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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Johannes Kropiunig in Juli 22, 2013, 18:16:17 NACHMITTAGS

Titel: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: Johannes Kropiunig in Juli 22, 2013, 18:16:17 NACHMITTAGS
Hallo,

immer wieder wird nach Polfiltern gefragt, und auch ich habe mir die Frage gestellt, ob die Vorhandene, günstige Folie reicht, oder nicht.
Nachdem am Freitag die bei Thorns bestellten Euromex Polfilter gekommen sind, kann ich zumindest diese 2 Vergleichen.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/129712_21127068.jpg)

Zur Erklärung, auf den Bildern links befindet sich nur ein Polfilter im Tubus und die Helligkeit der LED wurde solange angepasst, bis das Histogramm, bei der Belichtungszeit von einer 1/100 Sekunde, mittig war.
Rechts wurde die Belichtungszeit auf 1 Sekunde erhöht, der 2te Polfilter auf die Leuchtfeldblende gelegt und danach bis zur maximalen Abdunklung verdreht, an der LED-Helligkeit wurde nichts verändert.

Rein von der Auslöschung liegt die Polfolie vorne, wenn nicht die vielen Kratzer wären....
Bezugsquelle der Polfolie war übrigens http://www.teleskop-austria.at.

Da dieser Vergleich recht einfach nachzuvollziehen ist, würde ich mich hier über Bilder andere Polfilter (Zeiss,Leitz, etc.) die mit dieser Methode erzeugt wurden, freuen.

Viele Grüße,
Johannes
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: peter-h in Juli 22, 2013, 20:52:28 NACHMITTAGS
Mein Beitrag dazu

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/129730_66144593.jpg)
Olympus Polfilter, Objektiv SPlan Apo 10/0,4 . Die Kamera läßt sich nicht auf 1 s einstellen, daher diese Kurzzeiten.

Grüße
Peter



Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: Johannes Kropiunig in Juli 22, 2013, 22:41:53 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

freut mich, dass du einen Beitrag spendest.
Was wäre, wenn du die Belichtungszeit in den selben Verhältnis wie bei meinen Bildern eingestellt hättest, sprich mit Polfilter 1/100 Sekunde, wäre es dann schwarz gewesen ?

Viele Grüße,
Johannes
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: peter-h in Juli 22, 2013, 23:26:18 NACHMITTAGS
Hallo Johannes,

da meine längste Bel.zeit mit dieser Kamera 1/4 s ist, habe ich das Verhältnis 1:100 wie bei Dir nun gewählt.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/129750_44451579.jpg)
Das ist mit Polfilter richtig schwarz ! Da hilft auch keine Bildbearbeitung weiter.

Gruß
Peter

Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: Johannes Kropiunig in Juli 23, 2013, 16:02:55 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

andeutungsweise kann ich auf meinen Monitor noch etwas ausmachen, mehr aber auch nicht.
Das deutet doch auf einen mächtigen Qualitätsunterschied von Olympus und Euromex Polfilter hin, das hätte ich so extrem nicht erwartet.
Danke für diesen Einblick.

Viele Grüße,
Johannes
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: Klaus Henkel in Juli 23, 2013, 16:33:13 NACHMITTAGS
Zitat von: Kropiunig Johannes in Juli 23, 2013, 16:02:55 NACHMITTAGS
andeutungsweise kann ich auf meinen Monitor noch etwas ausmachen, mehr aber auch nicht.
Das deutet doch auf einen mächtigen Qualitätsunterschied von Olympus und Euromex Polfilter hin, das hätte ich so extrem nicht erwartet.

