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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Manfred Ulitzka in November 10, 2013, 15:35:30 NACHMITTAGS

Titel: Erstes Thrips-Foto im Bernstein mit Nikon M Plan
Beitrag von: Manfred Ulitzka in November 10, 2013, 15:35:30 NACHMITTAGS
Hallo,

ich möchte Euch hier ein erstes Foto eines fossilen Fransenflüglers in Bernstein posten, das ich mit meinem Nikon M Plan 20 0,4 ELWD 2010/0 gemacht habe. Das Tier ist ein Weibchen der Gattung Archankothrips (erkennbar am Dorn an der U-Seite des zweiten Antennalsegments). Die Art ist nicht zuzuordnen, da das Tier lateral liegt und ich die Borsten am Prothorax nicht sehen kann. Der Winzling ist ohne Fühler 1,2 mm lang.

Hat wohl ziemlich gezappelt, als er vor 40 Mio. Jahren in das Harz flog, deshalb sind einige Risse und Verwerfungen vorhanden.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/137857_6662690.jpg)
Archankothrips spec. weiblich. In Baltischem Bernstein (Eozän, ca. 40 Mio Jahre alt) aus Litauen.

Kurz zur Technik:

Das Foto habe ich von rechts oben durch eine Papierhülse geblitzt. Unter dem Objektträger lag weißes Papier. Stack mit Helicon-Focus aus 37 Bildern.

Zur Präparation:
Der Bernstein wird auf ein dünnes Scheibchen von knapp 1mm Dicke von Hand gesägt bzw. zurechtgeschliffen und poliert. Das Steinscheibchen wird dann in XOR-Harz eingegossen, die Formen dazu mache ich selbst aus Kopierfolien, die ich zurechtfalte. Nach dem Härten wird der Rohling auf Objektträger-Größe und -Dicke geschliffen und wieder poliert. Die Methode macht zum einen den Umgang mit den winzigen Fossilien leichter, aber den Bernstein auch haltbar. Da meist der Bernstein beim Polieren wieder mit angeschliffen wird, wird der gesamte fertige Objektträger in einen speziellen Lack, der sich für die Konservierung von Bernstein seit langem bewährt hat, getaucht (Acrüdur, Fa. Adolf Rügg GmbH). Dies passiert unter einer Glasglocke und dadurch staubfrei.

Hier ein Foto eines fertigen "Objektträgers":

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/137857_45192960.jpg)

Die Methode bietet den Vorteil, dass ich die Tiere auch gut von unten betrachten kann. Oft brauche ich zur Bestimmung Merkmale auf der U-Seite.

Im Gegensatz zu Dipteren scheinen Thysanopteren im Harz sich noch viel bewegt zu haben. Leider haben fast alle Fossilien kleine Verwerfungen und man sieht selten das ganze Tier. Dennoch sind sie oft sogar bis zur Art bestimmbar.
Ich habe inzwischen eine schöne kleine Sammlung solcher Fossil-Präparate beisammen.

Über Anmerkungen zu dem Foto freue ich mich!

Beste Grüße

Manfred.

Titel: Re: Erstes Thrips-Foto im Bernstein mit Nikon M Plan
Beitrag von: Winfried Todt in November 10, 2013, 17:13:19 NACHMITTAGS
Hallo Manfred,

eine sehr schöne Aufnahme, und die kurze Beschreibung wie Du den Bernstein bearbeitet hast ist gelungen.
Wie, und mit welcher Säge, kann man Bernstein händisch in Scheiben von 1mm Dicke schneiden?
Da machst Du ja den Edelsteinschleifern Konkurrenz.

Herzliche Grüße
Winfried
Titel: Re: Erstes Thrips-Foto im Bernstein mit Nikon M Plan
Beitrag von: Manfred Ulitzka in November 10, 2013, 17:43:19 NACHMITTAGS
Hallo Winfried,

ich verwende zum Sägen ein feines Sägeblatt einer Metallsäge, das ich vorher mit ein paar tropfen Waffenöl öle. Bernstein ist sehr weich. Ich schaffe es natürlich nicht eine 1mm Scheibe abzusägen, aber 2mm sind möglich. Der Rest wird dann geschliffen; zunächst mit Körnung 240 trocken. Zum Polieren: Nassschleifpapier Körnung 400, 1000, 2000, 5000. Zum Schluss mit Zahnpasta aufpolieren. Der Schleifvorgang gilt für Stein und das XOR-Harz.

Ist genausoviel Arbeit, wie es sich anhört  ;) .

Herzliche Grüße

Manfred.
Titel: Re: Erstes Thrips-Foto im Bernstein mit Nikon M Plan
Beitrag von: HDD in November 10, 2013, 18:25:04 NACHMITTAGS
Hallo Herr Ulitzka

Als ambitionierter Insektenfotograf gratuliere ich Ihnen zu dieser hervorragenden Arbeit.
Was in dieser vorbereitenden Präparation für eine Arbeit steckt, kann ich mir lebhaft vorstellen.

Danke fürs Zeigen.

Viele Grüße

Horst-Dieter
Titel: Re: Erstes Thrips-Foto im Bernstein mit Nikon M Plan
Beitrag von: Rawfoto in November 10, 2013, 18:38:35 NACHMITTAGS
Hallo Manfred

Super, das ist ja schon ein tolles Ergebnis ... ==> Gratulation dazu :-)

Danke auch für die Beschreibung wie Du es gemacht hast ...

Das mit dem Schneiden von 1mm Scheiben geht schon, da gibt es mehrere Möglichkeiten:

*) Du klebst das zu sägende Stückchen einfach auf einen Objektträger und schneidest wie bei einem Dünnschliff von Gestein (z. B. mit UV-Kleber) mit einem 0,6 oder 0,3 mm Trennscheibenblatt. Die Zustellung auf die Dicke kann man mit einer Mikrometerschraube machen ...

*) Du klebst das Objekt wie einen zu schleifenden Schmuckstein und schneidest zwei Schnitte ==> Voraussetzung Du hat ca. 2 mm Platz bis zum hinteren Schnitt ...

Bitte zeig uns mehr von derartigen Fotos, das würde mich wirklich interessieren ...

Liebe Grüße

Gerhard
Titel: Re: Erstes Thrips-Foto im Bernstein mit Nikon M Plan
Beitrag von: Manfred Ulitzka in November 10, 2013, 19:39:05 NACHMITTAGS
Danke für Euer Lob  ;D

@Gerhard: Ich säge ja ganz von Hand. Ich müsste mir mal so 'nen Dremel besorgen. Ich denke das würde das Leben erleichtern!

Ich klebe den Stein mit Acrifix (Evonik Industries) auf, das ist so ein UV-härtender Kleber, und säge dann mit meiner Metallsäge.

Reste der Steine schleife ich glatt und "verschachere" sie wieder, da mich ja nur der Thrips interessiert und oftmals noch andere Insekten eingeschlossen sind. Polieren kann man angeblich auch mit einem japanischen 10.000er Wasser-Schleifstein, mit dem normalerweise Rasiermesser ihren letzten Schliff erhalten. Hab ich aber noch nicht ausprobiert, da Zahnpasta billiger ist!

Sobald ich wieder Fotos habe, werde ich sie posten!

Viele Grüße

Manfred.