Hallo,
aus einer versteckten Bucht in der Bucht hat es mir ein AM Pol an den Strand gespült.
Es ist eigentlich schön erhalten, nur: Den Prismen geht es nicht so wirklich gut. Das untere Prisma im Kondensor (der Polarisator, richtig?) ist ziemlich von etwas sehr häßlichem befallen. En Pilz? Oder hat sich das Harz schwarz verfärbt? Ich meine ich hätte mal hier im Forum von jemanden gelesen, dass er die Verklebung eins Prismas gelöst und wieder neu zusammengeklebt hat. Mit Erfolg wohlgemerkt.
Ob das bei meinem Prisma wohl auch gehen könnte? Oder traut sich das von Euch jemand zu? Ich würde es ungern vollends verderben. Im Analysator zeigt sich ähnliches, dort ist es aber nicht ganz so wild.
Besorgte Grüße
Thomas
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/115266_51746126.jpg)
Hallo Thomas,
dies sind Ahrens-Prismen, das Anspruchvollste, was es auf dem Sektor der Polarisationsprismen überhaupt gibt! Sie bestehen aus drei Einzelprismen, deren mittleres eine absolut fehlerfreie Schneide haben muß. Diese Prismen wurden mit Leinöl verkittet, das leider die unangenehme Eigenschaft hat, dass es mit den Jahren gelb wird oder dass sich die Kittschicht gar löst und Luft einwandert. Dann sieht man, wegen der Totalreflektion, nur noch schwarz >:(. Eine Reparatur ist nur sehr eingeschränkt möglich, und selbst dann kann man die Prismen nur noch als Polarisatoren und nicht mehr als Analysatoren verwenden. Beim Neuverkitten entstehen nämlich zwangsläufig Keilfehler, die sich störend auf die Abbildung auswirken.
Herzliche Grüße,
Olaf
Hallo Olaf,
puh, das klingt aber gar nicht gut. (Und wenn Du das sagst, schon gleich gar nicht. Wenige dürften das so genau wissen wie Du.)
Interpretiere ich das richtig, dass es wohl besser sein wird das so zu lassen wie es ist und das AM Pol mehr oder weniger als Ausstellungsstück zu betrachten?
Mal ganz naiv gefragt, man kann nicht vielleicht frisches Leinöl dazu überreden, die Luft zumindest teilweise wieder zu ersetzen?
Herzliche Grüße
Thomas
Hallo Olaf!
Ich habe auch solch ein Prisma mit dem Gilb. Der Hinweis auf Leinöl ist sehr wertvoll. Aber wieso ist das Neuverkitten so schwierig?
Wie haben die das damals gemacht, um den Keilfehler in den Griff zu bekommen?
Übrigens habe ich noch solche Prismen aus Zeeman-AAS-Geräten, allerdings aus Quarz, damit sie UV-fähig sind. Ich weiß allerdings nicht, ob die im Bodenseewerk gefertigt oder zugekauft wurden. Glan-Thompson-Prismen aus Calcit wurden jedenfalls in der Optikabteilung für die Polarimeter hergestellt, habe sogar einen rohen "isländischen Doppelspat" geschenkt bekommen.
Gruß - Werner
Hallo Werner,
Zitathabe sogar einen rohen "isländischen Doppelspat" geschenkt bekommen.
wenn dir dieser Stein schwer im Magen liegt kann ich dir die Koordinaten meines Gartens geben! ;)
Hallo Klaus!
Der liegt mir aber nicht im Magen - er würde sich dort auflösen ...
Gruß - Werner
Hallo Thomas,
war das das AM welches vor kurzem in der Bucht als "Euromex" angeboten wurde?
Notfalls müsstest du das Prisma durch einen Folienpolarisator ersetzen. Ich habe mich schon gefragt, ob es nicht möglich wäre das ganze Prisma vollständig in Leinöl (oder einem niedrigviskosem Lösungsmittel) einzutauchen und dann in einem Exsikator den Druck soweit zu erniedrigen, dass dann die Luft aus dem Spalt wieder entweicht und durch Leinöl bzw. Lösungsmittel ersetzt wird, ohne die Prismen zu auseinanderzunehmen. Wahrscheinlich funktioniert es aus irgendwelchen Gründen nicht (zu genaue Passung der verkitteten Flächen, verharztes Leinöl, etc.?), sonst würde es bestimmt gemacht. - Dsb.
