Mikro-Forum

Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Fahrenheit in März 13, 2009, 22:02:46 NACHMITTAGS

Titel: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall - gelöst: Psyllidae
Beitrag von: Fahrenheit in März 13, 2009, 22:02:46 NACHMITTAGS
Guten Abend liebes Forum,

heute möchte ich eine Serie vom Ginster zeigen. Der erwies sich bei den Handschnitten als sehr widerspenstig und auch die 12-tägige Lagerung in Ethanol/Glyzerin/Wasser 1:1:1 konnte ihn bisher nicht wirklich erweichen.

Die Schnitte sind daher nicht besonders dünn und auch nicht besonders plan geworden, es war jedoch einer dabei, der mir aufgrund dreier Besonderheiten aufgefallen ist, die ich hier vorstellen möchte.

Die Technik:
Freihandschnitt in Holundermark mit der Rasierklinge, Kaltfärbung auf dem Objektträger mit Etzold FCA, nach dem Entwässern Einschluss in Euparal (bis auf das letzte Bild, das ist ein anderer Schnitt in Wasser).
Aufnahmen mit Canon A520 über Leica Periplan mit C-Plan Objektiven an Leica DM E.

Bild 1: Übersicht bei 40x mit Objektiv 4x. Der Querschnitt zeigt eine Verletzung des Gewebes auf 12:00 Uhr, eine für mich nicht zu bestimmende Deformation im Holzteil auf 03:00 Uhr (vielleicht auch der Ansatz eines Seitensprosses?), sowie der Ansatz eines Seitensprosses oder einer Knospe auf 06:00 Uhr.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/8207_4285807.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Bild 2: Das verletzte Gewebe in Nahaufnahme bei 100x mit Objektiv 10x.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/8207_41500399.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Bild 3: der verholzte Kern des Ästchens mit der seltsamen Deformation bei 100x mit Objektiv 10x.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/8207_23794774.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Bild 4: Die seltsame Deformation bei 200x mit Objektiv 20x - vielleicht kann hier jemand genauer bestimmen, um was es sich handelt?
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/8207_36061654.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Bild 5: Ansatz eines Seitensprosses oder einer Knospe bei 200x mit Objektiv 20x.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/8207_2132807.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Bild 6: Verholzter Kern des Ästchens bei 400x mit Objektiv 40x. Diesmal in Wasser, nicht in Euparal.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/8207_20336235.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Tipps und Hinweise sind wie immer willkommen!

Vielen Dank und einen schönen Abend!
Jörg

Edit: Überschrift mal wieder angepasst, um mit der Entwicklung des Threads Schritt zu halten  :)
Titel: Re: Ginster scheibchenweise
Beitrag von: Fahrenheit in März 15, 2009, 20:09:31 NACHMITTAGS
Guten Abend Zusammen!

ich habe mir die Verletzung am Rand des Präparates (Bild 2) und die seltsame Stelle im verholzten Gewebe (Bild 4) noch einmal angesehen.

Beide sind von einem Hof ungefärbter, deformierter Zellen umgeben, die nicht wirklich gesund aussehen. Das Gewebe am Aussenrand der Verletzung und im Zentrum der Struktur auf Bild 4 hat die gleiche Farbe, die sonst nirgendwo im Präparat vorkommt.

Könnte es sich hier ggf. um einen Pilzbefall oder etwas Ähnliches handeln?

Vielen Dank!
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise
Beitrag von: icho_mann in März 15, 2009, 20:22:23 NACHMITTAGS
Hallo Jörg, ich kann zu der Verletzung nichts sagen,
aber ich möchte nochmal an meine Ginster Bilder erinnern!
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/8373_48514409.jpg)

Deine Färbung gefällt mir auch sehr gut,
einfach zu schneiden ist Ginster wirklich nicht, aber wenn du Karotte statt Holunder nimmst geht es besser,
weil die Karotte eher der Konsistenz von Ginster entspricht.

Viele Grüße
Jonathan
Titel: Re: Ginster scheibchenweise
Beitrag von: Fahrenheit in März 15, 2009, 21:03:00 NACHMITTAGS
Hallo Jonathan,

ah, das schöne Etzold-Grün von Klaus Herrmann. Seit gestern habe ich dank der Großzügigkeit von Rolf-Dieter Müller auch etwas davon hier.
Danke für den Hinweis mit der Karotte - das steht als ToDo noch in meinem "Laborbuch". Der Ginster liegt ja zur Zeit gut in AEG, vielleicht wird er noch etwas weicher.

Dein Bild habe ich damals verpasst und es mir gerade eben im Landkartenformat heruntergeladen. Die Ginsters :) sind ja eine große Familie und man sieht am Aufbau direkt, dass es sich um verschiedene Arten handelt. Der verholzte Bereich scheint bei Deinem Zierginster kleiner zu sein - zugunsten eines deutlich größeren zentralen Marks. Ich glaube, da so etwas wie Siebplatten zu erkennen. Interessant finde ich auch den zusätzlichen Ring verholzter Zellen.

Was meinen vermuteten Pilz angeht: vielleicht findet sich ja noch jemand, der mit meinen Bildern etwas anfangen kann. Leider sind die ziemlich schlecht. Ohne die Besonderheiten, die mich neugierig gemacht haben, hätte ich die wohl nicht gezeigt.

Schöne Grüße!
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise
Beitrag von: Fahrenheit in März 22, 2009, 18:41:28 NACHMITTAGS
Guten Abend Zusammen!

Ich möchte doch noch mal einen Anlauf nehmen, um mit einem gestackten Bild die Frage nach einem eventuellen Pilzbefall zu wiederholen.

Nach einem Unglück (oder Glück?) mit dem Deckglas musste ich meinen Ginsterschnitt neu eindecken. Dabei hat sich an der in Bild 7 (siehe unten) markierten Stelle eine räumliche Verschiebung ergeben, die einen besseren Einblick in das Gewebe erlaubt.

Bild 8 zeigt nun diesen Ausschnitt bei 400-facher Vergrößerung (Leica C-Plan 40x / Canon A520) gestackt aus 5 Aufnahmen mit Helicon Focus. Ich glaube, dass die dort nun sichtbaren Fäden Pilzhyphen sein könnten.

Gibt es jemand im Forum, der das bestätigen oder entkräften kann?

Vielen Dank!
Jörg

Bild 7: Dieser Ausschnitt aus dem alten Präparat zeigt sich nach dem Neueindecken seitlich.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/8785_5070932.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Bild 8: Pilzhyphen?
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/8785_6581648.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Edit: Peinlich, peinlich: ich hatte heute verschiedene Stacking-Programme ausprobiert und das Bild stammt nicht - wie zuerst angegeben - von CombineZ sondern von Helicon Focus.
Titel: Re: Ginster scheibchenweise
Beitrag von: Bernhard Kaiser in März 23, 2009, 06:51:14 VORMITTAG
Hallo Jörg,

"Ich glaube, dass die dort nun sichtbaren Fäden Pilzhyphen sein könnten."

Bin gleicher Meinung.

"Bild 4: Die seltsame Deformation bei 200x mit Objektiv 20x - vielleicht kann hier jemand genauer bestimmen, um was es sich handelt?"

Das könnte eine Abwehrreaktion der Pflanze gegen Pilzhyphen - die sich zu nächsten Zelle  durcharbeiten wollen - sein. Dabei verdicken sich die Zellwände und es entstehen rotbraune Gebilde. 
Bei Moosen finde ich diese Erscheinungen bei verschiedenen Gattungen fast immer. 

Lit.:
Hassel,A. ; Kost,G.: Unters. z. Interaktion... Z.Myk.64(2)1998,207.