Als Fotozubehörartikel waren ab den dreißiger Jahren Polarisationsfilter sehr beliebt. Die bedeutenden Kamerafabriken, wie Leitz (Leica), Zeiss-Ikon (Contax, Contarex, Contaflex, Contina, Contessa ...), Zeiss-Jena (Praktika etc), die auch Mikroskophersteller waren, haben niemals die Foto-Polfilter für die Mikroskopie verwendet. In der Mikroskopie waren die Anforderungen an die optische Qualität stets wesentlich höher. Heutzutage kann man - über den Daumen gepeilt - Qualitätsunterschiede geradezu voraussetzen zwischen Firmen, die hauptsächlich den Mikroskopmarkt der Amateure, Ärzte und Biologen beliefern und solchen die traditionell auch Auflicht-Mik. für die Metallurgie, Geologie, Kristallografie u. ä. oder für die Forschung bauen.
Polfilter erster Qualität kosten "einiges".

Das "nur mal so" in die Runde.

Beste Grüße von KH

Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: Stefan_O in Juli 23, 2013, 16:34:39 NACHMITTAGS
Hallo ihr Beiden,

ein Kommentar bzw Anregung zu den interessanten Versuchen. Mücke (Anleitung zur Erzmikroskopie) lässt sich auf diversen Seiten darüber aus, das die Lage des Polarisators zur Optik eine wichtige Rolle spielt. Ohne die korrekte Lage gibt es keine vollständige Auslöschung. Für eure Versuche würde das heissen, dass die Bilder mit gekreuzten Folien u.U. nicht korrekt sind.

Ich habe leider keine Idee, wie stark der von Mücke buchstäblich angeprangerte Effekt ist, oder ob dieser nur für Auflicht gültig ist. Wäre es euch möglich, dies mal zu testen? (Filter kreuzen, messen, Polarisator 20-30° drehen, Filter wieder kreuzen,...)

Wäre wirklich nett!

Gruss,
Stefan
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: peter-h in Juli 23, 2013, 17:20:33 NACHMITTAGS
Es mag ja sein, dass ein solcher Versuch ganz nett ist, aber was bringt es? Gute Polfilter kosten richtig Geld, wie schon Herr Henkel geschrieben hat. Wenn ich nun an meinem Polarisator noch eine Winkelskala (mit Nonius) anbringen würde und das Licht nicht über eine Kamera, sondern über eine ausgewählte Fotodiode messen würde, dann wäre das erst der Anfang einer Meßreihe.
Warum ?
Leider ist die Auslöschung auch Wellenlängen abhängig !
http://www.sonnen-filter.de/Filter-1/Pol-var-log.gif

Und nun müßte man (ich mache es nicht) für X Firmen und Y Händlerangebote für Z Wellenlängen den Intensitätsverlauf in Abhängigkeit des Winkels aufnehmen. Ein sehr schönes Schulprojekt für die langweilige Ferienzeit  ;D
Vielleicht habe ich bei dieser Hitze noch einige Parameter vergessen. Ganz sicher geht auch das Objektiv mit ein denn es muß spannungsfrei sein. Also noch Objektivreihen durchforsten. Hoffentlich reichen die Ferien.

Gut Meß
Peter
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: Stefan_O in Juli 23, 2013, 17:46:17 NACHMITTAGS
ZitatVielleicht habe ich bei dieser Hitze noch einige Parameter vergessen.
Gute Umgangsformen, z.B.. Es wäre eine einzige Messung mehr gewesen, was kaum ein Grund zum Poltern ist.

Ich habe nochmal nachgelesen, der Punkt bezieht sich auf die Stellung des Polarisators zum Plättchen bzw Prisma, gilt also nur für Auflicht und hat sich damit erledigt. Nicht für ungut.

Gruss,
Stefan
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: Johannes Kropiunig in Juli 23, 2013, 19:10:51 NACHMITTAGS
Hallo,

mein Anliegen mit diesem Beitrag war auch keine wissenschaftliche Testreihe, sondern bloß eine kleine Kaufentscheidungshilfe für Hobby-Tümpler.
Professionisten die Polmikroskopie betreiben wollen, kaufen sowieso z.B. kaum einen Polfilter von Euromex.
Die 3 Bilder zeigen immerhin schon, dass sich ein tieferer Griff in die Tasche bezahlt machen würde, und das ist doch auch schon etwas.  ;)

Viele Grüße,
Johannes

 
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: JB in Juli 23, 2013, 20:47:02 NACHMITTAGS
Zitat von: peter-h in Juli 23, 2013, 17:20:33 NACHMITTAGS
Leider ist die Auslöschung auch Wellenlängen abhängig !
http://www.sonnen-filter.de/Filter-1/Pol-var-log.gif
Und nun müßte man (ich mache es nicht) für X Firmen und Y Händlerangebote für Z Wellenlängen den Intensitätsverlauf in Abhängigkeit des Winkels aufnehmen.