Hallo Dsb (So einen richtigen Namen hast Du keinen abbekommen? ;D),
ja, es war das "Euremex" (hab aber weitem nicht so viel bezahlt wie im Angebot gefordert)
So wie Du Dir das mit dem Unterdruck gedacht hast, hätte ich mir auch vorgestellt (naiver Weise).
Nunja, man kann es auch so lassen, beim Betrachten stört es gar nicht mal so sehr, wie man meinen könnte. Meist wird das Ding ohnehin nur rumstehen. Schöner wärs halt, wenn es wieder fit wäre. Ersatz durch Folie kommt aber nicht in Betracht.
Grüße
Thomas
Zitatverharztes Leinöl,
das wird das Problem sein. Leinöl ist oxidativ trocknend und dann nicht mehr ohne Weiteres lösbar!
ZitatHallo Dsb (So einen richtigen Namen hast Du keinen abbekommen? Grinsend),
na ja ich fänds auch symbadscher! ;)
Lieber Thomas, lieber Werner, Dsb und Klaus,
auf diesem Gebiet habe ich allerdings einige Expertise, da ich mit Pol-Prismen praktisch aufgewachsen bin. Mein Vater war Mineraloge und wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Leitz, und er hat von 1948 beginnend die Pol-Prisma-Produktion bei Leitz aufgebaut, da es Lieferengpässe bei der Fa. Dr. Steeg und Reuter gab, die diese Teile vorher gefertigt hatten. Soviel zur Rechtfertigung...
Ahrens-Prismen waren die crème de la crème der Pol-Prismen, da sie den größtmöglichen Polarisationswinkel bei geringem Materialverbrauch hatten, allerdings waren sie auch am schwierigsten zu fertigen. An dieser Skizze sieht man das deutlich. Zunächst wurde das mittlere Prisma mit dem rechten verkittet, danach die Fläche links poliert, dann das linke Prisma aufgekittet und die obere Fläche poliert. Danach wurde noch ein Schutzglas (blau) angebracht. Dadurch erhielt man eine absolut plane obere Fläche. Bei einer Reparatur entsteht dort immer ein Keilfehler, der das Bild stört.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/115325_32147196.jpg)
Zum Leinöl: dieses ist ein sehr schlechter Kitt, aber zu dieser Zeit war es der einzige verfügbare, der einen Brechungsindex hatte, der fast genau dem des außerordentlichen Strahls des Calcits entspricht (ne=1,483). Damit erreicht man einen maximalen Polarisationswinkel (Apertur des polarisierten Strahlenbündels). Die Verarbeitung des Leinöls war langwierig und kompliziert. Es wurde aus Südamerika importiert, sodann in flachen Schalen lange Zeit dem Sonnenlicht zur Bleichung und Eindickung ausgesetzt, filtriert und dann verwendet. Zwischen den Kittungen und dem Feinschleifen und Polieren mussten die Rohlinge bis zu 3 Monate zwischenlagern, bis die Kittfläche ausreichend belastbar war. Alles in Allem eine bewundernswerte Leistung.
Nein, Thomas, Leinöl würde nicht einwandern Du mußt mit dem Defekt leben, aber Du bist in bester Gesellschaft. Im Gegensatz zu den ganz alten Nicols, die noch mit Kanadabalsam gekittet waren, haben viele Leinöl-Prismen diese Fehler.
Werner, Glan-Thompson sind praktisch halbierte Ahrens-Prismen und ungleich leichter zu fertigen (und zu reparieren).
Gerne auf Wunsch mehr, aber erst morgen. Gute Nacht,
Olaf
Die hier fänden es sicher auch "symbadischer":
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/cloud-computing-eu-bericht-warnt-vor-ueberwachung-durch-die-usa-a-876789.html
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/nsa-baut-riesiges-abhoerzentrum-a-821737.html
Und wenn ich dann noch JAP verwende, bin ich sicher terrorverdächtig.