Aber bitte: nur eine Vermutung.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser
Titel: Re: Ginster scheibchenweise
Beitrag von: *** in März 23, 2009, 08:06:20 VORMITTAG
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht
Titel: Re: Ginster scheibchenweise
Beitrag von: Fahrenheit in März 23, 2009, 09:59:57 VORMITTAG
Guten Morgen Bernhard und Mike,

Danke für Eure Antworten.

Die verdickten Zellwände rund um die rotbraune Struktur auf Bild 4 und die großen Zwischenräume zwischen den Zellen davor sind mir in dem Zusammenhang auch aufgefallen.

Das präparierte Ästchen stammt von einem wild wachsen Ginster an unserem Bahnhof. Als ich Anfang des Monats die Probe genommen habe, habe ich leider nicht auf irgendwelche Besonderheiten geachtet.
Das werde ich heute gleich mal nachholen und wenn ich fündig geworden bin, die entsprechenden Makrobilder hier einstellen.

@Mike: danke für Dein Angebot! Mal schauen, was ich noch finde und wie weit ich mit meinen Mitteln komme. Ggf. komme ich gerne auf Dich zurück.

Schöne Grüße
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: Bernhard Kaiser in März 23, 2009, 13:46:15 NACHMITTAGS
Hallo Jörg,

das Bild zeigt in der Mitte eine durch einen Pilz abgestorbene Mooszelle. Der Pilz hat von hieraus versucht in die umliegenden Zellen vorzudringen. Diese haben ihre Zellwände verdickt um ihn abzuhalten. Diese Verdickungen haben eine rotbraune Farbe. Diese erinnert mich an Ihr Bild 4.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/8841_11404313.jpg)
Blattzellnetz von Mnium marginatum mit Pilzbefall und lignituberähnlichen Zellwandauflagerungen.

Nochmal: "Ich glaube, dass die dort nun sichtbaren Fäden Pilzhyphen sein könnten."

Da bin ich mir nach wie vor sicher.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: Wolfgang Prüfert in März 23, 2009, 13:55:28 NACHMITTAGS
Hallo,

hier:

http://www.pilzfotopage.de/Forum3/viewforum.php?f=14

gibt es ein Phytopathogenen-Forum, in dem einige Spezialisten unterwegs sind. In der Regel muss man den Pilzbefall aber in der Petrischale weiter kultivieren, bis der Pilz Konidosporen o.ä. bildet. Das Befallsbild allein mag im Einzelfall genügen, da ja der Wirt bekannt ist. Der Brandenburger (Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa) listet für Genista-Stängel nur drei Pilzarten als Befall auf, das lässt ja hoffen ;-)

Unbedingt prüfen, ob der Befall auf den Stängel begrenzt ist, denn an den Blättern gibt es eine Unzahl weiterer Arten.


Grüße,


Wolfgang Prüfert
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: icho_mann in März 23, 2009, 18:14:33 NACHMITTAGS
Hallo,
wie wäre es mit einer Lactophenol Baumwollblau Färbung der befallenen Stelle?
Könnte doch als "Pilz-Probe" dienen oder?

Viele Grüße
Jonathan
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: Fahrenheit in März 23, 2009, 22:14:12 NACHMITTAGS
Hallo liebe Pilzfreunde,

@ Bernhard, Wolfgang (ich hoffe, die Anrede ist ok?) und Jonathan: vielen Dank für Eure Hinweise! Im Pilzforum werde ich gleich auch noch mal meine Anfrage starten und die Färbung mit Lactophenol Baumwollblau würde wohl die Pilzhyphen anfärben - alleine, mir fehlen die Reagenzien.

Von Herrn Dr. Wörmann habe ich das freundliche Angebot bekommen, eine Probe des Ginsters fluoreszenzmikroskopisch zu untersuchen, das ich gerne annehmen werde. Wir werden hier berichten.

Hier nun nochmal einige Aufnahmen von den Ginsterzweigen:

Bild 9: das Ausgangsmaterial
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/8868_36556912.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Bild 10: Befallene Zweige
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/8868_22438394.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Bild 11: Eine befallene Stelle im improvisierten Auflicht (500 W Baustrahler, ich bitte die schlechte Qualität zu entschuldigen, ich bekomme es zur Zeit nicht besser hin) bei 40x mit Leica C-Plan (Stack aus 5 Bildern mit Helicon Focus). Zu sehen ist gesundes Gewebe mit Blattspalten und bereits befallenes braunes Gewebe. Mit Pilzen kenne ich mich nicht aus: handelt es sich bei den die Epidermis des Ginsters durchbrechenden Strukturen um Fruchtkörper des Pilzes?
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/8868_47558959.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Edit: hier der Link zu meiner Anfrage im von Wolfgang Prüfert empfohlenen Forum der Pilzfotopage (http://www.pilzfotopage.de/Forum3/viewtopic.php?f=14&t=3361&sid=470993e5db544b26deefc43049a7b38d).

Schöne Grüße
Jörg
 
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: *** in März 23, 2009, 23:08:08 NACHMITTAGS
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: Fahrenheit in März 24, 2009, 08:47:20 VORMITTAG
Hallo Mike,

nein, ein Gespinst in irgend einer Form ist nicht zu sehen.

An einigen älteren Stellen gibt es richtige Löcher. Ich hatte da auch zuerst an eine Milbe gedacht, besonders nach der Lektüre im von Wolfgang Prüfert empfohlenen Forum der Pilzfotopage.

Aber ich denke eher, dass das Stellen sind, an denen der Pilz letztes Jahr aktiv war. Die - ich nenne sie mal - Fruchtkörper auf Bild 11 durchbrechen tatsächlich die Epidermis des Ginsterästchens und sie kommen in verschiedenen Entwicklungsstadien vor. Es handelt sich nicht um Milben, man sieht den aufgewölbten Rand des umgebenden Ginstergewebes.
Die beige glänzenden (wie auf dem Bild) stehen alle auf scheinbar noch gesundem, grünen Gewebe. Die Älteren mit strukturierter Oberfläche (grau-weiß) stehen auf bereits braunem Gewebe.
Leider bekomme ich das zur Zeit nicht mit der Kamera abgebildet - zumal meine Auflichtkonstruktion recht primitiv war.

Ich bin mal gespannt, was die Kollegen im Pilzforum sagen und werde mich mal an einen Nachbarn wenden, der noch irgendwo im Keller ein altes Stereomikroskop stehen hat.

Schöne Grüße
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: schnecken-maike in März 26, 2009, 08:59:19 VORMITTAG
Ich glaube nicht, dass die kugeligen Strukturen Pilzfruchtkörper sind. Die Sporenlager sind normalerweise unter bzw. in der Epidermis und sind nicht so aufgebläht. Erst wenn die Sporen reif sind und herausquellen, dann ist da etwas soweit vorgewölbt. Konidien würden ebenfalls aus der Pflanze heraus ragen, aber die sind fädig und sehr viel feiner.

Müsste ich raten, würde ich auf eine mechanische Verletzung, zum Beispiel, durch Hagel tippen. Möglicherweise hat sich sekundär ein Pilz eingenistet, aber den kann ich nicht wirklich sehen. Es müssten in den Zellen Pilzstrukturen sein. Ich kenn mich mit den Färbungen aber nicht aus und weiß nicht, in wie weit Pilze in diesem Fall transparent bleiben wurden.


Grüße Maike
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: *** in März 26, 2009, 09:15:20 VORMITTAG
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: *** in März 27, 2009, 11:55:03 VORMITTAG
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: *** in März 27, 2009, 12:07:14 NACHMITTAGS
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: Fahrenheit in März 27, 2009, 12:32:22 NACHMITTAGS
Hallo Mike,

danke für Deine Analysen! Das ist ja interessant - Milben. Ich habe mir Pflanzenmilben immer deutlich größer vorgestellt.

