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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Stefan_O in Juni 28, 2013, 16:25:03 NACHMITTAGS

Titel: world's most powerful microscope
Beitrag von: Stefan_O in Juni 28, 2013, 16:25:03 NACHMITTAGS
Victoria University claims world's most powerful microscope

A seven tonne, 4.5m tall Scanning Transmission Electron Holography Microscopy at the University of Victoria, Canada, is claimed to be the world's highest resolution microscope.

In recent tests, researchers imaged gold atoms at 35 pm resolution – beating US-based Lawrence Berkeley National Laboratory's 49 pm record – and believe the results usher in a new era of scientific research.

http://www.microscopy-analysis.com/news/victoria-university-claims-worlds-most-powerful-microscope

Zumindest gross ist es:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/128228_3627282.jpg)

(from MinDat-Forum)
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: Bernd in Juni 28, 2013, 19:57:16 NACHMITTAGS
Hallo!

Große Elektronenmikroskope sehen anders aus! Das größte EM, das ich - auf einer Abbildung - gesehen habe, ist das Hitachi H-3000 3MV Ultra-High Voltage Electron Microscope, Höhe: 13.5 m Gewicht 140 Tonnen (http://warp.ndl.go.jp/info:ndljp/pid/286794/www.mext.go.jp/english/org/struct/image/029.jpg.

Bernd
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: Detlef Kramer in Juni 28, 2013, 20:29:19 NACHMITTAGS
Hallo,

ja, das Monstrum aus den 70ern war schon beeindruckend. Hier geht es aber um eine, um einige Dimensionen, bessere Auflösung. Und auch dazu ist anscheinend Größe erforderlich.

Freuen wir uns, dass die, für diesen Fortschritt entscheidende Technologie, in Darmstadt entwickelt wurde und in Heidelberg gefertigt wird.

Herzliche Grüße
Detlef
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: abbeköhl in Juni 28, 2013, 21:08:58 NACHMITTAGS
Hallo Stefan,

Ich habe da auch noch was...
http://www.youtube.com/watch?v=ck_qTRfZozU
Detlef, du hattest dich "so glaube ich" schon mal über das Titan geäussert, da ging es um die Entwicklung der Linsen, die müssen wohl speziell sein.

Schöni Grüess us dä Schwyz, Reto
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: Eckhard F. H. in Juni 28, 2013, 21:16:04 NACHMITTAGS
ZitatFreuen wir uns, dass die, für diesen Fortschritt entscheidende Technologie, in Darmstadt entwickelt wurde und in Heidelberg gefertigt wird.

Lieber Detlef,
mir wäre viel lieber, diese ´entscheidende Technologie´ wäre in der ´Drittwelt´ entwickelt worden und würde auch dort gefertigt.
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: Miner in Juni 28, 2013, 23:23:15 NACHMITTAGS
Also, ob so ein Monstrum wie auf dem Foto "eine neue Ära der wissenschaftlichen Forschung" einleiten wird bleibt abzuwarten. Ich erwarte nicht, dass plötzlich Tausende von Wissenschaftlern so ein Ding benutzen werden und damit die Wissenschaft revolutionieren werden.
Ole
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: the_playstation in Juni 28, 2013, 23:48:03 NACHMITTAGS
Hallo,
Auch wenn Ich die Leistung beeindruckend finde.
Kann man dadurch jetzt "mehr" sehen?
Offenbaren sich jetzt Deteils, mit denen man neue Schlüsse über den Aufbau der Dinge ziehen kann?
Oder spielen sich in diesem Bereich keine innovativen Prozesse, ... ab?

Eine andere Frage:
Inieweit wird das Ergebnis, daß man sieht, von der Betrachtung beeinflußt?
Wäre es anders, wenn man es nicht betrachtet?

Liebe Grüße Jorrit.
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: -JS- in Juni 29, 2013, 00:10:34 VORMITTAG
@Eckhard F. H. Nowack
Zitatmir wäre viel lieber, diese ´entscheidende Technologie´ wäre in der ´Drittwelt´ entwickelt worden und würde auch dort gefertigt.
Gibt es für diese Präferenz eine plausible und nachvollziehbare Begründung?
*Wirklich* gespannte Grüße
Joachim
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: abbeköhl in Juni 29, 2013, 00:11:40 VORMITTAG
Abend Jorrit,

.........Inieweit wird das Ergebnis, daß man sieht, von der Betrachtung beeinflußt?
Wäre es anders, wenn man es nicht betrachtet?