Nee, Spass beiseite, Yasni muss mich nicht unbedingt symbadisch finden.
Für´s Forum sollte es eigentlich nichts zur Sache tun, und wenn doch, dann melde ich mich eben wieder ab. - Dsb.
Hallo Dsb,
du bist schon längst aufgeflogen - sie sind dir schon auf der Spur! Deine für Laien harmlosen Beiträge strotzen nur so von subversiven Botschaften. ;D
Aber ganz im Ernst: leg dir doch einen unverfänglichen Vornamen zu wie z. B. Erwin und dann ist gut! :D Auch wenn wir wissen, dass du tatsächlich Kara Ben Nemsi heißt!
Abmelden musst du dich deshalb wirklich nicht. Und meine Meinung zu dem Thema ist in keiner Weise allgemeinverbindlich, sondern sehr individuell.
Im Chemieforum z. B. gibt es aus meiner Sicht absolut pubertäre Nicknames: da gibt es einen "Hefefurz" Ich fände es kindisch einen Teilnehmer so zu begrüßen. Aber das ist meine persönliche Einstellung. Können andere gelassener sehen.
Nix für ungut und lass dich nicht beirren. Bis der Si ai Ei mich im Visier hat ist der Berliner Flughafen eröffnet, da habe ich noch lange Zeit! ;)
Hallo liebe Mikroskopiekollegen,
ich hoffe es ist ok, dass ich dieses alte Thema reaktiviere.
Es gab damals schon eine interessante Diskussion bezüglich der Reparatur von Polarisations-Prismen älterer Petrographischer Mikroskope und da mein Leitz CM von 1948 leider auch die deutlichen Delaminierungen der Prismen aufweist, möchte ich mich an einer Reparatur versuchen.
Vielen Dank nochmal an Olaf für die Insiderinfos zur Herstellung der Ahrens-Prismen und auch für die zur Verfügung gestellten (defekten) Prismen zum Testen.
Ich habe diesbezüglich erstmal auf Arbeit geschaut, welche optische Qualität denn in etwa erreicht werden sollte, was dann natürlich auch indirekt die Erfolgschancen betrifft. Dazu hab ich das Polarisator-, sowie das Analysator-Prisma meines CMs am Interferometer vermessen und man kann schonmal sagen, dass das Analysatorprisma eine außergewöhnlich hohe optische Qualität aufweist. Es ist natürlich auch klar, da dieses Prisma direkt im optischen Strahlengang des Mikroskops sitzt. Da die Mikroskopoptiken im Grunde beugungsbegrenzt arbeiten, sind hier die Anforderungen auch ziemlich extrem. Ein Wellenfrontfehler von maximal Lambda/14 (rms) ist dazu erforderlich, was bei grünem Licht etwa 40nm (rms) entspricht. Hier bei meinem Prisma habe ich <5nm (rms) gemessen, was wirklich erstaunlich gut ist. Und übrigens, das Polarisator-Prisma (welches (nur) im Beleuchtungsstrahlengang sitzt) ist bezüglich der Wellenfront so schlecht, dass es sich am Interferometer garnicht erst messen lässt. Im Grunde genommen ist es beim Polarisatorprisma auch nicht erforderlich.
Anbei ein Bild der Messung und das Protokoll.
Lg Tino
Ps. Und zusätzlich noch ein Bild des Sorgenkinds.
PsPs. Ich muss leider nächste Woche doch nochmal schauen, ob die Auswertung ok ist. Ich hab leider gerade gesehen, dass ich die falsche Position ausgewertet habe.
Hallo liebe Polarisatorprismenaliengeplagten,
die kürzlich durchgeführte erste Messung der Polarisatorprismen am Interferometer war leider falsch. ::) Hab dummerweise die Hellfeldapertur im Polschieber gemessen, also im Grunde nur den Referenzspiegel. Etwas peinlich ist es schon.
Die Wiederholungsmessung entspricht jetzt denke ich den Erwartungen. War auch deutlich schwieriger zu messen, als gedacht.
Der Rms-Wert meines CM-Analysators beträgt etwa 168nm und ist somit schon deutlich schlechter als beugungsbegrenzt (<40nm(rms)). Hier zeigt sich auch, dass die Wellenfronten der jeweiligen Teilprismen schon etwas gekippt sind und somit ein leichtes Doppelbild erzeugen.