Das Ästchen, von dem das Bild 11 stammt, habe ich noch in AFE. Leider hat es mit dem Ausleihen der Stereolupe noch nicht geklappt aber sobald die da ist, werde ich auch noch mal über die seltsamen blasenförmigen Gebilde her machen.

Dann scheint es sich bei den gefundenen Pilzhyhpen (Bild 8 ) wohl um eine "Sekundärinfektion" zu handeln.

Im Forum der Pilzfotopage war der Moderator so freundlich, meine Anfrage an einen der Spezialisten dort weiterzuleiten, die Antwort steht allerdings noch aus.

Um so mehr bin ich auf Deine Bilder gespannt.

Schöne Grüße
Jörg

Edit: Ah, im Pilz-Forum wars Du auch schon, dann brauche ich Deine Infos im dortigen Thread nicht nachzutragen.  :)
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: *** in März 27, 2009, 12:58:08 NACHMITTAGS
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: *** in März 27, 2009, 13:19:20 NACHMITTAGS
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: Fahrenheit in März 27, 2009, 17:59:57 NACHMITTAGS
Hallo Mike,

zeig' doch mal Bilder von dem, was Du herauspräparieren konntest. Auch wenn es sich nur um Stückwerk handelt - vielleicht gibt es jemand im Forum, der uns weiter bringen kann.

Schöne Grüße
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: *** in März 27, 2009, 18:00:24 NACHMITTAGS
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: Fahrenheit in März 27, 2009, 18:35:52 NACHMITTAGS
Hallo Mike,

danke für das Bild. Das ist definitiv kein Pilz - aber was ist es?

Mit etwas Phantasie würde ich zwei Beinpaare erkennen. Zwischen dem forderen Paar Mundwerkzeuge?
Oben links ein Fühler oder so - aber wo ist dann der andere auf der rechten Seite? Hm - das könnte mit den Stummelbeinchen schon eine Milbenart sein.

Ich komme vielleicht am Wochenende an ein Stemi - dann werde ich selbst auch mal suchen.

Schöne Grüße
Jörg

Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: schnecken-maike in März 28, 2009, 11:43:27 VORMITTAG
Hallo,

ich habe mir gerade ein Paar Milbenbilder angesehen. Da waren nirgendwo Fühler oder Augen dran. Ich vermute, dass das der Kopf von einem Insekt ist, dass noch nicht voll entwickelt ist. Eine Fliege oder Wespe vieleicht.

Gruß Maike
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: Segu in März 28, 2009, 12:09:41 NACHMITTAGS
Hallo Mike

Eine andere Perspektive wäre hier sicher sinnvoll. Bloss ist das möglich?

Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: *** in März 28, 2009, 12:25:46 NACHMITTAGS
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: Segu in März 28, 2009, 17:08:36 NACHMITTAGS
Wenn du Kleister als Einbettmittel verwendest, sollte es doch möglich sein, das Gebilde mit Präpariernadeln auszurichten.
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: *** in März 28, 2009, 17:13:09 NACHMITTAGS
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: Detlef Kramer in März 28, 2009, 18:43:17 NACHMITTAGS
Lieber Mike,

ich denke, für solche etwas gröbere Arbeiten solltest Du Dir doch einen einfachen 10 x oder/und 20 x Achromaten zulegen. Da hast Du den Abstand und die geringere Qualität spielt bei der Fragestellung wirklich keine Rolle.

Gruß

Detlef
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: *** in März 28, 2009, 18:45:58 NACHMITTAGS
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: Fahrenheit in März 28, 2009, 19:51:50 NACHMITTAGS
Hallo liebe Milbenfreunde,

seit heute Mittag habe ich nun leihweise ein gutes altes MBL 10 hier stehen. Der Nachbar, der es mir geliehen hat, ist Biologe und tippte beim Blick auf Mikes Bild auch auf eine Milbe.

So weit, so gut. Da wir über das Wochenende Besuch haben, werde ich mich wohl noch ein wenig gedulden müssen, um genug Ruhe zu haben, um die lieben Tierchen frei zu präparieren.

Ich hoffe, ich bekomme die A520 mit Klaus' Adapter und Universalokular auf die Schnelle adaptiert, um Bilder zeigen zu können.

Sobald ich was habe, stelle ich es hier ein.

Da ich immer noch davon ausgehe, dass es sich bei den Strukturen in meinem Schnitt (die Bilder 2, 4 und 8 ) um Pilzhyphen handelt und das Alien auf Mikes Bild nun von verschiedenen Seiten als Milbe angesprochen wurde, glaube ich, dass die von den Milben geschädigten Ästchen anschließend Opfer eines Pilzes geworden sind.

Welche Theorien habt Ihr / haben Sie auf Basis des bisher vorliegenden Materials? Welche weiteren Untersuchungen sind sinnvoll?

Viel Spaß, herzlichen Dank fürs Mitmachen und schöne Grüße
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - möglicherweise mit Pilzbefall ?
Beitrag von: Fahrenheit in März 30, 2009, 00:34:49 VORMITTAG
Guten Abend zusammen,

so, nun noch ein paar Milbenbilder. Teils mit dem Stereomikroskop MBL 10 und teils im Hellfeld bei vorsichtig aufgelegtem Deckglas aber ohne Flüssigkeit, daher die flauen Bilder.

Bild 12: Der Kopf einer Milbe schaut durch die Epidermis eines Ginsterästchens. Darüber befindet sich in der Regel eine Kappe aus abgestorbenen Zellen, diese habe ich hier entfernt. MBL 10, 33x mit Canon A520 und Universalokular.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/9321_31458267.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 13: Die herauspräparierte Epidermis mit Milbe von unten. Leider sehr unscharf ...
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/9321_14720533.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 14: Hier die freipräparierte Milbe von der Bauchseite gesehen. Nun im Hellfeld bei 200x unter dem Leica DM E.
Der Kopf ist oben (2 Stummelfühler mit je zwei Filamenten sind außerhalb der Schärfenebene noch als Schatten erkennbar), der Hinterleib unten. Man erkennt 6 Beine mit schaufelförmigen Enden.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/9321_66670964.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 15: Noch mal in einer anderen Schärfenebene. Zwischen den Beinen beginnt eine Art Saugrüssel (?). Dieser ist sehr lang, er verläuft zwischen dem 2. und 3. Beinpaar auf der Rechten Seite und endet irgendwo am Hinterleib. Ob die Milbe damit das Phloem des Ginsters anzapft? Der Rüssel ist übrigens auch auf Mikes Bild zu sehen. Da schlängelt er sich links an den Beinen vorbei.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/9321_49154993.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 16: hier noch mal die Oberseite des Milbenkopfes bei 400x
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/9321_2088812.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Die Ginsterästchen sind voll mit diesen Milben. Ich würde vermuten, dass es sich dabei um ein Larvenstadium handelt, die letzte Milbengeneration also ihre Eier in den Ginster gelegt hat. Diese haben sich dort über den Winter entwickelt.
Hat jemand eine Idee, um welche Milbenart es sich handeln könnte und wo man etwas über die Entwicklungsstadien der Milben nachlesen kann?

Somit leidet der Ginster also unter zwei Parasiten: den Milben und wohl aufgrund der von diesen stammenden Verletzungen auch noch an einem Pilz (Hyphen in Bild 8 dieses Threads).

Schöne Grüße
Jörg
Titel: Keine Milbe
Beitrag von: schnecken-maike in März 30, 2009, 07:32:10 VORMITTAG
Guten Morgen,

auf diesen Bildern ist nun deutlich zu sehen, dass es sich nicht um eine Milbe handelt. Es ist ein Insekt, deutlich an den 6 Beinen und den drei Körpergliedern (Kopf, Thorax, Abdomen) zu erkennen.
Milben legen ihre Eier auch nicht in Pflanzengewebe, sondern auf der Unterseite oder in Blattachseln auf der Oberfläche, wie Blattläuse auch.
Wahrscheinlich handelt es sich um eine Pflanzenwespe.

