostfenster und hat Temperaturen von (jetzt im Winter) knapp 18 bis 20 Grad.
Als Nahrung schütte ich einmal die Woche einige Spritzer eines Heuaufgusses rein, wobei das Heu in nicht mehr kochendes Wasser gegeben wurde.
Ich dachte anfangs, so könnte ich eukaryotische Nahrungskonkurrenten verhindern.

Mittlerweile ist in dem Beckenwasser (das ich nie getauscht habe)  eine vielfältiges Spektrum an Mikroorganismen entstanden, natürlich nicht nur Bakterien.
Diverse Wimpertierchen in verschiedenen Größen, Sonnentierchen, viele Kieselalgen und einige wenige grüne Algen sind dabei.

Die Kolonie selber wächst nur sehr langsam; gut ein bis anderthalb Zentimeter bislang in fünf Wochen.
ausserdem scheint es sich nun um eine andere Art zu handeln, vermutlich ist es das Gallert-Moostierchen. Es sieht recht unscheinbar aus, wie ein langezogener bräunlicher Fleck.
Vor einiger Zeit hab ich sogar gedacht, es wäre gestorben und hab Bodengrund von der Stelle herauspipettiert um ihn unterm Mikroskop zu betrachten.
Dann habe ich die qietschfidele Tierchen entdeckt, die ich schleunigst wieder ins Becken zurücksetzte.

Ich werd mal ein Reiskorn in seine Nähe einsetzen, vielleicht bringt das den Tierchen mehr.
Ansonsten bin ich froh, dass die Kolonie überhaupt länger als eine Woche gelebt hat.

Also, nochmals Danke für die Antworten!

Viele Grüsse,
Christian.