Der Analysator zeigt kein Doppelbild, aber ist mit 267nm (rms) doch nochmal schlechter.
Anbei die Messdaten:
Bild1: WFE-Messung Analysator im Doppeldurchgang (Interferometer > Analysator > Referenzspiegel und zurück)
Bild2: Rückgerechnete PSF (Spot) des Analysators
Bild3: WFE-Messung Polarisator im Doppeldurchgang
Bild4: Rückgerechnete PSF (Spot) des Polarisators
Bild5: Synthetische ideale PSF
Ich denke es lohnt sich doch, das Kittproblem anzugehen, zumindest meine Prismen sind schon etwas unerfreulich im Strahlengang.
Lg Tino
Hallo Tino,
interessante Messungen, die du da gemacht hast.
Leider Verstehe ich nicht ganz, anhand welcher Abbildung bzw. Tabelle (Messwert), auf das Vorhandensein eins Doppelbildes geschlossen werden kann. Die Aussage, dass der Wellenfront-Fehler größer 40nm beträgt, trifft ja für den Analysator genauso zu, wie für den Polarisator?
LG
Jürgen
Hallo Jürgen,
die PSF im zweiten Bild entspricht der aus der Messung darüber dargestellten Wellenfront im Bild1, bzw. wird daraus berechnet. Hier sind die zwei Spots deutlich zu erkennen.
Der Polarisator zeigt auch ein wenig die gekippten Wellenfronten, aber ist im allgemeinen so schlecht, dass es garnicht mehr groß auffällt. Und somit der Doppelspot eh ziemlich breitgewischt wird.
Lg Tino
Ps. Vllt etwas genauer, wenn man im Bild 1 die rechte 3d-Visualisierung (Oblique Plot) der Wellenfronten anschaut, sieht man, dass diese jeweils zueinander etwas geneigt sind. Und dadurch erzeugt dann jede einen seitlich versetzten Spot.
Die Farbcodierung (im ,,Filled Plot ,,) müsste im Idealfall monoton grün sein.
Bezieht sich der Wellenfrontfehler auf die betrachtete Oberfläche oder über die Gesamthöhe des Prismas, da von ,,Doppeldurchgang ,,die Rede ist?
LG
Jürgen
Ich habe hier
https://www.dioptic.de/en/diffractive-optics/introduction-interferometric-metrology-with-cgh/
was zum Thema ,, Computer-generated holograms (CGHs) extend the capabilities of interferometer " gefunden und verstehe die Zusammenhänge ein wenig besser.
LG
Jürgen
Hallo Jürgen,
schaffe es leider erst jetzt zu antworten. Der Artikel bezüglich der CGHs befasst sich mit der höheren Kunst der Interferometrie, also mit gekrümmten Linsen/Spiegeln/Oberflächen. Meine Messung ist eine gewöhnliche Planflächeninterferometrie mit einem Fizeau-Interferometer.
Um es kurz zu erklären:
1. das Interferometer erzeugt eine möglichst exakte plane Lichtwelle
2. diese durchquert das zu messende Element (in diesem Fall der Polarisator/Analysator), was die ursprünglich plane Welle deformiert
3. ein Referenzspiegel mit möglichst idealer Ebenheit reflektiert die Lichtwelle zurück
4. diese durchquert wiederum das zu messende Element, mit erneuter Deformation der Welle
5. wieder im Interferometer angekommen, interferiert die Ausgangsplanwelle mit der zurücklaufenden (deformierten) Welle und dieses Interferenzmuster beinhaltet die Informatinen zu den optische Eigenschaften des Bauteils und zwar doppelt (wird aber per Software wieder auf einfachen Durchgang zurückgerechnet)
Hiermit kann man die optische Dicke (Brechzahl x geometrische Dicke) sowie das Höhenprofil, bzw. die Ebenheit der Oberflächen des zu messenden Objektes bestimmen.