Gruß Maike
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: Fahrenheit in März 30, 2009, 08:38:18 VORMITTAG
Guten Morgen Maike,

klar, da fehlt ein Beinpaar  :-[ - da hätte ich auch selbst drauf kommen können. Danke für Deinen Hinweis.

Ich habe mal ein wenig nach Blattwespen gegoogled - deren Larven sind ja meist raupenförmig und haben deutlich erkennbare Mundwerkzeuge und nicht so einen seltsamen "Saugrüssel".

Nun bin ich wirklich gespannt, um was für ein Tier es sich genau handelt. Ich habe im Forum der Site Insektenfotos (http://insektenfotos.de/forum/thread.php?threadid=22814&sid=a12f99f91776a7b3fb6791b4970b309a) mal eine Anfrage eingestellt. Vielleicht gelingt dort ja trotz der unscharfen Photos die Bestimmung.

@Mike: wenn Du möchtest, kannst Du den dortigen Thread ja noch um Deine Bilder erweitern. Ich denke, das erhöht die Chance für eine Bestimmung unseres Aliens  :)

Schöne Grüße
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: Fahrenheit in März 30, 2009, 11:18:03 VORMITTAG
Hallo Maike,

im Parallelthread im Forum der Pilzfotopage (http://www.pilzfotopage.de/Forum3/viewtopic.php?f=14&t=3361&p=14209&sid=09023246a44bf391bfeccdb66631f20d#p14209) lese ich gerade, dass Milbenlarven grundsetzlich nur 3 Beinpaare haben. Erst die Adulti haben 4.

Auf meine Anfrage im Forum von Insektenfotos.de (http://insektenfotos.de/forum/thread.php?threadid=22814&sid=8e70dd2eb992db8ea3bb43795ffb2651) kam ein Hinweis auf Zikadenlarven.

Es bleibt also weiter spannend.

Schöne Grüße
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: A. Büschlen in März 30, 2009, 11:20:56 VORMITTAG
... oder eventuell Wanzen?!

Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: Fahrenheit in März 31, 2009, 19:01:40 NACHMITTAGS
Hallo Zusammen!

Gestern habe ich noch etwas gearbeitet, ein kleiner Schwarm der Larven ruht nun in Euparal und muss noch etwas aushärten. Es war ganz schön frickelig, die Tiere unbeschädigt aus dem umgebenden Pflanzengewebe zu präparieren. Ich hoffe, bald bessere Photos einstellen zu können.

Zwei neue Details waren schon erkennbar: ein Zacken- oder Wellenkranz am After sowie je zwei Atemöffnungen oberhalb der Beine.
Eine solche ist auch auf Mikes Aufnahme erkennbar: die Strukturen direkt links oberhalb des ersten Beins.

Schöne Grüße
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: Fahrenheit in April 02, 2009, 09:49:49 VORMITTAG
Guten Morgen miteinander!

Nun geht es weiter mit dem fröhlichen Larvenraten  :)

Heute habe ich das soweit ausgehärtete Präparat unter die Linse gelegt und eine Serie Bilder von den hartnäckigen Unbekannten gemacht.

Alle Bilder sind mit Helicon Focus gestackt (2 bis 21 Aufnahmen) und leicht nachgearbeitet. Die Aufnahmen wie immer mit Leica C-Plan Objektiven an Leica DM E und Canon A520 über Periplan Okular.

Die Größe der Larven liegt bei ca. 150 bis 200 µm.

Bild 17: Übersicht Bauchseite, 200x
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/9538_64643675.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 18: Übersicht in Seitenlage, 200x. Man beachte die langen Fibrillen, die zu den Mundwerkzeugen gehören.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/9538_33144991.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 19: Nochmal die Bauchlage mit besserem Blick auf die Mundwerkzeuge, 200x
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/9538_23264094.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 20: Die Mundwerkzeuge bei 400x, für mich seltsam erscheint die Lage zwischen dem 1. und 2. Beinpaar. Sie scheinen bei beträchtlicher Länge unter Kopf und Torax gefaltet zu sein.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/9538_16767358.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 21: Atemöffnungen(?) oberhalb der Beinansätze und ein roter Augenfleck. 400x.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/9538_16373066.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 22: Die Afteröffnung ist von einem welligen Kranz umgeben. 400x.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/9538_207100.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Vielleicht ergibt sich ja mit dem neuen Bildmaterial eine Möglichkeit zur Bestimmung. Es würde mich schon sehr interessieren, um welche Art oder wenigstens Familie es sich hier handelt. Alleine schon, um das Präparat ordentlich beschriften zu können.  ;)

Schöne Grüße und viel Spaß beim Raten!
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: Klaus Herrmann in April 02, 2009, 10:40:42 VORMITTAG
Hallo Jörg,

toll, was Du da rausgefunden hast und super Präparation!

Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: Fahrenheit in April 02, 2009, 11:15:28 VORMITTAG
Hallo Klaus,

vielen Dank für Dein Lob! Ich hoffe, die Bildqualität ist diesmal ausreichend für eine Bestimmung.

Schöne Grüße
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: Fahrenheit in April 14, 2009, 23:45:05 NACHMITTAGS
Guten Abend miteinander!

Leider haben die letzten Bilder nicht für eine Bestimmung gereicht. Im Forum von Insektenfotos.de erhielt ich den Tipp, die befallenen Zweige aufzubewahren um Bilder der weiteren Entwicklungsstufen machen zu können.

Nach meinem Osterurlaub fand sich tatsächlich eine frei bewegliche Larve, die dem unbeweglichen Stadium noch sehr ähnlich sieht sowie - leider nur - die Häutungsreste eines noch weiter entwickelten Tieres.

Hier nun der nächste Satz Bilder, aufgenommen mit dem Stemi - Kameratechnik wie üblich.

Vielleicht klappt es ja diesmal. Die Kopfform des Häutungsrestes erinnert mich nun stark an eine Zikade.

Nun muss ich überlegen, wie ich die Funde weiter präpariere - zumal die Aufnahmen der Dauerpräparate im Durchlichtmikroskop um einiges besser sind. Vielleicht findet sich ja noch ein zweites Exemplar, sodass ich beide Seiten darstellen kann ...

Bild 23: Unterseite der Larve, die Ähnlichkeit mit dem Entwicklungsstadium im Ginster ist unverkennbar. Insbesondere auch bezüglich der seltsamen Mundwerkzeuge. Leider lässt die Schärfe etwas zu wünschen übrig. Vergrößerung 35x zuzüglich Kamera-Zoom. Das Tier ist ca. 1,5 mm lang. Immer noch 6 Beine.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10086_48682585.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 24: Oberseite des gleichen Tieres. Die roten Augen lassen sich einigermassen erkennen - vielleicht hilft die Rückenzeichnung bei der Bestimmung.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10086_49828965.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 25: Der Häutungsrest von schräg oben. Länge ca. 3 mm, Vergrößerung wieder 35x. Die Anlage der Mundwerkzeuge wird nun deutlicher und die Facettenaugen waren schon vor der Häutung voll entwickelt. Für mich sieht das wie eine Zikade aus. Immer noch 6 Beine ...
Problematisch: trotz des Fundortes kann ich nicht ausschließen, dass es sich um einen 'Beifang' handelt.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10086_29721666.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 26: Besonders interessant finde ich die Reihen kreisförmiger Vertiefungen an Kopf und Thorax - auf dem Bild leider etwas unscharf als helle Punkte erkennbar, siehe Markierung. Bei einem schnellen Blick durchs Lichtmikroskop bei 400x habe ich festgestellt, dass sich in der Mitte jeder dieser Vertiefungen ein Kolben auf einem Stielchen befindet. Ob es sich dabei um eine Art Sinnesorgan handelt?
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10086_10628786.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Wer kann anhand der neuen Bilder etwas zu meinen unbekannten Ginsterbewohnern sagen?

