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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Manfred Ulitzka in Dezember 03, 2013, 18:15:52 NACHMITTAGS

Titel: Thrips aus der Kreidezeit
Beitrag von: Manfred Ulitzka in Dezember 03, 2013, 18:15:52 NACHMITTAGS
Hallo alle!

Der erste Thrips aus der Kreidezeit ist präpariert! Es ist nicht mein bestes Exemplar; ich wollte erst mal probieren, wie sich der Bernstein schleifen lässt, da er viel spröder und brüchiger ist als Baltischer Bernstein.
Fundort ist Neuse River, Goldsboro, North Carolina, USA. Die Fundstelle ist relativ unbekannt und geht zurück auf das Campanium (Oberkreide), 83.6 bis 72.1 Mio Jahre alt.

Ein Paper, das etwas Aufschluss darüber gibt findet sich hier: http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&ved=0CDoQFjAB&url=http%3A%2F%2Fessential.metapress.com%2Fcontent%2F019q8l53nm498427%2Ffulltext.pdf&ei=PwueUt3UKorGtQattYCYCg&usg=AFQjCNHO2vF8hAa_YYrwaC4F-WjgdSr7yQ&sig2=Y7KI3qQ_WhGwEoSMrwc0ng&bvm=bv.57155469,d.Yms.
Victor Krynicki - der Verfasser dieser Publikation - ist auch der Finder dieser Fransenflügler-Inkluse. Insgesamt gibt es meines Wissens bisher drei Thysanopteren-Inklusen von dieser Fundstelle. Das Tier lässt sich eindeutig der Familie Thripidae zuordnen. Mehr lässt sich jedoch (vorerst) nicht sagen, da vor allem Kopf und Prothorax stark mit Bläschen überdeckt sind.
Ich habe ein weiteres Exemplar, welches in völlig glasklaren Bernstein ist  ;D . Wird, nachdem die Sache mit dem Schleifen nun gutging, demnächst präpariert. Ob es allerdings dieselbe Art ist lässt sich noch nicht sagen.

Faszinierend finde ich dennoch den Erhaltungszustand, da selbst nach rund 70 bis 80 Mio Jahren jede Borste sichtbar ist!

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/139475_38783181.jpg)
Tripidae (Genus und Species bisher unbekannt / unbeschrieben?), weiblich, in Bernstein aus dem Campanium (Oberkreide, 83.6 bis 72.1 Mio Jahre alt). Körperlänge (ohne Fühler): 0,53 mm (!).

Zur Aufnahme:

Objektiv: Nikon M-Plan 20. Auf dem Mikroskop hatte ich noch ein Balgengerät mit Vollauszug und zwei Zwischenringe montiert um die Vergrößerung des Winzlings hinzukriegen.
Beleuchtung: 2 Blitze Nikon Speedlight SB-800 mit 1/128 Leistung durch eine Papierhülse als Diffusor  +  schwaches Durchlicht ebenfalls durch Papier als Diffusor. Zahlreiche kleinste Risse im Bernstein erforderten viele Versuche bis die Ausleuchtung brauchbar und frei von Spiegelungen war >:( - Nervig!!!
Stack aus 44 Aufnahmen in Helicon Focus.

Ich grüße Euch herzlich!

Manfred.


Titel: Re: Thrips aus der Kreidezeit
Beitrag von: koestlfr in Dezember 03, 2013, 18:25:25 NACHMITTAGS
Hallo Manfred!

Um in der Sprache meiner Söhne zu sprechen: GEIL!

Sag, ist das Tier nicht im Querformat hübscher?

Liebe Grüße
Franz
Titel: Re: Thrips aus der Kreidezeit
Beitrag von: TPL in Dezember 03, 2013, 18:28:41 NACHMITTAGS
...mag ich!

Kretazische Grüße, Thomas
Titel: Re: Thrips aus der Kreidezeit
Beitrag von: Manfred Ulitzka in Dezember 03, 2013, 18:36:55 NACHMITTAGS
Hallo Franz,

ich war mir nicht sicher ??? . Ich hatte es zunächst quer, hab es dann gedreht. Vielleicht hast Du recht!?

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/139479_51019318.jpg)

Was sagen denn @lle anderen??

Grüße

Manfred.
Titel: Re: Thrips aus der Kreidezeit
Beitrag von: liftboy in Dezember 03, 2013, 19:12:46 NACHMITTAGS
Hallo Manfred,

alle Anderen sind sprachlos......
Saaagenhaft!

Grüße
Wolfgang
Titel: Re: Thrips aus der Kreidezeit
Beitrag von: Dünnschliffbohrer in Dezember 03, 2013, 20:26:16 NACHMITTAGS
Hallo Manfred,

sehr interessant die Tierchen, die du uns zeigst. Ich möchte demnächst auch mal einen Fransenflügler hier zeigen, leider nicht fossil, aber in Polyvinyllactophenol eingebettet, was sehr einfach zu bewerkstelligen war. Ich muss das Präparat aber erst mal irgendwann suchen...
Mir kam beim ansehen deiner Bilder gerade der Gedanke: wäre evtl. ein Universaldrehtisch, wie ihn die Mineralogen benutzten, nicht geeignet um deine Tierchen aus anderen Richtungen anzusehen, z.b. um Merkmale der Körperseiten bei dorsolateraler Einbettung zu untersuchen? Hat bestimmt noch niemand ausprobiert, weil die U-tische ja so selten und teuer sind und nicht mehr hergestellt werden, aber vieleicht würde es trotz des nicht optimalen Brechungsindex gehen? Oder ist es nicht notwendig, weil die doch meist irgendwie schräg verdreht eingebettet sind, und man daher doch alles interessante sieht?