Hallo Peter,

Die Messreihen sind gar nicht noetig. Alle ueblichen Mikroskop-Polfilter sind letztlich "Polaroid"-Folien (und deren Nachfolgeprodukte), zwischen Glas geklebt.

Deren Transmissionsspektren kann man hier finden: http://www.knightoptical.com/php/documents.php?phpMyAdmin=1a57bb4a6a63eb9a79f08a683448d854&phpMyAdmin=01a8bb9c2b1c247cd5ef2d6209dff11c&phpMyAdmin=MC80NOFfGanDy1cQBQsOXsTr0de
Klicken Sie auf den Ordner "Polarisers", dann auf "3M Sheet Polarisers"; in den PDFs finden Sie die Spektren.

Uebliche Pol-Mikroskope haben einen Extinktionsfaktor um 1000 ( http://books.google.co.uk/books?id=14_4OxSxlpYC&lpg=PA122&ots=rUpM0trbWo&dq=polarisation%20microscope%20extinction%20factor&pg=PA120#v=onepage&q=polarisation%20microscope%20extinction%20factor&f=false ); das ist fuer die Folien kein Problem, HN22 hat einen Faktor von 1:10.000.

Da macht sich zuerst die depolarisierende Wirkung der Mikroskopoptik bemerkbar. Wenn Sie vergleichen sollten die Objektive die gleiche Apertur und die Kondensoren die gleiche Aperturblendenoeffnung haben.

Der Euromex-Filter hat einen schoenen "blue leak"; das blaue/violette Licht kommt besser durch weil der gewaehlte Filter im diesem Wellenlaengenbereich schlechter polarisiert. Ein verbreitetes Problem; beim Zeiss-DIC (alt) wird der hellblaue Hintergrund andererseits sehr gemocht.

Beste Gruesse,

Jon

P.S.: Aus den Spektren wird auch deutlich warum einfache Foto-Polfilter sich anders verhalten als Mikroskop-Polfilter. Die Fotofilter sollten eine relativ hohe Transmission behalten; da kann man sich auch mit einem Extinktionsfaktor von 1:1000 zufrieden geben.
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: Gerd Schmahl in Juli 23, 2013, 23:17:04 NACHMITTAGS
Hallo Jon,

ZitatDie Messreihen sind gar nicht noetig. Alle ueblichen Mikroskop-Polfilter sind letztlich "Polaroid"-Folien (und deren Nachfolgeprodukte), zwischen Glas geklebt.

Werden denn gar keine echten NICOLS mehr gefertigt. Ich dachte, dass die in "richtigen" Polarisationsmikroskopen schon noch angewendet werden und diese Pol-Filter aus zwei verklebten Kalkspatkeilen sind natürlich sehr viel teurer in der Herstellung. Ich dachte immer, dass der enorme Preisunterschied sich darauf bezieht.

Grüße
Gerd
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: TPL in Juli 23, 2013, 23:35:28 NACHMITTAGS
Zitat von: plaenerdd in Juli 23, 2013, 23:17:04 NACHMITTAGSWerden denn gar keine echten NICOLS mehr gefertigt. Ich dachte, dass die in "richtigen" Polarisationsmikroskopen schon noch angewendet werden und diese Pol-Filter aus zwei verklebten Kalkspatkeilen sind natürlich sehr viel teurer in der Herstellung. Ich dachte immer, dass der enorme Preisunterschied sich darauf bezieht.