Vielen Dank!
Jörg

p.s.
Den gleichen Beitrag habe ich auch an die Threads im Forum der Pilzfotopage (http://www.pilzfotopage.de/Forum3/viewtopic.php?f=14&t=3361&p=14209&sid=09023246a44bf391bfeccdb66631f20d#p14209) und im Forum von Insektenfotos.de (http://insektenfotos.de/forum/thread.php?threadid=22814&sid=8e70dd2eb992db8ea3bb43795ffb2651) angehangen.
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: Fahrenheit in April 15, 2009, 12:41:24 NACHMITTAGS
Hallo zusammen!

Hier noch ein Nachtrag für alle Interessierten: beim Stöbern im Netz bin ich auf die Zikadenseite der Uni Oldenburg gestoßen. Dort wurde ein Bestimmungsschlüssel für Zikadenlarven erstellt. Eine Vorabversion davon von 2005 ist auf der Site als PDF abrufbar.

Zikadenlarven bei der Uni Oldenburg (http://www.zikaden.uni-oldenburg.de/1projekte2larven.htm)

Auf Seite 2 des Schlüssels im Abschnitt 3(2) ist von Sinnesgruben im Stirnbereich die Rede. Vom Aufbau her (wenn ich die Hülle präpariert habe, werde ich hoffentlich Bilder zeigen können) kommt das sicher hin und ich bewerte das mal als Bestätigung für meine Vermutung bezüglich der Strukturen am Häutungsrest (Bild 4).

Vom der Fundpflanze her und dem was ich bisher im Netz gesehen habe, lehne ich mich jetzt mal weit aus meinem Laien-Fenster und vermute, dass es sich vielleicht um die Ginsterzikade (Gargara genistae) (http://de.wikipedia.org/wiki/Ginsterzikade) handeln könnte.

Schöne Grüße
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: Fahrenheit in April 15, 2009, 22:53:48 NACHMITTAGS
Nochmals Hallo!

Heute möchte ich ein Bild von den Sinneszellen an Kopf und Thorax der Zikadenlarve nachreichen.

Es ist mit dem Durchlichtmikroskop ohne Deckglas bei 200x entstanden und daher etwas flau. Ich konnte mich noch nicht dazu durchringen, ein Dauerpräparat zu erstellen, da man bei diesem Objekt unter dem Stemi noch den besten Gesamteindruck bekommt.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10131_59076581.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Wie schon in weiter oben beschrieben, besteht jede Sinnesgrube aus einer mehr oder weniger halbkugelförmigen Vertiefung, in der auf einem Sinneshaar eine Art Kolben sitzt.
Das Sinneshaar entspringt in einer Art Becher, der dessen Fuß nach aussen abzuschirmen scheint.

Meine Vermutung zur Funktionsweise (hier bitte ich um Korrektur, wenn ich falsch liege): die Gebilde reagieren auf Erschütterungen oder Luftschall, der vielleicht noch durch die Grube gebündelt auf den Kolben trifft und diesen somit in Schwingung versetzt. Nervenzellen am unteren Ende des Sinneshaares registrieren die Schwingungen und bilden somit eine Art Gehör.
Wenn dem so ist, ermöglicht die Verteilung der Sinnesgruben dem Tier wahrscheinlich eine gute Richtungsbestimmung der Schall- oder Erschütterungsquelle.   

Schöne Grüße
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: Fahrenheit in April 20, 2009, 23:13:36 NACHMITTAGS
Guten Abend zusammen!

Für alle, die noch immer interessiert sind, hier nun die Bilder von der fertig präparierten Larve.  ;D

Leider hat es zu einer genaueren Bestimmung bisher noch nicht gereicht, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Kurz zur Technik: Leica C-Plan 10x und 40x mit Canon A520 über den Herrmannschen Adapter an Leica Periplan 10x.

Bild 27: Die Larve von oben gesehen bei 100-facher Vergrößerung - Gesamtlänge ca. 1,5 mm. Die Strukturen der Beinansätze scheinen leider etwas durch und ein Bein ist beim Auflegen des Deckglases abgebrochen (es liegt einzeln ausserhalb der Aufnahme). Der Objektträger liegt für dieses Bild auf der falschen Seite, da die Larve auf dem Rücken liegend präpariert ist und ich leider keine zweite für ein Doppelpräparat gefunden habe. Stack mit Helicon Focus (39 Aufnahmen).
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10314_51200737.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 28: Dieselbe Larve von unten gesehen, ebenfalls bei 100-facher Vergrößerung. Hier wieder die charakteristischen Mundwerkzeuge, wie sie auch schon bei den jüngeren Tieren aus dem Ginsterästchen erkennbar waren. Hier nun mit dem Deckglas nach oben. Stack mit Helicon Focus (26 Aufnahmen).
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10314_18855459.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 29: Noch mal die Mundwerkzeuge bei 400-facher Vergrößerung. Es hat den Anschein, als ob die bei den jüngeren Larven herausragenden Fibrillen nun 'eingezogen' sind.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10314_34876326.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Schöne Grüße
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: Rolf-Dieter Müller in April 20, 2009, 23:43:14 NACHMITTAGS
Hallo Jörg,

schön, das Du Deine Aufnahmetechnik hinreichend beschreibst.

Deine gestackten Aufnahmen gefallen mir eigentlich recht gut, Deshalb werde ich nicht umhin gekommen, mich einmal in Helicon Focus einzuarbeiten.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: Fahrenheit in April 21, 2009, 08:44:58 VORMITTAG
Hallo Rolf-Dieter,

herzlichen Dank!

Allerdings habe ich das Gefühl, bei Helicon Focus mit der Parametrisierung auch noch ganz am Anfang zu stehen.

Ich will mal versuchen, ob sich das Ergebnis noch verbessern lässt. Insbesondere beim ersten Bild (Blick auf den Rücken der Larve). Ich glaube, weniger Bilder wären da ggf. mehr gewesen.

Schöne Grüße
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: *** in April 21, 2009, 08:57:11 VORMITTAG
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: Fahrenheit in April 21, 2009, 22:35:06 NACHMITTAGS
Guten Abend liebe Zikadenfreunde! <- Hoffentlich muss ich dass nicht noch mal korrigieren!  ;D

Nun geht es wohl Schlag auf Schlag. Die Larven haben heute begonnen, sich in den Blattachseln des Ginsters einzunisten.
An den betroffenen Blatttrieben sitzen jeweils mehrere Tiere geschützt durch eine Art Gespinst, das sie selbst ausgeschieden haben. Weiterhin hat sich mit den erfolgten Häutungen die Farbe geändert: die Larven zeigen sich nun in Türkies mit schwarzen Flecken und schönen dunkelroten Augen.
Bei den am weitesten entwickelten Exemplaren sind die vier Flügelanlagen schon deutlich zu erkennen (auf Bild 28 meiner letzten Bildserie sind diese Anlagen auf Höhe des zweiten Beinpaares auch schon zu sehen).

Hier nun die neuen Bilder, zunächst wieder mit dem Stereomikroskop (35-fache Vergrößerung, Canon A520 mit Herrmannschem Adapter und Universalokular).

Bild 30: Makroaufnahme mit Canon S3IS von einer der sich entfaltenden Blattknospen mit Gespinst.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10372_3674955.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 31: Gespinst unter dem Stemi. Leider ist die Tiefenschärfe nicht optimal.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10372_16455456.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 32: Die am weitesten entwickelte Larve - die Flügelanlagen sind gut zu erkennen. Länge etwa 2 mm.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10372_3585075.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 33a,b und c: Drei aufnahmen mit unterschiedlicher Schärfenebene von 3 Larven in AFE. Stacken leider unmöglich, da zuviel Bewegung im Bild (die Tiere sind tot, ich nehme an, die Bewegung entsteht durch das verdunstende Ethanol).
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10372_12770382.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10372_53823650.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10372_59286023.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Die Larven liegen nun zur Fixierung in AFE und werden danach in Dauerpräparate überführt. Die Bilder dazu dann in der nächsten Woche.