Diese Messungen gehören auf Arbeit zu meinem engeren Aufgabenbereich, sodass ich mich hiermit recht gut auskenne. Falls du oder jemand weiteres sich dafür interessiert, genauer haben wir mehrere verschiedene Interferometer, beispielweise klassische "Phase-Shifting Plane-Wave Interferometer" für große und kleine Optiken, aber auch ganz ausgefeilte "Fourier-Transform Phase-shifting Interferometer" (sind die Referenzinstrumente bei der PTB) in Verwendung, welche auch Brechzahlinhomogenitäten usw. messen können. Auch die in deinem Artikel beschriebenen CGHs stellen wir bei uns her, beispielsweise für die Vermessung und Prüfung von Hochleistungsoptiken. Als Beispiel das Vermessungs-CGH für den M2-Spiegel des zukünftig größten Teleskops, dem ELT. Hier hat der M2 (Sekundärspiegel) einen Durchmesser von 8m und der Hauptspiegel 39m Durchmesser.
Nochmal auf das Ahrendsprisma und dessen optischer Qualität zurückzukommen. Diese hat als Analysator direkten Einfluss auf die Qualität des Mikroskopbildes, wobei der RMS-Wert hierbei eine beliebte (einfache) Kenngröße ist. Die PSF, bzw. "Punktspreizungsfunktion" kann man indirekt aus der Wellenfrontmessung ableiten und somit den Einfluss auf die Qualität der Mikroskopabbildung auch quantitativ bestimmen.
Das Ahrens-Prisma hat ja diesen 3 teiligen Aufbau, wie von Olaf dargestellt, und diese 3 doppelbrechenden Prismenteile müssen möglichst genau hergestellt (Kristallorientierung, Prismenwinkel usw.) sein, eine hohe Materialhomogenität aufweisen, möglichst exakt und brechzahlangepasst gekittet sowie orientiert sein, und auch eine hohe Qualität der Politur/Oberflächen aufweisen.
An den von Olaf zur Verfügung gestellten schon demontierten(entkitteten) Prismen, habe ich die Prismenwinkel des zentralen Prismas am Goniometer vermessen. Diese sind zur hinteren Fläche des Prismas mit jeweils 72,30° sowie 72,25° gekippt und schon recht genau und symmetrisch hergestellt. Die Planarität der Prismenflächen ist nicht ganz so perfekt, so etwa 200-300nm (rms), aber wahrscheinlich durch die Kittung auch nicht ganz so kritisch. Die exakte Orientierung des Calcits der Prismen hat aber auch einen nicht unerheblichen Einfluss auf die wirksame Brechzahl und somit die transmittierte Wellenfront, wobei abgeschätzt für 2µm Wellenfrontdeformation auch schon Genauigkeiten im 1/10° bis 1/100° Bereich erforderlich sind. Die Teile sind dann wahrscheinlich als Pärchen hergestellt und auch so zu verwenden.
Lg Tino
Lieber Tino,
herzlichen Dank für die umfassende Darstellung Deiner Untersuchungen, die deutlich zeigt, dass die Herstellung solcher Pol-Prismen eine hohe Kust ist und definitiv nicht von jedem, der mal "eben" ein solches Prisma herstellen möchte, nachvollzogen werden kann.
Ich habe einen dicken, prall gefüllten Leitz-Ordner in dem dokumentiert ist, dass der Aufbau der Prismenproduktion bei Leitz mehrere Jahre und intensivte Versuche der doch sehr versierten Optiker in Anspruch nahm. Dies war aber erforderlich, da in den Nachkriegsjahren mit dem Wirtschaftswunder die Nachfrage nach hochwertigen Pol-Mikroskopen (besonders der Pol-Auflichtmikroskope für Lagerstättenkundler) rasant anstieg und die hochspezialisierte Zulieferfirma (Dr. Steeg & Reuter in Bad Homburg v.d.H.) solche Mengen nicht produzieren konnte.
Im Hinterkopf habe ich immer noch den Plan, diese tollen Informationen in Form eines ausführlichen Beitrags hier im Forum aufzuarbeiten (falls es überhaupt jemanden interessiert). Ich hoffe nur, dass die biologische Lösung dem nicht zuvorkommt ;D .