Hallo Gerd,
Nicol'sche Prismen ("Nicols") werden vielleicht noch gefertigt, aber auch in der Mikroskopie schon seit fast 100 Jahren kaum noch verwendet. Mindestens seit den 1920er Jahren werden die Prismen nach Ahrens genutzt, die durch ihren Aufbau bei gleichem Querschnitt die Verwendung kleinerer (und deshalb günstigerer) Kalkspatprismen erforderten. Umso lustiger, dass sich in Geologen- und Mineralogenkreisen die "gekreuzten Nicols" so lange gehalten haben :).

Folien-Polarisatoren sind diesen Prismen etwa seit der frühen Nachkriegszeit von ihren optischen Eigenschaften ebenbürtig, wesentlich günstiger und wurden nur bei speziellen Aufbauten durch Polarisationsprismen ersetzt (z.B. bei intensiver/heißer Beleuchtung). Es gibt noch ein paar weitere Spezialanwendungen für Pol-Prismen, aber mit denen kennt sich Olaf viel besser aus.

Grüße, Thomas
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: JB in Juli 24, 2013, 00:49:35 VORMITTAG
Zitat von: plaenerdd in Juli 23, 2013, 23:17:04 NACHMITTAGS
Ich dachte immer, dass der enorme Preisunterschied sich darauf bezieht.

Hi Gerd,

Die eigentliche Folie ist recht preiswert (wie Thomas oben schon schreibt). Meiner Meinung nach beruht der hoehere Preis auf der weiteren Verarbeitung. Folgende Merkmale wuerde man erwarten:

- hochwertige Folie; hohe Extinktion; farbneutral; UV und NIR-bestaendig
- glatte Verklebung
- wasserdichte Versiegelung (Pol-Folie ist feuchtigkeitsempfindlich)
- verklebt mit optischem Glas
- beidseitig plangeschliffen
- Antireflektionsbeschichtung
- exakte Ausrichtung der Pol-Achse

Das alles macht die Filter teuer. Zeiss baut dann noch eine Delaminationsautomatik ein; das kostet extra.

Beste Gruesse,

Jon



"You cannot eat love, nor buy a horse with it, nor warm your halls on a cold night."

Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: olaf.med in Juli 24, 2013, 09:44:51 VORMITTAG
Lieber Gerd,

Thomas hat schon recht, echte Nicolsche Prismen wurden schon lange durch andere Bauformen ersetzt. Ziel aller Bestrebungen war immer möglichst Material-sparend zu arbeiten und trotzdem perfekte Polarisation zu erzeugen, da Calcit in der erforderlichen optischen Qualität (Einschluß-frei, wasserklar, unverzwillingt etc.) extrem selten ist. Da außerdem die Verarbeitung, vor allem die Politur der End- und Trennflächen, sehr problematisch ist, war der Preis für Prismenpolarisatoren immer hoch. Ein einfaches Prisma mit nur 5 mm Kantenlänge der Endfläche kostet heute schon ca. € 500,-; der Preis für ein gutes Ahrensprisma in der für einen Mikroskop-Polarisator erforderlichen Größe übersteigt leicht den Wert des gesamten übrigen Stativs.

Das Original Nicol hat Endflächen, die nicht senkrecht zur Beobachtungsrichtung stehen, daher gibt es erhebliche Bildfehler beim Einschalten eines solchen Elements. Besser, und daher schon früh besonders abbildungsseitig als Analysator eingesetzt, ist das Glan-Thompson Prisma und die Königsklasse ist das Ahrens Prisma, das aus drei Einzelprismen zusammengesetzt ist und bei kleinsten Materialverbrauch den größten Polarisationswinkel erzeugt.

Richtig große Polarisationsprismen sind so selten, daß sie bereits um 1900 in der einschlägigen Fachliteratur einzeln erwähnt wurden. In diesem Bauteil einer optischen Bank der Fa. Newton, London "Optician to the Queen" für die Demonstration von Polarisationseffekten (auch Polariskop genannt), steckt ein Nicolsches Prisma von 16 x 5 cm. Weltweit gabe es sicher weniger als ein Dutzend solcher Giganten.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/129851_37185811.jpg)

Vorteile der Kristallpolarisatoren sind:

...wenn, ja wenn nur der Preis nicht wäre...