Schöne Grüße
Jörg

p.s.:
Um in dem mittlerweile recht langen Thread die Übersicht über die Bilder zu waren, habe ich die Nummerierung noch mal gerade gezogen.
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: *** in April 21, 2009, 22:43:38 NACHMITTAGS
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: Fahrenheit in April 21, 2009, 22:53:42 NACHMITTAGS
Hallo Mike,

ich habe bei kleinen Insekten mit AFE bisher gute Erfahrungen gemacht. Ich würde nun nach 24 Stunden mit Ethanol spülen, stufenweise bis zum reinen Isopropanol entwässern und dann über Isopropanol / Euparal 50:50 in Euparal überführen und eindecken.

Ich komme mit der Präparation ja jetzt schon kaum hinterher. Wenn ich über Glyzerin gehe, habe ich hier schon die 4. Generation Zikaden hocken, bevor die erste komplett dokumentiert ist.  ;D

Hast Du auch mit AFE gearbeitet? Wo liegen die Vorteile der Entwässerung über Glyzerin?

Schöne Grüße
Jörg

Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall
Beitrag von: *** in April 21, 2009, 23:05:00 NACHMITTAGS
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht
Titel: Das Rätsel ist gelöst: Nymphen einer Blattflohart (Familie Psyllidae)
Beitrag von: Fahrenheit in April 22, 2009, 22:07:03 NACHMITTAGS
Hallo liebe Zikadenfreunde,

ich hatte es ja geahnt, es handelt sich nicht um die Nymphen einer Zikade sondern um die eines Blattflohs (Psillidae). Naheliegend wäre der Ginster-Blattfloh.

Ein freundlicher User im Pilzfotopage-Forum hat den entscheidenden Hinweis gegeben.

Ich habe mal ein Wenig nach der Familie Psillidae gegoogled und einige interessante Seiten gefunden:

psyllids.org (http://www.psyllids.org/index.htm)
Psylloidea bei Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Blattfl%C3%B6he)

Auf psyllids.org unter dem Menüpunkt Psyllid Morphology gibt es eine Schema-Zeichnung einer typischen Nymphe nach der 4. Häutung, die sich sehr genau mit meiner größten Nymphe deckt:

Schema einer Psyllidae-Nymphe bei Psyllid.org (http://www.psyllids.org/index.htm) - nach unten scrollen.

Somit wäre das Rätsel zumindest teilweise gelöst - die genaue Artbestimmung ist wohl nur einem Spezialisten anhand eines Imago möglich. Wenn möglich, liefere ich Bilder eines Imago nach - Ehrensache.

Auch an dieser Stelle noch mal herzlichen Dank an Heinz aus dem Pilzfotopage-Forum.

Schöne Grüße
Jörg

p.s.:
Die Bilder 25, 26 und die Nahaufnahme der Sinneszellen gehören zu einer Käferzikade. Der Häutungsrest war ein Zufallsfund am von mir untersuchten Ginsterzweig und hat nichts mit den Larven der Blattflöhe zu tun.
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall - gelöst: Psyllidae
Beitrag von: Fahrenheit in April 27, 2009, 23:05:43 NACHMITTAGS
Guten Abend liebe Mitmikroskopiker,

hier nun die Bilder vom Dauerpräparat der N3 bis N5 Nymphen der Ginster-Blattflöhe.

Alle Aufnahmen über Leica DM E mit C-Plan Objektiven (Vergrößerung gemäß Bildbeschriftung) und Canon A520 am Herrmannschen Adapter.

Bild 34: Ein Häutungsrest N3 in der Übersicht bei 100x, ca. 1 mm. Gut zu sehen sind die Mundwerkzeuge mit den Saugfilamenten sowie der für die jeweilige Art charakteristische Afterring.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10694_64145261.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Bild 35: Abdomen mit Afterring und Borsten (seta) bei 400x. Auch die Borsten werden zur Artbestimmung herangezogen, hier beringte zweiteilige Borsten (ringed sectaseta). Siehe Morphologie der Psyllidis-Nymphen (http://www.psyllids.org/psyllidsMorphology.htm) unter "some nymphal setal types" und "nymphal anal rings and pore regions".
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10694_12710006.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Bild 36: N3- und N4-Nymphe (in Bauch- bzw. Rückenlage) bei 40x.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10694_51348210.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Bild 37: N5-Nymphe bei 40x mit gut erkennbaren Flügelanlagen.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10694_24901833.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Bild 38: Die gleiche Nymphe bei 40x in polarisiertem Licht. Die Muskulatur tritt leuchtend hervor. Leider gilt dies auch für einige Staubpartikel.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/10694_14342221.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Nun fehlt nur noch ein adulter Blattfloh, um den Reigen abzuschließen. Einige Nymphen sitzen noch an meinem Ginsterzweig. Ich hoffe, sowohl Zweig als auch Nymphen halten lange genug durch.

Vielen Dank und schöne Grüße
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall - gelöst: Psyllidae
Beitrag von: *** in April 27, 2009, 23:09:24 NACHMITTAGS
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall - gelöst: Psyllidae
Beitrag von: Fahrenheit in April 28, 2009, 08:23:09 VORMITTAG
Guten Morgen Mike,

vielen Dank für Deine Anerkennung!

Die lieben Viecher haben mich schon beim ersten Fund (ich dachte ja zunächst, es seien Pilzfruchtkörper) mit Ihren Mundwerkzeugen so fasziniert, dass ich mir nun den kompletten Entwicklungszyklus erschließen möchte.
Wenn es mit den Imagos klappt, fehlt mir ja strenggenommen noch die Eiablage. Wie ich mich kenne, werde ich mich da im Sommer wohl mal mit der Kamera in den Bahndamm legen - und mir anschließend die Zecken aus der Haut zupfen  ;D

Daß es so was wie Blattflöhe überhaupt gibt, hätte ich vor wenigen Wochen nicht gewusst. Es ist ein sehr schönes Erlebnis, sich mit der mit der eigenen Arbeit - und anschließend in der Diskussion mit Gleichgesinnten - neues Wissen zu erschließen  - so macht Mikroskopieren Spaß :)

Schöne Grüße
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall - gelöst: Psyllidae
Beitrag von: Fahrenheit in Mai 21, 2009, 23:44:04 NACHMITTAGS
Hallo liebe Freunde der Blattflöhe,

nach einem Rückschlag (mir sind während eines Seminars die Ginsterzweige vertrocknet und dabei sind leider auch alle Blattflöhe abgestorben) kann ich heute nach erfolgreicher Kleinwildjagt erste Bilder der Imagos meiner Ginsterblattflöhe zeigen.

Die Bilder sind unter dem Stereomikroskop MBL-10 entstanden, bei 16-facher Vergrößerung. Photografiert habe ich mit der Canon A520 über den Herrmannschen Okularadapter mit Universalokular. Die Gesamtlänge der Blattflöhe beträgt ca. 2 mm.

Bild 39: ein weibliches Tier, hier ist schön der Legestachel (Valvulae) zu erkennen, mit dem die Eier im Parenchym des Ginsters abgelegt werden.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/11643_34381315.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 40: ein männliches Tier mit dem recht komplexen Begattungsorgan (Terminalien).
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/11643_347782.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 41: die männlichen Terminalien in Nahaufnahme
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/11643_14259084.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Die Bildqualität lässt leider etwas zu wünschen übrig. Sobald die Tierchen durchfixiert sind, werde ich sie wie gehabt für das Durchlichtmikroskop präparieren und ich hoffe, dann bessere Bilder nachliefern zu können.