Das ist in der Tat eine sehr interessante Frage und Überlegung.  ;)
Die Frage erinnert mich daran, wie zum Teil angeblich "seriöse Wissenschafler" Verhaltensforschung an Tieren betreiben und dann behaupten, dass Verhalten der Spezies sei normal. Obwohl die äusseren Umstände(Faktoren) absolut nichts mit der eigentlichen natürlichen Umgebung der Spezies zu tun hat.

Schöni Grüess us dä Schwyz, Reto
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: Florian Stellmacher in Juni 29, 2013, 02:53:28 VORMITTAG
Hallo Reto,

diese Frage beschäftigt die Menschheit schon lange: http://www.wissen.de/thema/die-philosophie-des-deutschen-idealismus-fichte-hegel-und-schelling

Rein praktisch betrachtet hat die Art der Beobachtung natürlich Einfluss auf das Gesehene. Auch wenn wir heute eine relativ dezidierte Vorstellung von der Struktur der Dinge haben, finde ich es faszinierend, diese Dinge auch zu sehen. Als Beispiel kann man die Diatomeen anführen, deren Schalenstruktur mit der Weiterentwicklung der lichtmikroskopischen Optik immer besser aufgelöst werden konnte, wie die Schalen aber tatsächlich aussehen, hat erst das Rasterelektronenmikroskop gezeigt - aber: in einer noch stärker auflösenden Technik sähe man noch feinere Strukturen...

Viele Grüße,
Florian
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: abbeköhl in Juni 29, 2013, 04:11:13 VORMITTAG
Hallo Florian,

Vielen Dank für den Link, ich bin der Meinung der ist Spitze.  :D Super Zusammenfassung.

Der Satz bringt es auf den Punkt....
Über diese erkenntnistheoretische Fragen hinweg entsteht durch die neu gewonnene Freiheit des Menschen im Denken und Selbstverständnis jedoch auch eine moralische Verantwortung.

Nochmals Danke.

Schöni Grüess us dä Schwyz, Reto
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: the_playstation in Juni 29, 2013, 10:28:16 VORMITTAG
Das Problem, daß Ich sehe ist, daß man sich hier im Bereich der Quantenmechank bewegt.
Es mitunter auch nicht 100% klar ist, was man eigentlich sieht.
Man sieht ja nicht die Materie sondern dernen Wirkungen.
Das ist eigentlich immer der Fall.

Gerade wenn man in die atomaren und subatomaren Bereiche vorstößt,
wirkt sich auch die heisenbergsche Unschärferelation, ... aus.

Daher muß man das gesehene eigentlich immer in Frage stellen.
Das Gesehene muß interpretiert werden!

Liebe Grüße Jorrit.
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: Florian Stellmacher in Juni 29, 2013, 10:59:48 VORMITTAG
Hallo Jorrit,

klar! Wenn ich jemandem erkläre, was Fluoreszenz ist und wie man sie in der Mikroskopie nutzt, dann greife ich auf das Bohrsche Atommodell zurück. Wie das mit Orbitalen funktioniert, kann ich mir vage vorstellen, aber erklären könnte ich das so niemandem. Es ist jedoch sicherlich interessant zu sehen, wie so ein EM die Dinge abbildet - ob sie damit morphologisch erklärbar werden, ist natürlich überhaupt fraglich und sicherlich letztlich Interpretationssache.

Viele Grüße,
Florian
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: Eckhard F. H. in Juni 29, 2013, 12:48:46 NACHMITTAGS
ZitatGibt es für diese Präferenz eine plausible und nachvollziehbare Begründung?