Für Routineuntersuchungen im sichtbaren Licht genügen Polarisationsfolien allen Anforderungen.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: Werner in Juli 24, 2013, 10:00:20 VORMITTAG
... Nicolsche Prismen werden meines Wissens nicht mehr gefertigt, wohl aber Glan-Thompson-Prismen, weil diese geradsichtig sind.
Hauptverwendung finden sie in automatischen Polarimetern, Kantenlänge meist um 8mm. Hier wird aber grundsätzlich mit Parallelstrahlen gearbeitet, weil das Licht durch die 10 oder 20 cm langen Meßküvetten durch muß.
Die Auslöschung ist sehr hoch, besser als 1:100000, damit die Drehwinkel bis auf 0,0001 Winkelgrad (!) genau gemessen werden können.
Solch ein Prisma ist sehr gut zum Test von Polarisationsfolien auf Güte und Homogenität geeignet.
Als Bezugsquelle dafür können alte Polarimeter dienen, die oft gebraucht angeboten werden.
Manchmal werden sie als "Mikroskop" angepriesen, weil man halt durchgucken kann...

Interessanterweise wurden Polarisationsfolien vor etlichen Jahren von Erwin Käsemann in meinem Heimatort Oberaudorf hergestellt.
Herr Käsemann hatte dann alles an (ich glaube) Schneider Kreuznach verkauft, weil er endlich in Rente wollte.

Gruß   -   Werner
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: hinrich husemann in Juli 24, 2013, 12:49:50 NACHMITTAGS
Hallo,
nur noch zur allgemeinen "Visualisierung" der oft als "Mikroskop" verkannten alten Polarimeter - hier eines von ZEISS Jena (leider fehlen der Beleuchtungs-Spiegel und die röhrenförmige 10cm-Küvette).

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/129861_33697745.jpg) (http://s641.photobucket.com/user/clapeyron/media/polarimeter_zpsf3fb813f.jpg.html)

Polarisationsebenedrehende zuckersüsse Mikrogrüsse
H. Husemann
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: olaf.med in Juli 24, 2013, 14:21:38 NACHMITTAGS
... und hier noch ein schönes Polarimeter - nicht nur zum reinpinkeln, sondern für alle Arten der Untersuchung an Flüssigkeiten und Festkörpern.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures008/530Polarimeter%202.jpg)


Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: hinrich husemann in Juli 24, 2013, 15:08:30 NACHMITTAGS
Wieder ein historisch-optischer Genuss! Messing vom Feinsten! Baujahr bekannt?
Danke fürs Zeigen!
Freundliche Mikrogrüsse
H. Husemann
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: peter-h in Juli 24, 2013, 18:39:48 NACHMITTAGS
Herrliche Geräte !

Nun breche ich doch mein Versprechen keine Meßreihen zu veranstalten. Aber die Anzahl der Firmen und Objektive ist begrenzt.
Die Polfilter stammen von Olympus BH2 Reihe. Als Kondensor ein Zeiss 465267 mit Kappe 465265 für NA 0,63 , für die Polarisation geeignet - rote Beschriftung.
Beleuchtung mit weisser LED und einigen Filtern. 2 sehr unterschiedliche Objektive, wobei das Nikon als Polobjektiv bezeichnet ist. Analysator Olympus.  Empfänger eine Hamamatsu Fotodiode , linear über 6 Dekaden mit entspr. Verstärkermodul.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/129873_28424043.jpg)

Und nun bestätigt sich das, was ich einige Berichte vorher geschrieben habe. Geht es nur um die "Güte" der Polelemente, so wäre nun eine Messung am Spektralfotometer sinnvoll.
Dass das Nikon Objektiv trotz der angeblichen Spannungsfreiheit so schlechte Werte liefert deutet auf einen Schaden hin. Eine andere Erklärung habe ich nun nicht.