Die gonioimetrische Vermessung der Geometrie der Prismen ist ja sicher bei euch auch eine Routineangelegenheit, aber hast Du tatsächlich auch die kristalloptische Orientierung gemessen? Bei der von Dir geforderte Genauigkeit von 1/10° bis 1/100° ist das ja einen immense Herausforderung.
Herzliche Grüße,
Olaf
Lieber Tino,
da wir hier ja nicht auf Arbeit sind, dürfen die Antworten schonmal was länger dauern.
Es ging mir in erster Linie darum, die Darstellungen im Auswertung Programm zu verstehen. Das hast du ja nun schön erklärt.
Eine Frage zum Verständnis habe ich aber dennoch und sie betrifft wieder den ,,Doppeldurchgang":
Besteht die Möglichkeit, auch die hintere/untere Austrittsfläche ,,zurückzurechnen", also quasi mit nur einer Messung?
LG
Jürgen
Hallo Olaf,
die Kristallorientierung können wir bei uns nicht ohne weiteres messen. Ich weiß auch nicht, ob das optisch überhaupt mit dieser Genauigkeit gelingt. Ich habe früher auch mit Röntgendiffraktometrie (bzw. -reflektometrie) beispielweise Schichtdicken von ultradünnen Schichten bestimmt. Hiermit könnte man die Kristallorientierung wahrscheinlich schon mit hoher Genauigkeit bestimmen, zumindest für Silizium habe wir das in einem Projekt machen lassen. Es wäre mal Interessant, wie das damals gemacht wurde. Auch die komfortablen Laser-Interferometer gab es ja auch erst in der 2ten Hälfte des 20.Jh. Ich vermute mal, dass die Optiken damals mittels Schneidenblende oder speziellen Testplatten kontrolliert wurden. Da haben wir es jetzt Messtechnisch schon viel bequemer und auch die optischen Kitte sind viel unproblematischer zu handhaben.
Aber wie du ja geschrieben hast, waren die Polarisations-, bzw. petrographischen Mikroskope damals die allerhöchste Kunst, da diese polarisationsoptischen Bauelemente sehr kompliziert herzustellen waren. Es ist dann auch nicht verwunderlich, dass die Preise für die Pol-Komponenten alleine schon in etwa den Preisen gut ausgestatteter biologischer Mikroskope entsprach.
Aber die Zeit ist auch nicht stehengeblieben, wir stellen beispielweise sogennante "Wire-grid"-Polarisatoren fürs tiefe UV her, mit metallischen Al-Gitterstrukturen mit 5000-10000 LP/mm und nanooptische Metastrukturen zur Beinflussung der Polarisation und Verzögerung, mit welchen zukünftig optische Quantencomputer gebaut werden sollen.
Hallo Jürgen,
mit einem "klassischen" phasenschiebenden Interferometer geht das nicht so richtig. Hier wird ja die Test-Fläche (welche die Interferenzen erzeugt) mit Piezos jeweils um wenige 10er nm verschoben (dh. die Phase der Lichtwelle ändert sich) und zwar in mehreren Schritten von beispielweise 35° und dann mit einer Kamera das Interferenzmuster gemessen. Hieraus kann man die Deformation einer einzelnen Oberfläche bzw. der Wellenfront mit Vorzeichen rückrechnen, aber wenn mehrere Oberflächen, bspw. bei planparallelen Platten im Spiel sind, gibt es Probleme mit Mehrfachinterferenzen und stehenden Wellen (Fabry-Perot-Effekt). Hier versagt die Rekonstruktion regelmäßig.
Daher haben wir hierfür die technisch ausgeklügelten oben schon angeklungenen FTPSI-Interferometer (fourier-transform phase-shifting interferometer). Diese können mit speziellen Laserdioden (DFB) zusätzlich zur Phase die Wellenlänge hochfrequent durchstimmen, sodass dann sogennante "wave-buckets", also Wellenpakete jeweils diskrete Oberflächen anmessen können, beispielweise in Transmission, hinten, vorne usw. Ist aber nicht ganz einfach bezüglich Interpretation und auch die Interferometer kosten mehrere 100k€. Nennt sich dann Multi-Surface-testing.