Viele Grüße, Dünnschliffbohrer
Titel: Re: Thrips aus der Kreidezeit
Beitrag von: Manfred Ulitzka in Dezember 03, 2013, 20:33:51 NACHMITTAGS
Hallo Dünnschliffbohrer,

das geht nicht. Meine Thripse sind ja in hauchdünnen Bernsteinscheibchen und diese sind in Kunstharz eingebettet. Das ganze sieht aus wie ein Objektträger. Ich habe das schon mal gepostet:

Der Bernstein wird auf ein dünnes Scheibchen von knapp 1mm Dicke von Hand gesägt bzw. zurechtgeschliffen und poliert. Das Steinscheibchen wird dann in XOR-Harz eingegossen, die Formen dazu mache ich selbst aus Kopierfolien, die ich zurechtfalte. Nach dem Härten wird der Rohling auf Objektträger-Größe und -Dicke geschliffen und wieder poliert. Die Methode macht zum einen den Umgang mit den winzigen Fossilien leichter, aber den Bernstein auch haltbar. Da meist der Bernstein beim Polieren wieder mit angeschliffen wird, wird der gesamte fertige Objektträger in einen speziellen Lack, der sich für die Konservierung von Bernstein seit langem bewährt hat, getaucht (Acrüdur, Fa. Adolf Rügg GmbH). Dies passiert unter einer Glasglocke und dadurch staubfrei.

Hier ein Foto eines fertigen "Objektträgers":
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/139490_8666604.jpg)

Es wäre vielleicht eine gute Methode, wenn man die "Rundumbetrachtung" braucht. Für die Thripse sehe ich aber die Notwendigkeit nicht unbedingt.
Herzliche Grüße

Manfred.

Titel: Re: Thrips aus der Kreidezeit
Beitrag von: Dünnschliffbohrer in Dezember 03, 2013, 21:52:06 NACHMITTAGS
Ja, Manfred, ob du es wirklich brauchst, da war ich mir ja selbst nicht sicher. Dünnschliffe von richtigen Gesteinen sind ja sonst auch nicht so viel anders. Aber sonst wäre es meiner Meinung nach mal ein Versuch wert. Ich hatte jedoch übersehen: die Präparate müssten dafür natürlich im Giessener Format sein, nicht auf den üblichen Objektträgern. - Dsb.
Titel: Re: Thrips aus der Kreidezeit
Beitrag von: Manfred Ulitzka in Dezember 03, 2013, 21:56:32 NACHMITTAGS
Hallo Dünnschliffbohrer,

ich kenne mich mit den Dünnschliffen gar nicht aus. Ich muss jetzt erst mal googeln, was ein Universaldrehtisch ist und was der genau macht  ???.

Ich melde mich wieder!

Herzliche Grüße

Manfred.
Titel: Re: Thrips aus der Kreidezeit
Beitrag von: Manfred Ulitzka in Dezember 03, 2013, 22:02:09 NACHMITTAGS
Hallo Dünnschliffbohrer,

... ok gefunden
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16171.0

Na ja, das müsste man mal probieren. Aber man schaut ja dann schräg auf die plane Fläche unter der sich die Inkluse befindet. Der Brechungsindex von Bernstein ist ja nicht ganz ohne. Ob das geht ? keine Ahnung!

Und das "Ding" sieht teuer aus!

Herzliche Grüße

Manfred.
Titel: Re: Thrips aus der Kreidezeit
Beitrag von: TPL in Dezember 03, 2013, 23:19:21 NACHMITTAGS
Hallo Manfred,

das ginge. Aber es bleibt natürlich die Frage, was es bringt.

Integraler Bestandteil eines Universaldrehtischs (U-Tisch) sind je zwei gläserne Halbkugeln mit entsprechenden Brechungsindizes. Mit Bernstein kenne ich mich nicht aus, aber gerade lese ich, dass er mit 1,54 sehr schön im Bereich dessen liegt, was man auch mit den üblichen U-Tisch-Halbkugeln abdeckt. Auch das Format wäre nicht unbedingt ein Problem: die zuletzt von mehreren Firmen gebauten U-Tische erlauben auch größere Formate (bloß nicht mit den dazu angebotenen Objektführern). Aber da Du ja keine kristallographische Messeinrichtung brauchst, sondern eher eine einfache Eulersche Montage (ohne Wright'sche Bügel, etc. pp.), könnte man sich bei der Auswahl auf die Schlichtesten dieser mechanischen Wunderwerke beschränken: Zweikreisige U-Tische. Die gab es durchaus...

Der Haken bleibt der Preis, bzw. dessen Verhältnis zum Nutzen. Das kann ich nicht beurteilen. Aber bei Interesse können wir das gern vertiefen...

Weiterhin schwer begeisterte Grüße
Thomas
Titel: Re: Thrips aus der Kreidezeit
Beitrag von: Rawfoto in Dezember 04, 2013, 19:15:14 NACHMITTAGS
HAllo Manfred

Super - im Sinne der Komposition würde ich in Richtung des  Uhrzeigers 2 - 3 Grad Rotation versuchen (von Querformat) ...

Liebe Grüße

Gerhard