Polarisierende Grüße
Peter
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: olaf.med in Juli 25, 2013, 15:14:00 NACHMITTAGS
Lieber Herr Husemann,

bei dem Gerät handelt es sich um das "Flaggschiff" der Fa. Schmidt & Haensch in Berlin, die auf dem Sektor des Polarimeter-Baus weltführend war. Es stammt aus der Zeit um 1890-1900 und heißt Landoltscher Apparat - ja, nach dem von Landolt-Börnstein.

Als Besonderheit verfügt es über einen sog. dreiteiligen Halbschattenpolarisator, d.h. nicht nur ein einzelnes Pol-Prisma, sondern ein Bauelement von 3 Polarisationsprismen die um einen kleinen definierten Winkel zueinader verkippt sind. Die Bauart sieht man hier:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures008/520Landolt_zps88bab349.jpg)

Das Prinzip der Halbschattenpolarisatoren ist ganz einfach: kein Auge kann zwischen "ganztiefdunkelschwarz" und "tiefdunkelschwarz" unterscheiden, aber nebeneinander liegende Grautöne kann man extrem gut auf gleiche Farbe und Intensität abschätzen. Die Halbschattenpolarisatoren erzeugen graue, geteilte Gesichtsfelder die man perfekt auf gleiche Töne justieren kann. Wenn man dann ein doppelbrechendes Medium einschaltet, dessen beide Schwingungsrichtungen nicht absolut symmetrisch zu denen der Polarisatoren liegen, werden die unterschiedlichen Felder des Halbschattenpolarisators unterschiedlich gefärbt. Dies ist die allerhöchste Schule der Polarisationsoptik und so kann man allergrößte Genauigkeit bei der Einstellung von Auslöschungsstellungen erzielen!

Details findet man in der Monographie von Landolt (1879): "Das optische Drehungsvermögen...", Viehweg & Sohn, Braunschweig.

Herzliche Grüße,

Olaf

PS: Gerade finde ich beim Schmökern im Landolt noch ein Kapitel in dem er sich mit dem Einfluß des Erdmagnetismus auf das optische Drehungsvermögen auseinandersetzt. Kaum glaublich, aber es ist wohl tatsächlich so, dass bei dieser Meßgenauigkeit selbst solche Dinege brücksichtigt werden müssen!
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: hinrich husemann in Juli 25, 2013, 15:33:14 NACHMITTAGS
Lieber Herr Medenbach,
vielen Dank für die Beschreibung der Historie und der interessanten Funktionsweise dieses wunderschönen Polarimeters. Als Halbschatten-Methode bei Polarimetern war mir nur die etwas einfachere nach Lippich bekannt. Diese arbeitet m. E. zwar nach dem gleichen Grundprinzip, aber nur mit einem, halbseitig wirkenden Hilfsnikol und mit einer mittigen einfachen Teilung des Gesichtsfeldes.

Freundlich polarisierte Mikrogrüße
H. Husemann
Titel: Re: Polfilter, ein Auslöschungsvergleich
Beitrag von: olaf.med in Juli 25, 2013, 18:30:53 NACHMITTAGS
Lieber Herr Husemann,

die meisten Halbschatteneinrichtungen haben ein zweigeteiltes Feld (Nakamura, Jellet, Calderon, Soleil, die von Ihnen erwähnte nach Lippich etc., etc.) und dies ist sicher auch für fast alle Messungen völlig ausreichend. Manchmal hat man das Gefühl, dass zur Blütezeit der Kristalloptik und Kristallpräparation aus Freude, Stolz, Ehrgeiz oder anderen hohen Beweggründen alles gemacht wurde, was technisch möglich war, auch wenn man nach heutiger Sicht manchmal über das Ziel hinausschoß. So ist es wohl auch bei den sehr komplexen Halbschatteneinrichtungen.

Mit herzlichen Grüßen aus dem Vollschatten bei 35°C,

Olaf