Ei gewiß, lieber Joachim, sie springt einen täglich an: 45 Mio Menschen sind auf dem Marsch aus dem Hunger in Länder, wo vermeintlich Milch und Honig fließen. Und jene, die dort verbleiben weil sie qualifiziert sind und ihr Auskommen haben, werden von den Industrieländern zum Zwecke des Lohndumpings aktiv abgeworben.  :'(
Gruß - EFH
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: Florian Stellmacher in Juni 29, 2013, 12:55:54 NACHMITTAGS
Die Frage hatte eigentlich Joachim gestellt...
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: wilfried48 in Juni 29, 2013, 13:02:32 NACHMITTAGS
Zitat von: the_playstation in Juni 29, 2013, 10:28:16 VORMITTAG
Daher muß man das gesehene eigentlich immer in Frage stellen.
Das Gesehene muß interpretiert werden!

Hallo,
interpretiert werden muss natürlich auch jedes lichtmikroskopische Bild und das umso mehr, je komplizierter der Kontrastentstehungsmechanismus (schiefe Beleuchtung, Ph, DIC ..) ist.
Daher ist ja oft der "einfache" Absorbtionskontrast im Hellfeld so wichtig, obwohl es auch da schwierig wird, wenn man sich nahe an der Auflösungsgrenze bewegt.  Am Beispiel vieler Diatomeen kann man dies durch Vergleich mit höherauflösenden Verfahren wie z.B. REM verifizieren oder falsifizieren.

Wenn es aber um das höchstauflösende Mikroskop der Welt geht, hat man einen solchen Vergleich nicht mehr und muss daher mit der Interpretation entsprechend vorsichtig sein.

Der grosse Fortschritt in der Elektronenmikroskopie in den letzten zehn Jahren, war die Möglichkeit eine uralte Theorie von Prof. Scherzer aus Darmstadt nun endlich mechanisch, elektronisch und computertechnisch mit der notwendigen Präzision umzusetzten, sodass man nun endlich auch bei Elektronenlinsen die Linsenfehler korrigieren kann.
Deshalb braucht man jetzt solche Ungetüme aus Japan mit 3 Millionen Volt Elektronenenergie nicht mehr und kommt mit einem Zehntel davon aus und die Bilder sind auch einfacher interpretierbar, weil man keine Defokusserien mit entsprechenden Korrekturrechnungen mehr braucht.  Führend auf diesem Gebiet ist die Heidelberger Firma CEOS (Corrected Electron Optic Systems). In allen Hochleistungs Elektronenmikroskopen der führenden Firmen (FEI Philips, JEOL, Hitachi und Zeiss) steckt inzwischen dieses System. Die Firmengründer stammen aus der ehemaligen Forschungsgruppe in Darmstadt.
Bei dem 37 Picometer Rekordmikroskop, das jetzt in Kanada aufgestellt wurde handelt es sich um ein holografisches Mikroskop, also um ein Mikroskop das nicht nur die Amplitude sondern auch die Phase von an der Probe gestreuten kohärenten Elektronenwellen auswerten kann und daher eine noch bessere Bildinterpretation zulässt.
Ich möchte nicht unbescheiden sein und erwähnen, dass das Verfahren der Elektronenholografie von meinem Doktorvater Prof. Möllenstedt und seinem Schüler Prof. Lichte in Tübingen entwickelt wurde.

Leider muss man auch sagen, dass inzwischen die Lehrstühle der Forschungsgruppen in Darmstadt und Tübingen nicht wieder mit Nachfolgern auf diesem Arbeitsgebiet besetzt wurden und auch die Firma Zeiss aus dem Gebiet der Transmissionselektronenmikroskopie ausgestiegen ist, obwohl die gerade bestens dabei waren Geräte mit geringer Elektronenenergie zu entwickeln, die diese oben erwähnten Fortschritte auch auf biologische Proben anwendbar gemacht hätten.

So wird wahrscheinlich wieder mal ein technologischer Vorsprung in Deutschland leichtfertig verspielt und wir kaufen dann halt die Spitzentechnologie im Ausland so wie hier:

http://www.fz-juelich.de/portal/DE/Leistungen/WissenSchaffen/Schluesseltechnologien/Elektronenmikroskopie/einblicke-nanowelt.html?nn=930658

viele Grüsse
Wilfried
Titel: Re: world's most powerful microscope
Beitrag von: Eckhard F. H. in Juni 29, 2013, 13:05:09 NACHMITTAGS
Oh, Verzeihung, lieber Florian. Ist korrigiert. In meinem Grind wird die Luft zunehmend dünner.  :-[
Gruß - EFH