Auf den Bildern nicht zu erkennen: die Mundwerkzeuge liegen auch beim Imago zwischen dem ersten Beinpaar.

Schöne Grüße
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall - gelöst: Psyllidae
Beitrag von: Fahrenheit in Juni 10, 2009, 14:17:05 NACHMITTAGS
Hallo liebe Mikrofreunde,

nach einer kleinen Pause möchte ich das Thema Blattflöhe nun mit einem Bestimmungsversuch zum Abschluss bringen.

Die Tiere habe ich anhand der Vorgaben der im Netz zugänglichen Informationen präpariert:
Informationen zur Morphologie der Blattflöhe (http://www.psyllids.org/psyllidsMorphology.htm)
(unvollständiger) Bestimmungsschlüssel (http://www.psyllidkey.info/schluessel.html)

Zur Technik:
Die Fixierung erfolgte in AFE und der Einschluss in Euparal - nach der üblichen Entwässerung über Alkoholstufen und Isopropanol.
Die Bilder sind wie immer mit meinem Leica DM E entstanden. Verwendet wurden die C-Plan Objektive 4x, 10x, 20x und 40x.

Die Aufnahmen erfolgten über ein Periplanokular und der Canon A520 am Herrmannschen Adapter. Bis auf den Flügel handelt es sich um Stacks mit 9 bis 19 Bildern (Zeren Stacker), die anschließend für das Forum verkleinert und leicht nachgeschärft wurden.

Für die Bestimmung relevant sind die folgenden morphologischen Merkmale:
- Aderung und Felderform der Vorderflügel
- Antennenform
- Anzahl und Anordnung der Apikalsporne an der Tibia der Sprungbeine (Metatibia)
- Anzahl der Sporne auf dem ersten Tarsenglied der Sprungbeine (Metabasitarsus)
- Form und Aufbau der weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane (Terminalien)

Mit Hilfe der entsprechenden Präparate geht es nun an die Bestimmung:

1. Einordnung in eine der 4 Familien der Überfamilie Psylloidea
  (Psyllidae, Homotomidae, Triozidae und Calophyidae)

Bild 42a: Vorderflügel (40-fache Vergrößerung)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/12302_52822235.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 42b: Vorderflügel mit Beschriftung (40-fache Vergrößerung)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/12302_18227988.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 43: Antenne (40-fache Vergrößerung)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/12302_9150016.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Die Hauptader des Flügels (R+M+Cu1) gabelt sich in 2 Äste. Auch der Analbruch nahe des Apex (Berührungspunkt der Ader mit der Flügelaussenkante) Cu1b ist vorhanden. Weiterhin zeigt der Flügel ein deutlich erkennbares Pterostigma (Ausschluß der Familie Triozidae). Die Antenne hat einen runden Querschnitt und ist nur wenig behaart.

-> Familie Psyllidae

2. Bestimmung der Unterfamilie (zur Familie Psyllidae gehören die Unterfamilien
  Psyllinae bzw. Arytaininae, Acizziinae,    Spondyliaspidinae, Aphalarinae,
  Diaphorininae, Euphyllurinae,Liviinae, Paurocephalinae, Rhinocolinae und Strophingiinae

Bild 44: Hinterbein (Femur, Tibia und Tarsus, 200-fache Vergrößerung)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/12302_39606343.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 45: Metatibia und Metabasitarsus mit den relevanten Dornen
        (zwei liegen in der gleichen Ebene, siehe Zeichnung - Ausschnitt aus Bild 44)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/12302_13247355.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Die Apikalsporne auf der Metatibia stehen gruppiert (nicht kronenförmig um den gesamten Rand der Tibia) und der Metabasitarsus ist röhrenförmig.

-> Unterfamilie Psyllinae bzw. Arytaininae

3. Bestimmung der Gattung (Zur Unterfamilie Arytaininae gehören die Gattungen Cacopsylla
  Chamaepsylla, Spanioneura, Baeopelma, Psylla, Acizzia, Arytaina, Arytainilla, Livilla
  und Cyamophila).

Auf Basis der Bilder 42b und 45 findet man eine niedrige Zellenform der Zelle cu1 auf dem Vorderflügel. Weiterhin tragen die Metatibiae je 5 Apikaldornen und auf den Metabasitarsen befindet sich ein Sporn.

-> Gattungen Arytaina,Arytainilla, Livilla

4. Bestimmung der Art

Leider ist der oben verlinkte Schlüssel für die gefundenen Gattungen nicht ausgeführt. Ein vollständiger Schlüssel (z.B. aus dem Handbuch der Zoologie*) liegt mir leider zur Zeit nicht vor.

Bild 46: Weibliche Terminalien in der Übersicht (100-fache Vergrößerung)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/12302_6270677.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Die Form der Legescheide ist unter anderen Merkmalen bestimmungsrelevant. Beim weiblichen Blattfloh hat sich der von den Nymphen bekannte circumanale Porenring erhalten.

Bild 47: Paarig ausgelegter Ovipositor (100-fache Vergrößerung)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/12302_55771190.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 48: Lage der Muskeln in den weiblichen Terminalien in polarisiertem Licht (100-fache Vergrößerung)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/12302_4917414.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 49: Männliche Terminalien in der Übersicht (100-fache Vergrößerung)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/12302_287382.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 50: Paramere (100-fache Vergrößerung)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/12302_11782688.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bild 51: Aedeagus (das eigentliche Begattungsorgan) mit Distalglied (100-fache Vergrößerung)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/12302_13328197.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Bestimmungsrelevant sind hier Form und Gliederung der Paramere und des Aedeagus sowie die Form des Proctiger.

Bild 52: Lage der Muskeln in den männlichen Terminalien in polarisiertem Licht (100-fache Vergrößerung)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/12302_9585198.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)

Blattflöhe ernähren sich in der Regel von wenigen, oft auch nur von einer Wirtspflanze. Zieht man den Fundort auf Ginster in Betracht, ist die Art Arytaina genistae (Psylla genistae) naheliegend. Genauere Hinweise gibt es von mir, wenn mir der komplette Schlüssel vorliegt - sind aber auch von den Lesern hoch willkommen.

Vielen Dank
Jörg


(*)
Handbuch der Zoologie / Handbook of Zoology
Eine Naturgeschichte der Stämme des Tierreiches / A Natural History of the Phyla of the Animal Kingdom
Begr. v. Kükenthal, Willy
Fortgef. v. Beier, Max / Fischer, Maximilian / Helmcke, Johann-Gerhard / Starck, Dietrich / Wermuth, Heinz
29 x 21.5 cm.

Band 4: Arthropoda

2. Hälfte: Insecta
Hrsg. v. Kristensen, Niels P. / Beutel, Rolf

Tlbd/Part 28

Strümpel, Hans
Homoptera (Pflanzensauger)
1983. 29.7 x 21 cm. XI, 222 Seiten. 237 Abb. Gebunden.
ISBN 978-3-11-008856-4
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall - gelöst: Psyllidae
Beitrag von: Klaus Herrmann in Juni 10, 2009, 14:24:20 NACHMITTAGS
Lieber Jörg,

ich weiß nicht, was ich mehr bewundern soll: Deine Präzission und Sorgfalt bei der Abarbeitung und Darstellung, oder Deine Ausdauer :D

Auf jeden Fall: Qualität einer Diplomarbeit! Deshalb auch m. E. wert im Mikrokosmos für die "Ewigkeit" veröffentlicht zu werden!  Muss dafür natürlich noch in einen einheitlichen Guss gebracht werden, aber die Hauptarbeit ist getan!