Lg Tino
Lieber Tino,
ich muss gestehen, dass ich auch nicht weiß wie man die Kristalle damals wirklich orientiert hat - ich muss mal in den Unterlagen suchen, ob ich etwas darüber finde. Ich vermute aber einmal, dass dies über die Morphologie der Spaltstücke geschehen ist, und zwar auf goniometrischen Wege, denn die optische Achse ist ja genau die kurze Raumdiagonale der Spaltrhomboeder, also die Symmetrieachse des stumpfen Rhomboederwinkels.
Calcit_zps52c525fa.jpg
Herzliche Grüße,
Olaf
Zu Beginn des 20th Jahrhundert wurden Projektionsapparate verschiedener Verwendung benötigt, so wohl auch zur Darstellung polarisationsoptischer Phänomene.
Aus ,, OPTICAL PROJECTION A TREATISE ON THE USE OF THE LANTERN IN EXHIBITION AND SCIENTIFIC DEMONSTRATION, BY LEWIS WEIGHT 1906 ".
(https://www2.pic-upload.de/img/37341369/AhrensPrisma.jpg) (https://www.pic-upload.de)
Die hier im Beitrag diskutierte Problematik war den Konstruktoren wohl bekannt und man kam zu dem Schluss, dass zumindest das Ahrens- Prisma als Analysator zur Projektion ungeeignet ist und die Verstärkung der Bildaufspaltung sehr zum Nachteil der Abbildung mitverstärkt wird.
Es wäre wirklich spannend zu erfahren, wie Leitz die Genauigkeit der Produktion verbessern konnte, oder ob der Einsatz des Ahrens-Prismas letztendlich für den Polarisator beschränkt blieb, da es ja hier der Verbesserung der Beleuchtungsapertur zugutekam.
LG
Jürgen
Hallo Olaf,
die Spaltbarkeit ist wohl die eleganteste Möglichkeit, die Kristallorientierung ohne übermäßigen technischen Aufwand zu bestimmen. Die eigentliche Herstellung der exakten Prismengeometrie, bzw. Winkel war aber damals wahrscheinlich nur mit sehr gut durchdachten Vorrichtungen möglich.
Hallo Jürgen,
wo bekommt ihr denn die Bezüge zu der alten wissenschaftlichen Publikationen her? Ich hoffe nicht, dass das damals Schulliteratur war, hihi. ;)
Ich vermute mal, dass Leitz hier noch etwas Schlaues gemacht hat. Vllt gleicht auch das zusätzliche immersionsangepasste Deckglas noch etwas aus. Zumindest denke ich, dass das Doppelbild ganz klar Fertigungstechnisch verursacht ist. Da ist wahrscheinlich das Fügen der Prismen schon ein kritischer Prozess.
Lg Tino
Hallo Olaf, Tino, Jürgen und alle die hier mitlesen,
nach Euren Ausführungen schau ich ganz erfurchtsvoll auf meine wenigen Prismenpolarisatoren.
Nur zur Ergänzung bei Leitz: Zumindest ab den Mitt-1950ern, mit Einführung der Dreiecksfüße war an den Modellen KM-Pol und Laborlux-Pol, an denen noch Prismen im Pol-Kondensor auftauchen, der (Klappbare) Analysator bereits stets aus Folie. Nun weiß ich warum ;) Der einzige Prismenanalysator bei mir findet sich an einem vermtl. Vorkriegs Pol-Ultropak (auch defekt).
Beste Grüße Stefan
Ich kenne zu wenig über die Entwicklungsgeschichte der Leitz Pol- Mikroskope. Bei gestriger Durchsicht der alten Verkaufs Prospekte / Kataloge ist mir aufgefallen, dass in der Ausgabe 1921 Polarisator und Analysator, die Schneide der Prismen jeweils dem Objekt zugewandt sind.
1931 dann Polarisator und Analysator die Prismen Basis dem Objekt zugewandt, 1952 Polarisator Schneide und Analysator Basis dem Objekt zugewandt sind?
1921
(https://www2.pic-upload.de/img/37341852/1921.png) (https://www.pic-upload.de/)
1931
(https://www2.pic-upload.de/img/37341853/1931.png) (https://www.pic-upload.de/)
1952
(https://www2.pic-upload.de/img/37341854/1952.png) (https://www.pic-upload.de/)
Leider kann man nicht ersehen, ob es schon ein Glas-plan-Platte zum Abschluss über der Schneide gibt.
