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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Michael Plewka in Juni 04, 2013, 07:27:03 VORMITTAG

Titel: Rädertier aus Boden
Beitrag von: Michael Plewka in Juni 04, 2013, 07:27:03 VORMITTAG
Liebe Freundinnen und Freunde mikroskopisch kleiner Tiere,

anbei das Foto eines kürzlich von mir gefundenen Rädertiers (Otostephanos):

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/126760_66321408.jpg)

weitere Infos hier:
http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Otostephanos%20auriculatus.html

beste Grüße Michael Plewka
Titel: Re: Rädertier aus Boden
Beitrag von: rekuwi in Juni 09, 2013, 22:46:18 NACHMITTAGS
Lieber Michael,

Schöne Bilder eines mir völlig unbekannten Rädertiers.
im "Wassertropfen" finde ich diese Art nicht. Bei einem Bild das Du auf Deiner Seite dazu zeigst steht: Fundort: Spaghnum Pond. Wie ist das zu verstehen, weil Du hier schreibst: "Rädertier aus Boden"?

Liebe Grüße
Regi
Titel: Re: Rädertier aus Boden
Beitrag von: Michael Plewka in Juni 10, 2013, 20:54:06 NACHMITTAGS
hallo Regi,

es freut mich, dass dich das Viech interessiert....
Ich habe die Gattung Otostephanos bis vor ca. 15 Monaten auch nicht erkannt, obwohl ich schon einige Exemplare vor 8 Jahren fotografiert hatte, die damals aber unter "Habrotrocha" einsortiert wurden. Wahrscheinlich ist wegen dieser Verwechselungsmöglichkeit mit Habrotrocha über diese Gattung noch deutlich weniger bekannt als das sowieso schon bei den meisten bdelloiden Rädertieren der Fall ist.
O. auriculatus kenne ich von zwei Fundorten, die auf der  verlinkten Seite mit  (1) und (2) angegeben sind. Das besondere ist nun, dass sich die wenigen bisher bekannten Fundorte auf Moore beziehen (mein Fundort 1 ist die Wahner Heide mit ihren Torfmoos-Schlenken (2011)), während ich das Viech nun in Buchenlaubstreu (Fundort 2) gefunden habe.

beste Grüße Michael Plewka
Titel: Re: Rädertier aus Boden
Beitrag von: Klaus Henkel in Juni 10, 2013, 22:10:13 NACHMITTAGS
Hallo Herr Plewka! Jetzt versteh ich garnix mehr. Wo ist denn nun der Fundort? Aus Boden heißt doch in der Erde? Aber wohl doch nicht, sondern im Moos? Das täte ich doch gerne wissen mögen.
Gruß KH
Titel: Re: Rädertier aus Boden
Beitrag von: Michael Plewka in Juni 11, 2013, 19:46:33 NACHMITTAGS
hallo Herr Henkel,

wenn ich Buchenlaubstreu schreibe, dann meine ich auch  Buchenlaubstreu. Wenn ich Moos gemeint hätte, hätte ich Moos geschrieben.

Meine Sammlungsmethode ist eine vereinfachte Variante der von DONNER hier beschriebenen Methode:
http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/OEZ_02_0117-0151.pdf

Die oberen ca. 5cm der Laubstreuschicht (L-Horizont (L= litter)) werden abgetragen und mit abgekochtem Regenwasser aufgeschwemmt.  Dieser wässrige Auszug wird mit dem Mikroskop auf Organismen untersucht.

Diese Laubstreuschicht stellt ein Kontinuum dar,  das von unzersetzten Blättern oben bis zu fein zersetzten Humusteilchen  unten reicht, zwischen denen  die Bodenrotatorien leben.  Diesen reicht offenbar ein sehr dünner Wasserfilm, der die Humsuteilchen bzw. die mineralischen Bestandteile umgibt, um das Fressen von org. Kleinstpartikeln, Bakterien oder Mikroalgen zu ermöglichen.

Von den  ökologischen Ansprüchen bzw. Präferenzen aus kann man diese Bodenrotatorien von limnischen Rotatorien-Arten abgrenzen, u.a. deshalb, weil  erstere in bedeutend höherem Maß an wasserlose Bedingungen angepasst sein müssen (und auch sind  >>> Anabiose) als die limnischen Formen. Im Boden sind deshalb relativ mehr bdelloide Arten vertreten als im aquatischen Biotopen.

beste Grüße Michael Plewka

Titel: Re: Rädertier aus Boden
Beitrag von: WinfriedK in Juni 11, 2013, 20:14:46 NACHMITTAGS
Na danke für diese für mich interessanten Informationen !

Für meine Aufgabe muß ich ja auch im dunklen Boden wühlen statt im trüben Wasser zu fischen.

Im Landesmuseum.at habe ich auch schon viel interessante Dokumente gefunden.

Und jährlich bin ich auch im dortigen Biologiezentrum des Landesmuseums Linz persönlich vor Ort.

Winfried
Titel: Re: Rädertier aus Boden
Beitrag von: Klaus Henkel in Juni 11, 2013, 23:33:03 NACHMITTAGS
Lieber Herr Plewka!

Ich habe mich durch den Betreff  "Aus Boden"  irritieren lassen. Mitunter, aber nicht häufig, sind es im Edaphon ja dieselben Arten wie im Plankton. Im Allgemeinen haben aber die Rotatorien im Bodem eine dickere und stabilere Außenhaut, weil sie durch das Wühlen im Boden viel stärker beansprucht wird als diejenige der Planktonten und Aufsitzer unter Wasser. - Ich habe mich lange mit Edaphon beschäftigt. Das ist aber eine recht krümelige Angelegenheit am Mikroskop.

Der Link führt zu einem Merkblatt über das Edaphon, das ich vor 15 Jahren für eine Tagung für Mikro-Laien in Dinkelsbühl angefertig hatte.

http://www.weihenstephan.org/~fsrklauhenk/EDAPHON1.pdf

Grüße
KH