Gratuliere!
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall - gelöst: Psyllidae
Beitrag von: Günther Langer in Juni 10, 2009, 18:43:40 NACHMITTAGS
Hallo Jörg,

tolle Arbeit! Wenn Du mit der Bestimmung nicht weiterkommst, dann wende Dich doch an
Deutsches Entomologisches Institut
16225 Eberswalde
Schicklerstr. 5
Leiter: Prof. Dr. Holger H. Dathe.
Du musst auch keine Berührungsängste haben, die Leute sind hilfreicher als man manchmal vermutet.

Viele Grüße

Günther Langer
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall - gelöst: Psyllidae
Beitrag von: Fahrenheit in Juni 11, 2009, 08:32:17 VORMITTAG
Lieber Klaus, lieber Günther,

vielen Dank für Euer anspornendes Lob und den Hinweis auf das Deutsche Entomologisches Institut!

Zur Zeit versuche ich, den oben genannten Band des Handbuchs der Zoologie zu bekommen (zumindest aber den Bestimmungsschlüssel) und dann möchte ich auf alle Fälle erst mal versuchen, die Bestimmung selbst zu Ende zu bringen. Anschließend werde ich dann bei den Fachleuten mal nachfragen, ob das korrekt war.

Noch einen Dank an den Forenkollegen (leider habe ich mir den Namen nicht gemerkt und finde auch den Beitrag nicht mehr - sorry), der seinerzeit den Tipp zu den Einmalkanülen geschrieben hat. Das klappt ganz hervorragend.
Die Aufsteckhülse der Kanüle habe ich mit dem Seitenschneider abgetrennt (Vorsicht: Spitze festhalten!) und die Spitze dann in einen Nadelhalter eingespannt.
Mit diesem Instrument lassen sich die feinen Präparationsarbeiten viel besser erledigen, als mit einem Skalpell oder einer Mikroschere.

Zwei Detailbilder möchte ich Euch und den anderen Mitlesenden nicht vorenthalten: der Analbruch am Flügel und der circumanale Porenring der weiblichen Terminalien sind auf den Bestimmungsbildern ja allenfalls zu erahnen.
Die Technik ist die gleiche, wie oben beschrieben, die Aufnahmen wurden mit dem Leica C-Plan 40x gemacht und sind Stacks aus 7 bzw. 29 Bildern.

Bild 53: Analbruch
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/12366_20270165.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)
Der Analbruch liegt am Ende der Linie "Cs" (siehe Bild 42b). Wenn der Blattfloh den Flügel anlegt, wird er entlang dieses 'Kniffs' gefaltet und der Analbruch ist das dazu notwendige Gelenk.

Bild 54: Circumanaler Porenring
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/12366_25770419.jpg) (http://img3.imagebanana.com/)
Hier noch mal der Porenring der weiblichen Terminalien (Position siehe Bild 46), wie er auch schon bei den Nymphen auftritt (Bild 35).

Vielen Dank!
Jörg
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall - gelöst: Psyllidae
Beitrag von: Fahrenheit in Juni 12, 2009, 23:49:25 NACHMITTAGS
Guten Abend zusammen!

Wie ich heute in der Uni Bibliothek erfahren musste, erlaubt das Zoologische Handbuch die Bestimmung nur bis auf Unterfamilien- bzw. Gattungsebene.
Die Beschreibungen zu Morphologie und Entwicklungszyklus sind allerdings sehr gut. Ich konnte zum Beispiel erstmals Hinweise zur Funktion des Saugrüssels der Blattflöhe bekommen.

Nun habe ich das Deutsche Entomologische Institut angeschrieben und um Literaturhinweise gebeten. Ich hoffe, man kann mir dort helfen und dann geht es wieder in die Bibliothek.

Hat vielleicht noch jemand Literaturtipps?

Herzlichen Dank und schöne Grüße
Jörg
Titel: Psyllidae - Bestimmung auf die Art Arytaina genistae
Beitrag von: Fahrenheit in Oktober 23, 2009, 22:56:09 NACHMITTAGS
Liebe Mikrofreunde,

es geschehen noch Zeichen und Wunder. Allerdings nicht seitens des Deutschen Entomologische Instituts.

Dank eines Tipps von Günter (sirfi2) habe ich nun den Bestimmungsschlüssel für die Psyllidae vor mir liegen.
Er stammt aus dem zweiten Band der Exkursionsfauna von Deutschland - Wirbellose: Insekten - (Stresemann, 10. Auflage, 2005), die Unterordnung Psyllina (Blattflöhe) finden sich ab Seite 161.

Lieber Günter, Dir auch hier noch einmal ganz herzlichen Dank!

Ausgehend von der Familie Psyllidae lautet der Schlüssel wie folgt:
1*  Scheitel breiter als lang; an Dicotyledonen (zweikeimblättrige Pflanzen)
2*  Wangenkegel vorhanden

Bild 55a: Kopf mit Fühlern, Vergrößerung 40-fach.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21688_56796165.jpg) (http://img5.imagebanana.com/)
Bild 55b: Ausschnitt mit Maßangaben und Beschriftung
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21688_5690615.jpg) (http://img5.imagebanana.com/)
Der Kopf liegt auf der Vorderseite und somit auf den Wangenkegeln, diese erscheinen wegen der größeren Gewebedicke dunkler. Unter dem Stemi lassen sich die Wangenkegel besser beobachten und schlechter photografieren - die Tierchen wollen mit Nadel und Pinsel in der richtigen Position gehalten werden.  >:(

8  Metatibia (Schiene des mittleren Beinpaars) ohne kammartige Reihe von feinen Borsten
und
9* Sporne an der Schiene der Hinterbeine deutlich gruppiert, kein regelmäßiger Kranz
und
10 Basitarsus (erstes Fußglied) am Hinterbein mit einem Sporn
   (vergleiche Bild 45, dort Fehler in der Bezeichnung: es ist nicht die Metatibia sondern die Tibia des
   Hinterbeins. Nur diese tragen Sporne)

11* Costalbruch am Vorderflügel normalerweise fehlend
     (Der Analbruch ist die einzige Faltbruchstelle in den Adern der Vorderflügel)
und
12  Vorderflügel mit braunen Streifen in Zellen m1, m2 und cu1 (siehe Bild 42a und 42b, Die braunen
     Streifen werden durch dichterstehende längere Dornen auf der Flügeloberfläche gebildet.);
     an Besenginster (Sarothamnus scorparius, die Fundpflanze);
     Länge der Individuen zwischen 2,8 und 3,8 mm.

Bild 56: Dornen auf der Flügeloberfläche im Feld m1, Vergrößerung 400x, Stapel aus 12 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21688_54751106.jpg) (http://img5.imagebanana.com/)
Die Dornen stehen in der Feldmitte dichter und nehmen zur Ader hin ganz ab. Genau wie die leichte Braunfärbung, die auch auf den Bildern 42a und b erkennbar ist.
   
Damit ist die Art nach dem zugrundeliegenden Schlüssel im Stresemann bestimmt als
Arytaina genistae

Wenn ich jetzt noch ein paar Eier finde, die mit ihren Stielen im Gewebe des Ginsters festgeheftet sind (dazu nutzt das Weibchen den Legestachel) habe ich den gesamten Lebenszyklus der kleinen Phloemsauger gesehen.
Leider waren die Tierchen schneller: zur Zeit sind schon wieder Nymphen in den Zweigen 'meines' Ginsterstrauches, es ist die 3. Generation für dieses Jahr.

Herzliche Grüße
Jörg

Edit: Bild 56 mit Beschreibung ergänzt.
Titel: Re: Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall - gelöst: Psyllidae
Beitrag von: sirfi2 in Oktober 27, 2009, 00:24:43 VORMITTAG
Freut mich, dass ich dir ein bisschen helfen konnte. Nochmals Gratulation zu deinen super Fotos und noch viel Glück bei der Eiersuche!
Günter