LG
Jürgen
Bei meiner alten Firma Bodenseewerk Perkin-Elmer in Überlingen wurden auch Glan-Thompson-Prismen aus rohem Doppelspat für automatische Polarimeter gefertigt (bis ca. 1990). Die Optikfertigung war in einer abgeteilten Halle mit vielen Linsen- und Planschleifmaschinen sowie Poliermaschinen wie in klassischen Optikfirmen. Die Prismen hatten etwa 9x9 mm Apertur und mußten von guter Qualität sein, Drehwinkel von 0,0001 Grad mußten meßbar sein. Aber die Überprüfung war wohl schon mit den üblichen optischen Meßmitteln möglich, kein Spezial-Meßgerät ist mir erinnerlich. Wegen der Weichheit des Calcits war die Bearbeitung wohl ziemlich knifflig.
Ich hatte die Abteilung mal als Außendienst-Servicemann eigenmächtig besichtigt. Die Leute dort waren sehr erfreut, daß sich jemand mal für ihre Arbeit interessierte und der Chef schenkte mir zum Dank einen ordentlich großen Doppelspat-Kristall.
Gruß - Werner
Lieber Werner,
Glan-Thompson-Prismen sind vergleichsweise einfach zu fertigen und auch noch heute erhältlich, während ich keinen einzigen Hersteller der komplizierten Ahrens-Prismen mehr kenne. Die sind auch einfach zu reparieren falls es altersbedingte Schäden der Kittschicht gibt. Hier gibt es keinerlei Probleme mit der Orientierung, da sie, genau wie die richtigen Nicols, nur aus zwei Teilen bestehen.
Lieber Jürgen,
die Orientierung der Ahrens-Prismen im Strahlengang ist mir auch ein Rätsel. Natürlich funktionieren sie in beiden Richtungen, aber nach meinem Verständnis sollte die Keilschneide zur Lichtquelle hin orientiert sein, da dann der totalreflektierte Strahl nach außen abgelenkt und an der geschwärzten Außenseite des Prismas absorbiert wird. Dass es später andersherum verwendet wurde hat sicher Gründe, die ich aber nicht kenne.
Danke für den Hinweis auf das wunderschöne Buch von Lewis Wright (Achtung! In Jürgens Beitrag ist ein Tippfehler, der Mensch heißt Wright, nicht Weight falls jemand dieses Buch sucht). Hier wird explizit klar, warum man all diese Klimmzüge machte. Es war der Mangel an qualitativ ausreichendem Rohstoff, denn die Vorkommen in Island waren längst erschöpft und das Material aus anderen Lagerstätten erreichte nie mehr deren Qualität. So musste mit diesem wertvollen Rohstoffen gegeizt werden und Materialeinsparung war stets der wichtigste Motor immer neuer Prismenkonstruktionen.
Die Produktion der Ahrensprismen wurde aber bereits von Dr. Steeg & Reuter so perfektioniert, dass sie auch von Leitz als Analysatoren eingesetzt wurden bevor sie eine eigene Produktion aufgebaut haben.
Lieber Tino,
Die Vorgehensweise der optische Orientierung des Calcits ist mir nun klar geworden. Sie erfolgt in speziellen Vorrichtungen über Autokollimation an den perfekten Spaltflächen. Überhaupt ist die Verwendung von Vorrichtungen ein ganz wesentlicher Faktor bei der Herstellung der Ahrens-Prismen. Dies zeigen die nachfolgenden Seiten aus einem Protokoll vom Mai 1949 als die Entwicklung der Produktion dieser Prismen bei Leitz in vollem Gange war.
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Herzliche Grüße,
Olaf
Lieber Olaf,
nach solchem ,,Insider ,,Wissen wird man wohl vergebens im WWW suchen.
Wie man anhand der Anwendung von Schablonen und Sägevorrichtungen erkennen kann,
galt es ja ausreichende Präzision mit einem vertretbaren Fertigungsaufwand zu kombinieren.
LG
Jürgen